Domturm (Rottenburg)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Gebäudekomplex

ID: 105401175115  /  Datum: 12.05.2014
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Obertorstraße
Hausnummer: 15
Postleitzahl: 74336
Stadt-Teilort: Brackenheim

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Heilbronn (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8125013002
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Wohnhaus, Rosengasse 13 (74336 Brackenheim)
Schloss Brackenheim, Schlossplatz 1-3 (74336 Brackenheim)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Bei dem Gebäudekomplex handelte es sich vermutlich um den Neubau durch eine Adelsfamilie; dieser erfolgte zwischen 1438 und 1443 (d). In diesen Jahren wurden in den durch die Gassenführung und die benachbarten Bauten vorgegebenen Grenzen zwei Winkelbauten mit mittigem, zur Gasse geschlossenen Hofraum errichtet. Dem Hauptgebäude wurde um 1442 (d) im rückwärtigen Bereich ein weiterer Winkelbau ohne Keller zugeordnet. Er ist kleiner proportioniert als der straßenseitige Hauptbau. In dem zweistöckigen Bau befand sich im Hauptflügel des 1. Oberstocks ein großer "Saal“; dieser wohl als "Sommerstube" anzusprechender Raum war über den Seitenflügel mit dem Hauptbau verbunden.


1. Bauphase:
(1438 - 1442)
Errichtung 1438-1442 (d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Vogtei

2. Bauphase:
(1441 - 1442)
Errichtung des rückwärtigen Baus begonnen 1442 (d).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau

3. Bauphase:
(1578 - 1579)
Das Dachwerk über dem 2. Oberstock des Hauptbaus wurde um 1579 (d) im Rahmen einer umfassenden Modernisierung ersetzt.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Analyse

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Vogtei
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Gebäudekomplex, dessen Fluchten einen von der Nebengasse erschlossenen Hofraum umgrenzen.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Steinbau Mauerwerk
    • Buckelquader
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • Stehende und geneigte Quer- und Längsbünde
    • Unter-, Überzüge, Pfetten
Konstruktion/Material:
Hauptbau:
Der erhaltene Baukomplex wurde in den Jahren 1438-1442 (d) im Rahmen einer einheitlichen Planung als weitgehender Neubau errichtet. Diese Bebauung begann mit der Errichtung des Hauptbaus um 1438 (d), ein Winkelbau, dessen längster Flügel parallel zur Obertorstraße ausgerichtet ist. In Blickrichtung zur Stadtmitte knickt ein leicht verzogener Seitenflügel ab. Seine Flucht orientiert sich an einer von der Obertorstraße abzweigenden Nebengasse. Dieser erschloss ehemals ein heute nicht mehr erhaltenes Rückgebäude. Der Winkelbau wurde über einem mit dem Grundriss des Überbaus übereinstimmenden Gewölbekeller errichtet. Der ehemalige Kellerhals mündete in unmittelbarer Nähe des Gebäudeknickes im Bereich der genannten Nebengasse. Der Kellersockel steht über das Erdreich.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich bei dem Hauptbau um einen Fachwerkbau. Bis auf den rückwärtigen Giebel des Seitenflügels kragten alle Stockwerke, einschließlich des 1. Dachstocks aus. Zum Teil sind die jeweiligen Knaggen unter dem Putz erhalten. Die stockwerkweise abgezimmerte Konstruktion war zumindest im Bereich des Unterstocks als Rahmenbinderbau (gedoppeltets Rähm/Rähmriegel) konzipiert.
Auf dem 2. Oberstock war das Dachwerk aufgeschlagen. Dieses Dachwerk wurde um das Jahr 1579 (d) im Rahmen einer umfassenden Modernisierung ersetzt. Bei der Abzimmerung des Ersatzdaches wurde eine Vielzahl von Sparren aus dem Vorgängerdach wiederverwendet.
Hinsichtlich der ursprünglichen Grundrissgliederung waren keine gesicherten Aussagen möglich. Im Rahmen der zur Bauzeit allgemein üblichen Baupraxis ist das Prinzip der vertikalen Lastabtragung in den Querachsen charakteristisch. Ausgangspunkt für die Auswertung bildet hier die Fixierung der obersten Grundrissgliederung. Da das ursprüngliche Dachwerk fehlt, ergeben sich erste Anhaltspunkte erst aus dem 2. Oberstock.
Entsprechend der vorhandenen Pfettenüberstände am rückwärtigen Giebel des Hauptflügels war dieser in zwei Schiffe gegliedert, wobei das straßenseitige Schiff etwas breiter ausfiel. In Anlehnung an die erhaltenen Achsen des Querflügels und einen erhaltenen Bundständer innerhalb der rückwärtigen Traufwand des Hauptflügels sind drei nahezu gleich breite Zonen rekonstruierbar. Den Abschluss bildete wohl ein großer Raum im Winkel der beiden Flügel. Für den Seitenflügel wird ebenfalls eine zweischiffige, in der Länge jedoch nur zweizonige Gliederung angenommen.
Diese grobe Gliederung ist wohl auch auf den 1.Oberstock übertragbar, während für den Unterstock keine Aussagen mehr möglich sind.

