Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Stadtmuseum, sog. Herdersches Haus

ID: 207161677418  /  Datum: 23.07.2018
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Hauptstraße
Hausnummer: 20
Postleitzahl: 78628
Stadt-Teilort: Rottweil

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Rottweil (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8325049025
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die früheste Inschrift nennt Caspar Ignazius Herderer als Amtsbürgermeister und die Jahreszahl 1709, ohne jedoch den Anlass für die Anbringung des Steins anzugeben. Die nachfolgende lateinische Inschrift mit Chronogramm berichtet von einer Neuausstattung bzw. Neuausschmückung des Gebäudes durch dessen Sohn Thaddäus Herderer im Jahre 1780. Die Inschrift wurde bei Neuanstrichen der Fassade vermutlich bereits mehrfach erneuert, was die seltsame Lücke erklären könnte, weil hier der Text möglicherweise irgendwann nicht mehr lesbar war. Die beiden nachfolgenden Inschriften gehen offensichtlich auf Erneuerungen des Fassadenanstrichs im Jahr 1978 und 2005 zurück.
Für eine dendrochronologische Altersbestimmung wurden insgesamt 12 Holzproben an unterschiedlichen Stellen des Gebäudes entnommen. 11 der Proben aus dem Hauptdach, dem Dach des südöstlich anstoßenden kleinen Annexes sowie den Innenwänden von Erd-, 1. und 3. Obergeschoss erbrachten das einheitliche Ergebnis einer Fällung der Hölzer um 1709 (Probe Nr. 10 wies keine Waldkante auf, ist mit dem Datum ihres letzten Jahrrings aber nicht weit vom Ergebnis der übrigen Proben weg und kann daher ebenfalls 1709 datiert werden). Eine weitere Probe aus dem Fachwerk des östliche Giebeldreiecks erbrachte kein Ergebnis.

Zwischen zwei mittelalterlichen Trennwänden zu den Nachbarhäusern wurde 1709 ein Neubau gesetzt.
Möglicherweise ist die Fassade bereits ein Jahrhundert früher entstanden und wurde beim Neubau integriert. Errichtet wurde es vom damaligen Bürgermeister. Dessen gesellschaftlicher Stellung entsprechend waren die Grundrisse großzügig bemessen und die Ausstattung beschaffen. Die besseren Räumlichkeiten besaßen offenbar eine Holzvertäfelung an Wänden und Decken, die aber bei einer Neuausstattung des Gebäudes um 1780 durch Wandputz und einfach gestaltete Stuckdecken ausgetauscht wurde. Um oder kurz nach 1884 erfolgte die Einrichtung der Altertumshalle im Erdgeschoss als Beginn musealer Nutzung. Damit stand die Schaffung eines abgetrennten Treppenhauses, die Erneuerung der Treppen und der Durchbruch zusätzlicher Türen in die anschließenden Räume in Verbindung. Heute wird das ganze Gebäude von Ausstellungsräumen und Museumsmagazinen eingenommen.


1. Bauphase:
(1709)
Errichtung des gesamten Innengerüst aller Geschosse und das Dachwerk mitsamt dem Annex um 1709 (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt

2. Bauphase:
(1780)
Eine aufgemalte Inschrift über dem Torbogen berichtet von einer Neuaustattung bzw. Neuausschmückung des Gebäudes unter Thaddäus Herderer im Jahre 1780. Diese Arbeiten haben sich allem Anschein nach im Wesentlichen auf Veränderungen der Innenausstattung beschränkt.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Ausstattung

3. Bauphase:
(1780 - 1830)
Im ausgehenden 18. oder frühen 19. Jahrhundert wurden beide bis dahin vermutlich gemauerten Giebelwände vom 2. Dachgeschoss aufwärts durch Fachwerk ersetzt.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
Konstruktionsdetail:
  • Holzgerüstbau
    • allgemein

