Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Schloss Kirchberg an der Jagst

ID: 172237931116  /  Datum: 28.01.2012
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Schloßstraße
Hausnummer: 16
Postleitzahl: 74592
Stadt-Teilort: Kirchberg an der Jagst

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Schwäbisch Hall (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8127046010
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
keine Angabe

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
1. Beinhaltet Bauteil: Schloss Kirchberg an der Jagst, Marstall, Schloßstraße 16
2. Beinhaltet Bauteil: Schloss Kirchberg an der Jagst, Witwenbau, Schloßstraße 16

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die heutige Schlossanlage geht auf eine Burg zurück, die noch in staufischer Zeit unter den Herren von Sulz zum Schutz der Transitstraße zwischen Hall und Rothenburg errichtet worden war. Zu den Ursprüngen der Burg Kirchberg liegen aber keine gesicherten Erkenntnisse vor. Allgemein gilt, dass um 950 eine Kapelle auf dem Bergsporn errichtet wurde, die dem Berg seinen Namen gab. Ab dem 13. Jahrhundert sind die Herren von Kirchberg nachweisbar, die wohl aus der Familie von Sulz hervorgegangen waren. Ihre Stammburg lag auf einem Bergsporn nördlich der Jagst, gegenüber von Kirchberg. Der Baubefund legt tatsächlich nahe, dass spätestens ab der Mitte des 13. Jahrhunderts eine Burg existierte.
Im Jahr 1313 übertrug der Bischof von Würzburg das „castrum Kirchberg“, ein Hochstiftslehen, an die Herren von Hohenlohe und 1373 stattete Kaiser Karl IV. den Burgweiler mit den Rechten und Privilegien einer Stadt aus. Dies beinhaltete, unter anderen, die Möglichkeit die Stadt zu befestigen.
Bis 1384 war das Lehen im Besitz der Hohenlohe, als sie sich gezwungen sahen, dieses an die Reichsstädte Rothenburg, Dinkelsbühl und Hall zu verpfänden. 1398 erfolgte dann der Verkauf von Stadt und Burg Kirchberg neben zahlreichen weiteren Gütern an die Gläubiger.
Unter den neuen Eigentümern erfolgte der festungsmäßige Ausbau von Stadt und Burg auf dem Kirchberg. Etwa in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts war die Ringmauer geschlossen, während sich der Bau des Zwingers noch bis weit in die erste Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts zog. Von Interesse ist darunter vor allem der trapezförmige Bezirk vor der Burg, der Bereich des heutigen Ehrenhofes, die sog. Schütt. Sie reichte einst bis zu einer natürlichen Verwerfungsspalte im Gelände, die man zu jener Zeit künstlich steiler machte.
Von der schildmauerartigen Stadtbefestigung sind bis heute Teile erhalten, darunter ein Turm in der Südostecke und der anschließende Torbau, nunmehr im barocken Kleid, der heute die Ortseinfahrt der Stadt verkörpert.
Nachdem Johann Kasimir von Hohenlohe aus der Neuensteiner Hauptlinie das Amt Kirchberg 1562 zurückerwarb, wurde die einst vollständig in das Verteidigungssystem integrierte Burg hingegen durch den Ausbau zur repräsentativen Schlossanlage im ausgehenden sechzehnten Jahrhundert sukzessive abgebrochen.
Neben dem Halsgraben vor der Schlossfront, dessen innere Mauer noch Schießscharten aus spätmittelalterlicher Zeit aufweist, zählen gewiss weite Teile der Fundamente, sowohl im Bereich des Kernbaus als auch unterhalb der Flügelbauten, und nicht zuletzt der quadratische Wehrturm in der Nordostecke sowie der sogenannte „Schindengaul“ zum mittelalterlichen Bestand. Letzterer meint eine ehemalige Bastion, die seinerzeit den hinteren Schlosshofes umfasste.
Ab 1590 entwickelte sich Kirchberg zum Mittelpunkt eines großen hohenloheschen Amtsbezirkes. Damit verbunden war der Umbau zur Residenz und der Ausbau der vorhandenen Wehranlage seitens der gräflichen Familie, die folglich vorsah hier einen ständigen Sitz zu haben. Letzteres beinhaltete die Aufführung der beiden Eckbasteien und des vorderen Querbaus, nachdem der Altbaubestand vollständig abgebrochen worden war, einerseits, die Verbreiterung und Vertiefung der beiden Längsgräben und des Halsgrabens andererseits. Im Stil der deutschen Renaissance entstand in den folgenden sieben Jahren eine zeitgenössisch moderne, annähernd regelmäßige Vierflügelanlage, für die französische und niederländische Architekturen vorbildhaft waren. Die geschlossene, wehrhafte Kubatur und die zeittypischen Schweifgiebel, wie sie noch heute den hinteren Querbau zieren, dominieren die Talansicht auf das Schloss bis heute.

