Bandhaus (Schloß Presteneck)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Haus Rappengasse 6

ID: 161311139060  /  Datum: 25.11.2009
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Rappengasse
Hausnummer: 6
Postleitzahl: 74078
Stadt-Teilort: Heilbronn

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Heilbronn (Stadtkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8121000002
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Geschichte
Über die Entstehung des Gebäudes liegen keine gesicherten Nachrichten vor. Die Art der Fachwerkkonstruktion des Alt- bzw. Kernbaus (s.u.) spricht für eine Datierung ins 17. Jahrhundert. Da Biberach während dieses Zeitraums im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen mehrfach geplündert und eingeäschert wurde (zuletzt 1688), kann angenommen werden, dass das Gebäude am Ende des Jahrhunderts eventuell über alten Resten entstand.
Das Anwesen war seit 1834 (a) von zwei Parteien bewohnt. Ab der Mitte der 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts wohnte die Familie des Besitzers, in einer der Hälften. Seit dem Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts steht das Gebäude leer.

Baugeschichte
Die Bauabfolge der noch bestehenden Gebäude lässt sich trotz der schwierigen Gesamtsituation anhand der Summe der Befunde und Archivalien aus dem Stadtarchiv Heilbronn (Messurkunde von 1909, Messurkunde von 1892/1894, Landesvermessungs-Brouillon von 1835 und Primärkataster Gemeinde Biberach, 1834) nachvollziehen.

Zum besseren Verständnis sei hier vorweggenommen, dass in erster Linie zwei Hauptbauphasen zu unterscheiden sind: Im südlichen Bereich den „Altbau“ und die im Folgenden als „Anbau“ bezeichnete nördliche Hälfte des Gebäudes.


1. Bauphase:
(1600 - 1699)
Den ältesten Bestand aus dem späten 17. Jahrhundert stellt die südliche Hälfte des Hauptgebäudes dar, die ursprünglich als Einzelbauwerk frei stand. Es handelte sich um ein einfaches, zweistöckiges Fachwerkhaus, welches einem aus Natursteinen gemauerten Sockel aufsaß – im vorangegangenen wurde dieser Gebäudeabschnitt wie im Folgenden als „Altbau“ bezeichnet.
Das konstruktive Gefüge des Altbaus, welches insbesondere im Dachstuhl und an der östlichen Giebelwand gut zu studieren ist, zeichnet sich durch mehrere spezifische Details aus: Zum einen sind die betreffenden Hölzer ausnahmslos gebeilt – nicht gesägt. Die noch sichtbaren Fußbänder, welche die Ständer in der östlichen Giebelwand festigen, sind darüber hinaus nicht gerade behauen. Stattdessen handelt es sich um natürlich gebogene bzw. geschweifte Hölzer, die jeweils nur auf ein rechteckiges Profil behauen wurden. Zum anderen sind alle Zapfen-Verbindungen des Gefüges durch Holznägel fixiert.
Der ursprüngliche Grundriss des Hochparterres lässt sich grob wie folgt rekonstruieren: Der große ungeteilte Raum, der sich heute im Westen befindet war ehemals durch eine Trennwand in zwei Räume unterteilt. Ob diese untereinander verbunden waren, kann nicht geklärt werden. Mit Sicherheit aber war der südliche der beiden durch eine Tür mit dem Öhrn verbunden. Ob im östlichen Abschnitt ebenfalls zwei Räume angeordnet waren, bleibt eine Vermutung. Falls dem so gewesen sein sollte, so wies der südliche Raum an seiner Südostecke einen über Eck ausgreifenden Fenstererker auf und wäre als Stube anzusehen.
Der Grundriss des Obergeschosses entsprach vermutlich weitgehend dem des Hochparterre; d.h. in der Mitte lag der Öhrn, der vermutlich sowohl im Westen als auch im Osten von je zwei kleineren Räumen flankiert wurde – eventuell bestand im Osten aber auch nur ein großer langrechteckiger Raum.

