Ottilienkapelle (Eppingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohn- und Geschäftshaus

ID: 192017576620  /  Datum: 16.01.2017
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Steinstraße
Hausnummer: 4
Postleitzahl: 74889
Stadt-Teilort: Sinsheim-Weiler

Regierungsbezirk: Karlsruhe
Kreis: Rhein-Neckar-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8226085032
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

1. Bauphase:
(1709)
Errichtung des Gebäudes (d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1756)
Erweiterung nach Westen (d).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau

3. Bauphase:
(1800 - 1899)
Der kleinere Keller (Keller 2) entstand wohl im 19. Jh. Hinweise darauf geben die erst nachträglich gelegten Werksteinquader des Zugangs und das Backsteinmauerwerk des Gewölbes mit hohem Gewölbekämpfer, eine Konstruktion, die erst Mitte des 19. Jh. üblich ist.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau

4. Bauphase:
(1900 - 1925)
Anfang 20. Jahrhunderts wurden viele Fenster und Türen erneuert, die Treppe vom Erdgeschoss in das Obergeschoss erbaut und ein Durchbruch an der Südseite des Erdgeschoss zum Vorraum der Backstube im Nebenraum gemacht.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Ausstattung

5. Bauphase:
(2000)
In neuerer Zeit wurden Steine der Fenstereinfassungen ausgewechselt, einige Fenster erneuert, die Fußböden neu eingezogen und alle Oberflächen gestrichen.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Ausstattung

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht Ost von Nordost aufgenommen. / Wohn- und Geschäftshaus in 74889 Sinsheim-Weiler (Armin Seidel)
Abbildungsnachweis
Ansicht Nord von der Steinstrasse aufgenommen / Wohn- und Geschäftshaus in 74889 Sinsheim-Weiler (Armin Seidel)
Abbildungsnachweis
Ansicht West von Nordwest aufgenommen. / Wohn- und Geschäftshaus in 74889 Sinsheim-Weiler (Armin Seidel)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude liegt im Ortszentrum von Weiler und ist mit der nordwestlichen Giebelseite zur Steinstraße hin ausgerichtet. Im Westen führt eine schmale Gasse an dem Gebäude vorbei. Nach Osten und Süden wird das Gebäude von weiteren Gebäude und dem Hof umschlossen.
Direkt gegenüber befindet sich das Rathaus aus dem Jahr 1928. In der Steinstraße, ca. 60 m nach Osten gelegen, steht die evangelische Kirche von 1787.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohn- und Geschäftshaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude ist ein längsrechteckiger Bau mit einer trapezförmigen Erweiterung nach Westen. Es besitzt zwei Vollgeschosse und ein Satteldach über zwei Dachebenen. Bedingt durch den Anbau im Süden ist das Satteldach im nördlichen Gebäudeteil höher gelegen und als Walmdach ausgeführt. Das Gebäude ist mit zwei Kellern und einem Kellergang unterkellert. Alle Kellerräume sind mit Gewölben versehen.
Das untersuchte Gebäude ist Teil einer Hofanlage, zu der eine große Scheune sowie weitere Nebengebäude gehören. Im Grundriss Erdgeschoss sind diese erfasst. Gegenstand der bauhistorischen Untersuchung ist jedoch nur das Wohnhaus.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Gebäude ist um 1709 zunächst als längsrechteckiger Bau mit zwei längs- und drei Querschiffen in den Vollgeschossen und in der ersten Dachebene erbaut. Dabei ist die das nördliche Querschiff mit ca. 4,80 m das breiteste der drei Schiffe. Das mittlere beherbergt das Treppenhaus. Die westliche Hälfte des mittleren und südlichen Querschiffs ist ungeteilt und bildet einen Raum.
Der Zugang zum Gebäude erfolgt durch die mittlere Zone an der Westseite.
Unter der Treppe in das Obergeschoss führt eine schmale Holztreppe in den Keller. Der Kellerabgang ist relativ niedrig und der Abstieg in den Keller beschwerlich. Dieser Kellerabgang ist nicht bauzeitlich, sondern wohl deutlich später entstanden. Zur Bauzeit – wie auch heute noch möglich - erfolgte der Kellerzugang vom Hof, also von der Ostseite des Gebäudes.
Zunächst gelangt man in den ca. 6,20 x 5,70m großen Gewölbekeller (Keller 1), an den nach Norden ein ca. 2,70 x 1,70m großer Keller (Keller 2) anschließt. In der Nord-West-Ecke beginnt ein schräg verlaufender niedriger Laufgang Richtung Nordwesten (Keller 3). Am Ende ist er verschüttet. Er reicht fast bis an die nordwestliche Ecke des aufgehenden Gebäudes. Die Funktion des Ganges ist derzeit nicht erklärbar.
Im Erdgeschoss gelangt man von Raum 1.50 in die Räume 1.40 und 1.60. Wahrscheinlich war zur Bauzeit ein direkter Zugang zu Raum 1.10 vorhanden. Von Raum 1.40 führt eine Türe in den Raum 1.30, in dem die ehemalige westliche Außenwand zugunsten der Raumvergrößerung in den Anbau von 1756 abgebrochen wurde.
Im Obergeschoss ist die Raumeinteilung und die Erschließung exakt wie im Erdgeschoss. Im Treppenhaus führt eine einläufige Holztreppe in das Dachgeschoss.
Im Dachgeschoss erfolgt von Raum 3.50 der Zugang in die angrenzenden Räume. Von hier führt auch eine ausziehbare Leiter in den Spitzboden.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Der Bau von 1709 (d) erstreckt sich auf den durch die Ostseite und die Südseite eingefassten Baukörper. Der große Keller (Keller 1) ist in der Geometrie des aufgehenden Gebäudes errichtet. Das Kellertor und der Kellerhals weisen keine Hinweise auf einen nachträglichen Einbau auf. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass der Keller zeitgleich mit dem ersten Bau von 1709 entstanden ist. Der kleinere Keller (Keller 2) ist nach dem größeren Keller entstanden. Die Werksteinquader des Zugangs wurden nachträglich eingefügt. Außerdem ist das Gewölbe des Kellers aus Backsteinen gemauert und der Kämpfer des Gewölbes liegt sehr hoch. Eine Konstruktion die erst Mitte des 19. Jh. üblich ist.
Der Gang von Keller 3, der im Nordwesten von Keller 1 ansetzt und sich unter dem Bauteil von 1756 (d) Richtung nordwestliche Gebäudeecke fortsetzt, ist aus Bruch- und Lesesteinen gemauert. Teilweise ist das Gewölbe mit Backsteinen repariert. Der Gang steigt leicht an und ist am Ende verschüttet. Wohin er führt und wofür er diente ist unklar. Eine Datierung des Ganges ist nicht eindeutig möglich. Am Übergang zwischen Keller 1 und dem Gang sind aber keine Befunde vorhanden, die die Entstehung nach dem Bau von Keller 1 belegen könnten. So ist er wohl zeitgleich mit Keller 1 entstanden.