Einen Eindruck von Schloss und Stadt zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts, vor der letzten großen und weitreichenden Baumaßnahem, vermag neben dem Fassadenriss von Leopoldo Retti (HZAN, GA 115 III/368) das Titelblatt einer Leichenpredigt aus dem Jahr 1706 (HZAN, GA 115 III/23), ein Ölgemälde, entstanden um 1745, und die Rötelzeichnung von Johann Justus Preißler zu geben.

Seit 1699 war das Schloss Sitz der neuen Linie Hohenlohe-Kirchberg, und die Baulust gleich ihres ersten Vertreters, Graf Friedrich Eberhard, gab den Anstoß für die letzten tiefgreifenden Erneuerungen und Erweiterungsmaßnahmen. Sie betrafen die gesamte Anlage und sind demnach für ihre heutige Gestalt maßgeblich verantwortlich. Der Anteil Friedrich Eberhards beschränkte sich jedoch auf die Neugestaltung der Innenräume, und es oblag seinem Sohn, dem späteren Fürst Karl August, den Umbau des Renaissanceschlosses zur barocken Residenz voranzutreiben.
Noch im Todesjahr des Vaters 1737 wendete sich Karl August mit dem Entwurfsauftrag an den Ingenieur-Capitän und Hofbaumeister des benachbarten markgräflichen Hofes in Ansbach, den späteren Oberbaudirektor des Stuttgarter Residenzschlosses Leopoldo Retti [1704-1751]. Seine Pläne beinhalteten, zusammengefasst, erstens die Erweiterung des Renaissanceschlosses vor dem Halsgraben, im Bereich des zu diesem Zweck niedergelegten Vorwerks, der Schütt, um einen Marstall und einen Witwenbau nebst „Anbäulein“ [zit. n. Retti] und Wachhaus. Die baugleichen Flügel flankieren dabei einen neu ausgestalteten Ehrenhof spiegelbildlich entlang der Hangseiten. Das anfänglich verbindende Element zwischen altem und dem neuem Schloss stellten schmale, eingeschossige Kommunikationsgänge aus Holz auf Höhe des ersten Obergeschosses. Zweitens den Neubau der inneren Schlossgrabenbrücke. Drittens erfolgte der Abbruch des alten, westlichen Zwerchflügels der Kernanlage und sein Neubau gemäß dem ebenfalls neu gestalteten Zwerchflügel im Osten.
Zur Ausführung kam ab 1738 eine deutlich reduzierte Variante der Retti’schen Entwürfe, was die Forschung weitgehend einhellig mit Kosten- und pietistischen Gründen erklärt. Betrachtet man jedoch den zur Verfügung stehenden Platz auf dem schmalen Höhenrücken, und begrenzt im Südwesten durch die städtische Bebauung, wird schnell klar, dass die Vorstellungen des Architekten in Bezug auf die Längsausdehnung im Grunde utopisch waren; die zurückhaltende, fast schon klassizistische Fassadengestalt hingegen entspricht, von Details wie den Balkonen abgesehen, seinen Vorgaben und dabei nicht zuletzt den seinerzeit maßgebenden französischen Stilvorgaben. Im Jahr 1745 war das Gros der Arbeiten an den Flügelbauten abgeschlossen.