Dachstuhl – 1. Bauphase
Der Altbau besitzt einen liegenden Dachstuhl, dessen Gefüge noch in weiten Teilen erhalten ist. Wie das Grundgerüst des Hauses besteht er aus Hartholz – vermutlich Eiche. Die Stuhlrähme waren zum einen mit der Konstruktion der Giebelwände verbunden; zum anderen wurden sie durch zwei Paare liegender Stuhlsäulen unterstützt, die jeweils in Achse über den Trennwänden des Hochparterres und des Obergeschosses angeordnet sind bzw. waren (s.u.). Es fällt auf, dass das Gefüge der Stuhlsäulen, der Kehlbalken und der Spannriegel (vermutlich aufgrund der geringen Grundfläche des Hauses) nicht durch ein Sprengwerk, Kopfstreben oder andere Maßnahmen, sondern alleine über die Giebelwände quer ausgesteift waren. In Längsrichtung sorgten Diagonalstreben, die mit Stuhlsäule und –rähm am unteren Ende verzapft und am oberen Ende verblattet waren, für eine ausreichende Aussteifung. An dem noch erhaltenen westlichen Spannriegel ist noch ein Flößerloch vorhanden.
Im Gegensatz zum Dachstuhl wurden für die Sparren vermutlich Nadelhölzer verwand. Diese waren im Vergleich nur grob bearbeitet, so dass der runde Querschnitt der verwendeten Bäume teils noch deutlich ersichtlich ist.
Offensichtlich besaß das Gebäude zur Zeit der Erbauung keinen Kamin mit Schlot. Daraus resultierte, dass sowohl die Sparren, als auch alle Bauelemente des Stuhls rußgeschwärzt sind.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1700 - 1799)
Größere Umbauten oder Erweiterungen scheinen nach der Errichtung des Hauses längere Zeit nicht stattgefunden zu haben. Mit einigem Abstand dürfte aber noch während des 18. Jahrhunderts, die östlich an den Ursprungsbau angrenzende Scheune errichtet worden sein. Anstatt dabei unmittelbar an die bestehende Konstruktion anzuschließen, wurde die Scheune davon losgelöst errichtet. Allerdings wurde sie so dicht daran gesetzt, dass ihre westliche Giebelwand lediglich 20cm – 40cm Abstand zur östlichen Giebelseite des Altbaus aufweist. Lediglich auf der untersten und der obersten Ebene bestand eine Verbindung zwischen beiden
Bauten. So war der östliche Keller des Kerngebäudes durch eine Tür von der Scheune aus zugänglich. In das Feld des Ostgiebels des Baus aus dem späten 17. Jahrhundert wurde eine Tür eingebaut, so dass die beiden Dachstühle gegenseitig zugänglich waren. Im Zuge dieser Arbeiten dürfte auch eine Fachwerkwand erstellt worden sein, die sich in Achse der westlichen Trennwände des Hochparterres und des Erdgeschosses des Altbaus bzw. in Achse des westlichen Stuhlsäulenpaars des Dachstuhls erhalten hat. Die Machart der Fachwerkkonstruktion ähnelt dem der Scheune stark. Wie dort sind die Hölzer nicht mehr gebeilt, sondern gesägt. Die Ständer der Wand wurden mittels Schleifzapfen in den alten Spannriegel darüber eingelassen. Anhand eines Katasterplans aus der Zeit um 1830 ist ersichtlich, dass ehemals westlich des Ursprungsbaus eine weitere Scheune befand. Sie ist ebenfalls im 18. Jahrhundert errichtet worden (Stadtarchiv
Heilbronn).
Ob die Kleintierställe, die sich noch bis 2009 auf der Südseite der Rappengasse gegenüber dem zu untersuchenden Gebäudekomplex befanden ebenfalls dem 18. Jahrhundert entstammten, kann nicht mehr geklärt werden.
