Ottilienkapelle (Eppingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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sog. Koch’sche Haus

ID: 321316099078  /  Datum: 09.06.2009
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Weiße-Tor-Straße
Hausnummer: 4
Postleitzahl: 76661
Stadt-Teilort: Philippsburg

Regierungsbezirk: Karlsruhe
Kreis: Karlsruhe (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8215066010
Flurstücknummer: 401
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das sog. Koch’sche Haus weist bauzeitliche Relikte des 16. Jh. auf, die in dem zu großen Teilen aus dem 19. Jh. stammenden Bau Verwendung fanden. Sie blieben nach der Zerstörung der Feste Phillipsburg, um 1800, in größerem Umfang erhalten.
Beim Schleifen der Festung sind die Straßen etwa 1,5 m mit Schutt aufgefüllt worden, sodass das damalige Erdgeschoss heute eine Art Hochkeller bildet. Das ursprüngliche Obergeschoss wurde mit veränderter Außengestaltung zum Mansardgeschoss umgebaut. Bei der Sondage wurden Grundmauern ermittelt, deren Datierung bis ins 14. Jh. zurückreichen. Somit wurde das Gewölbe in spätmittelalterliche Außenmauern eingebaut. Die wesentlichen Bauteile des Erdgeschosses, nordseitige Giebelwand und Fachwerkelemente im 1. Obergeschoss, stammen aus dem 16. Jahrhundert.
Auf der ursprünglichen Rückwand des Gebäudes befindet sich ein profiliertes Portalgewände, an dem die Jahreszahl 1586 zu erkennen ist (eine Dendrodatierung ergänzt dies: 1585/86).
Im Südteil des Dachstuhls sind mehrere wiederverwendete Sparren aus Eiche verbaut, deren dendrochronologische Bestimmung in die Jahre 1377/78 verwies. Somit handelt es sich um Überreste eines Dachstuhls, der vielleicht zu einer noch älteren Bebauung des Grundstücks gehörte.
Der weitere Baukörper, einschließlich Dach, ist zu Beginn des 18. Jhs. entstanden. Das Gebäude war seit unbekannter Zeit (mindestens seit drei Generationen) im Besitz jüdischer Familien. Um 1914 betrieb Mathilde Faber, geb. Gutmann, zusammen mit ihren Ehemann Moritz Faber, eine Eisenhandlung darin. 1914 wurde der Bau des Lagerhauses im rückwärtigen Teil des Grundstücks fertiggestellt. Im Jahr 1939 wurde die Eisenwarenhandlung „arisiert“, enteignet und ausverkauft und danach liquidiert. Gottlieb Koch pachtete 1939 das Grundstück und führte die Eisenwarenhandlung zusammen mit Waldemar Herrmann, unter dem Namen „Herrmann und Koch“, weiter. Seit 1975 verpachtete er das Geschäft an Manfred Beyer und verkaufte es 1986 an die Stadt Philippsburg. In den Jahren 1992 bis 1994 wurden Instandsetzungs- und Umbaumaßnahmen am Vorder- und Rückgebäude durchgeführt.


1. Bauphase:
(1377 - 1378)
Unterste Partie der Außenmauer und die älteste wiederverwendete Eichen-Sparren im Dachstuhl, laut der dendrochronologischen Untersuchung auf 1377/78 datiert, stammen von einem älteren Gebäude, vermutlich auch auf diesem Grundstück befindlich, ab. (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1401 - 1599)
Wiederaufbau der Außenmauern oberhalb der alten (ab 1m Höhe), jedoch mit reduzierter Mauerstärke. Zu dieser Bauphase zählen die straßenseitigen Fenster sowie mehrere Holzböden. Möglicherweise stammen auch die nördliche Giebelwand, mit Torbogen und Fenstern, die östliche Außenwand bis auf Höhe des Erdgeschosses und die Südwand des späteren Gewölberaumes, mit Fenster, aus jener Zeit. (i)(s)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Konstruktionsdetail:
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Fenster

3. Bauphase:
(1501 - 1550)
Aufschüttung des Erdreichs außen und Erhöhung der Böden im Gebäudeinneren um rund 80 cm. Übermauerung der beiden Fenster in nordöstlichen Mauer.
Vermutlicher Wiederaufbau des Gebäudes nach Zerstörung. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1501 - 1599)
Umbaumaßnahmen: Veränderung der beiden Fenster in der Außenmauer (NO), Anbau einer inneren Querwand; unter Beibehaltung des ursprünglichen Bodenniveaus. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1585 - 1586)
Wiederaufbau des Gebäudes nach Zerstörung: neuerlicher Aufbau der Außenwände auf Höhe des EG; erhalten blieb hierbei die nördliche Giebelwand, bis ins Dachgeschoss.
Einbau der Balkendecke im EG, des Holzgefüges im OG (Fachwerkwand mit den drei Okuli). (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1831 - 1850)
Wiederaufbau des Gebäudes nach erneuter Zerstörung durch das Bombardement der Stadt unter Napoleon (1799/1800).
Aufschüttung des Erdreiches außen und Erhöhung des Bodenniveaus im Gebäudeinnern, um ca. 1 m (entspricht dem heutigen Fußbodenniveau).
Erneuerung der Westseite.
Überbauung des noch vorhandenen inneren Baugefüges mit einem Mansarddach. Kürzung der Deckenbalcken zur Straßenseite. Auf der Hofseite erfolgte hingegen eine Verlängerung der Balkendecke um ca. 1,7 m. Teilerneuerung der Balkendecken im Erd- und Obergeschoss. (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Mansardgiebeldach

