Alte Aula (Tübingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Abgegangenes Wohnhaus

ID: 117875029118  /  Datum: 07.05.2018
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Sternecker Weg
Hausnummer: 4
Postleitzahl: 72175
Stadt-Teilort: Dornhan-Gundelshausen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Rottweil (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8325012015
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

In einem der erdgeschossigen Quader an der Ecke zwischen Vordergiebel und -traufe findet sich eine Inschrift, die zunächst zur Hälfte verputzt war und nun vollständig freigelegt wurde:
18o1·IACOB·BLOCHR
CHRISTINA · BLOCHR
Die dendrochronologische Altersbestimmung von Holzproben aus dem Dach ergab Daten von Winter 1798/ 99 und Sommer 1800 und kann somit das Baudatum aus der Inschrift bestätigen.2001 wurde das Wohnhaus abgetragen.


1. Bauphase:
(1800)
Errichtung des Gebäudes (d/i)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

2. Bauphase:
(2001)
Abbruch des Gebäudes
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Querschnitt / Abgegangenes Wohnhaus in 72175 Dornhan-Gundelshausen (Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzuntersuchung und dendrochronologische Altersbestimmung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude steht mit seiner vorderen Traufseite zur Hauptdurchgangsstraße und mit seinem Vordergiebel zur Weggabelung, die das Zentrum des Ortes kennzeichnet.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Bauernhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das zweigeschossige Haus ist in einen vorderen Bereich, in welchem im Erdgeschoss der Stall und im Obergeschoss die Wohnräume liegen, und einen hinteren Teil mit Tenne, Schopf und Heulager
zusammengesetzt. Darüber erhebt sich ein hohes Satteldach. Vor Rückgiebel und -traufe wurden verschiedene Anbauten angefügt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Im Erdgeschoss des vorderen Gebäudeteils ist der Stall untergebracht. Die Fläche ist dreischiffig geteilt: zwei Reihen zur Aufstallung und ein dazwischenliegender Futtergang. Diese Anordnung spiegelt sich in der Anordnung der giebelseitigen Türen wieder, wo jeweils eine Türöffnung nahe den Hausecken zum Ausbringen des Mistes und eine in der Mitte dem Zugang zum Futtergang diente.
Auf der gesamten Fläche oberhalb des Stalls waren Wohnräume untergebracht. Ursprünglich befand sich die Eingangstür im Obergeschoss und war über eine außenliegende Freitreppe zugänglich. Ein schmaler Gang führte ans Kopfende eines geräumigen, längs gerichteten Flurbereichs im Zentrum des Wohnteils. Von dessen anderem Kopfende reichte ein weiterer Gang zur Rücktraufe, wo sich zwei Türen auf eine auskragende, kurze Laube öffneten, eine in einen Abort und die andere zu einer Hintertreppe, von der nicht sicher gesagt werden kann, ob sie nicht erst später angelegt worden ist. In der Ecke zwischen Vordergiebel und -traufe liegt die Stube und daneben die Küche. Die restliche Grundfläche wird von fünf unterschiedlich großen Kammern eingenommen, die alle direkt vom breiten Flur oder einem der schmäleren Gänge her zugänglich sind. Unklar blieb, ob der längs gerichtete Flur bis direkt an diese reichte oder ob hier eine weitere kleine, über die Tenne belichtete Kammer untergebracht war.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Die Dachkonstruktion setzt sich aus liegenden Stühlen in zwei Ebenen übereinander zusammen. Der Stuhl der unteren Ebene sitzt einer Schwelle mit Dreiecksquerschnitt auf, an den auch die Längsaussteifung anschließt. Derjenige der oberen Ebene besitzt dafür einen zusätzlichen Längsriegel auf jeder Dachseite. Alle Aussteifungshölzer sind verzapft. Die Zone am Vordergiebel war im ersten Dachgeschoss mittels eingenuteter Bretterwände in zwei Räume abgetrennt und durch jeweils eine Tür zugänglich gemacht. Die Zwischenwand zwischen beiden wurde später entfernt und der Raum mit Kornschütten, Abhängeregalen, Zwischenböden etc. nutzbar gemacht. Mittendrin steht der breite Kaminhut.