Es ist zu vermuten, dass die Anlage zweier Scheunen im Westen und Osten des Komplexes nicht zuletzt auf eine schrittweise Besitzteilung zurückzuführen ist, die sich auch in der Anlage der Kleintierställe südlich des Gebäudes, der Unterteilung der Gartenflächen und schließlich der Unterteilung des Komplexes in zwei Wohneinheiten während der zweiten Hauptbauphase manifestierte (s.u.).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1894)
Die zweite große Bauphase ist in die Zeit um 1894 a (Stadtarchiv Heilbronn), bzw. kurz davor zu datieren. Sie beinhaltete im Wesentlichen die Erweiterung des Altbaus aus dem späten 17. Jahrhundert nach Norden auf nahezu die doppelte Grundfläche auf allen Ebenen. Im Vorangegangenen wurde dieser Gebäudeabschnitt als Anbau bezeichnet; diese Bezeichnung wird im Folgenden beibehalten.
Zunächst wurden die Sockelmauern des Anbaus bis zur Höhe des Sockels des Altbaus aus Naturstein errichtet. Sie umfassten einen großen Kellerraum, der wie die südlich davon gelegenen alten Kellerräume in den Grund eingetieft war. Darüber wurden die Mauern des Erdgeschosses bzw. Hochparterres aus Backstein errichtet. Die ehemalige nördliche Außenwand des Altbaus scheint im Zuge der Arbeiten auf Höhe des Hochparterres ausgewechselt worden zu sein; dafür spricht die geringe Dicke der Wand. Zudem wurde die Westwand des Hochparterres des Altbaus mit Backsteinen aufgemauert bzw. verstärkt. Die Außenwände des Obergeschosses des Anbaus bestehen nur nach Osten und Westen aus Backsteinen. Dagegen besteht die nördliche Außenwand, ebenso wie das darüber aufragende Giebelfeld aus einem Fachwerkgerüst mit Ausfachungen aus Backstein. Der bei der Ausfachung verwandte zementhaltige Mörtel, sowie die noch erhaltenen originalen Fensterbeschläge im Bereich des Dachstuhls des Anbaus sind neben den Archiv- Befunden Indizien für eine Entstehung des Anbaus um 1900. Ferner ist auf die Abbundmarken zu verweisen, die sich in ihrer Machart deutlich von jenen der Scheune aus dem 18. Jahrhundert unterscheiden.
Der Grundriss des Anbaus hat sich nahezu veränderungsfrei erhalten. Lediglich das WC und das Bad im Nordwesten des Erdgeschosses, sowie der Wohnungseingang südlich davon sind als spätere Zutaten anzusehen.
Zeitgleich mit der Errichtung des Anbaus wurden im Grundriss des Altbaus Veränderungen vorgenommen. So wurde der Öhrn im Hochparterre durch eine Trennwand quer geteilt. Die südlich Hälfte bildete von nun an den Hausflur, die Tür in der genannten Trennwand den Eingang zur ersten Wohneinheit. Die Türe, die mutmaßlich den Raum im Südwesten des Hochparterres mit dem Öhrn verband wurde verschlossen; die Wand, die diesen Raum ehemals von dem nördlich angrenzenden trennte, wurde entfernt, so dass ein großes langrechteckiges Zimmer entstand.
Die Veränderungen im Obergeschoss bestanden zum einen in der Abtrennung des Treppenraums mittels einer Wand in Leichtbauweise. Diese Maßnahme reichte offenbar aus, die beiden Wohneinheiten räumlich und akustisch voneinander zu trennen. Zum anderen scheint die Wand, welche die beiden östlichen Räume voneinander trennte, entfernt worden zu sein. Da diese tragend war, musste ein Ersatz geschaffen werden, der in Form eines Überzugs erstellt wurde, der im Bereich des Dachbodens aufgelegt wurde und von dem der obere Rähm der ursprünglichen Trennwand an langen Schrauben abgehängt wurde.
Der Einbau eines Kaminschlots im Nordosten des alten Öhrns betraf alle Niveaus oberhalb des Kellers, veränderte die Raumstruktur aber kaum.

