Baukomplex
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Gerwigstraße |
Hausnummer: | 1-5 |
Postleitzahl: | 78120 |
Stadt-Teilort: | Furtwangen |
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Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Schwarzwald-Baar-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8326017037 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Sog. Ochsenhäusle, Marktplatz 7 (78120 Furtwangen)
Martinskapelle, Neuweg 9 (78120 Furtwangen)
Bauphasen
Bei dem um das Jahr 1736 (d) ohne Stall errichteten Gebäude handelt es sich um keinen bäuerlich genutzten Schwarzwaldhof, sondern um einen repräsentativen und hinsichtlich seiner Dachkonstruktion innovativen Funktionsbau. Vergleichbar dem Vogtshaus diente es wohl als Verwaltungssitz einer lokalen Grundherrschaft. In diesem Kontext erfolgte hier die Umsetzung herrschaftlicher Ansprüche, sowie die Lagerung und der Umschlag landwirtschaftlicher Güter.
****Nachtrag zur Bauhistorische Dokumentation und Kurzuntersuchung (2014)***
Nach den aufgenommenen Befunden ist es möglich die bauzeitliche Gliederung für das Obergeschoss des Wohnteils vollständig aufzuzeigen.
Danach befanden sich am Straßengiebel drei Raumeinheiten. Je eine Stubenkammer in den Ecklagen und die zwei Geschosse hohe Küche mit dem in das Obergeschoss reichenden gewölbten Rauchfang in der Mitte. Der Küchenhohlraum besaß keinen Zugang, die Türöffnungen der Stubenkammern sind noch erhalten.
Sie waren über einen, die gesamte Hausbreite durchziehenden Gang erreichbar. Seitlich des Ganges war je Traufseite eine schmale Kammer angelegt, während sich dazwischen der Gang räumlich aufweitete. Von hier erfolgte in Anlehnung an die geschlossene Querwand der Zugang in den Dachraum.
Die dreizonige Gliederung setzte sich nach der geschlossenen Trennwand fort. Partiell erhalten sind jedoch nur die Längsräume. Ohne Hinweis auf die ehemalige Nutzung belegen sie die ursprüngliche Ausführung von zwei weiteren Querachsen.
Die im Obergeschoss aufgezeigte Grundrissgliederung lässt sich auch für das Erdgeschoss belegen. Danach lagen am Straßengiebel zwei gleichwertige Stuben seitlich einer mittigen Küche. Von den Stubenwänden sind nur noch geringe Abschnitte erhalten. Gleiches gilt für die Küche, von der nur noch die massive Brandwand erhalten ist.
Erkennbar ist auch noch der ehemalige Gangverlauf mit den alten Hauszugängen an den Traufseiten, sowie dem Nachweis eines daran orientierten Treppenaufganges. Auch die beiden schmalen Kammern an der weitgehend geschlossenen Querwand sind erkennbar, wobei vom Freiraum in der Mitte, die Kellerräume seitlich der Querwand erreichbar waren, beziehungsweise sind. Im rückwärtigen Hausgrundriss sind keine bauzeitlichen Befunde zu erwarten. Hier hat der große Umbau im 19. und 20. Jahrhundert alle älteren Bauteile vernichtet.
(1736)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Kurzuntersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohnhaus
Zonierung:
Hinsichtlich der Nutzung von Erd- und Obergeschoss ist in Anbetracht des rauchschwarzen Daches grundsätzlich an eine Wohnnutzung zu denken. Die Stubenlage kann über den Dachüberstand ermittelt werden, die zur Bauzeit wohl neben dem Hauszugang an der Traufwand mit dem größten Dachüberstand gelegen hat.
