Kloster Bebenhausen (ehem. Holz- und Chaisenremise)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Unteres Schloss

ID: 148401243411  /  Datum: 13.01.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Donaupark
Hausnummer: 3
Postleitzahl: 78194
Stadt-Teilort: Immendingen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Tuttlingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8327025010
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 47,9379° nördliche Breite, 8,7369° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Nach derzeitigem Stand der Untersuchung kann vermutet werden, dass an der Stelle einer älteren Burganlage um 1608 ein neues Hauptgebäude errichtet worden ist. Die heute befremdlich wirkenden Versprünge an drei Seiten des Hauptbaus können als architektonische Gliederungselemente in Form zweier Ecktürme interpretiert werden, wodurch das Gebäude unter die ambitionierteren renaissancezeitlichen Schlossbauten eingereiht werden kann. Unter mehreren Aspekten konnte wiederholt auf das Meßkircher Schloss zum Vergleich verwiesen werden, ohne dass dadurch eine direkte Abhängigkeit zum Ausdruck gebracht werden sollte.
Nach einem Brand um 1643 erfolgte der offenbar weniger ambitionierte Wiederaufbau erst um 1702, bei dem die Ecktürme zwar nicht wiederhergestellt, dafür aber die damals altmodische Raumeinteilung und die Erschließung mittels Wendeltreppen konserviert wurden. Wenig später um 1707 kam ein schmaler Anbau hinzu.
Nachdem das Schlossgebäude um 1834 an das Haus Fürstenberg verkauft und hier das Rentamt untergebracht worden war, wurden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die Werksgebäude einer Maschinenfabrik angesiedelt und der Schlossbau als Verwaltungsgebäude genutzt. Nach einem Brand wurde 1891 ein neues Dachwerk aufgeschlagen und neue Giebeldreiecke geschaffen. Mit den Nutzungsänderungen waren mehrere Ein- und Umbauten verbunden, denen vor allem die frühere Ausstattung zum Opfer fiel, wovon sich lediglich einige Türrahmungen und -blätter, sowie Deckenstuck in geringem Umfang erhalten haben. Die überwiegende Mehrzahl der Gewände von Fenstern und Haupteingang ersetzte man vermutlich in den 1930er Jahren durch Kunststein. Soweit einsehbar, macht die Bausubstanz einen soliden Eindruck und lässt keine größeren Bauschäden erkennen.
Sehr viel gravierender wirken sich die Veränderungen um den Standort herum aus. Standen Schlossgebäude und westliches Vorgelände einst auf einem flachen schmalen Rücken am Rand der Donauniederung, schüttete man das Gelände nach und nach auf und führte die Bahnlinie direkt am Gebäude vorbei.
Die umfangreichen Baulichkeiten der Fabrik wichen jüngst einer völlig neuen Bebauung aus Wohnhäusern, Kindergarten und Schule, verbunden mit einer Verlagerung der Zugangsstraße. Die wenig gelungene Einbindung in die umgebende Neubebauung und das unauffällige Äußere werden in keiner Weise der historischen Bedeutung als früherer Sitz der Ortsherrschaft gerecht.


1. Bauphase:
(1437)
Eine der geschichtlichen Eckdaten ist die erste Erwähnung einer „Under Burg“, die an der Donau lag, in Verbindung mit einer Veräußerung derselben im Jahr 1437 (a), wonach sie sicherlich im 14. Jahrhundert schon bestanden hat. Konkrete Baubefunde, die auf diese Zeit zurückgehen, konnten im Rahmen der Bauuntersuchung nicht nachgewiesen werden.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1608)
Obwohl alle aus dem Hauptbau entnommenen Holzproben jünger datieren, kann dennoch davon ausgegangen werden, dass er schon zu früherer Zeit errichtet worden ist. In Ermangelung anderer konkreter Hinweise bietet sich für eine Datierung die Jahreszahl 1608 (i) des über der Eingangstür eingemauerten kreisrunden Steins an, der das Familienwappen derer von Reischach trägt und dadurch eine Verbindung mit dem Schlossgebäude herstellt, auch wenn der Stein heute ohne erkennbaren Zusammenhang an dieser Stelle sitzt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1643)
Zerstörung des Schlosses durch einen Brand (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1702 - 1706)
Wiederaufbau, bei dem die Ecktürme zwar nicht wiederhergestellt, dafür aber die damals altmodische Raumeinteilung und die Erschließung mittels Wendeltreppen konserviert wurden. Wiederaufbau in den Jahren 1702-1706 (a und d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1707)
Erweiterung durch einen schmalen Anbau (d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1834)
Verkauf des Schlossgebäudes an das Haus Fürstenberg (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1840)
Umnutzung des Schlosses als Rentamt im Jahr 1840 (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1869)