Rückwärtiger Bau:
Mit der Errichtung dieses Gebäudes wurde um das Jahr 1442 (d) begonnen. Der Bau hat einen stark gedrungenen Rechteckgrundriss und ist leicht verzogen. Er ist im rückwärtigen Hofraum angeordnet, zum straßenseitigen Hauptbau steht er leicht verkantet.
Das Gebäude besitzt keinen Keller. Auf einem an drei Seiten gemauerten Sockel mit teilweiser Eckfassung in Buckelquader ist ein Fachwerkstock abgezimmert. Darauf ist ein zweistöckiges Satteldach mit zusätzlichem Spitzboden aufgeschlagen.
Der hohe Unterstock ist nicht überall über die gesamte Höhe massiv ausgebildet. Der ehemals wohl teilweise verbaute Rückgiebel besitzt nur über die halbe Höhe eine massive Ausführung. Die verbleibende Höhe bis zum Gebälk wird durch eine Fachwerkwand geschlossen.
Auf diesem hohen Unterstock kragt die Oberstocktraufe einseitig aus. Hier auf dieser Ebene waren ursprünglich alle Außenwände in Fachwerk errichtet. Bemerkenswert ist, dass das Niveau der Unterstockdecke mit der des Hauptgebäudes identisch ist. Der Grundriss der Oberstocketage ist zweizonig und zweischiffig gegliedert. Im Rahmen der zum Hauptbau führenden Innenquerachse ist ein Ständer mit zum Hauptbau ausgerichtetem Fuß- und Kopfband erhalten. Einen ähnlichen Befund weist auch der freie Giebelständer auf. Hier handelt es sich jedoch nur um ein Fußband. Während hier keine weiteren Befunde für einen ehemaligen Wandverlauf in Richtung Hauptbau vorliegen, sind am mittigen Giebelständer der Rest des ehemaligen Rähmholzes und das abgesägte Stück der ehemaligen Schwelle erhalten.
Im Zentrum des Oberstockgrundrisses weisen die vorhandenen Schrägkanten der Verkleidung auf einen freistehenden Ständer hin.
Das tragende Gerüst des Dachwerkes bildet im 1. Dachstock eine dreifache Stuhlkonstruktion mit verblattetem Quer- und Längsgefüge. Im 2. Dachstock ist ein zweifach stehender Stuhl abgezimmert. Sowohl der freie als auch der zum Hauptbau orientierte Dachgiebel besitzen keine Auskragung.
Innerhalb des zum Hauptbau ausgerichteten Dachgiebels ist zur Hofseite ein Dachsparren konstruktiv eingebunden. Er gehört zu einem schmalen Bauteil, das mit gleicher Firstrichtung wie der heutige rüchwärtige Bau, zwischen diesem und dem Hauptbau angeordnet war. Der eingebundene Dachsparren belegt die Traufe dieses abgegangenen Teiles in Abstimmung mit dem mittigen Giebelständer im Oberstock. Insgesamt wird dadurch deutlich, dass es sich bei dem heutigen Rückbau ursprünglich um einen zweiten Winkelbau handelte.
Der zum Hauptbau orientierte Verbindungsflügel wurde um 1605 (d) ersetzt. Die alte und jüngere Dachbasis stimmen in ihrer Höhenlage mit der Decke über dem 1. Oberstock des Hauptbaus überein.
Hinsichtlich der Funktion und Nutzung des ursprünglichen Winkelbaus liegt die Vermutung nahe, dass es sich um keinen ausgeprägten Wohnbau handelte.
Für den Unterstock des rückwärtigen Gebäudes wird eine wirtschaftliche Nutzung (wohl Lager, Abstellraum etc.) angenommen.
Im Oberstock des erhaltenen Teiles ist für die Erbauungszeit keine Unterteilung anzunehmen. Hier befand sich ein großer Raum, der wohl am ehesten als Sommerstube anzusprechen ist.
Der Seitenflügel fungierte dabei als überdachter Verbindungsbau von Haupt- und Rückgebäude, wobei für den Unterstock eine analoge Nutzung wie im Unterstock des restlichen Gebäudes anzunehmen ist.
