Bauernhaus
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
| Straße: | Freudenstädter Straße |
| Hausnummer: | 11 |
| Postleitzahl: | 78655 |
| Stadt-Teilort: | Dunningen-Seedorf |
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| Regierungsbezirk: | Freiburg |
| Kreis: | Rottweil (Landkreis) |
| Wohnplatzschlüssel: | 8325014010 |
| Flurstücknummer: | keine |
| Historischer Straßenname: | keiner |
| Historische Gebäudenummer: | keine |
| Lage des Wohnplatzes: |
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| Geo-Koordinaten: | 48,2481° nördliche Breite, 8,4901° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Der Kernbau des Gebäudes ist in seiner Grundstruktur im Wesentlichen erhalten geblieben, aber im Laufe der Zeit wurden weite Teile seiner Substanz ersetzt. Beim Stall wurden die Außenwände in mehreren Phasen nach und nach vollständig durch Mauerwerk und auch die Decke in weiten Teilen durch andere Konstruktionsweisen ausgetauscht. Im Wohnbereich vergrößerte man die neben der Haustür gelegene Hauptkammer in den Flur hinein, Teile des Fachwerks wurden durch Vergrößerung von Fenstern und Türen bzw. den Einbau zusätzlicher Türöffnungen überformt, und es wurden die Bohlenwände der Stube sowie die Giebelwand in ganzer Länge vollständig durch Mauerwerk ersetzt. In der südlichen Haushälfte ersetzte man die südliche Giebelwand über die Höhe des Schopfes durch Mauerwerk und kürzte die Ständer dafür. Von den Wandfüllungen hat sich nur ein einziges Wandfeld erhalten, da der Schopfbereich zur Tenne geöffnet, der ganze Bereich nach hinten durch einen Anbau verlängert und am Südgiebel eine vollflächige Bretterverschalung aufgebracht wurde. Das Dachwerk ist hingegen noch weitgehend vollständig, einschließlich des Giebelfachwerks, aber mit Ausnahme einer Ausdünnung der Konstruktion, wo der Dachraum in den rückwärtigen Anbau hinein geöffnet wurde.
Das Gebäude ist Stück für Stück um Anbauten erweitert worden. Der Stall war davon nicht betroffen und hatte zuletzt noch dieselbe Größe wie bei der Errichtung. Im nordöstlichen Eckbereich wurde nach hinten ein Anbau angefügt, der im Erdgeschoss als Mostkeller genutzt wurde, später abermals um eine Schuppen verlängert. Das Obergeschoss des Anbaus nahm einen Wohnraum und eine kleine Küche auf, die in Verbindung mit der nordöstlichen Kammer des Kernbaus eine eigenständige kleine Wohneinheit bildeten. Vermutlich diente der Raum im Anbau als kleine Stube, gefangen hinter der zugehörigen Schlafkammer. Ein Laubengang, der dem Obergeschoss hinten angefügt worden war, war vom Flur aus zugänglich, hatte einen Zugang von der Küche im Anbau und führte weiter nach Süden, bot Zugang zu einem weiteren rückwärtigen Anbau mit Wirtschaftsräumen und einem Abort, und führte weiter in die Südhälfte des Gebäudes. Die Südhälfte wurde nach Osten in voller Höhe bis zum First um einen großen offenen Raum stark erweitert, um zusätzlichen Raum für das Heulager zu gewinnen.
Im Dachraum wurden über die Fläche der ersten Querzone des Obergeschosses nacheinander abgeschlossene Fruchtkammern eingebaut, weitere Fruchtschütten im Querdach des nordöstlichen Anbaus eingerichtet und im 2. Dachgeschoss eine Räucherkammer untergebracht. Das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes wird durch einen Schindelmantel bestimmt, der die Außenwände des Wohnbereichs und das nördliche Giebeldreieck bedeckt.
(1679)
für das Jahr 1679 (d) ermittelt werden.
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Untergeschoss(e)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Kurzanalyse und Schadensdokumentation
Beschreibung
- Siedlung
- Dorf
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Bauernhaus
Nebengebäude ergänzen das Ensemble: Die bereits eingefallene Überdachung eines außerhalb nördlich des Vordergiebels gelegenen Erdkellers, sowie eine Schmiede östlich hinter dem Haus.