Ansiedelung von Werksgebäuden einer Maschinenfabrik. Nutzung des Schlosses als Verwaltungsgebäudes. Umbau des 2. OG zu Direktorenwohnung (a), siehe Konstruktion. Skizze des Direktors zum Umbau ist erhalten.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1891)
Nach einem Brand wurde 1891 (a) ein neues Dachwerk aufgeschlagen und neue Giebeldreiecke geschaffen. Entwurfs- und Aufmaßzeichnungen erhalten.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

10. Bauphase:
(1930)
Auswechslung der Gewände von Fenstern und Haupteingang in Kunststein um 1930 (s).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht / Unteres Schloss in 78194 Immendingen (13.01.2016 - Stefan King)
Unteres Schloss in 78194 Immendingen (13.01.2016)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Voruntersuchung
  • Schriftquellen zur Baugeschichte
  • Restauratorische Untersuchungen

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Untere Schloss in Immendingen liegt heute etwas abgelegen, nahe der Donau, eingebunden in ein neues Wohngebiet. Im südlichen Vorfeld befindet sich eine Hoffläche, westlich erstreckt sich zurzeit eine Brachfläche, nördlich führt unmittelbar die Bahnlinie nach Tuttlingen vorbei und östlich beginnt eine Zeile aus neu errichteten Wohnhäusern.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Residenz- und Hofhaltungsbauten
    • Schloss
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude ist L-förmig aus einem dreigeschossigen Hauptbau mit Satteldach und einem rechtwinklig anstoßenden, zweigeschossigen, schmalen Anbau zusammengesetzt und besitzt gemauerte Außenwände.
Etwas aus dem Winkel gerückt ist dem Hauptbau ein Wendeltreppenturm vorgelagert, der bis ins Dachgeschoss hinaufführt und oben in einem spitzen Helm endet. Ein auffallendes Element sind breite Versprünge innerhalb der Wandflucht von West-, Nord- und Ostseite. Alle Außenwandflächen weisen mit einigen Ausnahmen eine regelmäßige Befensterung auf, in der Mehrzahl mit Gewänden aus Kunststein.
An die beiden westlichen Ecken des Hauptbaus sind Strebepfeiler angefügt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Der Haupteingang, der Zugang zum Treppenturm und die Erschließung der Erdgeschossräume des Anbaus erfolgen alle vom Hofraum her. Die Innenwände des Hauptbaus sind im Erd- und Obergeschoss gemauert, im 2. Obergeschoss in Fachwerkbauweise ausgeführt. Nur der nordwestliche Bereich des Hauptbaus ist unterkellert.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das ehemalige Schlossgebäude von 1702 wurde 1834 an das Haus Fürstenberg verkauft und als Rentamt umgenutzt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich die Nutzung zu einem Verwaltungsbau für eine Maschinenfabrik, dem mehrere Werksgebäude angegliedert wurden.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Innenwand aus Stein
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Gewölbe
    • Kreuzgratgewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Dachform
    • Satteldach mit einseitigem Vollwalm
  • Verwendete Materialien
    • Kunststein
Konstruktion/Material:
Errichtung des Hauptbaus um 1608 (?):
Obwohl alle aus dem Hauptbau entnommenen Holzproben jünger datieren, kann dennoch davon ausgegangen werden, dass er schon zu früherer Zeit errichtet worden ist. In Ermangelung anderer konkreter Hinweise bietet sich für eine Datierung die Jahreszahl 1608 des über der Eingangstür eingemauerten kreisrunden Steins an, der das Familienwappen derer von Reischach trägt und dadurch eine Verbindung mit dem Schlossgebäude herstellt, auch wenn der Stein heute ohne erkennbaren Zusammenhang an dieser Stelle sitzt. Dass die Jahreszahl mit der Errichtung des Schlossgebäudes in Verbindung gebracht werden kann, soll im Folgenden mit Hilfe einer vergleichenden architekturgeschichtlichen Analyse untermauert werden.
Die heute zusammenhangslos wirkenden Versprünge auf West-, Nord- und Ostseite machen beim Blick auf den Grundriss Sinn. Sie folgen einer regelmäßigen und spiegelbildlichen Verteilung, indem die Eckbereiche nach Nordwesten und Nordosten in gleicher Weise vortreten. Zudem fallen die Versprünge in der Mehrzahl mit dem Verlauf von Innenwänden zusammen, wodurch eine planerische und gestalterische Absicht deutlich wird. Im Fall der Nordwestecke entspricht der vortretende Eckbereich in beiden Geschossen einem großen quadratischen Eckraum, während im Nordosten eine differenzierte Raumteilung anzutreffen ist. Für den nordwestlichen Eckraum könnte ein Bestreben nach einer etwas größeren Grundfläche geltend gemacht werden, für die Nordostecke bringt der Versprung aber eher den Nachteil einer unschön einspringenden Ecke für einen der Räume, was deutlich macht, dass daran gedacht war, die vorspringenden Eckbereiche für die Außenerscheinung wirksam werden zu lassen.
