Ottilienkapelle (Eppingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus

ID: 371220429104  /  Datum: 04.02.2008
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Stiegerstraße
Hausnummer: 27
Postleitzahl: 78337
Stadt-Teilort: Öhningen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Konstanz (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8335061025
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Zur Datierung des ältesten Baubestands wurden 2000 sechs Holzproben aus dem Gerüst des Kernbaus und weitere zwei Proben aus der Bretterbalkendecke des Obergeschosses entnommen. Damals war das Holzgerüst nur an wenigen Stellen zugänglich, sodass die Auswahl an Entnahmestellen begrenzt war und einige der Proben keine Waldkante aufwiesen. Die beiden Proben aus der Bretterbalkendecke (Proben 7 und 8) datieren einheitlich 1529/30 und bilden zusammen mit der übrigen Holzkonstruktion eine Einheit, sodass für das gesamte Gebäude von einer Errichtung um 1530 ausgegangen werden kann. Einer der Bundständer (Probe 5) datiert 1414/15, doch dürfte es sich dem Zusammenhang nach um ein wiederverwendetes Holz handeln. Eine Probe wurde aus einer Spundwand im Obergeschoss entnommen (Probe 3), die sich später als nicht zum ursprünglichen Gerüst gehörig erwiesen hat und – in Verbindung mit der geringen Zahl an Jahresringen – auch kein Datum erbrachte.

Der weiteren Baugeschichte des Gebäudes wurde nicht gezielt nachgegangen und diese auch nicht dokumentiert, weshalb nur einige Anmerkungen möglich sind. Nach dem Abgang der vermuteten nördlich anschließenden Bebauung wurden die Wandfüllungen der Außenwände auf der Nord-, West- und Ostseite massiv ersetzt, warum dies nicht auch auf der Südseite geschehen ist, könnte mit einem frühen Anbau auf dieser Seite zusammenhängen.
Da nach Westen überhaupt keine Fensteröffnungen vorgesehen wurden, dürfte die Umorientierung der Erschließung damals noch nicht vollzogen gewesen sein. Wie sie zustande gekommen sein könnte, war aus dem Bestand nicht ersichtlich. Denkbar wäre ein Zusammenhang mit der oben vermuteten Hof- oder Hafenanlage, an der ein Weg außen entlang führte, der nach deren Auflösung zur Haupterschließung wurde.
Im 17. / 18. Jahrhundert erfolgte auf der Südseite ein Anbau (Berner gibt 1672 als Baudatum an, was jedoch auf den Angaben des Baualters in einem 1935 angelegten Schätzungsregister entnommen wurde, zudem wurde dabei das untersuchte Gebäude mit dem Grethaus gleichgesetzt; H. Berner, Dorf und Stift Öhningen, S. 334). Dessen Dachwerk wurde gleich über die gesamte Grundfläche ausgedehnt und das alte Dach damit ersetzt. Im Nordgiebel besitzt es eine Ladeöffnung. Damals war bzw. wurde das Außenniveau stark angehoben, worauf der Anbau bereits Bezug genommen hat, sodass der Kernbau sozusagen im Boden versank und die innere Erschließung der unterschiedlichen Niveaus Schwierigkeiten bereitete. Dass die Stube ihre alte Nutzung dabei nicht verloren hatte, macht die Verkleidung der Decke mit Holztafeln und Profilleisten in etwa demselben Zeitraum und eine Erneuerung des Fensterbandes im frühen 20. Jahrhundert deutlich.
Im Laufe der Zeit wurde das Gebäude mit seiner aufwändigen Ausstattung als Armenhaus des Orts genutzt. Möglicherweise erfolgte der südliche Anbau bereits im Hinblick auf diese Funktion. Im Jahr 1999 war das Gebäude Opfer des Hochwassers geworden und es waren zur Zeit der studentischen Aufmassübung 2000 nur noch einige Räume im Obergeschoss des südlichen Anbaus bewohnt.