Zonierung:
Für die Stallungen im Erdgeschoss der nördlichen Haushälfte ist die Grundfläche in drei Querzonen geteilt, in deren beiden äußeren das Vieh stand und in deren Mitte ein Futtergang verlief. In dieser Form besteht der Stall noch heute. Der Dreierteilung entsprechend öffnen sich Türen in der vorderen Traufwand: jeweils eine unmittelbar an den Ecken als Zugang zum Melken und Ausmisten, sowie eine in der Mitte in den Futtergang. Von letzterer lässt sich die ursprüngliche Breite anhand von Zapfenlöchern der Türstiele nachweisen.
Die Wohnräume im Obergeschoss sind ihrerseits auf drei Querzonen verteilt, wobei eine der Querbundachsen in ihrer Lage vom Erdgeschoss abweicht, um eine breite Zone am Vordergiebel und eine schmale mittige Zone auszubilden. In der schmalen Zone in der Mitte verläuft der Flur, den man über eine Außentreppe erreicht und der alle anderen Räume erschließt. Im hinteren Teil führen Treppen nach unten in den Futtergang und ins Dach. Die verschobene Lage der Tür in den südöstlichen Raum weist die Treppenstelle als bauzeitlich nach. Innerhalb der breiten Zone liegt die Stube in vorderer Ecklage, daneben die Küche und in der hinteren Ecke eine Kammer. Die dritte Querzone teilen sich drei Kammern, von denen die mittige ursprünglich kein Fenster besaß, später aber eine kleine Fensteröffnung zur Tenne hin erhielt. Ob an der Rücktraufe schon anfangs ein Laubengang verlief, konnte nicht nachgewiesen werden.
Die südliche Haushälfte ist in zwei Querzonen geteilt. Jene auf der Seite zu Wohnräumen und Stall wird von einer hohen Tenne eingenommen, die sich in der Vordertraufe mit einem großen Tor öffnet und nach hinten anfangs geschlossen war. Die andere Zone am Südgiebel nahm einen niedrigen Schopf auf, der in der vorderen Traufwand ein Tor hatte. Darüber war ein zur Tenne und zum Dach offener Raum, der als Heulager diente.
Im Dach waren ursprünglich keine Zwischenwände vorhanden. Der Dachraum diente im südlichen Teil als Heulager, nördlich zur Unterbringung und Lagerung verschiedener Dinge.
Schadensbild
Zuletzt wurde das Gebäude über Jahrzehnte hinweg von einer einzigen Person bewohnt, die bis vor kurzem noch Vieh im Stall stehen hatte. Bauunterhalt wurde seit langem nicht mehr betrieben, Bauschäden nicht repariert, einzelne Räume wurden mit allerlei Hausrat und Überbleibseln überfüllt und die südöstliche Kammer des Kernbaus war kurioserweise über sehr lange Zeit nicht mehr betreten worden. Durch Schäden der Dachhaut eindringendes Wasser wurde teilweise in Eimern aufgefangen, diese aber auch schon lange nicht mehr geleert. An mehreren Stellen hat sich deshalb in den Wohnräumen der Deckenputz gelöst. In der Decke der Stube, deren sichtbare Unterseite von festen Spanplatten gebildet wird, lief bei der Erweiterung einer Schadstelle – mit der die Bretterbalkendecke nachgewiesen werden konnte – stehendes Wasser heraus.
Die schon einige Zeit zurückliegenden Anbauten und Erneuerungen haben die ursprüngliche Bausubstanz stark reduziert. Während das Dachwerk noch weitgehend vollständig und intakt ist, ist der Wohnbereich in seiner Substanz stark reduziert, da hier ein größerer Teil der Wände ausgetauscht worden ist.
Vom darunterliegenden Stall wurden die Außenwände vollständig und das Deckengebälk weitgehend in anderen Konstruktionsweisen ausgewechselt. In der südlichen Haushälfte wurde das Gerüst durch eine massive Sockelmauer im Erdgeschoss reduziert und durch die Erweiterung nach hinten stark ausgedünnt.
Die Mehrzahl der späteren Veränderungen und Anbauten wäre bei einer Sanierung des Gebäudes hinfällig. Das Mauerwerk der Außenwände des Stalls ist von den Exkrementen durchtränkt, die Decke vom feuchten Klima vergammelt und dürfte sicherlich als nicht mehr tragfähig gelten. Die im Wohnbereich durch Hohlblockmauerwerk ersetzten Außenwände sind in dieser Form nicht dauerhaft, da sie unten auf schadhaften Rähm- bzw. Schwellhölzer gründen. Der Laubengang und der mittige Anbau auf der Rückseite sind schadhaft und die östliche Erweiterung von Tenne und Heulager stellt lediglich eine wenig standhafte Raumhülle mit löchriger Verschalung dar, deren Innenleben zugunsten maschineller Bewegungsfreiheit ausgehöhlt worden ist.
