Neues Schloss, Sachgesamtheit
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Schloßstraße |
Hausnummer: | 22 |
Postleitzahl: | 76530 |
Stadt-Teilort: | Baden-Baden |
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Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Kreis: | Baden-Baden (Stadtkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8211000000 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
keine Angabe | |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
1. Beinhaltet Bauteil: | Neues Schloss, Hauptgebäude |
Bauphasen
Das Neue Schloss, auch Niederbaden genannt, wird als bewohnte Burg erst Ende des 14. Jahrhunderts greifbar. Erbauer waren wohl die Markgrafen Rudolf VII. und Bernhard I.. Christoph I. verlegte 1479 seinen Wohnsitz ins Neue Schloss. Im 16. Jahrhundert unter Philipp I. und II. prächtig ausgebaut, blieb es Hauptresidenz der Markgrafen bis zur Zerstörung 1689.
Es wurde in bescheidenerem Rahmen wieder aufgebaut, bis 1706 die Residenz der Markgrafen von Baden-Baden in das seit 1697 erbaute Schloss in Rastatt endgültig verlegt wurde. Seit 1805 wurde es von den Großherzögen von Baden als Sommerresidenz genutzt. 1919 wurde das Schloss Eigentum des Großherzoglichen Hauses und wird seitdem zeitweise im Sommer bewohnt.
Die Umfassungsmauer und Stützmauer dürfte weitgehend dem Ende des 14. Jahrhunderts angehören. An eine spitzbogige Ausfallpforte schließt eine tonnengewölbter Gang zum Schlosshof an. Ein kreisförmiger Eckturm ist noch sichtbar. Am Knick der nördlichen Umfassungsmauer steht der zwischen 1437 und 1453 erbaute „Archivturm“ mit dem Archivanbau von 1529.
Zum Torturm führt eine gewölbte steinerne Brücke, die über die 1844 errichtete Auffahrtsrampe zu erreichen ist. Der Turm wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und erhielt um 1700 sein Obergeschoss mit Walmdach. An die anschließende westliche Wehrmauer wurden im 18. Jahrhundert auf der Innenseite nach Süden Wohnungen, nach Norden um 1530 ein Speicher angebaut. Bemerkenswert ist der Verteidigungsaufbau aus der Zeit Christoph I.. In diesem Flügel befinden sich heute die Stadtgeschichtlichen Sammlungen der Stadt Baden-Baden. An der Südwestecke eingeschossiges Dienstwohngebäude, davor kleine Terrasse mit Renaissancebalustrade.
An der Südseite des Schlosshofes steht der aus 15 Arkaden um 1584 errichtete Remisenbau, dessen Mittelachse durch den Wandbrunnen von C. Weinhart 1592 betont ist, auf dem darunter befindlichen Orangeriebau mit 9 Bögen der von der Schlossterrasse am Florentinerberg zugänglich ist. Auf dem Brunnenstock die Statue des Aktäon und in den 13 Zwickeln der Arkade des Remisenbaues 13 männliche und weibliche Büsten. Auch zur Stadtseite 13 Bogenöffnungen bzw. Blendbögen.
Der eingeschossige Kavalierbau im nördlichen Schlosshof ist ein Rest des dreigeschossigen Palas Christoph I.. Das Rundbogenportal trägt die Jahreszahl 1709. Im Giebel des Zwerchhauses im Walmdach das Wappen Ludwig Wilhelms und Sibylla Augustas. An den Ecken Hochreliefs um 1479 vielleicht von Hans Spryß.