7. Bauphase:
(1900 - 1990)
Mehrere bauliche Veränderungen im 20. Jahrhundert, darunter:
1916 Fertigstellung des Lagerhauses im Hof. Anbau in der Südostecke datiert ins Jahr 1957 (a).
Herausnahme der Innenwände im EG, die durch Hilfskonstruktionen aus Holz und Eisen ersetzt wurden. Im OG wurde eine Fachwerkwand unter dem heutigen Unterzug des mittleren großen Raumes herausgenommen. Neuaufbau der Ostteile des Gebäudes in 1960er Jahren. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohn- und Geschäftshaus

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

sog. Koch’sche Haus, Ansicht von Nordwesten,
Urheber: Regierungspräsidium Karlsruhe, RPK, Ref. 26 / sog. Koch’sche Haus in 76661 Philippsburg
sog. Koch’sche Haus, Grundriss, EG,
Urheber: Schneider, Peter (Büro für Bauforschung / Schneider, Büro für Bauforschung) / sog. Koch’sche Haus in 76661 Philippsburg

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung
  • Befunduntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das ehem. Wohn- und Geschäftshaus liegt an der Weiße-Tor-Straße. Seit Stadtgründung bilden die Weiße-Tor-Straße und die Rote-Tor-Straße zweifelsohne die Hauptstraßen und zwar in jenem älteren Teil der Stadt, der vor der Stadterweiterung nach Norden bereits bestand. Damit ist zu erwarten, dass eine Bebauung des Gründstücks z. Z. der Stadtgründung erfolgte.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohn- und Geschäftshaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Es handelt sich um ein eingeschossiges Gebäude mit seitlichem Hoftor. Im rückwärtigen Teil befinden sich die Anbauten aus den 1960er Jahren.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Gebäude wird auf Höhe der Mittelachse des Erdgeschosses erschlossen. Im rückwärtigen Teil des Erdgeschosses befindet sich ein in der Form dem Trapez angenäherter überwölbter Raum, durch den ein Betontreppenhaus führt. Der Boden liegt an dieser Stelle rund 1, 15m tiefer als die Böden der übrigen Räume im Erdgeschoss und ca. 1m unterhalb des Erdbodenniveaus der Weiße-Tor-Straße.
Im 1. Obergeschoss trennt eine Fachwerkwand die zur Straße gelegenen Räume von einem rückwärtigen Raum, dem Flur und dem Treppenhaus ab. Eine Wangentreppe mit Podest führt in das unausgebaute Dachgeschoss.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Eine starke Absenkung der Balkendecke im Erdgeschoss wird durch Unterzüge gesichert.
Drei Fenster im Gewölberaum sind in originalem Zustand, d.h. mit profilierten Sandsteingewänden an den Außenseiten, erhalten. Ein Steinmetzzeichen konnte auf einem Sturz verzeichnet werden.
Die Mauer auf der Westseite des Gewölberaumes weist flache Lisenen auf.
Die Stützen des Gewölberaumes weisen Eckprofilierungen auf, die für eine Datierung ins 16. Jh. sprechen. Auf der ursprünglichen Rückwand des Gebäudes befindet sich ein profiliertes Portalgewände, an dem die Jahreszahl 1586 abzulesen ist. Darüber hinaus befindet sich am nördlichen Giebel eine Renaissance-typische Fensterrahmung.
Im 1. Obergeschoss, an der Ostseite, befinden sich drei Okuli.
Bestand/Ausstattung:
Im Obergeschoss sind noch größere Reste einer qualitätvollen Bemalung erhalten, deren Ursprung ebenfalls in der Renaissance zu vermuten ist.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
  • Decken
    • Lehmwickeldecke
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Balkendach mit Rofen und stehendem Stuhl
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bruchstein/Wacken
  • Gewölbe
    • Kreuzgratgewölbe
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Gestaltungselemente
    • Zierglieder im Steinbau
  • Verwendete Materialien
    • Backstein
    • Holz
    • Stein
  • Dachform
    • Mansardgiebeldach
Konstruktion/Material:
Im rückwärtigen Teil des EG befindet sich ein in der Form dem Trapez angenäherter Gewölberaum, der in drei Joche unterteilt ist. Auf zwei achteckigen Stützen ruht ein leicht aus den Achsen verschobenes Kreuzgratgewölbe.
Im Erdgeschoss sind die Außenwände aus einem massiven Bruchsteinmauerwerk. Die Decke besteht aus Balkenlage und Lehmstakung. Bei dem Fußboden handelt es sich um Holzboden. Der Fachwerkbau im Obergeschoss ist eine Ständerkonstruktion aus Nadelholz, die Ausfachung erfolgte teilweise durch Ziegelstücken bzw. Bruchstein.
Der Bretterfussboden ist teilweise durch Betonboden ersetzt worden.
Die Deckenbalken im 1. Obergeschosses sind mit Strohlehm-Wickeln ausgestakt. Eine Wangentreppe mit Podest führt von dort ins Dachgeschoss. Das Mansarddach hat einen Pfettendachstuhl. Die Giebelwand besteht aus massivem Steinmauerwerk. Der Fußboden des Dachgeschosses besteht aus einer Balkenlage mit Lehmstakung.

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