Dachstuhl – 2. Bauphase
Der Anbau wurde – wie der Altbau – mit einem einfachen Satteldach überfangen, dessen First rechtwinklig an jenen des Altbaus stößt. Es handelt sich um einen stehenden Stuhl. Im Bereich des Stoßes bzw. des Übergangs zwischen den Dachstühlen des An- und des Altbaus wurden die untere Hälfte der Sparren des letztgenannten abgesägt, so dass ein Durchgang zwischen beiden Böden entstand.
Neben dem Neubau des Anbaus samt Dachstuhl verursachte der Einbau eines Kaminschlots konstruktive Veränderungen im alten Dachtragwerk des Altbaus: Da der Schlot am nördlichen Ende der östlichen Trennmauer des Altbaus errichtet wurde stand ihm im Bereich des Dachbodens bzw. –stuhls die nordöstliche Stuhlsäule im Weg. Sie wurde – ebenso wie der entsprechende Spannriegel entfernt. Um einen statischen Ausgleich für die entfernten Hölzer zu erlangen wurde nur knapp neben der ehemaligen Anschlussstelle der alten liegenden Stuhlsäule eine senkrechte Stuhlsäule aus Nadelholz eingefügt. Vermutlich zeitgleich dazu wurden die alten Diagonalstreben des Dachstuhls aus nicht ersichtlichen Gründen ausgewechselt und durch neue ersetzt, die an ihrem unteren Ende die Zapflöcher in den Stuhlsäulen ausnutzten, an ihrem oberen Ende
aber mittels langer Stahlschrauben neben den alten Aussparungen für die Anblattung der alten Diagonalstreben mit den Stuhlrähmen verbunden wurden. Darüber hinaus wurde im östlichen Teil des Dachbodens ein Überzug in Achse des Firsts, d.h. In Richtung West-Ost verlegt. Er diente offenbar dazu, die darunter liegende alte Balkendecke mittels langer Schrauben in Position zu halten bzw. nicht absacken zu lassen. Daraus kann geschlossen werden, dass der Raum im Osten des Obergeschosses ehemals durch eine Trennwand in zwei Hälften unterteilt war, diese Trennwand aber im Rahmen der Arbeiten um 1900 beseitigt wurde.
Eine weitere Veränderung kann im Bereich des westlichen Giebel festgestellt werden. Dort besteht das Fachwerk aus gesägten, im Vergleich zu jenen des östlichen Giebels aus dem späten 17. Jahrhundert dünnen Hölzern. Es sind weder Holznägel noch Abbundmarken zu beobachten. Da die Hölzer zudem nicht die Verrußung aufweisen, welche an den Hölzern des alten Dachstuhls, aber auch der mutmaßlich zeitgleich zum Bau der Scheunen im 18. Jahrhundert eingezogenen Trennwand festzustellen ist, wurde das Fachwerk des westlichen Giebels eventuell im Zuge der Arbeiten um 1900 erneuert wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1950 - 1999)
Späte Veränderungen
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert wurden an dem Ensemble offenbar nur noch Reparaturmaßnahmen vollzogen. So belegt eine Jahreszahl, die in einer Ausfachung an der Nordseite der Scheune angebracht ist, dass diejenigen Fächer des Fachwerks der Scheune, die mit Backsteinen ausgefacht sind, auf Erneuerungen im Jahre 1940 (i) zurückzuführen sind.
Um 1960 wurde im Norden des bis dahin existenten großen Raums im Osten des Obergeschosses des Altbaus ein Bad eingebaut.
Laut mündlicher Überlieferung neigte sich die westliche Außenwand des Altbaus in den 70erJahren des 20. Jahrhunderts stark – 1980 erfolgt der Abbruch der ehemals dort anschließenden Scheune – an den anschließend Sicherungsmaßnahmen durchgeführt wurden. Diese bestanden darin, der gesamten Fassade eine rund 50cm dicke Vormauerung aus Leichtbetonsteinen anzufügen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Ansicht von Südosten / Rappengasse (strebewerk, 2009) / Haus Rappengasse 6 in 74078 Heilbronn, Biberach
Katasterplan 1:500, mit Eintragung der Besitzverhältnisse im späten 20. Jahrhundert / Haus Rappengasse 6 in 74078 Heilbronn, Biberach