In diesem Zusammenhang sind weitere Aussagen zur Funktionsstruktur des Hauptbaus möglich. Dies gilt besonders für den 1. Oberstock.
Auf dieser "Wohnebene" verband der Verbindungsflügel das Hauptgebäude mit der Sommerstube. Dies erfolgte wohl nicht über einen Wohnraum. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war das Rückgebäude über einen Freiraum bzw. über einen Flur zugänglich. Entsprechend der obigen Angaben über die Gerüststellung und der daraus resultierenden Grundrissgliederung sind daher für die rückwärtigen Schiffe von Haupt- und Seitenflügel große, repräsentative Flure anzunehmen. Beide Freiräume bildeten einen Winkelflur, von dem evtl. ein schmaler Seitenflur abzweigte. Unter dieser Voraussetzung sind die an den Fluren aufgereihten Räume allgemein als Kammern zu bezeichnen, wobei dem Großraum im Winkel die Funktion einer Stube zuzuordnen ist.
Die bislang für das 15. Jh. beschriebene Bebauung lässt für die Gesamtsituation weitere Aussagen zu.
Die beiden nacheinander erbauten Winkelbauten begrenzen einen Innenhof. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war dieser Innenhof, zur Gasse hin, mit einer Massivmauer abgeschlossen. Eine Erschließung über eine Einfahrt ist anzunehmen.
Die erkennbar jüngeren Erkerausbildungen der Stube belegen in Verbindung mit den fehlenden Auskragungen eine ehemals am Gebäude angrenzende Nachbarbebauung. Dies trifft sowohl auf die gemeinsame Traufe von Sommerstube und Verbindungsflügel zu als auch auf den freien Stubengiebel. Im Bereich des Giebels saß die ehemalige Nachbarbebauung etwas zurück. Hier wurde daher auch die Eckquaderung aus Buckelquadern gesetzt.
Die für das 15.Jh. gemachten Aussagen zur Funktions- und Nutzungsstruktur lassen sich durch die im späten 16. Jh/frühen 17. Jh. durchgeführten Umbauten nachhaltig verstärken.
Wohl kurz nach oder gleichzeitig mit dem Ersatz des Altdaches auf dem Hauptbau um 1579 (d) wird an den freien Giebel des Hauptbaus ein Anbau errichtet. Er ist als überdachter Gang konstruiert und führt über die Gasse zum Nachbarhaus.
Der Gang sitzt seitlich von der Hauptbauflucht. Dieser Vorsprung mündet in einen spätestens um 1604 (d) errichteten Flur entlang der Hauptbautraufe. Er führt in einen großen Freiraum, dessen Hofseite die Flucht des erneuerten Verbindungsflügels aufnimmt. Große Fenstererker belichten die teilweise in den Hauptbau integrierte Freifläche.
Im Rahmen dieses umfassenden Umbaus sind großflächige Umstrukturierungen im Hausinnern des Hauptgebäudes anzunehmen. In welchem Umfang dies geschah, ließ sich nicht näher fixieren. Sicher scheint, dass die zuvor innerhalb des mittelalterlichen Hauptbaus gelegene Fluranordnung (u.a. zur Raumgewinnung) zum Teil außerhalb des alten Hausgrundrisses verlegt wurde. Dies beinhaltete aber auch die modifizierte Beibehaltung der ursprünglichen Nutzungsstruktur.
1991 (d) ist davon das zentrale Treppenhaus erhalten. Die ehemalige Sommerstube wird bis heute als Wohnfläche genutzt, während im Hauptbau durch den Einbau von Laden und mehreren Wohnungen nachhaltige Umstrukturierungen vorgenommen wurden. Ungeachtet dieser Veränderungen, sind Befunde des 15./16. Jh. in aussagekräftigem Umfang erhalten geblieben.

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