Der vorgefundene Grundriss entspricht in weiten Zügen dem der Bauzeit 1709 und 1756. Es wurden lediglich leichte Trennwände eingezogen und teilweise alte Materialien durch neue ersetzt. Im Dach wurden für eine Wohnnutzung die meisten Einbauten vorgenommen, die allerdings die Konstruktion des Daches kaum stören und komplett entfernbar wären.
Das bedeutet, dass nach der Erweiterung von 1756 im Gebäude keine größere Veränderung stattfand. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden viele Fenster und Türen erneuert. Auch der Einbau der einmal gewendelten Treppe vom Erdgeschoss in das Obergeschoss fällt in diese Zeit. Der bauzeitliche Treppenverlauf kann aber ähnlich gewesen sein.
Der größte Eingriff fand mit dem Durchbruch an der Südseite des Erdgeschoss zum Vorraum der Backstube statt, die sich in einem Nebengebäude befindet. Zudem wurden in neuerer Zeit Steine der Fenstereinfassungen ausgewechselt, wobei dies exakt nach dem historischen Vorbild geschah. Jüngst wurden außerdem einige Fenster erneuert, die Fußböden neu eingezogen und alle Oberflächen gestrichen. Die sanitären Anlagen und Elektroinstallationen stammen ebenfalls aus jüngerer Zeit.

Das Gebäude ist in seiner Außenwirkung aber auch in der Binnengliederung nahezu unverändert aus den beiden Bauzeiten 1709 und 1756 erhalten geblieben. Vor allem die aufwendige Gestaltung der Nordfassade von 1756 prägt den Eingang zur Steinstraße nachhaltig.

Im Dach wurde in jüngerer Zeit viel umgebaut und Wände neu errichtet. Lässt sich die Konstruktion des Daches auf die aus den Vollgeschossen bekannte Grundrissgliederung beziehen, so ist unklar, ob es im Dach geschlossene Wände gab.
Bestand/Ausstattung:
Lange Zeit war im Gebäude eine Bäckerei untergebracht. In dem im Süden an das Gebäude anschließende Nebengebäude ist noch der Backofen erhalten. Der Verkaufsraum befand sich an der Nordseite zur Steinstraße hin. Von dort gibt es einen direkten Zugang zum Ladenlokal.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Das Gebäude ist im Erdgeschoss als massiver Bau errichtet. Die Sondagen ergaben als Baumaterial Natursteine und ältere Backsteine. Die Wände sind außen wie innen vollständig verputzt. Nach Norden ist im Sockelbereich ein vorstehender Sockel aus Werksteinen zu sehen. Im Innenbereich sind die Wände aus Fachwerkkonstruktion mit unterschiedlichen Materialien in den Gefachen errichtet.