Äußerlich fällt das Gebäude lediglich durch seine verhältnismäßig große Grundfläche auf, die für die Häuser der Umgebung jedoch nicht untypisch ist. Im Inneren besticht vor allem der unberührt erscheinende Flur mit unverputzten Fachwerkhölzern, die zusammen mit den Deckenbalken weiß übertüncht sind. Neben der 1742 datierten Ofenplatte ließ vor allem der Flurbereich zunächst ein früheres Errichtungsdatum erwarten.
Trotz der urtümlichen Erscheinung des Flurbereichs wurde hier eine durchaus zeitgemäße Abzimmerung praktiziert, die sich neben einer engen Ständerstellung und steilen Wandstreben vor allem in der Flexibilität zeigt, mit der der Zimmermann beim Aufbau des Gerüsts auf Wünsche nach Raumanordnung und -größe reagierte. Bei älteren Gebäuden sind Lage und Größe der Räume enger an die Vorgaben gebunden, wie sie sich aus dem konstruktiven Aufbau des Gerüsts ergeben.
Die Anlage des Wohngrundrisses insgesamt weist ebenfalls eine zeigemäße Neuerung auf. Die Wohngrundrisse der überwiegenden Zahl von Bauernhäusern der Region, die in diesem Rahmen bisher untersucht wurden, zeigen eine charakteristische Veränderung: es wurde stets versucht, die Hauptkammer direkt an die Stube anzubinden. Bei zweigeschossig angelegten Wohnbereichen war dies durch den Einbau einer direkten Treppenverbindung zwischen Stube und darüberliegender Kammer möglich. Waren die Wohnräume - wie hier - auf einer Ebene über dem Stall untergebracht, wurden teilweise umfangreiche Umbaumaßnahmen dafür vorgenommen, denn die Hauptkammer lag dann i.d.R. auf der anderen Seite des Flurs gegenüber der Stube. Eine Zusammenlegung von Stube und Kammer war nur möglich, indem die Kammer verschoben und der Flur hinten um die Kammer herum verlegt wurde, wobei die Haustür mit Freitreppe dann gegen die Tenne hin verrutschte, oder aber indem Kammer oder Stube vergrößert, Flur und Haustür ins Erdgeschoss und die Treppe ins Innere des Hauses verlegt wurden.
Am untersuchten Gebäude wurde dieser Wunsch nach einer angebundenen Stubenkammer bereits bei der Errichtung berücksichtigt und dafür die zuerst genannte Lösung gewählt. Die Haustür lag deswegen nicht direkt neben der Stube, sondern weit nach hinten gegen die Tenne hin verschoben. Offenbar wurde dann die letztere der beiden Lösungen bevorzugt und der Zugang ins Erdgeschoss verlegt. Die Anbindung von Stube und Kammer ging hier sogar soweit, dass ein Teil der dazwischenliegenden Wand durch eine dünne Bretterwand mit offenem Streifen ersetzt worden ist.
Zweifach geknickte Flure sind für den Typ des Kinzigtäler Schwarzwaldhauses nicht ungewöhnlich (nach Hermann Schilli, 1957), zu dessen Verbreitungsgebiet auch Gundelshausen noch gerechnet werden könnte, doch sind sie mit dem hier vorliegenden Grundriss nicht direkt vergleichbar. Beim sog. Kinzigtäler Haus tritt man neben der Stube ein und der Flur knickt deshalb um, weil mehr Kammern auf einer Ebene untergebracht werden sollten, als über einen einfachen Querflur erschließbar waren. Am hinteren Kopfende des Flurs zweigt oft noch ein schmaler Gang zu einem außenliegenden Abort ab. Beim untersuchten Gebäude ist die Anlage des Flurs spiegelbildlich gedreht. Man trat ursprünglich nicht neben der Stube, sondern neben der Stubenkammer ein und wurde um diese herumgeführt, während der Abortgang vom vorderen Kopfende des Flurs abzweigt.

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