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bericht zur Bauhistorischen Untersuchung und Abbruchdokumentation

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Der Gebäudekomplex liegt am nördlichen Rand des historischen Ortskerns von Biberach. Er nimmt die südliche Flanke eines unregelmäßig geschnittenen Grundstücks ein, welches im Norden durch den Böllinger Bach und im Süden durch die Rappengasse begrenzt wird. In der nördlichen Hälfte des Grundstücks dehnen sich Gartenflächen aus. Westlich des Anwesens liegen weitere Grundstücke mit Wohnbebauung. Im Osten liegen zwischen der Grundstücksgrenze und der Finkenbergstraße Wohngebäude, teils mit vorgelagerten Hof- und Gartenflächen. Südlich davon liegen – auf leicht höherem Niveau – Werkstatt- und Garagengebäude.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Bauernhof
    • Dorf
    • Randlage
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Bauernhaus
    • Stallgebäude
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Kubatur und Fassadengliederung
Der zu untersuchende Gebäudekomplex setzt sich aus mehreren Baukörpern zusammen. Den Kern des ganzen bildet ein 9,5m x 12,5m messendes rechteckiges, zweistöckiges Gebäude – der sog. Altbau, der die südliche Hälfte des Gebäudes einnimmt. Er misst 9,5m x 8m und wird von einem (zur Rappengasse hin) traufständigen Satteldach überfangen. Nördlich des Altbaus schließt der sog. Anbau unmittelbar an. Auch er besitzt ein Satteldach, welches allerdings rechtwinklig an das Dach des Altbaus anschließt. Der gesamte Komplex sitzt einem gemauerten Sockel auf, der die Kellerräume aufnimmt. Der Sockel ragt im Süden rund 1m, im Norden rund 1,5m aus dem umgebenden Terrain, so dass das Erdgeschoss als Hochparterre anzusprechen ist.
Auf der Südseite springt dessen Wand gegenüber der Außenkante des Sockels um rund 25cm zurück, wohingegen das erste Geschoss zu dieser Seite wiederum entsprechend weit vorkragt. Die Wände sind auf beiden Niveaus weiß verputzt. Auf der Westseite des ebäudes sind die Außenwände ganzflächig ockerfarben verputzt und reichen senkrecht ohne Versprünge bis zur Trauf- bzw. Giebelkante. Die Südhälfte der Ostseite wird weitgehend durch die dort anschließende Scheune verdeckt. Jedoch ist das Giebelfeld des Altbaus in Teilen zu sehen. Es zeigt eine Fachwerkkonstruktion; der oberste Teil kragt leicht vor.
Die Nordhälfte der Ostseite des Gebäudes steht dagegen frei; sie ist ockerfarben verputzt und fensterlos. Auf der Nordseite sind die Sockelzone und die Außenwände des Hochparterres ockerfarben verputzt. Die Darüber aufragende Obergeschoss und die Giebelwand zeigen eine Fachwerkkonstruktion.
Die Außenwände des Komplexes werden vor allem im Süden und Norden durch mehrere Fenster gegliedert. Dagegen ist die Westseite des Komplexes gänzlich ohne Fenster. Es existiert lediglich eine Tür im Norden, welche das Hochparterre erschließt. Die in Teilen sichtbare Südhälfte der Ostseite zeigt im Hochparterre und Obergeschoss, sowie im Giebelfeld jeweils ein Fenster. Weitere Fenster sind in den durch die Scheune verdeckten
Wandpartien zu vermuten.

Im Osten schließt – wie bereits erwähnt – eine Scheune unmittelbar an das Hauptgebäude an. Sie wird von einem zur Rappengasse hin traufständigen Satteldach überfangen. Durch die einheitliche Ausrichtung des Giebels bildet sie von Süden gesehen optisch eine Einheit mit dem Kerngebäude. Ihre Wände bestehen größtenteils aus einer Fachwerkkonstruktion.

Moderne Nebenbauten befinden sich nordwestlich des Gebäudekomplexes. Es handelt sich in erster Linie um einen zweiräumigen, eingeschossiges Gebäude mit Flachdach.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Keller
Der aus Natursteinen gemauerte Sockel des Altbaus nimmt zwei langrechteckige Räume auf, die sich jeweils an der Schmalseite des Gebäudes entlang ziehen. Der westliche wird über eine Treppe von der Rappengasse her erschlossen. Der östlich ist durch eine Tür im Osten – d.h. durch die Scheune zu betreten. Der östliche Raum wird noch von der originalen Holzbalkendecke aus der Erbauungszeit überfangen. Die Tiefe der beiden Räume ist so gering, dass sich in der Gebäudemitte ein rund 3,5m breiter, massiver Bereich befindet.
Über diesem liegt im Hochparterre der Hausöhrn mit der Treppe.
Der ebenfalls aus Natursteinen gemauerte Sockel im Norden des Anbaus umfasst einen einzelnen großen Raum, der durch eine Treppe erschlossen, die sich im Südwesten des Raums aus dem Hochparterre absenkt.