Fazit: Durch Um- und Anbauten wurde der Originalbestand stark reduziert und durch die in den letzten Jahrzehnten eingetretenen Schäden sind weitere Bereiche geschädigt. Ausstattungen aus der Bauzeit oder späterer Zeit sind nicht vorhanden. Die Anbauten sind in ihrer Mehrzahl konstruktiv nicht haltbar, da entweder wenig solide errichtet oder schadhaft. Bei einer Sanierung dürfte im Wesentlichen nur das Dachwerk des Kernbaus zu halten sein. In Zahlen ausgedrückt: Von der Originalsubstanz des Kernbaus dürfte etwa 60 % erhalten sein, abzüglich geschädigter Teile noch etwa 40 %. Auf den gesamten Baubestand wie angetroffen hochgerechnet, sähe die Rechnung noch ungünstiger aus, denn abzüglich der Anbauten und des gesamten Stallbereichs samt Decke wäre bestenfalls noch 30 % erhaltensfähige denkmalrelevante Bausubstanz. Realistischerweise würde bei einer Sanierung bestenfalls das Dachwerk übrigbleiben.
Konstruktionen
Der Kernbau weist heute einige gemauerte Wände auf, war aber ursprünglich als reiner Holzbau errichtet. Entsprechend der Teilung in eine nördliche Haushälfte mit Wohnräumen und Stall und eine südliche mit Tenne, Schopf und Heulager war auch das Holzgerüst konstruktiv unterschiedlich ausgebildet. Die Nordhälfte ist mit zwei Stockwerken abgezimmert, einschließlich der Trennwand zur Tenne, was die gegeneinander verschobene Querzonenteilung möglich machte. Bedingt durch die hohe Tenne, die über beide Geschosse reicht, ist die südliche Haushälfte aus zweigeschossigen Ständern aufgebaut. Der Anschluss an die Nordhälfte erfolgt durch hohe Ständer, die unmittelbar vor die beiden Ecken gestellt wurden, wovon derjenige in der Vordertraufe als Toranschlag, diejenige in der Rücktraufe als Wandanschluss diente. In der Querbinderachse zwischen Tenne und Schopf war der heute fehlende Geschossriegel an beiden Enden mit Versatz eingezapft und vernagelt, dazwischen über die beiden Ständer geblattet.
Der Deckenbundriegel in der Vordertaufe, zugleich Sturz des Schopftors, ist in den linksseitigen Ständer mit Versatz verzapft, am rechtsseitigen jedoch angeblattet, was vermutlich auch für die weiteren Deckenbundriegel dieser Zone gegolten hat. Das Geschossgebälk war hier in Längsrichtung gespannt.
Das Ständergerüst des Kernbaus ist in ganzer Länge in drei Längszonen geteilt, die im Stallbereich und in der Südhälfte nur konstruktiv ausgebildet sind. Nur innerhalb des Wohnbereichs konnten sie eine Funktion für die Raumteilung wahrnehmen, sodass ihre Lage von der Größe der Räumlichkeiten bestimmt worden war.
Die Art und Weise der Wandfüllungen wurde den unterschiedlichen Nutzungen entsprechend gewählt und die dazu jeweils passende Form der Aussteifung ausgeführt. Von den Umfassungswänden des Stalls sind weder Bund- oder Zwischenständer noch Wandfüllungen erhalten, doch lassen sich mehrfach abgesägte Blätter von Kopfbändern beobachten, woraus im lokalen Vergleich auf Blockfüllungen geschlossen werden kann. Außen- und Innenwände der Wohnräume sind mit ausgemauerten Fachwerkfüllungen mit Feldstreben und zweifacher Verriegelung versehen.
Eine Ausnahme bildet hier die Stube, für die zumindest anhand einer breiten Nut im einzigen erhalten Eckständer eine Bohlenwand zum Flur hin nachgewiesen werden konnte, ohne dass hier dazu passende Kopfbänder zum Einsatz gekommen wären. Zur Küche hin besaß die Stube jedoch eine Fachwerkwand, sodass weitere Bohlenfüllungen nur für die beiden Außenwände angenommen werden können. Während davon ausgegangen werden kann, dass bei den übrigen Räumen die Decke nur durch die einfache Dielung des Dachbodens gebildet war, erhielt wiederum die Stube eine besondere Deckenausbildung, indem die Dachbalken genutet und weitere genutete Balken zwischengelegt und Bretter in Längsrichtung geschoben wurden, sodass eine Bretterbalkendecke entstand. Wand- und Deckenausbildung diente der Wärmedämmung dieses einzigen beheizten Raums.
