Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Friedhofskapelle "Unsere Liebe Frau zu Holzen"

ID: 187650693321  /  Datum: 16.01.2013
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Holzach
Hausnummer: 10
Postleitzahl: 78579
Stadt-Teilort: Neuhausen ob Eck

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Tuttlingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8327038007
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Ältester erkannter Holzbestand ist das innerhalb des Gebindes Nr. III wiederverwendete Sparrenpaar. Es gehörte zu einem längseingebundenen Sparrendach aus den Jahren um 1319 (d) und gibt hinsichtlich des Baualters des untersuchten Kirchenbaus einen ersten Datierungsanhalt. Unterstrichen wird der Zusammenhang von Dachkonstruktion und Kirchenbau durch die Schiefstellung der Langhauswände. So kann die vorhandene Neigung durchaus als Reaktion auf eine Überbeanspruchung eines längs eingebundenen Sparrendaches interpretiert werden.
Unstrittig ist die Aussage, dass um das Jahr 1558 (d) ein älteres, wohl die Nachfolgekonstruktion des 14. Jahrhunderts, durch das heutige Dachwerk ersetzt wurde. Bei der angetroffenen Konstruktion handelte es sich um ein quer eingebundenes in die Dachbalken zapfendes Sparrendach, dessen Sparren durch zwei stehende Längsbünde unterstützt werden.
Abgezimmert ist das Dachwerk mit einer Vielzahl wiederverwendeter Bauhölzer. Dabei handelte es sich ebenfalls um Dachhölzer, offensichtlich einer spätmittelalterlichen, eventuell liegenden Dachkonstruktion. Nach den aufgenommenen Abbundzeichen besaß das zugehörige Dachwerk mindestens 14 eventuell sogar 17 Sparrenpaare. Orientiert an den heutigen Sparrenabständen ist es somit denkbar, dass der zugehörige Kirchenunterbau länger als das heutige Langhaus war. In Verbindung mit dem verlängerten Dachbalken unter dem Dachreiter ist daher der alte Chorabschluss im direkten Anschluss an das heutige Langhausende zu vermuten. Ob nun als gerader oder polygonaler, sich aus der Langhausbreite entwickelnder Abschluss muss an dieser Stelle offen bleiben.
In das Kirchendach war wohl in Korrespondenz zum Westgiebel ein Dachreiter integriert, während den Ostabschluss wohl ein Vollwalm bildete.

Spätestens um das Jahr 1590 (d) wird über dem Chor ein neues Dachwerk abgezimmert, wobei davon auszugehen ist, dass diese Baumaßnahme in Zusammenhang mit dem Neuaufbau des jetzigen Chores zu sehen ist. Offensichtlich verblieb zu diesem Zeitpunkt der Dachreiter noch an seiner alten Stelle. In Hinblick auf die Gestaltung und im Rahmen der Tatsache, dass bei dem Aufbau Teile der alten Dachreiterkonstruktion wiederverwendet wurden, wird die Errichtung in das 18. Jahrhundert datiert.


1. Bauphase:
(1319 - 1320)
Mögliche Errichtungszeit der Kapelle. (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Kapelle, allgemein

2. Bauphase:
(1557 - 1590)
Abzimmerung eines neuen Dachwerks über Langhaus und Chor. (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Muttergottes-Kapelle / Friedhofskapelle "Unsere Liebe Frau zu Holzen" in 78579 Neuhausen ob Eck, Holzach (Meyder)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Schwandorf ist ein Ortsteil von Neuhausen ob Eck und besteht aus vier Dörfern, darunter Holzach, wo sich die Kapelle an der Ortsdurchfahrt (K5941) gen Osten befindet.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Kapelle, allgemein
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Saalkirche mit polygonalem Chor im Osten; Satteldach mit Walmabschluss über dem Chor; Dachreiter; Spitzbogenfenster.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Dachreiter
    • Satteldach mit einseitigem Vollwalm
    • Welsche Haube
Konstruktion/Material:
Das Dachwerk

Die angetroffene Situation:
Auf dem untersuchten Kirchenbau sind mehrere unterschiedliche Dachkonstruktionen abgezimmert. Über dem Chor handelt es sich um ein Satteldach mit einem nach Osten abfallenden Vollwalm, wobei innerhalb dem Satteldachbereich eine eigenständig abgebundene Dachreiterkonstruktion abgezimmert ist. An den Dachreiter schließt sich in Richtung Westen das Satteldach des Langhauses an. Im Osten überspannt es eine lichte Weite von ca. 4,30 m die sich in Richtung Westen kontinuierlich auf 3,85 m verjüngt.