4. Bauphase:
(1884)
Einrichtung der Altertumshalle und weitere Veränderungen, 1884 a und später
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht / Stadtmuseum, sog. Herdersches Haus in 78628 Rottweil (Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzanalyse und dendrochronologische Altersbestimmung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäudes ist Teil der langen Häuserzeile auf der Südseite der Oberen Hauptstraße.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude setzt sich aus einem viergeschossigen Hauptbau mit Keller und traufständigem Satteldachs sowie einem rückwärtigen schmalen Annex mit ebenso vielen Vollgeschossen und Querdach zusammen. Die Fassade fällt durch reiche Ornamentik und gleich zwei Erker im Stadtbild besonders auf.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die Grundrissgliederung aus der Bauzeit um 1709 ist, soweit nachvollziehbar, in der heutigen Gebäudestruktur in allen Geschossen noch weitgehend erhalten geblieben und ablesbar. Der konstruktive Aufbau des Innengerüstes mit vier querlaufenden Unterzügen in allen Geschossen gab ein Grundraster von fünf Zonen vor bzw. dessen Anlage stand von vornherein in Wechselwirkung mit den Nutzungsanforderungen.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Von der bauzeitlichen Ausstattung haben sich vor allem die Türeinfassungen und Türblätter in allen drei Obergeschossen erhalten. Die Türen sind in den einzelnen Geschossen jeweils unterschiedlich gestaltet.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • allgemein
  • Holzgerüstbau
    • allgemein
  • Dachform
    • Satteldach
Konstruktion/Material:
Konstruktiver Aufbau
Die Umfassungswände des Gebäudes bestehen aus Mauerwerk, wobei die beiden Trennwände zu den Nachbarhäusern vom 2. Dachgeschoss an aus Fachwerk bestehen, das aber erst nachträglich eingebaut worden ist und vermutlich bauzeitliches Mauerwerk ersetzt hat. Der rückwärtige Annex besitzt ebenfalls gemauerte Außenwände gleicher Stärke, im Dach aber einen bauzeitlichen Fachwerkgiebel.
Nur von der westlichen Trennwand ist derzeit im 1. Dachgeschoss die Mauerstruktur großflächig einsehbar, wo das mittelalterliche Mauerwerk aus Bruchsteinen in regelosem Verband mit hochgebranntem Stuckmörtel besteht, das in Verbindung mit den Baumaßnahmen um 1709 errichtete Bruchsteinmauerwerk aber mit Kalkmörtel vermauert wurde und einen hohen Anteil an Ziegelstücken aufweist. Entsprechend der Rottweiler Baustruktur ist in den unteren Teilen der gemeinsamen Trennwände ein ganzes Sammelsurium von Mauerwerken und Eingriffen aus unterschiedlichsten Zeiten zu erwarten.
Der Aufbau der westlichen Trennwand im 1. Dachgeschoss macht deutlich, dass die Grundfläche gegenüber dem Giebel des Vorgängerbaus stark nach hinten ausgedehnt und das Gebäude um ein zusätzliches Geschoss erhöht worden ist. Für das bestehende Gebäude bedeutet dies, dass die rückwärtige Traufwand und der anschließende Teil der westlichen Giebelwand neu geschaffen worden sind, aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Umfassungswände des Annexes. Der Knick in der westlichen Trennwand kam dadurch zustande, dass das neu errichtete Stück von der Rücktraufe des westlichen Nachbarhauses an orthogonal zur Straßenfassade ausgerichtet ist – ungewiss ob absichtlich oder eher zufällig aus anderen Gegebenheiten heraus –, während rückwärtige Traufwand und Annex orthogonal zu den Trennwänden stehen. (Der konstruktive Aufbau der straßenseitigen Fassade wurde oben bereits angesprochen.) Die Tür- und Fensteröffnungen in der rückwärtigen Traufwand und dem 3. Obergeschoss der Straßenseite werden von hölzernen, ins Mauerwerk eingelassenen Balkenleibungen mit Bretterverwahrungen gebildet. Innerhalb der unteren drei Vollgeschosse sind die innenliegenden Nischen der Wandöffnungen stichbogig gewölbt, im 3. Obergeschoss hingegen aus Sturzhölzern gebildet. Die nach Westen gelegene Fensteröffnung im 1. Dachgeschoss weist ein sandsteinernes Gewände auf, das der Oberflächenbearbeitung wegen aus dem 16. Jahrhundert stammen dürfte und Wiederverwendung erfahren hat.