Erdgeschoss / Hochparterre
Das Hochparterre des Altbaus nimmt die durch das Kellergeschoss vorgegebene Dreiteilung des Grundrisses in Querrichtung auf. Der Eingang liegt mittig im Süden. Eine kurze einläufige Außentreppe verbindet das Niveau der Rappengasse mit dem Hochparterre. Man betritt zunächst einen annähernd quadratischen Verteilerraum von 3,5m x 3,5m Grundfläche. Links führt eine Treppe ins Obergeschoss. Geradeaus macht eine Tür
den Flur der ersten Wohneinheit zugänglich, die in erster Linie das Hochparterre einnimmt. Von dem Flur sind zwei längsrechteckige Räume zugänglich, die bei identischer Ausdehnung über den beiden Kellerräumen darunter liegen. Ferner ist durch eine Tür im Norden der Anbau zu betreten, der ebenfalls in Querrichtung in drei Achsen unterteilt ist. Östlich vom mittleren langrechteckigen Raum ist ein großes, ebenfalls langrechteckiges Zimmer zugänglich. Der Abschnitt im Westen nimmt in seiner Nordhälfte ein WC und ein Bad auf; seine südliche Hälfte fungiert als Flur einer zweiten Wohnungseingangstür, die sich auf den Hofbereich westlich des Gebäudekomplexes öffnet. Von diesem Flur ist ferner - jeweils über eine steile, einläufige Treppe - der große Kellerraum , sowie ein langrechteckiger Raum im Obergeschoss zugänglich. Letzterer weist keine Verbindung zu den anderen Räumlichkeiten im Obergeschoss auf (s.u.).

Obergeschoss
Im Südteil des Gebäudes, dem Altbau, wird im Obergeschoss abermals die Dreiteilung aufgenommen, die auch den Plan des Kellers und des Hochparterres bestimmen. Das Geschoss wird durch eine Treppe erschlossen, die im mittleren Abschnitt vom Hochparterre aufsteigt. An ihrem oberen Ende befindet sich eine Tür, die als Wohnungstür anzusehen ist - beinahe das gesamte Obergeschoss von Alt- und Anbau bildet eine geschlossene Wohneinheit. Der mittlere Abschnitt ist als Flur/Öhrn bzw. Verteiler anzusehen. Von ihm aus
werden im Westen zwei rechteckige Räume erschlossen. Der nördliche der beiden ist fensterlos. Eigentümlich ist eine Reihe runder Löcher, die in den teils durch Putz verdeckten Brüstungsriegel eingearbeitet sind. Vermutlich handelt es sich um einen zweitverwendeten Balken, der ehemals in einer Decke verbaut war; die Löcher dürften die Staken von Lehmwickeln aufgenommen haben. Östlich des Öhrns liegen das, in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts eingebaute, Bad und daran südlich anschließend die ehemalige Stube. Im Anbau nördlich des Öhrns schließt ein langrechteckiger Küchenraum an, der im Osten von einem großen, ungeteilten Raum flankiert wird. Westlich des Küchenraums liegt ein weiteres langrechteckiges Zimmer, welches jedoch mittels einer steilen Treppe mit der ersten Wohneinheit im Hochparterre verbunden ist und keinen Zugang zur zweiten Wohneinheit im Obergeschoss aufweist.

Dachgeschoss
Der Dachboden des Hauptgebäudes wird durch eine einfache Stiege erschlossen, die aus dem mittleren Abschnitt des Obergeschosses des Altbaus aufsteigt. Im Bereich des Anbaus ist der Boden als großer, ungeteilter Raum ausgebildet, der nur durch eine dünne Bohlenwand vom Boden des Altbaus abgetrennt wird.
Der Boden des Altbaus ist durch eine Fachwerkwand, welche die Trennachse zwischen dem mittleren und dem westlichen Raumabschnitt der darunter liegenden Geschosse aufnimmt getrennt.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
An dem Gebäudeensemble in der Rappengasse 6 lassen sich im Wesentlichen drei Hauptbauphasen unterscheiden. Den Ausgangspunkt bildete im späten 17. Jahrhundert ein Giebelhaus mittlerer Größe, das in seiner Grundsubstanz noch heute weitgehend erhalten ist.