Das Dach über dem Chor:
Beginnend über dem Chor, besteht das tragende Gerüst für die im Bereich des Dachreiters in der Länge gekürzten Sparrenpaare aus der Kombination von 2 Querbünden mit 2 Längsbünden. Gemeinsam bilden sie eine zweifach stehende Stuhlkonstruktion aus. Über dem östlichen Querbund befindet sich der Walmansatzpunkt, von dem die Walmsparren nach Osten abfallen.
Die stehende Stuhlkonstruktion setzt sich aus Bauhölzern zweier unterschiedlicher Bauphasen zusammen. Älterer Bestand und im angetroffenen Zustand wohl wiederverwendet ist der östliche Querbund mit verzapften Kopfstreben und dem Abbundzeichen ein Ausstich. Die ursprünglich zugehörigen, ehemals in Richtung Westen ansetzenden Längsbünde sind durch die zimmerungstechnischen Merkmale für je ein nach Westen aufsteigendes Kopfband belegt, wurden aber infolge eines späteren Umbaus ersetzt. So sind sowohl die beiden Rähmhölzer der jetzigen Längsbünde, wie auch der westliche Querbund diesem späteren Umbau zuzuordnen. Der Umbau selbst erfolgte infolge des Dachreiteraufbaus, da dieser erst nachträglich in das Satteldach über dem Chor eingebaut wurde.
Die Gründungsebene der Dachreiterkonstruktion bildet das Deckengebälk, dessen einzelne Balken gleichfalls unterschiedlichen Bauphasen zuzuordnen sind. Zum ältesten Bestand gehört wohl der auf zwei kurzen Wechseln lagernde Deckenbalken, der in seiner erhaltenen Länge wohl noch auf eine ältere Grundrissituation des Unterbaus hinweist und nach dessen Aufweitung durch die vorhandene Verlängerung der vergrößerten Chorbreite angepasst wurde.
In die Zeit der Dachreiterabzimmerung sind die beiden benachbarten Deckenbalken, wie wohl auch der Basisbalken über dem Chorpolygon zu datieren. In Letzteren waren beziehungsweise sind noch die Stichbalken für die ehemaligen Walmsparren eingezapft.

Der Dachreiter selbst steht auf einem Schwellkranz, wobei vier hohe Eichenständer das Traggerüst stellen. In Längsrichtung werden sie durch Streben, in Querrichtung durch Streben und die an den Ständern anliegenden Sparren ausgesteift. Den Abschluss bildet eine Welsche Haube. Analog zu den Ständern ist auch sie aus Eichenhölzern hergestellt. Wie schon bei den oben beschriebenen Konstruktionsbereichen, so sind auch innerhalb des Traggerüstes des Dachreiters zwei Eichenständer wiederverwendet. Hinsichtlich ihrer ehemaligen Funktion handelte es sich gleichfalls um Traghölzer eines älteren Dachreiters.

Das Dach über dem Langhaus:
Ausgehend vom Dachreiter über dem Chor, besteht das Dachwerk über dem Langhaus aus der Aufreihung von 13 Sparrendreiecken, wobei das westlichste Dreieck in den Westgiebel eingemauert ist. Mit ihren Fußpunkten zapfen die Sparren in die Dachbalken, während sie am First miteinander verblattet, beziehungsweise verzapft und in der Mehrzahl vernagelt sind. Unterstützt werden die Sparrendreiecke durch zwei Längsbünde, deren Rähmhölzer das Langhausdach in einer Länge durchziehen. Im Zuge dieses Verlaufes waren die Rähmhölzer durch vier Ständer unterstützt. Jeweils drei dieser Traghölzer sind noch vorhanden, während die Ständer des westlichen Drittels offenbar infolge des Orgeleinbaus entfernt wurden. Im Schnittpunkt mit den Gerüstständern war ehemals ein in die Sparren zapfender Kehlbalken verbaut. Mit den Rähmen verkämmt bestand ihre Aufgabe darin die beiden Rähmhölzer auf Distanz zu halten. Im Bereich der Rähmenden sichern beziehungsweise sicherten angeblattete Kopfbänder die Winkel zwischen Rähm und Ständer.
Beginnend im Osten sind die Sparren wie auch die Dachbalken durch das römische Zahlensystem I bis XIII markiert