Im Erdgeschoss der südlichen Haushälfte weisen auf die bauzeitliche Wandfüllung lediglich Nuten in den Ständern hin, wo aller Wahrscheinlichkeit nach Blockfüllungen eingesetzt waren. Im Obergeschoss hat sich oberhalb des früheren Schopftors eine Spundfüllung aus abwechselnd stehenden Brettern und genuteten Bälkchen erhalten, seitlich in Nuten in den Ständern, oben in einem gesonderten Rähmriegel eingelassen. Nuten in den übrigen Ständern lassen auf dieselbe Füllung auch für die südliche und östliche Außenwand vermuten. Aussteifungshölzer wurde nur kopfzonig vorgesehen, bei Wandfüllungen beidseitig verblattete Kopfbänder, ohne Füllung als einseitig verblattete Blattstreben.
Das Dachwerk ist mit liegendem Stuhl auf Schwellen und einem zusätzlichen stehenden Stuhl in der Mittelachse abgezimmert, mit Ausnahme stehender Ständer in beiden Giebelwänden. Die Ständer der mittigen stehenden Achse sind mit einem verbreiterten Kopf versehen. Die Aussteifung innerhalb der Querbinderachsen und der mittigen Längsachse erfolgte mittels verzapfter Kopfstreben, der Windverband zwischen den liegenden Stuhlständern durch lange Fußstreben. Das 2. Dachgeschoss ist ohne Stuhl geblieben. Die Sparren sind unten den Dachbalken angeblattet und bilden in Verlängerung den Dachvorsprung.
Mit den Kehlbalken sind sie verzapft. Innerhalb der südlichen Querzone ist das Dachgebälk ausgespart, indem an beiden Traufseiten kurze Dachfußbalken in Wechselbalken laufen.
Der Nordgiebel ist mit einer zweifach verriegelten, ausgemauerten Fachwerkfüllung mit Fuß- und Feldstreben geschlossen. Das südliche Giebeldreieck ist demgegenüber nur mit einer einfachen Verriegelung und wenigen Feldstreben gefüllt und bildete die Unterkonstruktion für eine einfache Bretterschalung.
Die ursprüngliche Ausbildung der Dachdeckung konnte nicht ermittelt werden.
Bautyp
Die unterschiedlichen Bauweisen und Hausformen des Schwarzwalds und des Altsiedellands der Neckarlandschaft vermischen sich im Landstrich zwischen Schwarzwaldrand und Neckartal in vielfältiger Weise (vgl. Stefan King: Der Specksepplehof - Chronik eines untergegangenen Kulturdenkmals und Anmerkungen zur Typologie im Vergleich mit anderen Bauernhäusern der Region. In: Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung, Band 5, 2002, S. 63-102). Sofern es nicht um den Bau besonders großer Bauernhäuser ging, sind die Anwendung Schwarzwälder Konstruktionsformen zumeist als Maßstab von Rückständigkeit zu werten, zumindest unter der Betrachtung dessen, was sich später dann flächendeckend durchgesetzt hat.
Das untersuchte Gebäude stellt eine Hausform dar, wie sie sowohl für den nördlichen Schwarzwald als auch die Neckarregion bis auf die Alb zu finden ist. Als Einfluss seitens des Schwarzwaldhauses kann die Anblattung der Sparren an die Dachbalken und die Bildung des Dachvorsprungs durch dieselben betrachtet werden. Hingegen wurde das Dachwerk mit liegendem Stuhl, verzapften Kopfstreben und vor allem ohne Firsträhm ausgeführt, ein beeindruckender Fachwerkgiebel geschaffen und auf Walme gänzlich verzichtet. Altertümlich erscheinen Bohlenwände und Bretterbalkendecke, was aber wenig östlich in Villingendorf (siehe Aufsatz zum Specksepplehof) und Bösingen (vgl. Untersuchung des Gebäudes Lindenbühlstraße 2 in Bösingen vom November 2008) ebenfalls dokumentiert werden konnte. Bemerkenswert ist die Ausstattung mit einer gut funktionierenden Kaminanlage, wofür sich Parallelen etwa im südlich gelegenen Dunningen finden, nicht jedoch auf dem westlich gelegenen Sulgen (siehe Aufsatz zum Specksepplehof).