Mit der barocken Umgestaltung verlor die Anlage sukzessive noch die letzten verbliebenen Reste ihres fortifikatorischen Charakters. Dass der Ehrenhof gegen die Stadt bis heute dennoch verschlossen ist, vermag die geographisch bedingte, ungewöhnliche Nähe der Stadt Kirchberg zum Schlossbestand begründet haben. In Anbetracht weiterer zeitgenössischer Schlösser, gedacht ist an vergleichbar kleine Architekturen aus Unterfranken, stellt dieser Umstand allerdings keine Seltenheit dar. Und dennoch, die Tendenz zur steten Entfestigung der Kirchberger Anlage bekräftigt die ab 1761 außerhalb von Schloss- und Stadtmauer angelegte Parkanlage, der „Neue Weg“, dessen Gestaltung um 1785 zum Abschluss kam.

Im Jahr 1861 erlosch die Linie der Grafen von Hohenlohe-Kirchberg. Sie hatten das Schloss ununterbrochen als ständigen Sitz genutzt, das nun in den Besitz des Fürstenhauses Hohenlohe-Öhringen überging.
Bis 1945 geschah seit den barocken Umbaumaßnahmen an Schloss und Gärten nichts Nennenswertes; im Gegenteil, mit dem Besitzerwechsel stand der Kernbau der Schlossanlage sogar größtenteils leer. Die Flügelbauten hingegen waren seit 1919 von der 1914 gegründeten und im benachbarten Eberhardsbau ansässigen städtischen Reformschule [kurz: Schlossschule Kirchberg] zu Internatszwecken angemietet worden. Sie verließ das Gelände 1964 endgültig.
Unmittelbar nach Kriegsende diente das Schloss ganz unterschiedlichen Zwecken: u.a. als Quartier amerikanischer Soldaten und Durchgangslager ehemaliger Zwangsarbeiter. 1946 beschlagnahmte es dann das Stuttgarter Innenministerium und beauftragte den Landesverband der Inneren Mission von Württemberg, darin ein „Altenheim für Ostflüchtlinge“ einzurichten. 1952 gingen die historischen Räume an die im selben Jahr gegründete Evangelische Heimstiftung in Stuttgart. Sie ist bis heute Besitzerin und Hausherrin der Schlossanlage und nutzt aktuell die beiden Flügelbauten sowie die unmittelbar anschließenden Trakte im Bereich der Wohnbasteien zum Zweck der Altenpflege.

Mit dem Ende der herrschaftlichen Nutzung waren, so der Forschungsstand, zunächst keine Folgen für die bauliche Substanz der Schlossanlage verbunden. Vielmehr führte Schloss Kirchberg innerhalb der hohenloheschen Residenzen ein Schattendasein. Ein Interesse bestand einzig an der beweglichen Ausstattung, deren Gros sukzessive nach Neuenstein geschafft worden war, wo sie sich noch heute befindet, untergebracht zum Teil im Schlossmuseum.
Dennoch bedingte die langjährige Nutzung des Schlosses zunächst als Internat und Schule, mitunter als Flüchtlingslager und letztlich als Altenheim spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg tiefgreifende Umbaumaßnahmen. Für die Flügelbauten bedeutete das in erster Linie die Abkehr von der bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein überkommenen bauzeitlichen Binnengliederung, und, damit einhergehend, der Verlust der originären Ausstattung. Gemeint sind Böden, Kamine und Öfen, vor allem aber das Stuckwerk, dessen heute noch vorhandener Bestand, aus der Bauzeit und der Zeit des Biedermeier (gk, s), immerhin zwei historische Bauphasen zu belegen vermögen.