Nur im 3. Obergeschoss sind größere Bereiche von Innenfachwerk und Deckengebälk einsehbar, sowie im Erdgeschoss ein Stück einer Fachwerkinnenwand, ansonsten ist mit Ausnahme einiger weniger Sondagen der Aufbau der Konstruktion nur aus den Wandstärken bzw. der Ausrichtung der Unterzüge zu erschließen. Das Innengerüst ist vollständig als Holzgerüst ausgeführt. Die Innenwände sind als Fachwerk mit zumeist zweifacher Verriegelung und Feldstreben aufgebaut. Innerhalb des Hauptbaus sind die Balkenlagen der Geschossdecken in allen Geschossen in die Tiefe verlegt, d.h. nord-südlich ausgerichtet, und lagern auf jeweils drei bzw. vier querlaufenden, zwischen die Trennwände zur Nachbarbebauung gespannten Unterzügen bzw. Wandrähmen. Hauptbau und Annex sind konstruktiv getrennt, indem in allen Geschossen ein Unterzug die Flucht der rückwärtigen Traufwand fortsetzt. Im Annex ist das Gebälk über dem Erdgeschoss ebenfalls nord-südlich ausgerichtet, in den Obergeschossen hingegen in Querrichtung ost-westlich verlegt. Für das Innengerüst wurde hauptsächlich Nadelholz verwendet und lediglich für die Hauptständer innerhalb der Fachwerktrennwand im Erdgeschoss ist der Einsatz von Eichenholz zu beobachten, was sicherlich auch für die Wandschwelle dort zugetroffen haben dürfte.
Das Dachwerk des Hauptbaus ist in zwei Geschossen mit einer liegenden Stuhlkonstruktion abgezimmert, dessen Stuhlpfetten mit polygonalem Querschnitt der Dachschräge angepasst sind und
dessen Kopfstreben mit Versatz verzapft sind. Nur im 1. Dachgeschoss steht der Stuhl auf Stuhlschwellen, sodass die mit einfacher Längsverriegelung kombinierte Längsaussteifung in beiden Geschossen unterschiedlich ausgebildet ist. Eine Verbindung zum westlichen Fachwerkgiebel besteht
nur in der einfachen Auflage der Pfetten, sodass das Fachwerk vermutlich aus späterer Zeit stammt, was beim östlichen Fachwerk noch deutlicher erkennbar ist.
Das Satteldach des Annexes ist in einfacher Weise mit mittiger stehender Stuhlachse und Fachwerkgiebel ausgebildet. Ein Dachfirstständer im Giebeldreieck trägt eine Firstpfette, die am anderen Ende einem der Sparren des Hauptdachs aufgelegt ist. Eine Längsaussteifung erfolgt durch eine am oberen Ende angeblattete Kopfstrebe.
Innengerüst und Dachwerk des Hauptbaus bilden eine zimmerungstechnische Einheit, deren Bezugsachsenschnittpunkt – der Beginn der Abbundzeichenfolgen – an der Nordwestecke liegt. Dachwerk und Innengerüst des Annexes sind zimmerungstechnisch völlig getrennt davon und an den Hauptbau mehr oder weniger nur angehängt, sodass allein die Dendrodaten deren gleichzeitige Entstehung nachweisen.
Die Deckung des Dachs dürfte 1709 sicherlich mit Biberschwanzziegeln erfolgt sein, was am Baubestand selbst jedoch nicht nachgeprüft werden konnte.
Der Keller des Hauptbaus besitzt ein Tonnengewölbe aus Bruchsteinen, dessen Scheitel ost-westlich verläuft, sodass eine der beiden Wölbungsflanken zur Straße gerichtet ist, wo drei schmale Schlitze für Kellerfenster ausgespart sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde die Wölbung zwischen älteren Umfassungsmauern eingezogen. Die starke Einrückung des Wandfußes von der Außenflucht ist wohl dadurch zu erklären, dass hier ein breites Wölbungsauflager geschaffen wurde. Sicherlich ist dies auch an der rückwärtigen, südlichen Flucht geschehen, möglicherweise wurde aber die Grundfläche des Kellers noch zusätzlich verkleinert, um einen flachen Wölbungsverlauf und damit niedrige Seitenbereiche zu vermeiden. Vielleicht hängt damit die kleine bodennahe Nische innerhalb des rückwärtigen Gewölbefußes zusammen, die der Überbrückung eines älteren Sickerschachts o.ä. geschuldet sein könnte. Der Abgang ist mit einer flachen Stichwölbung aus Backsteinen versehen.
Eine weitere Wölbung findet sich im nur wenig eingetieften Erdgeschoss des Annexes, dem heute die Stirnwand fehlt.
Abdruck und Aussparungen des früheren Kamins im 1. Dachgeschoss zeigen an, dass es sich um einen recht ausladenden Rauchfang gehandelt haben muss, da er vom 1. und 2. Obergeschoss heraufführend das 3. Obergeschoss wohl nur durchlief, im Dach aber immer noch eine ansehnliche Ausdehnung aufwies. Im höheren Teil des stark versotteten Abdrucks sind zwei vertikale Werksteine zu erkennen, die wie eine vermauerte Fensteröffnung erscheinen. Was es damit auf sich hat, konnte nicht geklärt werden. Es liegt nicht im Bereich des überbauten, mittelalterlichen Giebeldreiecks, es kann sich nicht um ein bei der Giebelerhöhung angelegtes und beim weiteren Ausbau wegen des Kamins gleich wieder zugesetztes Fenster handeln, da es viel zu hoch liegt und eine Rauchaustrittsöffnung in mittelalterlicher Manier oder ein Durchlass zu einer Weiterführung auf der anderen Seite der Trennwand erscheint wenig wahrscheinlich.

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