Das dreigeschossige, nach Süden viergeschossige Hauptgebäude wurde um 1575 begonnen. Besonderes Schmuckstück aus dieser Zeit ist das monumental Portal in Quadertechnik mit seitlichen Halbsäulenstellungen mit Gebälk und Giebeln. Im Aufsatz über dem Rundbogenportal mit Tür von 1843/47 das Baden-Sponheim’sche Wappen. Über dem gebrochenen Volutengiebel die Statue der Justitia. Baumeister und Architekt war Caspar Weinhart. Der Zerstörung von 1689 fiel weitgehend der Innenausbau zum Opfer. Beim Wiederaufbau wurden vereinfachte Ausführungen gewählt. Baumeister waren 1701/02 Domenico Rossi und J.J. Rischer. Die heutige Gestalt, insbesondere im Innern, erhielt das Schloss durch die große Renovierung 1843/47 unter Großherzog Leopold. Von den früheren Räumen ist das besonders reich stuckierte Prunkbad (um 1660) zu erwähnen. Von der Wendeltreppe, die mit quadratischem Grundriss beginnt, über achteckigem Grundriss bis zur reich gegliederten Laterne weitergeführt ist, sind 91 Stufen mit reliefiertem Bandornament an der Untersichten, profilierter Spindel und Handleiste erhalten. Die Kapelle ist von außen am Kapellenerker mit reich verzierten Fensterumrahmungen zu erkennen. Verschiedene Portale und Kamine sind mit reich skulpierten Umrahmungen des 16. und 17. Jahrhunderts geschmückt. Zur Ausmalung des 19. Jahrhunderts trugen vor allem J.P.H. Koopmann und Heinrich Lihl bei.
Eine einzigartige Anlage ist der Geheimkeller von 1575 mit labyrinthartiger Anlage.
Das kleine Nebentreppenhaus (1572 ff.) verbindet mit dem Küchenbau an der Nordseite des Schlosshofes. Auf die ursprünglichen zwei Geschosse des 16. Jahrhunderts wurde 1875/76 ein weiteres Geschoss hinzugefügt. Die Säulenarkade im 1. Obergeschoss steht in wirkungsvollen Kontrast zur geschlossenen Putzfassade des Haupotbaues. Im Innern weist der Kirchenraum bemerkenswerte Architekturdetails und Skulpturenschmuck auf. Die Schlossterrasse mit ihrer Renaissancemaßwerkbalustrade ist durch den gewölbten Rundpavillon besonders betont.
Das „Neue Schloss“ bezeugt die Umwandlung einer schiefwinkligen gotischen Burg in einen Renaissance-Palast. Der Treppenturm an der Ostseite der Terrasse ist unter die Kleinode der deutschen Renaissance zu rechnen. Das Schloss zeigt die Nutzung als Residenz einer feudalen Herrschaft über die Verwandlung zu zweitrangigen Verwendungszwecken bis hin zur Sommerresidenz in einem Weltbad.
Zusammen mit den Nebengebäuden und seinen Kunstsammlungen steht die Erhaltung des Neuen Schlosses mit Zubehör und historischer Innenausstattung als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung aus künstlerischen, wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse.
(Dr. Huth 1982)
Zugeordnete Dokumentationen
- Übersichtspläne CAD-.dwg, GK I
- historischer Planbestand Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA)
- Messnetz, CAD-Daten
- Historischer Planbestand Regierungspräsidium Karlsruhe Ref. 25, Planarchiv LDA BuK
- Historischer Planbestand Regierungspräsidium Karlsruhe Ref. 25, Grafiksammlung/ Ansichten und Stiche
- Historischer Planbestand ehem. Salem (Markgräfliches Archiv)
- Historischer Planbestand Stadt Baden-Baden Bauakten
- Baualterskartierung
- Machbarkeitsstudie (Bauherrschaft Al-Hassawi Group - FAO Fawzia Al-Hassawi, Kuwait)
- Archivalienerhebung Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA)
- Tragwerksplanerische Bestandserfassung und Bewertung der vorhandenen Bausubstanz (inkl. Fotodokumentation)
- Kostenerhebung für eine Notsicherung der Dachbereiche, Hauptgebäude und Küchengebäude
- Errichtung eines Gästehauses im Schlosspark, Erkundung der Deckschichtenmächtigkeit
- Errichtung eines Gästehauses im Schlosspark, Hydrogeologische Machbarkeitsstudie
- Dokumentation der Schadstellen
- Bestandsaufnahme (GK I) und Konzeptstudie; Renovierung und Umbau zum Luxushotel (Kostenschätzung ohne Sanierungskosten)
- Dendrochronologische Untersuchung Dachwerke
- Bestandsaufnahme/ Beschreibung der Räume, Kostenkalkulation Objektnummer 477
- Reproduktionen Otto Linde 1934, 1942
- Bauhistorische Untersuchung Dachwerke
Beschreibung
Zonierung: