Ottilienkapelle (Eppingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Kath. Pfarrkirche Sankt Johann Baptist

ID: 175411679810  /  Datum: 03.07.2012
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Kirchplatz
Hausnummer: 1
Postleitzahl: 79362
Stadt-Teilort: Forchheim

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Emmendingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8316013001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Der älteste bauliche Hinweis auf den Kirchturm bezieht sich auf einen westlich des Turmes bestehenden Baukörper. Mit einer Breite von knapp 7 m und einer Traufhöhe von etwa 7,70 m besaß er mit hoher Wahrscheinlichkeit einen flach eingedeckten Unterbau, auf dem ein Satteldach mit etwa 33° Grad Dachneigung abgezimmert war. Der Baukörper war Bestandteil eines Kirchenbaus und bildete wohl dessen östlichen Chorabschluss. Hinsichtlich der Datierung lassen sich lediglich die rekonstruierten Proportionen und hier in erster Linie die Dachneigung heranziehen. Danach ist es sehr wahrscheinlich, dass der älteste belegte Kirchenbau weit vor dem 12. Jahrhundert errichtet worden war.
Östlich an diesen Chor wird um das Jahr 1164 (d) der bestehende Kirchturm mit vier eigenen Umfassungswänden angebaut. Seine bauliche Besonderheit bilden vier, im Stich knapp 5 m hohe Rundbögen. Sie belegen für das Erdgeschoss eine offene, in architektonischer und statischer Hinsicht sowohl anspruchsvolle wie auch baulich gewagte Halle. Darauf aufbauend, und unter der Berücksichtigung des sakralen Kontextes, artikuliert durch die östlich an den Chor angrenzende Lage, ist ihr eine hochwertige Funktion zuzuschreiben. Eine vergleichbare, in diesem Fall auf eine Fernsicht ausgerichtete Wertigkeit bilden die beiden Arkadengeschosse, über denen das ehemalige, von West nach Ost verlaufende Satteldach den Turmabschluss fixierte.
Nach einer Erneuerung des nachbarlichen Chordaches und dessen Zerstörung durch einen Brand erhält der Chor sein drittes Dachwerk. Dessen Abzimmerung steht möglicherweise in einem baulichen Zusammenhang mit den am Kirchturm ablesbaren Baumaßnahmen. Eine dieser Arbeiten bezieht sich auf die Erneuerung des Turmabschlusses, dessen Dachwerk nach den dendrochronologischen Daten um das Jahr 1512 (d) abgezimmert wurde und das mit der nun steileren Neigung zu einer architektonischen Abstimmung des Gesamtbaukörpers führte. In diesen Kontext könnte dann auch die Einwölbung der Erdgeschosshalle mit einem Kreuzrippengewölbe und die Verputzung des Turmes passen. Gesichert ist diese Zuordnung jedoch nicht, denn schon wenige Jahrzehnte zuvor, um das Jahr 1474 (d), erhielt der Turm in den Obergeschossen einen neuen Treppenlauf. Dieser bezog sich auf das veränderte Fußbodenniveau, welches nach dem Einbau des Kreuzgewölbes deutlich höher zum liegen kam. Parallel dazu bedingte das Kreuzgewölbe auch einen neuen Hochzugang, der offensichtlich mit der Aufweitung der alten Lichtöffnung an der Nordostecke des Turmes angelegt wurde. Alles in allem ist es somit sehr wahrscheinlich, dass die um das Jahr 1474 (d) erfolgte Anpassung an die veränderte Vertikalstruktur auf das zur selben Zeit eingebaute Kreuzrippengewölbe zurückzuführen ist.

Etwa 250 Jahre später verlagert sich der Schwerpunkt der Baumaßnahmen auf den westlichen Kirchenbau. So wird um das Jahr 1720 (d) auf dem neuen, verbreiterten und auch erhöhten Chor das noch heute vorhandene Dachwerk abgezimmert. Mit dem Neubau des Chores stellte nun die westliche Turmwand den östlichen Chorabschluss. In diese wird, zur Aufstellung der Skulptur von Johannes dem Täufer, die noch heute vorhandene Nische hinter dem Altar ausgebrochen, während zur gleichen Zeit im unteren Arkadengeschoss die Öffnungen vermauert wurden. Um das Jahr 1720 (d) war auch das neu erbaute Langhauses eingedeckt. Diese Gesamtbaumaßnahme blieb nicht ohne Auswirkung auf den Kirchturm. Wohl zeitgleich mit der Erneuerung der Kirche wird neben dem Aufbau eines neuen Glockenstuhles im oberen Arkadengeschoss, im Erdgeschoss das Kreuzgewölbe abgebrochen und durch die angetroffene Tonne ersetzt. Letztere bedingt neben der Vermauerung der Rundbogenöffnungen auch die um 1720 (d) erfolgte Neuanlage des südlichen Turmaufganges. Durch untergeordnete Türöffnungen erschlossen, verliert die Turmhalle ihre ursprüngliche Funktion und wird spätestens mit dem gravierenden Kirchenumbau der Jahre 1907-1908 zum untergeordneten Nebenraum.
Im Jahre 1971 erfuhr der Kirchturm eine umfassende Erneuerung. Dabei wurden die unteren Arkaden wieder geöffnet und der bis dahin im Nordosten noch vorhandene, als Belichtung genutzte Hochzugang vermauert.


1. Bauphase:
(1164)
Anbau des bestehenden Kirchturms. (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1474)
Neuer Treppenlauf im Turm. (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1512)
Der Chor erhält ein neues Dach. (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach

4. Bauphase:
(1720)
Abzimmerung des noch heute vorhandenen Dachwerkes auf dem Chor (d);
Neuanlage des südlichen Turmaufganges.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb., mit einheitlicher Gebindeaufreihung

5. Bauphase:
(1971)
Umfassende Erneuerungen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Kirchturm; Ostfassade / Kath. Pfarrkirche Sankt Johann Baptist in 79362 Forchheim (08.06.2012 - Lohrum)
Abbildungsnachweis
Querschnitt (GK 2) / Kath. Pfarrkirche Sankt Johann Baptist in 79362 Forchheim (01.06.2012 - Lohrum)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Dokumentation des Kirchturms

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Kirche, allgemein
    • Pfarrkirche
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Mit der Westwand in den östlichen Abschluss des heutigen Chors eingebunden, bildet der verputzte Kirchturm den ältesten Baubestand des Kirchenbaus.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die Grundfläche des Kirchturms misst 4,90 x 4,75 m und ist ergo annähernd quadratisch. Alle vier Wände im Erdgeschoss besitzen eine einheitliche Wandstärke von ca. 0,95 m. Diese Wandstärke betrifft die ersten drei Geschossebenen, deren Abschluss ein umlaufendes Gesims an der Außenhaut markiert. Bis zum nächsten Gesimsband oberhalb des Arkadengeschosses reduziert sich die Mauerstärke auf 67 cm, um sich dann im Verlauf des zweiten Arkadengeschosses auf eine Stärke von 60 cm nochmals weiter zu verjüngen. Den Abschluss des Turmes bildet ein Satteldach mit beidseitigem Massivgiebel und einem in West- Ost- Richtung orientierten Firstverlauf. Bis zum Dachabschluss erhebt sich der Turm über eine Höhe von ca. 21,70 m.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Backstein
    • Bruchstein
    • Werkstein
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Dachform
    • Satteldach
  • Gestaltungselemente
    • Zierglieder im Steinbau
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb., mit einheitlicher Gebindeaufreihung
Konstruktion/Material:
Im angetroffenen Zustand ist der Kirchturm außen verputzt, wobei sich die Aufnahme der bauzeitlichen Mauerwerksstruktur auf das Innere des Turmes beschränkt bzw. auf die unter dem Dach des angrenzenden Chores freiliegende Außenfassade. Orientiert an diesen lokalen Einblicken werden die Turmecken durch Werksteinquader gefasst, deren mit dem Spitzeisen bearbeitete Flächen durch einen ca. 3 cm breiten Randschlag gefasst sind. Die Eckquader begrenzen eine Mauerwerksstruktur die sich durch die Einhaltung durchlaufender Lagerfugen auszeichnet. Als Mauersteine kamen ausschließlich handlich zugeschlagene Hausteine bzw. Lese- und Bruchsteine zur Anwendung. Bisweilen hochkant gesetzt, prägt dieses Steinmaterial wie auch ein die Stoß- und Lagerfugen betonender Fugenverstrich die bauzeitliche Fassung des Turmmauerwerkes. Den Befunden zufolge, bezieht sich dies sowohl auf die innere wie auch auf die äußere Wandgestaltung.

Der Turm wird über drei unterschiedliche Zugänge erschlossen: darunter führen zwei in das Erdgeschoss und können als interner und externer Zugang beschrieben werden. Ersterer befindet sich in der Westwand und führt über den heutigen Chor in den Turm, während der gegenüberliegende zweite Zugang den Zutritt von außen ermöglicht. Die westliche Öffnung ist mit schwach gefasten Sandsteingewänden eingefasst und datiert im Vergleich mit der vermittels Backsteinen abgemauerten Türfassung im Osten frühere. Ungeachtet dessen handelt es sich bei beiden Zugängen um spätere Anlagen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass das Erdgeschoss keine weiteren Belichtungsöffnungen aufweist. Zum Zeitpunkt der Untersuchung war der Boden des Erdgeschosses bis auf einen Backsteinbelag abgetieft. Dieser wird in der Nord-West-Ecke durch eine mit Ziegeln gefasste Eintiefung gestört, wobei deren Oberkante das vorangegangene Bodenniveau fixiert. Innerhalb der Nordwand ist eine mit Sandsteinen gefasste Nische durch einen Eisengitterladen verschlossen. Den Abschluss des verputzten Erdgeschosses bildet ein gleichermaßen verputztes, von West nach Ost gerichtetes Tonnengewölbe. Dieses Gewölbe bedingt die dritte Turmerschließung für den oberen Turmbereich. Diese erfolgt über eine überdachte Außentreppe an der Südseite und führt durch einen kleinen, mit einem Holzrahmen gefassten Einstieg in das erste Turmobergeschoss. Auf dieser Ebene lässt sich am östlichen Ende der Nordwand eine ehemalige Belichtungsöffnung nachweisen. Mit ihrer westlichen Laibung noch zum Ursprungsbestand gehörig, wurde sie zu einem späteren Zeitpunkt verbreitert, sowie nach unten und oben aufgeweitet. Im angetroffenen Zustand besitzt die Nischentiefe einen gewölbten Backsteinsturz, wobei die durch ein Sandsteingewände gefasste Öffnung mit Backsteinen des 20. Jahrhunderts zugemauert ist.
Vom 1. Obergeschoss führen Holztreppen in die oberen Turmetagen. Dort befindet sich im 2. Obergeschoss die erste aus der Bauzeit des Turmes erhaltene Belichtungsöffnung. Sie liegt innerhalb der Ostwand und verjüngt sich ohne eine besondere Betonung zu einer hochrechteckigen Schlitzöffnung. Den Abschluss des 2. Obergeschosses bildet eine eichene Gebälklage mit dem Nachweis eines ehemals ausgewechselten, heute nicht mehr genutzten Treppenloches.
Ab dem 3. Obergeschoss, welches sich durch einen vierseitigen Mauerrücksprung und das umlaufende Gesims vom Unterbau absetzt, verändert sich am Turm sowohl der bauliche wie auch der architektonische Anspruch. Erkennbar wird dies durch die Schallarkaden die im 3. Obergeschoss dreifach und im 4. Obergeschoss vierfach gekuppelt sind. Ursprünglich an allen vier Turmseiten angelegt, sind sie im 3. Obergeschoss nur noch an drei Seiten offen. Die Arkaden der Westwand sind heute partiell vermauert und eine belassene Lücke wird als Verbindung zwischen Turm und angrenzendem Chordach genutzt. Die durchweg in Haustein gesetzten Rundbögen werden von Werksteinen, bestehend aus Basen, Rundsäulen, Kapitellen und weit ausladenden, geschwungenen Kämpfersteinen getragen.
Aus Werksteinen sind auch die beiden, den Turm gliedernde Gesimse gefertigt. Während das untere Gesims den architektonischen Übergang zu den Arkadengeschossen markiert, bildet das obere die Brüstung der Schallarkaden. Auf dieser Turmebene steht heute der aus Eichenholz abgezimmerte Glockenstuhl.

Den Abschluss des oberen Arkadengeschosses fixiert eine im Norden und Süden zurückgesetzte Mauerkrone. Auf ihr sind zwei in Ost-West- Richtung verlaufende Mauerhölzer aufgelegt. Parallel dazu sind unterhalb der Mauerhölzer zwei in den Massivwänden eingemauerte Balken verbaut. Sie durchziehen die lichte Weite des Turmes ohne Unterstützung, wobei ihnen im angetroffenen Zustand keine spezifische Aufgabe zukommt. Dagegen bilden die darüberliegenden Mauerhölzer die Basis für das aufgekämmte Dachgebälk, in das bis zur letzten Reparaturphase im 20. Jahrhundert die Sparrenpaare des Satteldaches zapften. Ehemals durch zwei in den Massivgiebeln lagernde Pfetten unterstützt, waren die Sparrenpaare durch angeblattete Kehlbalken verstärkt. Knapp über dem Dielenboden, im Bereich des Dachfußes verlaufen zwei frei gespannte, in den Giebeln eingemauerte Fußpfetten.
Begrenzt wird das Dach durch zwei Massivgiebel, wobei das westliche Giebeldreieck, im Vergleich zum gegenüber liegenden Giebel einen ausgeprägten Mauerrücksprung aufweist. Durch später ausgebrochene oder aufgeweitete Giebelöffnungen führt die Technik der beiden Turmuhrblätter.

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