1. Bauphase:
(1529 - 1530)
Errichtung des Gebäudes (d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Lage des Gebäudes unmittelbar am Ufer / Wohnhaus in 78337 Öhningen, Stiegen
Abbildungsnachweis
Rekonstruktion Giebelansicht / Wohnhaus in 78337 Öhningen, Stiegen (02.02.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Rekonstruktion OG / Wohnhaus in 78337 Öhningen, Stiegen (02.02.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Zierformen Bretterbalkendecke / Wohnhaus in 78337 Öhningen, Stiegen (02.02.2016 - Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauuntersuchung im Rahmen des Seminars Historische Baukonstruktionen, Universität Stuttgart, Inst. für Baugeschichte.
  • Bauhistorische Kurzanalyse

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das zweigeschossige Gebäude steht heute am Ende einer kleinen Nebenstraße ganz unmittelbar am Nordufer, wo der Untersee langsam in den Rhein übergeht. Es ist Teil des Weilers Stiegen, der heute Teil der Gemeinde Öhningen ist und einst wohl die Landungsstelle für Ort und Kloster gebildet hat.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Bauernhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Zweigeschossiger Bau mit Satteldach in leichter Hanglage
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Gebäude umfasst zwei Geschosse und Satteldach auf einer gedrungen rechteckigen Grundfläche, und es steht mit seiner südlichen Giebelseite am Wasser. Es gliedert sich in einen landeinwärts gelegenen Kernbau mit stark geböschten, verputzten Außenwänden, der etwa ein Drittel der Hauslänge umfasst, und einen zum Rhein hin gelegenen, jüngeren Teil über die verbleibenden zwei Drittel, dessen Außenwände fachwerksichtig sind. Die Eingangstür liegt auf der westlichen Traufseite, von wo in beiden Geschossen ein Stichflur ins Gebäude führt und L-förmig in den südlichen Gebäudeteil abwinkelt. Der Kernbau besitzt gegenüber Außenniveau und südlichem Gebäudeteil ein deutlich tiefer liegendes Innenniveau, was dazu führt, dass vom Flur wiederholt Treppenstufen in die Räume hinunterführen.
Zusammen mit dem südlichen Gebäudeteil wurde auch ein neues Dachwerk über der gesamten Grundfläche abgezimmert, welches das Dachwerk des Kernbaus ersetzt hat.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Südgiebel im 20. Jh. ersetzt.
Bestand/Ausstattung:
Zweiflüglige Tür mit gotischen Beschlägen zur ehemaligen Stube. Bohlenstube.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Türen
    • Bohlenstube
  • Verwendete Materialien
    • Stein
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Balkendach mit Rofen und stehendem Stuhl
  • Holzgerüstbau
    • Mehrreihenständergerüst
  • Steinbau Mauerwerk
    • Wacken/Kiesel
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Flechtwerk
  • Mischbau
    • Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
Konstruktion/Material:
Konstruktiver Aufbau des Kernbaus
Der Kernbau wird von einem Holzgerüst gebildet, für das sowohl Eichen- als auch Nadelholz verwendet wurde. Das Ständergerüst setzt sich aus Bundständern zusammen, die über beide Geschosse am Stück durchlaufen. Es umfasst nur eine einzige Querzone, die in drei Längszonen unterschiedlicher Breite geteilt ist und somit 2 x 4 Bundständer aufweist. Dementsprechend wurden in beiden Geschossen jeweils drei Einzelräume unterschiedlicher Größe angelegt. Das Dachwerk war als Satteldach mit Giebeln über die Breitseite der Grundfläche aufgerichtet, sodass die Traufen an den Schmalseiten nach Osten und Westen zu liegen kamen. In der Orientierung hat dieses Dach dem bestehenden entsprochen.
Die Bundständer wurden sicherlich auf einen Schwellkranz gestellt, von dem aber im einsehbaren Bestand keine Reste mehr zu finden waren. Einer der Bundständer innerhalb der südlichen Giebelwand des Kernbaus weist einen verstärkten, vor die Bundebene vortretenden Fußbereich auf, während der ebenfalls einsehbare, benachbarte Ständer dieses Merkmal nicht zeigte und die weiteren Bundständer von westlicher, nördlicher und östlicher Außenwand an der betreffenden Stelle nicht einsehbar waren. Dem Baubestand der Umgebung zufolge könnte es sich um eine außen vor der Schwelle nach unten reichende Ständerfußschale gehandelt haben.