Das Ober- und Dachgeschoss gibt es Fachwerkkonstruktionen aus in der Regel Eichenholz mit unterschiedlichen Gefachefüllungen. Die Wände sind weitgehend verputzt. Daher ist ein vollständiges Bild der Fachwerkkonstruktion nicht zu erhalten. Soweit ersichtlich handelt es sich um ein Ständerfachwerk mit einfacher Ausriegelung. Über die Hölzer, die zur Aussteifung dienen, kann derzeit nur im Dach eine Aussage getroffen werden.
Das Dach ist ein Sparrendach mit stehenden Stuhlständern in den Außenwänden und den beiden inneren Querbünden. Die Aussteifung erfolgt über eingezapfte Kopfbänder zwischen den Ständern und den Pfetten. Von den Kopfbändern sind einige abgängig.
Im Spitzboden gibt es im südlichen Bereich nur die Sparren als Konstruktionselement. Im Norden ist eine Subkonstruktion aus Ständern und Pfetten eingebaut, welche die Sparren unterstützt, die durch den westlichen Anbau eine größere Spannweite und eine flachere Lage haben.

Das Dach ist mit neueren Tonfalzziegeln eingedeckt.

Die Keller sind aus Bruch- und Lesesteinen in den senkrechten Wänden. Das Gewölbe des großen Kellers ist ebenfalls aus Bruch- und Lesesteinen gemauert. Der kleine Keller (2) hat ein Gewölbe aus Backsteinen. Vor die senkrechten Längswände wurde eine Vormauerung aus Backsteinen gestellt. Zu welchem Zweck dies geschah ist nicht erklärbar. Möglicherweise sind die Fußbereiche der Kellerwände ausgewaschen, zumindest steht des öfteren Grundwasser bis zu 20cm hoch in Keller 1 und 2.

Die wohl auffallendsten Bauelemente sind die Fenster- und Türeinfassungen im Erdgeschoss und hier vor allem an der Nordfassade. Es sind für das Barock typische Werksteinprofile aus Sandstein. Zusätzlich betont die Verbreiterung der oberen Ecken, sogenannte „Ohren“ die besondere Wertigkeit der Fensterlaibungen und damit der Fassade. Die Fenster im Obergeschoss der Nordfassade haben profilierte Laibungsbretter, die der Form der Fensterlaibungen im Erdgeschoss in einfacherer Ausführung nachempfunden sind. Vor allem aber zeigen die relativ dicken Sohlbänke den Anspruch, auch hier eine repräsentative Anmutung zu schaffen. Solche massiven Sohlbänke finden in der Regel nur in massiven Wänden Anwendung und nicht, wie im vorliegenden Fall, in Fachwerkwänden.
An den Traufseiten sind die Fenster- und Türlaibungen glatt ausgeführt (Ausnahme das nördliche Fenster an der Westseite des Erdgeschosses). Mit großer Wahrscheinlichkeit sind die einfacheren Fensterlaibungen beim Bau des ersten Baukörpers 1709 entstanden. Die aufwendige Fassadengestaltung der Nordfassade dürfte im Zusammenhang mit dem Anbau von 1756 entstanden sein.
Die Fensterflügel sind zum Teil noch Holzfenster mit Einfachverglasung des frühen 20. Jahrhunderts. Es sind bis auf ein Fenster im Erdgeschoss zweiflügelige Fenster mit Oberlicht und aufgesetzter Basküleverschluss. Die Türen sind mehrfeldrige Holztüren des frühen 20. Jahrhunderts oder neuere vollflächige Mehrschichttüren.
Die Wand- und Deckenoberflächen sind alle verputzt und hell gestrichen. Die Fußböden sind im Erdgeschoss als Terrazzo- oder Fliesenböden ausgeführt. Im Ober- und Dachgeschoss als Holzfußboden mit unterschiedlich breiten Dielen aus unterschiedlichen Bauphasen. Im Dach wurden während der bauhistorischen Untersuchung die neueren Fußbodendielen entfernt und damit der Blick auf den wahrscheinlich bauzeitlichen Fußbodenbelag aus Tonplatten frei gegeben.

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