1. Bauphase:
(1240 - 1400)
Bau und Ausbau einer Burganlage - eine Höhenburg - auf einem Bergsporn oberhalb einer alten Jagstfurt. Die Burgtrias Kirchberg, Sulz und Hornberg sicherte den Übergang und damit die reichsstädtische Straße, eine wichtige mittelalterliche Verkehrsachse. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Burg, allgemein
  • Sakralbauten
    • Kapelle, allgemein
Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
    • Buckelquader

2. Bauphase:
(1373)
Kaiser Karl IV. gewährt dem Burgweiler Kirchberg die Rechte und Privilegien einer Stadt. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1590 - 1597)
Ausbau der mittelalterlichen Burg zum Renaissanceschloss: bewehrte Vierflügelanlage mit Vorwerk und Eckbasteien im Süden. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Residenz- und Hofhaltungsbauten
    • Schloss

4. Bauphase:
(1699 - 1861)
Landesteilung: Seit 1699 war das Schloss Sitz der neuen Linie Hohenlohe-Kirchberg. Sie erlosch 1861 und das Schloss ging in den Besitz der Linie Hohenlohe-Öhringen über. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1738 - 1745)
Barocker Um- und Ausbau des Baubestandes unter Carl August von Hohenlohe, der die Erweiterung der Renaissanceanlage um einen entlang der Längsseiten umbauten Ehrenhof im Süden vor dem Halsgraben umfasste (a). Errichtet wurden nach Entwürfen Leopoldo Rettis ein Marstall im Westen, der Witwenbau im Osten sowie ein Wachhäuschen, das sich auf der zentralen Längsachse des Schlosses, in der Mitte der Schlossmauer befindet.
Der Witwenbau wurde zwischen 1738-1739, der Marstall zwischen 1738/41-1745 erbaut (a).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)
  • Anbau
Lagedetail:
  • Schlossanlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Torhaus
  • Residenz- und Hofhaltungsbauten
    • Marstall
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Mansardwalmdach

6. Bauphase:
(1739 - 1744)
Aufführung des Torhauses. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1743 - 1744)
Den Witwenbau verbindet seit 1743, den Marstall seit 1744 ein hölzerner, eingeschossiger Kommunikationsgang auf Höhe der Belle Etage über den Halsgraben mit dem Kernbau (a) (vgl. Bauriss, Anfang 19. Jh. (?), HZAN, GA 115 III/i). Sie ruhten auf gedrückten Halbkreisbögen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1744)
Neuaufführung der Schlossbrücke in Stein durch den Bauinspektor Öttinger. (a) (vgl. HZAN, GA 115 III/343, 344) Anstelle der Baluster treten die heutigen massiven Brüstungen. Aus dieser Zeit stammen auch die beiden Schilderhäuschen, die die Brücke diesseits des Grabens flankieren. In diesem Jahr wurde auch die Angleichung der Fenster des südlichen Querriegels des Kernbaus an die neuen der Flügelbauten vorgenommen und das Hauptportal neu gestaltet. Es bildet seither zusammen mit dem darüberliegenden Fenster eine dekorative Einheit.

Eine Inschrifttafel erklärt dort den barocken Bauhergang oberhalb des Portals wie folgt (i):

DIRVTO PROPVGNACVLO, QVO HAEC MRX [sic: ARX] AB ANTERIORI PARTE OBVAL= / LABATVR, COMPLETAQUE FOSSA, ILLVD AP [sic: AD] VNO LATERE CIRCVMDANTE SPATIO / INDE EFFECTO SPLEN=DIDA DVO AEDIFICIA, / QVOPVM ALTERVM AD SERENIS: VIDVAE, ALTE= / RUM AD AMPLIOREM CELSIS: FAMILIAE HABI= / TATIONEM DESTINABATVR FVNDITVS IN AEDIFICANDA. / PONTEM HVNC LAPIDEVM, LIGNEO ABRVPTO EXSTRVEN= / DVM, PORTAMQUE HANC IN JV=STUM ORDINEM REDACTAM, EXOR= / NANDAM CVRAVIT, ET TOTVM INGENS HOC OPVS MDCCXXXVIII / INCHOATVM, DIVINA FAVENTE GRATIA FELI= / CITER ABSOL=VIT A・R・S ・/ MDCCXLV CELS: COMES ・

Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1745)
Bau der beiden Schlossbrunnen vor den Flügelbauten in Form halber Oktogone. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

10. Bauphase:
(1756)
Abbruch der Renaissancedächer über dem südlichen Querriegel des Kernbaus sowie der anschließenden Eckbasteien und Aufführung von Mansarddächern. Diese formale Angleichung an die Bauten im Ehrenhof bedingt, dass dem Besucher der Eindruck einer zeitgenössisch modernen, nach französischem Vorbild gestalteten barocken Dreiflügelanlage vermittelt wird. (a) Damit verbunden war auch die Rustizierung des Sockelgeschosses.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

11. Bauphase:
(1764 - 1765)
Abbruch der hölzernen Kommunikationsgänge und Neubau in Form der heutigen, zweigeschossigen Verbindungsbauten mit Flachdach (a) (vgl. HZAN, GA 115 III/2).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

12. Bauphase:
(1767)
Bereits im Mai 1767 musste das Wachhaus wegen Baufälligkeit eingerissen werden, wobei Karl August überlegte, es in neuer Form wieder aufzuführen. Johann Leonhard Ernst schlug in seinem Entwurf (HZAN, GA 115 III/371) ein zweigeschossiges Gebäude mit Mansarde und Uhrturm vor. Im August selbigen Jahres ließ der mittlerweile amtierende Fürst Christian Friedrich Carl jedoch das abgegangene Wachhaus in seiner ursprünglichen Form wieder aufrichten. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Burg, allgemein

13. Bauphase:
(1919 - 1964)
Die barocken Flügelbauten werden von der "Schlossschule Kirchberg", die städtische Reformschule, die 1914 gegründet worden war, zu Internatszwecken genutzt. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Schule, Kindergarten

14. Bauphase:
(1928)
Um- und Ausbau des großen Stützensaals im Erdgeschoss des Marstalls (Raum Ma-EG03), die ehem. Stallungen, zur Turnhalle. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Erholung, Freizeit, Sport
    • Sportanlage

15. Bauphase:
(1946 - 2012)
1946 beschlagnahmte das Stuttgarter Innenministerium das Schloss und beauftragte den Landesverband der Inneren Mission von Württemberg darin ein „Altenheim für Ostflüchtlinge“ einzurichten. 1952 gingen die historischen Räume an die im selben Jahr gegründete Evangelische Heimstiftung in Stuttgart über (a). Sie ist noch heute die Besitzerin der Anlage. Der Kernbau wird z.Z. als "Künstlerschloss" genutzt und die Räumlichkeiten an eine Vielzahl unterschiedlicher Künstler vermietet, während die Flügelbauten noch teilweise zum Zweck der Altenpflege dienen, insb. der Witwenbau. Der Marstall hingegen steht weitgehend leer.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Bauten für Wohlfahrt und Gesundheit
    • Altenwohnheim, Pflegeheim
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Versammlungsstätte