Das Ensemble kann trotz des Verlusts der westlichen Scheunen und der Kleintierställe als beispielhaft für den bäuerlichen Hausbau im Raum Heilbronn und dessen Entwicklung vom späten 17. bis ins frühe 20. Jahrhundert angesehen werden. Die Tatsache, dass sich die besitzmäßige Zersplitterung des ursprünglich ungeteilten Anwesens in mehrere Einheiten bis hin zu den Kleintierställen beispielhaft nachvollziehen lässt, verdient besondere Beachtung.
Bestand/Ausstattung:
Vom Typ her ist es als einfaches, bäuerliches Wohnhaus anzusehen, das keinen Hinweis auf gesonderte bzw. gehobene Ansprüche an Wohnkomfort oder Ausstattung erkennen lässt. Auch die bautechnische Ausführung entspricht eher dem Durchschnitt.
Ursprünglich dürfte das Gebäude einer Familie als Wohnung gedient haben und nicht in mehrere Einheiten unterteilt gewesen sein. Ihm wurden im fortgeschrittenen 18. Jahrhundert im Westen und Osten jeweils eine Scheune angefügt, was eventuell als erster Hinweis auf eine besitzmäßige Zersplitterung des Anwesens verstanden werden könnte. Eine Unterteilung in zwei Wohneinheiten aufgrund großer Nachkommenschaft der Bewohner ist seit 1834 archivalisch belegt (Stadtarchiv Heilbronn), als der Altbau durch einen großen Anbau nach Norden erweitert wurde. Auch diese Erweiterung ist in ihrer bautechnischen Ausführung, Grundrisskonzeption und Ausstattung als einfach zu bezeichnen.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Verwendete Materialien
    • Backstein
    • Holz
    • Putz
    • Stein
  • Mischbau
    • Fassade aus Naturstein
    • Obergeschoss(e) aus Holz
  • Decken
    • Balkendecke
  • Gewölbe
    • Preußische Kappen
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
Konstruktion/Material:
Der Sockel des Hauptgebäudes ist in allen Bereichen aus Naturstein gemauert; das Mauerwerk ist aber außen verputzt. Die Wände der südlichen Hälfte des Gebäudes - dem Altbau - bestehen bis auf die nachträglich veränderten Wände aus der dritten Bauphase (s.Baugeschichte) vollständig aus verputztem Fachwerk. Dagegen sind die Wände des Hochparterres in der nördlichen Hälfte - dem Anbau - vollständig aus Backstein errichtet; die
äußeren Wandflächen sind verputzt. Im darüber gelegenen ersten Geschoss bestehen nur die West- und die Ostwand aus Backstein; die Nordwand mit dem Dachgiebel darüber besteht aus Fachwerk. Die Traufkante des Anbaus ist im Westen als verputzte vorkragende Schräge , im Osten dagegen als dreifache, je Schicht leicht vorspringende Backsteinlage ausgebildet. Diese Ausformung ist nicht auf voller Länge der Traufe ausgebildet, sondern existiert nur in den südlichen zwei Dritteln . Eine Erklärung hierfür konnte nicht gefunden werden.

Bei den Decken handelt es sich sowohl im Alt- als auch im Anbau um Holzbalkendecken. Lediglich die Decke zwischen Keller und Hochparterre des Anbaus ist dem Prinzip des preußischen Kappengewölbes folgend aus Stahlträgern und Backsteinen erstellt; wird der lange stählerne, quer zur Linie des Dachfirsts des Anbaus verlegte Unterzug, der die Stahlträger der Kappengewölbe trägt, seinerseits von einer hölzernen Stütze gestützt.

Die östlich an das Gebäude anschließende Scheune ist eine Fachwerkkonstruktion, die an ihrer Südostecke eine ältere Natursteinmauer beinhaltet.

Die ehemals auf der südlichen Seite der Rappengasse gelegenen, im September 2009 abgerissenen Kleintierställe waren gemauert und jeweils von einem Fachwerkaufsatz bekrönt.

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