Damit ist aber nicht festgelegt, ob sich die eigentliche Wohnebene im Obergeschoss, oder wie im Schwarzwald üblich, im Erdgeschoss befand. Hier hilft wieder ein Befund im Dachraum weiter. So ist die angetroffene Kaminlage nicht ursprünglich. Eine ältere Kaminausführung ist, deutlich von der vorhandenen abgesetzt, am Firsträhm nachweisbar. Wird die daraus bestimmbare Kaminlage auf den Obergeschossgrundriss übertragen, so rückt der zugehörige Kamin weiter in Richtung Straßengiebel. Bezogen auf den sich im Obergeschoss abzeichnenden “Stubenraum” die ideale, aber nicht ursprüngliche Situation. So zeigt der Befund am Firsträhm deutlich, dass es sich um keinen bauzeitlichen Kaminaustritt handelt. Stattdessen ist für die Bauzeit ein kaminloser Rauchabzug anzunehmen. Eine Aussage, die auch durch das Fehlen eines bauzeitlichen Kaminzuges unterstrichen wird.
In diesem Zusammenhang bleibt es nicht aus, für die ursprüngliche Küche einen hohen, zweigeschossigen Raum mit Rauchfang und freiem Rauchabzug in den Dachraum zu rekonstruieren. Eine Festlegung, die den funktionalen Zusammenhang zwischen Küche und Stube auf die Erdgeschossebene verlegt und den sich im Obergeschoss abzeichnenden “Stubenraum” als die ehemalige Stubenkammer ausweist.
Zusammenfassend ist es somit sehr wahrscheinlich, dass sich die Stube im Erdgeschoss befand, mithin war in der mittigen Zone die hohe Küche angelegt. Den Abschluss bildete möglicherweise ein weiteres Stüblein.
Die Reste der alten Stubenwände sind möglicherweise in der verkleideten Querwand erhalten.
Rein hypothetisch bliebe der Versuch einer Grundrissanalyse für den rückwärtigen Hausbereich, wo die bauzeitlichen Befunde entweder abgegangen oder unter Wandverkleidungen versteckt sind.
Konstruktionen
- Dachform
- Satteldach
Auch im 2. Dachgeschoss ist ein abgesprengtes Traggerüst abgezimmert. Im Gegensatz zu den unteren Querbünden besitzen sie kein Druckholz. Die Bundstreben reichen in einer Länge bis zum First und tragen dort das diagonal verlegte Firsträhm. Kurze, zwischen Rähm und Bundstreben eingebaute Kopfbänder übernehmen die Längsaussteifung. Bemerkenswert ist, dass die unteren und oberen Querbünde in versetzten Achsen ausgeführt sind. Ein für einen Schwarzwaldhof bislang einmaliger Befund. Ausgeführt in fünf Querachsen, kommt den äußeren Querbünden die Unterstützung der alten Walmanfallspunkte zu.
Über das Firsträhm lässt sich die ursprüngliche Dachform aber auch Dachausdehnung rekonstruieren. Möglich ist dies durch den Befund, dass die bauzeitliche Länge des Firsträhmes ohne Unterbrechung erhalten ist und an ihren alten Enden die späteren Dachverlängerungen deutlich ablesbar sind. Danach handelt es sich bei beiden vorhandenen Dachabschlüssen um spätere Veränderungen (Diese Umbauphasen waren dendrochronologisch nicht datierbar).
Die erste Veränderung bezieht sich auf den Umbau des alten Rückwalmes. Dessen Gratsparren sind beide noch erhalten und in die verlängerten Dachflächen integriert. In Anbetracht des neuen, nun nicht mehr verblatteten sondern verzapften Querbunds ist dieser erste Umbau, der parallel dazu im Unterbau auch eine Aufstockung der rückwärtigen Zone beinhaltete, wohl in die 1. Hälfte 19. Jh. zu datieren. Nicht auszuschließen ist, dass der straßenseitige Umbau des Dachabschlusses gleichfalls auf dieser Zeitebene erfolgte.
Ungeachtet dieser Veränderungen, blieb das Kerndach mit einigen bemerkenswerten Details ohne größere Störungen erhalten. Zu diesen Details gehören zum Beispiel die in der Dachfläche erhaltene Lichtöffnungen, aber auch die über große Dachflächen erhaltene Dachlattung. Dagegen scheint auf einzelnen Dachflächenabschnitten die vorhandene Schindeldeckung das Ergebnis einer späteren Umdeckung zu sein. Wie jedoch die vielen funktionslosen Eisennägel in den Schindeln andeuten, wurden dabei die alten Schindeln wiederverwendet.