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Schloss Kirchberg vom Fuß des Bergsporns, von Nordosten (1907) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (01.01.1907 - Historische Aufnahme, Bildindex Foto Marburg (LDA Stuttgart))
Abbildungsnachweis
Schloss Kirchberg, Ehrenhof mit Blick auf den Hauptbau (gen Norden; 2011) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (01.11.2011 - strebewerk)
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Schloss Kirchberg/Jagst, Blick gegen die Westfassade mit Renaissancegiebel (2012) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (24.01.2012 - strebewerk.)
Schloss Kirchberg, Innenhof der Vierflügelanlage, von Nordosten gen Südwesten (2011) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (24.01.2012)
Abbildungsnachweis
Blick in den Ehrenhof mit Witwenbau links, Wachhäuschen und Marstall rechts; im Vordergrund die Brücke über den Halsgraben (2011) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (24.01.2012 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Wachhäuschen über Eck, gegen Südosten (2012) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (16.10.2012 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Johann, Krieg, Riss von Kirchberg (Ausschnitt Bergsporn mit Schlossanlage), 1747 [Reproduktion] / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (01.01.1747 - Reproduktion im Rathaus Kirchberg)
Abbildungsnachweis
Kastenschloss einer klassizistischen Tür im 1. OG im Marstall (R Ma-1OG11) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (27.01.2012 - becker_01/2012)
Abbildungsnachweis
Stuckdetail über der Kaminecke im 1. OG des Witwenbaus (WI-1OG10) (2011) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (27.01.2012 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Treppenhaus Witwenbau (2011) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (27.01.2012 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Kellertür am südlichen Zwerchflügel des Hauptbaus, Ecke Turm (2012) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (16.10.2012 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
vermauerte Schießschartenöffnungen an der nördlichen Bastei (2012) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (16.10.2012 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Tor von 1758 bzw. 1785 am Hinteren Schlosshof, Blick gen Südwest (2012) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (24.01.2012 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Schloss Kirchberg vom Fuß des Bergsporns, von Nordosten (2012) / Schloss Kirchberg an der Jagst in 74592 Kirchberg an der Jagst (27.04.2012 - strebewerk.)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung der barocken Flügelbauten (Marstall und Witwenbau)
  • Bauhistorische Untersuchung Hauptbau
  • Restauratorische Untersuchung Witwenbau und Marstall

