Ottilienkapelle (Eppingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

"Alte Kirche"

ID: 101205731019  /  Datum: 09.01.2017
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Hintere Gasse
Hausnummer: 8
Postleitzahl: 75031
Stadt-Teilort: Eppingen - Richen

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Heilbronn (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8125026015
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Aufgrund der guten Archivlage und der beiden Inschriftensteine in der Nordfassade des Gebäudes kann die Baugeschichte in zwei Hauptbauphasen sicher eingeteilt werden. Sicher belegt sind 1726 als Baujahr der Kirche und 1883 als Jahr der Umnutzung zur Scheune.
Ob zwischen diesen Jahreszahlen Veränderungen am Bau erfolgten, kann weder archivalisch noch durch Befunde am Bau ermittelt werden. Die Befunde am Bau wären auch durch den Scheunenumbau weitgehend vernichtet worden.

Der Baukörper selbst wurde durch den Nutzungswechsel wohl nicht verändert. Die Außenmauern sind in den Maßen unverändert aus der Kirchenzeit erhalten geblieben. Vermutlich war auch das Dach aus der Kirchenzeit nicht anders geformt. Durch den senkrechten Giebel der Nordseite und die drei Seiten des Chores war kaum eine andere Dachform möglich. Auch die Tür- und Fensteröffnungen sind bis auf die Nordfassade aus der Bauzeit 1726 erhalten.

Das Innere der Kirche wurde durch die Umbauten für die Scheunennutzung komplett verändert. Von der Kirchennutzung sind vier Konsolen für die Empore und vier in Zweitverwendung eingebaute Emporenständer aus Holz erhalten. Alles andere wurde neu errichtet.
Auch das Dach wurde 1883 komplett neu aufgerichtet. Dabei wurden mit Sicherheit Hölzer des Kirchenbaus in Zweitverwendung in die neue Konstruktion eingebaut. Die andere große Veränderung dokumentiert der Einbau des Scheunentors. Um eine für Fuhrwerke geeignete Einfahrtsbreite zu erhalten, musste die Nordfassade großzügig umgebaut werden. Aus der Bauzeit 1726 blieben nur die Gebäudeecken und das angrenzende Mauerwerk erhalten. Alles andere wurde vermutlich unter Verwendung von abgebrochenem Baumaterial neu aufgemauert.
Immerhin wurde der Inschriftenstein, der die Erbauung der Kirche nennt, wieder eingebaut.
Das Dach der Kirche war vermutlich eine ohne Stützen im Kirchenraum auskommende Konstruktion. Sie hätte für den Umbau zur Scheune nicht erneuert werden müssen. Ein Grund für die Erneuerung des Daches war wahrscheinlich der schlechte Bauzustand desselben. Der Verkauf der Scheune im Jahre 1848 erfolgte bereits einige Zeit vor dem Umbau von 1883. In diesen 35 Jahren hätte ein Dach durch mangelnden Bauunterhalt großen Schaden erleiden und irreparabel geschädigt werden können.

Die letzten Veränderungen datieren auf das späte 20. Jahrhundert, bei denen das Dach neu eingedeckt wurde und Stützmaßnahmen das erneut baufällige Gebäude sichern sollten.


1. Bauphase:
(1726)
1726 Wird der Bau der Kirche für die reformierten Richener Bürgerschaft abgeschlossen (a/g).
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Kirche, allgemein

2. Bauphase:
(1883)
Umnutzung zur Scheune (a/g), nachdem mit dem Bau der neuen ev. Kirche 1845 diese Kirche ihre Bedeutung als Gotteshaus verlor und aufgegeben wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
"Alte Kirche" in 75031 Eppingen - Richen (Armin Seidel)
Abbildungsnachweis
"Alte Kirche" in 75031 Eppingen - Richen (Armin Seidel)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude befindet sich in orts- und straßenbildprägender Lage inmitten des Ortes von Richen, direkt an der „Hinteren Gasse“. Es steht giebelständig zu ihr. Nach Süden und Westen schließen nach schmalem Bauwich ältere profane Gebäude an. Nach Osten ist ein schmaler Fußweg gelegen, an den wiederum eine ältere Bebauung anschließt.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Kirche, allgemein
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Bei dem Gebäude handelt es sich um einen längsrechteckigen Bau aus Bruchsteinmauerwerk mit dreiseitigem Abschluss nach Süden und korbbogenförmigem Eingangsportal an der Giebelseite. Das Dach ist als Satteldach mit Dachschrägen zum Dreiseitabschluss hin geformt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Heute wie zur Bauzeit ist das Gebäudeinnere ein ungeteilter Raum mit Zugängen von Nord und Ost. Zur Bauzeit war eine Empore an der Nord-Ost- und Westwand eingebaut.

Der Einbau anlässlich der Umnutzung der Kirche zur Scheune hat eine dreischiffige Innengliederung in Längsrichtung und eine vierschiffige in Querrichtung geschaffen. Die Mittellängszone ist als Tenne angelegt, von der die einzelnen Heuböden beschickt wurden. Die quadratischen Öffnungen waren dafür vorgesehen. Zur besseren Zufahrt in das Gebäude wurde in der nördlichen Fassade eine breite Öffnung hergestellt.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Die Innenkonstruktion sowie das Dach wurden 1883 zum Zwecke der Scheunennutzung neu eingebaut bzw. errichtet.