Zimmerungstechnische Merkmale, überzeichnete Abbundzeichen und die Holzart belegen für die Mehrzahl der Hölzer, dass sie in der beschriebenen Dachkonstruktion wiederverwendet wurden. Dazu gehört neben den beiden Mauerhölzern eine nicht näher zu bestimmende Anzahl von Dachbalken, wie auch viele Sparren nahezu alle Ständer und die zwischen den Rähmen verbauten Distanzhölzer. Alle aufgeführten Funktionshölzer, bis auf die Mehrzahl der Sparren, sind aus Eiche.

Offensichtlich Bestandteil einer älteren Dachkonstruktion waren die beiden noch in situ liegende Mauerhölzer. Im Bereich ihrer westlichen Enden besitzen sie an den Oberseiten jeweils zwei inzwischen funktionslose Blattsassen. Die Befundlage deutet eine in diesem Bereich verstärkte Gebälklage an, die im Zusammenhang mit dem östlich davon liegenden Dachbalken die ehemalige Ausführung eines Dachreiters andeutet. In diesem Sinne sind dann auch die Blattsassen an dem besagten Dachbalken zu bewerten. Dieser älteren Dachkonstruktion gehörte wohl auch die Mehrzahl der Sparren an, während bei den Dachbalken eine genauere Zuordnung momentan nicht möglich ist. Die sich abzeichnende Altkonstruktion bestand gleichfalls aus einzapfenden Sparrenpaaren, die offensichtlich durch angeblattete Kehlbalken eine Queraussteifung erhielten. Dieser Altkonstruktion ist wohl auch der eichene Dachbalken im Gebinde Nr. II zuzuordnen. Sollte er noch annähernd in der alten Lage liegen, so deutet er in der Kombination mit dem verlängerten Dachbalken unter dem Dachreiter, ein dem Altdach zugehöriger Walmanfallsbinder an. In diesem Zusammenhang wäre im Anschluss an das heutige Langhausende der Übergang zum vorangegangenen Chor zu vermuten. In diesem Sinne handelt es sich bei dem verlängerten Dachbalken unter dem Dachreiter um keine Reparatur sondern um die Anpassung an den erneuerten und im Vergleich zur älteren Situation breiteren Chor

Weitaus älter als die beschriebenen Holzspolien ist das Sparrenpaar des Gespärres Nr. III. Beide Sparren besitzen das Abbundzeichen XIIII und sind nachweislich ihrer ursprünglichen Ausbildung an dieser Stelle zum zweiten Mal wiederverwendet.
Auch in ihrer Erstverwendung dienten sie als Sparren, wobei es sich bei der zugeordneten Konstruktion um die Variante des längs eingebundenen Sparrendaches handelte. Der ehemals in die Sparrenschwelle greifende Rückversatz, wie auch die zugehörige Vernagelung mit der Sparrenschwelle ist deutlich ablesbar, wobei es sich bei dem Holzabschnitt unterhalb der Verbindung um den ehemaligen Dachüberstand handelte, die konstruktive Sparrenlänge also deutlich kürzer war. Im angetroffenen Zustand zeigen die ehemaligen Sparrenoberseiten in den Dachraum, wobei es sich bei den sichtbaren Holznagellöchern es sich um die Befestigungsspuren der ehemaligen Lattung und der Schindeleindeckung handelt.
Unter der Voraussetzung, dass das Sparrenpaar für den untersuchten Kirchenbau abgebunden wurde und hier aufgeschlagen war, ergibt sich für das zugehörige Dachwerk eine Neigung von knapp unter 40° Grad.

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