Die Ausführung der Holzverbindung am Kopfende der Ständer ist ebenfalls typisch für die Region und ersetzt die andernorts übliche Verkämmung: Besonders lange Zapfen an den Ständern sind durch die Rähme gesteckt, schauen oben ein Stück heraus und greifen dort in eine Quernut in den Dachbalken. Auf der Oberseite der Dachbalken finden sich ebenfalls solche Quernuten, was von einem ehemaligen stehenden Stuhl herrührt, der auf Schwellen stand und durch diese hindurch wiederum mit Durchsteckzapfen in die Dachbalken griff. Das Dachwerk wurde später vollständig ersetzt.
Die Aussteifung im Holzgerüst wurde in Form kurzer angeblatteter Kopf- und Fußbänder vorgesehen, von denen nur ein Teil erhalten geblieben ist. Sie wurden nicht geschossübergreifend angebracht. Die Ständer sind jedoch nicht nur kopf- und fußzonig ausgesteift, sondern es laufen auch Kopf- und Fußbänder gegen Geschoss- und Deckenbundriegel. Das Dachwerk war durch jeweils nur ein Fuß- oder Steigband pro Binderquerachse stabilisiert, dessen Anordnung wechselte.
Der Unterbau umfasst zwar nur eine Querzone, doch für das Dachwerk wurde zusätzlich eine Zwischenbinderachse vorgesehen. Da an dieser Stelle kein Bundständer mit Durchsteckzapfen zur Verfügung stand, wurde der Dachbalken dem Rähm einfach aufgenagelt. In den Binderquerachsen wurden die Sparren mit den Dachbalken verblattet, dazwischen jedoch einfache Rofen den Traufrähmen direkt aufgenagelt und das Gebälk unabhängig davon verlegt.
Zumindest am südöstlichen Eckständer stieg ein Kopfband nach Süden auf, offensichtlich um eine weite Vorkragung des Rähms zu stützen, das einst eine vorgezogene Dachfläche trug. Die Nordseite war diesbezüglich nicht einsehbar.
Gedeckt war das Dach allem Anschein nach mit Hohlziegeln, die innerhalb des Gebäudes mehrfache Wiederverwendung erfahren haben.

Wandfüllungen und Raumnutzung des Kernbaus
Unter den drei Räumen innerhalb des Grundrissrasters zeichnet sich der Ostraum durch seine Größe und eine quadratische Grundfläche aus. Weitere bauliche Merkmale lassen hier im Obergeschoss eine beheizbare Stube und somit den Hauptraum des Gebäudes erkennen.
Die vier zugehörigen Bundständer sind stärker dimensioniert, um Doppelnuten für Bohlenwände aufnehmen zu können, und an den Innenecken breit gefast. Die horizontal ausgerichtete Verbohlung mit einer Stärke von 11,5 cm war nur in Resten erhalten, die jedoch im Rahmen des Umbaus herausgenommen worden sind und daher nicht in Originallage eingemessen werden konnten. Auch für die ursprüngliche Lage der Stubentür waren deshalb keine gesicherten Anhaltspunkte mehr vorhanden. Innerhalb der Nuten waren Spuren von Bohrlöchern in regelmäßigen Abständen zu erkennen, mit deren Hilfe die Nuten ausgearbeitet worden waren. Zudem fällt auf, dass im Bereich der Stube Kopf- und Fußbänder mit konkav ausgeschnittenen Blattformen verziert worden sind.
Der Raum besitzt eine Bretterbalkendecke, die mit flach gewölbtem Verlauf unterhalb des Dachgebälks liegt und entsprechend ausgeschnittenen Stirnbohlen aufliegt. Die an beiden Enden kantigen Balkenunterseiten laufen in langgezogene lilienähnliche Formen aus, um in einen halbrunden Querschnitt überzugehen. Einzig beim zentralen Balken wiederholt sich diese Form zu beiden Seiten eines mittig platzierten Kerbschnittmusters, während die übrigen Balken mittig eine Kreisscheibe bzw. in zwei Fällen eine wappenförmige Scheibe besitzen.
