Ehem. Gasthaus „Zum Löwen“
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Lampertsgasse |
Hausnummer: | 3 |
Postleitzahl: | 74889 |
Stadt-Teilort: | Sinsheim-Hilsbach |
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Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Kreis: | Rhein-Neckar-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8226085015 |
Flurstücknummer: | 232 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
ehem. Wohnhaus, Lampertsgasse 6 (74889 Sinsheim-Hilsbach)
Bauphasen
Das ehemalige Gasthaus „Zum Löwen“ wurde 1722 (d) vermutlich auf dem Kellerfundament eines Vorgängerbaus errichtet. Der Kellerzugang erfolgte ursprünglich von der Ostseite her. Der heutige Zugang wurde erst nachträglich in die Nordseite des Tonnengewölbes gebrochen. Die ehemalige Wirtschaft „Zum Löwen“ wurde erstmals 1699 mit einer Schildgerechtigkeit erwähnt; für Hilsbach die erste bekannte Nennung dieser Art.
Im südöstlichen Raum des Erdgeschosses befand sich eine beheitzte Gaststube, der sich westlich ein Nebenraum anschloß. Der nordwestliche Raum enthielt die Küche. Die charakteristische Stuben-Kammer-Kombination in der südlichen Zone des Obergeschosses dürfte dem Wohnen der Wirtsfamilie vorbehalten gewesen sein. Ob der direkt von der Kammer aus zugängliche Laubengang zu einem Abtritt führte, muss offenbleiben, wofür zwar die sonst nicht erklärbare Anlage spricht, jedoch keine diesbezüglichen Befunde festgestellt werden konnten.
Nicht eindeutig zu klären war die ursprüngliche Funktion des nordwestlichen Raumes im Obergeschoss. Er könnte wie die übrigen Räume als Gastzimmer gedient haben.
Im 19. Jahrhundert wurde im Südwesten das Erdgeschoss des Anbaus in die südliche Zone hineingerückt und in der nördlichen wurde die Wand zwischen Treppenhaus und östlichem Raum nach Westen bis an den Treppenlauf herangeschoben. Lediglich zwischenzeitlich fehlte die Trennwand zwischen den beiden Räumen in der südlichen Zone.
Die nördliche Hauptfassade und die Ostwand wurde im Obergeschoss massiv erneuert. Der ursprüngliche Kelleraufgang wurde auf die Nordseite verlegt. Die neue Kellertreppe bedingte die Dehnung der übrigen Geschosstreppen, die nun direkt vom Flur aus betreten werden konnten. Damit war es möglich das Treppenhaus im Erdgeschoss auf die Breite der Treppe zu reduzieren.
1993 erfolgte der Abbruch des Hauses.
(1722)
(1801 - 1889)
Die nördliche Fassade und die Ostwand wurde im Obergeschoss massiv erneuert. Der ursprüngliche Kelleraufgang wurde auf die Nordseite verlegt. Die neue Kellertreppe bedingte die Dehnung der übrigen Geschosstreppen, die nun direkt vom Flur aus betreten werden konnten. (a)(gk)
(1993)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Abbruchdokumentation des Wohnhauses
Beschreibung
An der Südostseite führt die schmale Lagergasse vorbei. Nach Südwesten ist dem Haus eine kleine, teilweise von einem Anbau bedeckte Hoffläche vorgelagert, die von einem sehr schmalen Verbindungsweg zwischen Lauergasse und Kirchhof begrenzt wird. Letzterem wendet das Haus seine nordwestlich Giebelseite zu. Das Gelände fällt nach Südwesten steil ab, sodass an dieser Stelle hohe Substraktionen erforderlich sind. Die kleine Hoffläche liegt auf dem Niveau des Erdgeschosses und ist vom Kirchhof aus zugänglich.
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohn- und Geschäftshaus
- Anlagen für Handel und Wirtschaft
- Gasthof, -haus
Zonierung:
Erd- und Obergeschoss sind annähernd gleich aufgeteilt. Ein Querflur durchzieht das Haus in der ganzen Tiefe. Von ihm zweigt in der Mitte das bis zur nördlichen Außenwand reichende Treppenhaus ab. Die beiden das Treppenhaus flankierenden Räume sind vom Querflur aus zugänglich. Vom westlichen Raum des Obergeschosses wurden ein kleinerer Raum im Norden und ein Abtritt im Südwesten abgetrennt. Südlich des Querflurs ist im Erdgeschoss die frühere Raumanordnung durch das Eingreifen des Anbaus in den westlichen Teil verunklärt. Unter den westlichen Längsunterzug des verbleibenden Raumes wurde in jüngster Zeit eine dünne Leichtbauwand gestellt. Frühestens mit der Verschiebung der Wand zwischen Wohnhaus und Anbau wurde auch das westliche Ende des Flurs als eigener Raum abgetrennt. Im Obergeschoss enthält die südliche Zone zwei unterschiedlich große Räume und einen ehemaligen Laubengang parallel zur westlichen Außenwand, der sich jetzt zum Obergeschoss des Anbaus öffnet.
Im ersten Dachgeschoss gliedern sich entlang der Ostseite eine Reihe von drei etwa gleichgroßen Kammern, deren mittlere nach außen als Zwerchhaus in Erscheinung tritt. Die beiden anderen haben die Dachschräge als östliche Begrenzung. Der übrige Raum des ersten Dachgeschosses ist wie das zweite Dachgeschoss und ebenso der Spitzboden ungeteilt.
Ohne Bezug zum Grundriss des Erdgeschosse liegt unter der nördlichen Haushälfte ein ca. 6 x 4 m messender Keller. Er ist vom Kirchhof aus durch eine Tür im Erdgeschoss und über eine lange Treppe unterhalb der Treppe zum Obergeschoss zugänglich.
Von dem 1722 errichteten Haus blieb der Baukörper bis auf die nachträglich abgewalmten Giebelspitzen und die Wandstellungen in den Obergeschossen sowie im 1. Dachgeschoss unverändert erhalten, während der Grundriss des Erdgeschosses zwei spätere Eingriffe erfuhr: Im Südwesten ist das Erdgeschoss des Anbaus in die südliche Zone hineingerückt, in der nördlichen Zone wurde die Wand zwischen Treppenhaus und östlichem Raum nach Westen bis an den Treppenlauf herangeschoben. Bis auf den kleinen Laubengang auf der Westseite des Obergeschosses waren die Grundrisse von Erd- und Obergeschoss im ersten Bauzustand demnach gleicher Anordnung. Nur die Raumerschließung differierte geringfügig: im Erdgeschoss war der nordöstliche Raum vom Treppenhaus, im Obergeschoss vom Flur aus zugänglich. Unklar ist, ob der westliche Raum in der südlichen Zone des Erdgeschosses von Anfang an eine direkte Verbindung zum Flur besaß.
Der Kellerzugang erfolgte ursprünglich von der Ostseite aus. Außer durch das breite Tor von der Straße her, konnte die Kellertreppe auch durch ein kleines Türchen am Ostende des Hausflurs erreicht werden.
Die Treppe vom Erd- ins Obergeschoss war immer an der heutigen Stelle, jedoch mit gegenläufiger Steigrichtung. Entsprechend müsste auch die ehemalige Treppe vom Ober- ins 1. Dachgeschoss zur heutigen gegenläufig sein. An gleicher Stelle führte eine Treppe weiter zum 2. Dachgeschoss. Die Raumaufteilung des 1. Dachgeschosses ist bis heute unverändert geblieben. Das 2. Dachgeschoss und der Spitzboden waren nie unterteilt.
Auf der Südseite ist nur das Erdgeschoss massiv gemauert und vollflächig verputzt. Drei Rechteckfenster, die denen der Hauptfassade entsprechen, durchbrechen in regelmäßigem Abstand die Wand. Westlich des westlichen Fensters springt die Wandflucht um ca. 15 cm zurück. Im Obergeschoss und im ersten Dachgeschoss liegt das einheitlich abgebundene, nahezu ungestörte Fechwerkgefüge frei. Die drei Fenster des Obergeschosses stehen nicht über denen des Erdgeschosses. Am Ostende zeigt eine glatte Putzfläche die Stirn der massiven Hauptfassade an, bei deren Errichtung das Fachwerkgefüge offensichtlich reduziert wurde. Die drei Fenster des ersten Dachgeschosses unterscheiden sich in ihrer Größe signifikant von denen des Obergeschosses.
An der Nordfassade ist das Erdgeschoss gemauert, während Obergeschoss und Dachgeschoss aus Fachwerk bestehen. Unregelmäßig verteilte, innerhalb der Geschosse jeweils gleich große Fensteröffnungen und unterschiedliches Ausfachungsmaterial (Bruch- und Backsteien) deuten auf nachträgliche Veränderungen hin. Dies gilt in noch stärkerem Maß für den ebenfalls freigelegten nördlichen Teil der Westfassade. Bemerkenswert sind hier die Reste barock profilierter Fenstereinfassungen im Erdgeschoss.
Im Inneren sind die Räume der Vollgeschosse durchweg modern ausgebaut und teilweise sowie insbesondere im Erdgeschoss mit Wandverkleidung und abgehängten Decken ausgestattet.
Im Obergeschoss haben sich in zwei Räumen ältere Wand- und Deckenoberflächen erhalten. Außerdem stammen im Obergeschoss einige Türen und fast alle Fenster aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Konstruktionen
- Dachform
- Satteldach mit Schopfwalm (Krüppelwalm)
- Zwerchhaus/-häuser
- Mischbau
- Steinbau mit Gebäudeteilen aus Holz
- Gewölbe
- Tonnengewölbe
- Gestaltungselemente
- Zierglieder im Holzbau
- Decken
- Balkendecke
- Dachgerüst Grundsystem
- Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
- Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
- Backstein/Lehmziegel
- Flechtwerk
- Detail (Ausstattung)
- bemerkenswerte Fenster
- Dachgerüst, verstärkende Einbauten
- Unter-, Überzüge, Pfetten
Im Obergeschoss ist nur die östliche Außenwand massiv gemauert. Die drei übrigen Außenwände bestehen aus Fachwerk und stammen zumindest in ihrer Grundsubstanz vom ersten Bauzustand. Die Giebelseiten weisen dezente Zierformen und ein profiliertes Traufgesims auf.
Im Inneren besteht das Gefüge aus den Gerüsthölzern (Schwellen, Rähmen und Bundständern), aus Tür- und weiteren Wandständern, Langstreben in meist regelmäßig wechselnder Neigung und zwei Riegelketten, die die Streben überblatten. Nur die Zapfen der oberen Riegelkette sind mit den Ständern vernagelt. Die Abbundzeichen zählen die Querwände mit Fahnen von Süd nach Norden, die Längswände mit Ruten von Osten nach Westen durch.
Bei den Decken in den Vollgeschossen handelt es sich um Balkendecken. Die Balken sind quer zur Firstrichtung verlegt (West-Ost).
Das Dach ist als Sparrendach (18 Gespärren) mit zwei Kehlbalkenlagen konstruiert. In beiden Dachgeschossen werden die Kehlbalken von einem stehenden Stuhl mit drei liegenden Bindern im Dachraum unterstützt. Das Dach des Zwerchhauses besitzt eine einfache Pfettenkonstruktion. Das Gebäude ist mit Krüppelwalmdach und das Zwerchhaus mit Satteldach überdeckt.