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Als das Land der Burgen und Schlösser wird die Region Hohenlohe synonym auch bezeichnet, denn eine ungewöhnlich hohe Dichte entsprechender Anlagen prägt die Gegend um die Flüsse Jagst, Kocher und Tauber im Nordosten Baden-Württembergs. Nach der Hauptlandesteilung des Adelshauses im Jahr 1553/55 entstanden dort bis zur Mediatisierung durch das Herzogtum Württemberg im Jahr 1806 mehrere Residenzorte, deren im großen und ganzen gut erhaltener Baubestand augenfällig von den Mühen der Landesherren um den jeweils zeitgemäßen Ausbau ihrer hochherrschaftlichen Hofhaltung zeugt.
Kirchberg an der Jagst, von Merian als ein „Städtlein und Schloß / zwischen Rotenburg und Schwäbischen-Halle/ von jedem Ort dritthalb Meilen gelegen […]“ (Matthäus Merian (Hg.): Topographia Franconiae, Frankfurt am Main 1648, 51) beschrieben, liegt in etwa auf halbem Weg zwischen den beiden ehemaligen Reichsstädten, der heutigen Kreisstadt Schwäbisch Hall und Rothenburg ob der Tauber (Landkreis Ansbach). Auf dem Plateau eines Höhenrückens, oberhalb einer Jagstfurt, wo die Hohenloher auf die Haller Ebene trifft, befindet sich die Stadt Kirchberg, ein ehemaliger Burgweiler. Die zugehörige Höhenburg, die man zugunsten des heutigen Schlosses frühzeitig schleifte, diente einst, gemeinsam mit den benachbarten Burgen Sulz (1525 zerstört) und Hornberg, zur Sicherung der genannten Furt und der durch die sogenannte Steinbachklinge führenden reichsstädtischen Transitstraße.
Wehrtechnisch günstig errichtete man die Festung an der Spitze des Bergsporns im Nordwesten, wo die Steilhänge bis zu fünfzig Meter hoch aufragen. Auf diese Weise war der Baubestand von den Felshängen zu drei Seiten und dem Fluss am Fuße bereits sehr gut geschützt und stellte noch dazu einen idealen Zufluchtsort. Bis ins achtzehnte Jahrhundert trennten sie von der einzigen Angriffsseite im Südwesten, gegen das Plateau, auf dem sich die Stadt Kirchberg befindet, zwei Quergräben und ein Vorwerk. Von der ehemaligen Bastion zeugt augenfällig nur noch der circa zwölf Meter breite und zweiundachtzig Meter lange Halsgraben, der den Kernbau von den barocken Flügelgebäuden trennt. Das Vorwerk hingegen, der Bereich der sog. „Schütt“ wurde zugunsten des äußeren Schlosshofes aufgegeben.
Lagedetail:
  • Schlossanlage
    • allgemein
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Residenz- und Hofhaltungsbauten
    • Schloss
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Den Kern des Schlosses stellt eine weitgehend regelmäßige Vierflügelanlage mit zwei Basteien vor den südlichen Gebäudeecken und einem quadratischen Turm im Nordosten dar. Abweichungen vom orthogonalen Grundrissideal, wie der schräge Verlauf der nördlichen Außenwand, bedingten die Anpassung des Baus an die örtlich-geographischen Verhältnisse; sie resultieren folglich aus der Errichtung des Schlosses auf dem schmalen Rücken des gen Nordwesten spitz zulaufenden Bergsporns. Neben einem weiteren Schlosshof im nördlichen Anschluss folgt im Süden, jenseits des Halsgrabens, ein dritter Hof, der äußere Schlosshof. Seinen gleichschenklig trapezoiden Grundriss stecken die zwei ihn flankierenden, baugleichen Flügelbauten ab, deren Länge auch die Ausdehnung der Anlage im Südwesten bestimmt. Es handelt sich um den Marstall im Westen und den Witwenbau im Osten. Über den Graben verbindet sie je einen zweigeschossiger Verbindungsbau mit dem Kernbau. Gegen die dem Schlossbezirk unmittelbar vorgelagerte Stadt Kirchberg, beschließt den Ehrenhof eine hohe Schlossmauer mit je einer Durchfahrt zu Seiten eines eingeschossigen Gebäudes mit Mansardwalmdach.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
Vom mittelalterlichen Baubestand zeugt sowohl das Fundament im Bereich des Kernbaus wie gewiss auch Teile des aufgehenden Mauerwerks ebendort. Der hintere Schlosshof überbaut heute u.a. den sog. Schindengaul, ein Turm der ehemaligen Bastion im Nordwesten, von der noch die Umfassaungsmauern erhalten sind. Im Bereich des heutigen äußeren Schlosshofes - der Ehrenhof - brachten archäologische Sondagen (1970er Jahre??) Teile der ehem. Schütt, das Vorwerk der Burganlage, zutage. Ebenso dürften die Stirnwände der Gewölbekeller im 2. UG in Marstall und Witwenbau aus dem Mittelalter stammen und Teil der ehem. inneren Grabenwand des vorderen Quergrabens sein, der anlässlich der barocken Umbauten aufgeschüttet worden war.
Die Vierflügelanlage entspricht in ihrer Ausdehnung dem Renaissancebau. Von diesem zeugen vor allem noch der nördliche und die beiden seitlichen Zwerchflügel, auch wenn der südliche im 18. Jahrhundert im Bereich des Daches tiefgreifend verändert wurde.
Der Kernbau des Schlosses dient heute als Werkstatt zahlreicher Künstler, die dort zugleich auch ihre Ateliers eingerichtet haben. Daher sind viele Bereiche der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die übrigen jedoch, darunter der Rittersaal oder die Räumlichkeiten des ehemalige Raritätenkabinetts, ein polygonaler Saal über dem ehem. Bastionsturm im NW, werden museal genutzt.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Backstein
    • Bruchstein
    • Buckelquader
    • Großquader
  • Decken
    • Balken-Bretter-Decke
    • Lehmwickeldecke
  • Gewölbe
    • Kreuzgratgewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Dachform
    • Mansardwalmdach
    • Satteldach
    • Satteldach mit einseitigem Vollwalm
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Gestaltungselemente
    • Schweifgiebel
    • Zierglieder im Steinbau
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
    • besondere Bodenbeläge
    • Portikus
    • Wand-, Deckenfassung, Gefachmalerei
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Backstein/Lehmziegel
    • Flechtwerk
    • Lehmwickel
Konstruktion/Material:
keine Angaben

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