Die Decke hatte eine schwarze Färbung, was entweder von Verrußung oder einem schwarzen Anstrich herrührte, ließ keine Farbfassung erkennen und blieb von jüngeren Anstrichen verschont. Die Oberseite war mit einer etwa 6 cm starken Schicht aus einem Gips(?)-Stroh-Gemisch überdeckt.
Als weiterer Bestandteil der Stube kann das nach Osten gerichtete, über die gesamte Breite des Raums reichende Fensterband gelten, das in dieser Form wohl noch auf einen Fenstererker des ursprünglichen Bestands zurückgehen könnte, auch wenn von der Originalsubstanz nichts mehr vorhanden ist bzw. im angetroffenen Zustand davon nichts erkennen ließ.
Hingegen führt die Ausrichtung der Stubendecke zur Annahme, dass die Hauptbefensterung nach Norden oder Süden gelegen haben müsste. Soweit nachvollziehbar, waren die übrigen Außen- und Innenwände des Obergeschosses einfach verriegelt und mit Lehmflechtwerk ausgefacht, wovon Bohrlöcher im Abstand von 30 bis 34 cm an der Unterseite von Rähmen und Dachbalken verblieben sind. Die Türöffnungen wurden jeweils in direktem Anschluss an einen Bundständer platziert und mit einem Sturzriegel nach oben abgeschlossen. Von früheren Fensteröffnungen konnten keine Befunde
aufgenommen werden.
Der mittige Raum des Obergeschosses ist sehr schmal angelegt und kann als Flurküche angesprochen werden. In seiner Nordostecke konnte eine sehr starke Versottung am Rähm von einer früheren Feuerstelle beobachtet werden, wonach hier Herd und Hinterladeröffnung für den Stubenofen zu suchen sein müssten. Von Süden führte eine Tür herein, die offenbar über eine Außentreppe erreicht werden konnte, von deren vorgelagertem Podest die Anschlüsse in Form von Zapfenlöchern und Blattsassen aufgenommen werden konnten.
Der westliche Raum des Obergeschosses kann als Kammer angesprochen werden. Stube, Flurküche und Kammer bildeten zusammen eine vollständige Wohneinheit mit gehobener Ausstattung, wie die aufwändig gestaltete Bretterbalkendecke noch deutlich vor Augen führt.
Nach den wenigen einsehbaren Befundstellen im Erdgeschoss zu schließen, waren im Bereich des Ostraums Nuten zur Aufnahme der Wandfüllung an Geschoss- und Deckenbundriegel vorhanden. Innerhalb seiner westlich gelegenen Innenwand waren Teile einer vertikal ausgerichteten Spundwand aus recht breiten, genuteten Balken im Wechsel mit ebenfalls vertikal verlaufenden Brettern erhalten geblieben, die aber im Rahmen des Umbaus herausgenommen worden sind. Zwei davon ließen sich als ehemalige Türpfosten identifizieren. Die Decke dieses Raums ist konstruktiv in ähnlicher Weise beschaffen wie eine Spundwand bzw. eine Bretterbalkendecke aus abwechselnd genuteten Balken und Brettern gleicher Ausrichtung, doch in deutlich breiteren Dimensionen als bei der Stubendecke, unverziert und nicht gewölbt. Entweder handelt es sich einfach um einen wärmegedämmten Boden für die obergeschossige Stube, der dann aber – da von dort nicht sichtbar – mit verhältnismäßig hohem Aufwand beschaffen wäre, oder auch hier war eine Raumnutzung untergebracht, für die ebenfalls ein gewisser Aufwand für die Ausstattung betrieben wurde, auch wenn weit hinter dem des Obergeschosses zurückbleibend. Die andere der beiden Innenwände war mit einfacher Verriegelung und Flechtwerkfüllung geschlossen, während für die übrigen Außenwände keine gesicherten Befunde aufgenommen werden konnten.