Die Belichtung des Innenraums erfolgt durch je drei ca. 3,30m hohen Fenstern in den Längsseiten und in den beiden schrägen Seiten des Chors. In der Ostseite ist das südliche der drei Fenster nur ca. 2.80 m hoch, da darunter eine Türöffnung ist. In der südlichen Chorwand gibt es ein kleines
Fenster, das bauzeitlich ist.
Die erhaltenen Fensterlaibungen im Inneren und die Zäsur im Äußeren belegen, dass es zur Erbauungszeit der Kirche zwei Fenster in der Nordfassade gab. Über die Größe der Fenster können keine Aussagen gemacht werden. Vom Haupteingang der Kirche, der sich wohl mit Sicherheit in der Nordfassade befand, ist durch den Umbau von 1883 nichts mehr erhalten geblieben.
Bestand/Ausstattung:
Aus der Bauzeit 1726 ist außer vier Steinkonsolen der ehemaligen Empore an der Nord- und Westwand nichts mehr erhalten. Einzelne Ständer der Empore wurden in Zweitverwendung wieder eingebaut. Im Dach weisen einige Sparren Merkmale wie Zapfenlöcher und Blattsassen auf, die auf eine Zweitverwendung schließen lassen.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
    • Werkstein
  • Dachform
    • Satteldach mit einseitigem Vollwalm
Konstruktion/Material:
Am Gebäude sind die massiven Außenwände aus hammerrechten Bruch- und Lesesteinen errichtet. Die Tür- und Fensteröffnungen sind aus Werksteinquadern hergestellt. An der Ost-, Nord- und Südseite ist ein ca. 1m hoher Sockel vorhanden, dessen oberer Abschluss mit Werksteinen gefasst ist. An den Gebäudeecken befinden sich grob behauene Quader. Im Traufbereich sind an den beiden Traufseiten ca. 80 cm lange Werksteine als Gesims ausgebildet. Auf gleicher Höhe verläuft ein Band aus sauber behauenem Werkstein über die gesamte Nordfassade hinweg. In der Verlängerung der beiden Gesimssteine nach Süden sind keine weiteren Werksteine vorhanden. Die Mauerkrone ist aus hammerrechten Bruch- und Lesesteinen gemauert. Ob zur Bauzeit das Gesims über die gesamte Trauflänge existierte, bleibt unklar. Die Mauerkrone ist aus Sicherheitsgründen derzeit nicht einsehbar.


Die Innenkonstruktion besteht ausschließlich aus Weichholz und verwendet Verzapfungen als Holzverbindung. In den Schnittpunkten der Quer- und Längsachsen stehen Ständer, welche die Tragbalken in Längs- und Querrichtung unterstützen. Die Ständer sind mit hohen Streben in Querrichtung ausgesteift. Die Ständer im Choransatz sind nicht mit Streben versehen. In
Längsrichtung steifen kurze Streben über dem Fußboden und Kopfbänder unter der Deckenbalkenlage zum Dach die Konstruktion aus.
Das Dach ist als Sparrendach aufgeschlagen und hat in den Schnittpunkten der Bundebenen Ständer mit Kopfbändern, die mit den Pfetten den Längsverband bilden.
Im Chor sind zwei Fußstreben eingesetzt, die von den Deckenbalken zu den Gratsparren verlaufen und diese unterstützen.
Die Fassaden stehen heute weitgehend ohne Putz bzw. mit Resten von Kalkputz da. Durch Verwitterung und fehlendem Bauunterhalt ist der bauzeitliche Putz fast vollständig abgängig. Das die Fassaden zur Bauzeit 1726 verputzt waren, ist wahrscheinlich. Zum einen sind die Wandflächen und hier vor allem die Eckausbildungen nicht als sichtbare Steinflächen angelegt. Dazu sind sie nicht sauber genug bearbeitet. Lediglich die Tür- und Fenstereinfassungen sind sauber scharriert und daher zur Bauzeit wohl ansichtig gewesen.
Zum anderen wurden zahlreiche und vor allem öffentliche Gebäude aus der Zeit um 1726 dem Zeitgeschmack entsprechend als Putzbauten erstellt.
Im Inneren ist ein zweilagiger Kalkputz mit mehreren Kalktünchen erhalten. Er dürfte aus der Erbauungszeit der Kirche stammen, da an der Nordwand die Ausmauerungen von 1883 gegen verputztes Mauerwerk stoßen.
Dem Verfasser sind keine gestalteten, farbigen oder stuckierten Oberflächen aufgefallen. Ob solche vorhanden sind, kann eventuell durch eine restauratorische Untersuchung überprüft werden.
Das Dach ist mit neueren Tonfalzziegeln eingedeckt.
Die Fensteröffnungen haben keine Fensterfüllungen, Scheiben oder Eisengitter. Sie sind heute mit Holzplatten verschlossen.
Die Tür in der Südfassade und das Scheunentor in der Nordfassade können mit Sicherheit von 1883 stammen. Vor allem das Scheunentor mit der Torangel aus Holzbohlen und der Klobenausbildung mit Eisendorn und Werkstein als Halterung sprechen für eine Entstehung im Jahre 1883.

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