In den westlichen Raum des Erdgeschosses führte eine Tür von Süden her und der östliche Raum besaß eine Verbindung zum mittigen Raum, was anhand ausgebauter Teile festgestellt werden konnte, doch deren Ausrichtung blieb unklar. Weitere Innen- und Außentüren wären nach verschiedenen Richtungen denkbar. Der nördliche Bereich des mittigen Raums weist eine auffallende Rußschwärzung auf.
Die Nutzung des Erdgeschosses war derjenigen des Obergeschosses untergeordnet, so dass es sich um einfache Lager- oder Gewerberäume handeln dürfte. Die besondere Deckenbildung und Wandfüllung des Ostraums in Verbindung mit den Rußspuren im Mittelraum könnten vermuten lassen, dass hier ein beheizbarer Amts- oder Kontorraum gelegen hat.

Ausrichtung und ursprüngliche Anlage des Kernbaus
Die gesamte Anordnung des Grundrisses legt nahe, dass das Gebäude nach Osten ausgerichtet war und die Erschließung von dort erfolgte – also anders als heute, wo die Eingangstür in der westlichen Traufseite liegt. Hinweise darauf sind vor allen Dingen die Lage der Stube und die Anordnung ihres Fensterbands, zudem die östliche Platzierung der Eingangstür in den Flur und die Ausrichtung der Abbundzeichen, sowie die Tatsache, dass eine von Westen her aufsteigende Treppe die Tür in den Westraum des Erdgeschosses blockiert hätte.
Eben diese Tür läge bei einer Ausrichtung des Gebäudes nach Osten weit abgelegen jenseits der Treppe, sodass davon auszugehen ist, dass der Ostraum, möglicherweise zusammen mit dem Mittelraum, gesondert erschlossen gewesen sein dürfte.
Ausrichtung und Erschließung von Osten her führen zur Überlegung, dass die Stiegener Straße damals in gerader Linie östlich am Gebäude vorbei direkt zum Wasser führte oder in eine ebenfalls östlich des Gebäudes gelegene, geschlossene Hof- oder Hafenanlage mündete.
Des seltsam schmalen Zuschnitts des Grundrisses mit seinen hintereinander gestaffelten Räumlichkeiten und des über die Breitseite aufgesetzten Satteldachs wegen kann ausgeschlossen werden, dass es sich in dieser Form um ein freistehendes Gebäude gehandelt hat. Nach Süden bestand eine Giebelwand mit Außentreppe, deren vom Ort abgewandte Lage nahe dem Ufer vermuten lässt, dass auf der Landseite dafür kein Platz war. Ob sich das Gebäude einst nach Norden hin fortgesetzt hatte, konnte nicht gesichert nachgewiesen werden. Daher ist entweder davon auszugehen, dass der Kernbau den Rest eines größeren Gebäudes unbekannter Nutzung darstellt, in welchem südlich eine abgesonderte Wohneinheit – etwa als Verwalterwohnung o.ä. – angelegt war, oder dass das Gebäude an eine damals bereits bestehende Bebauung angefügt worden war, entweder als funktionale Ergänzung zu diesem oder im Sinne eines funktional eigenständigen Reihenendhauses.
Aus Schriftquellen ist für das Jahr 1562 die Errichtung eines sog. „Grethaus[es]“ als herrschaftliches Lagergebäude „an den Staden in guotem Dach, Gemach und Beschließen“ nachweisbar (nach Angaben H. Berner, Dorf und Stift Öhningen, S. 334; nur teilweise im Wortlaut zitiert).
Mit „Gemach“ ist wohl eine darin integrierte Wohneinheit gemeint. Das untersuchte Gebäude würde dazu gut passen, ist aber drei Jahrzehnte früher errichtet worden. Ein Zusammenhang kann dennoch nicht ausgeschlossen werden, indem etwa das erwähnte Gretgebäude nicht völlig neu errichtet, sondern nur in Teilen erneuert worden wäre (weitere Quellen sind dem Verfasser nicht bekannt bzw. wurden nicht erhoben).

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