Da die vortretenden Eckbereiche zueinander spiegelbildlich sind und nach beiden Seiten dieselben Kantenlängen aufweisen, war es offensichtlich gestalterische Absicht, die Ecken des Gebäudes mit im Grundriss quadratischen Baukörpern zu akzentuieren. Um diese überhaupt als solche wahrnehmen zu können, hätten sie durch Erhöhung und eine eigene Dachform betont werden müssen, um als Ecktürme in Erscheinung zu treten. Da nicht konstruktiv eigenständig und ohne jegliche fortifikatorische Funktion, handelt es sich nur um eine äußerliche Architekturform, die so weit als möglich in die Raumeinteilung einbezogen war. Am Bestand sind vermutete Erhöhung und eigenständige Dachform derzeit nicht nachweisbar.
Auf der Suche nach vergleichbaren Bauten wird man im renaissancezeitlichen Schlossbau schnell fündig, wo vorspringende Ecktürme oder Eckaufsätze mit Zeltdächern häufig anzutreffen und geradezu typisch sind, sei es bei ausgedehnten Vierflügelanlagen oder kleinen Solitärbauten. In der Region weist das Meßkircher Schloss, das 1557-67 durch Jörg Schwarzenberger errichtet und als Vierflügelanlage konzipiert war, vergleichbare Ecktürme auf, die in ähnlicher Weise in den Grundriss, mal als große Einzelräume, mal in mehrere Räume unterteilt, eingebunden sind. Sie sind um ein Geschoss über die Traufe der zweigeschossigen Flügel erhöht, mit Zeltdächern abgeschlossen und messen etwa 11 m in der Breite gegenüber 60 m Seitenlänge des gesamten Gebäudes. Beim Unteren Schloss besitzen sie eine Breite von etwa 9,5 m bei jedoch nur 30 m Gesamtlänge. Anders als bei anderen kleineren Schlossgebäuden, wo vorspringende Ecktürme oder Eckaufsätze in der Regel proportional kleiner ausgebildet sind und im Grundriss als erkerartige Erweiterungen in Erscheinung treten oder kaum nutzbare Dachräume bilden, haben sie beim Unteren Schloss beinahe die Dimension derjenigen des Meßkircher Schlosses, bei nur halber Gesamtlänge. Ihrer zu vermutenden Erhöhung und Zeltdächer beraubt, werden sie heute nicht mehr als Ecktürme wahrgenommen. Die Projektierung einer Vierflügelanlage kann – zumindest bei Flügeln gleicher Breite – allein schon aufgrund des dabei entstehenden Baukörpers mit winzigem Innenhof ausgeschlossen werden. Mit Ecktürmen dieser Größe konnten nur zwei Ecken besetzt werden. Es könnte auch anders herum argumentiert werden, wonach die Zahl von nur zwei Ecktürmen dem Vorhandensein weiterer Baulichkeiten ggf. von der früheren Burganlage geschuldet sein könnte, durch die Ecktürme auf der Hofseite verhindert worden sind. Der vorgelagerte Wendeltreppenturm und die interne Wendeltreppe muten zwar etwas archaisch an und sind innerhalb des symmetrisch geformten Baukörpers scheinbar willkürlich platziert, doch ist diese Art der Erschließung im Schlossbau der Renaissancezeit nicht unbekannt, wenn auch der allmähliche Übergang zu geradläufigen Treppen in jener Zeit stattgefunden hat. Beim bereits zum Vergleich herangezogenen Meßkircher Schlossbau war dieser Wandel noch nicht vollzogen, wo im Untergeschoss noch die frühere Existenz von vier bzw. fünf Wendeltreppen nachgewiesen werden kann. Auch für den kreisrunden Wappenstein über der Eingangstür des Unteren Schlosses kann eine stilistische Entsprechung im Meßkircher Schloss gefunden werden, wo jeweils zwei solcher Wappensteine oberhalb des bestehenden Hofportals am Parkflügel und des nicht mehr bestehenden Portals am Talflügel eingelassen sind.
Die gewölbten Fensternischen können aufgrund des in der Hauptsache nur wiederherstellenden Wiederaufbaus wohl der Bauzeit zugeschrieben werden, sodass eine weitgehend regelmäßige Verteilung der Fensteröffnungen in Fensterachsen geschaffen wurde. Die Gewände sind in späterer Zeit zum größten Teil ausgewechselt worden, während einige wenige überputzt und derzeit nicht einsehbar sind. Für die Bauzeit kann wohl noch von Kreuzstockfenstern mit vertikalem Mittelpfosten und horizontalem Kämpfer ausgegangen werden. Ein Befund zur Beschaffenheit der Fenstereinfassungen aus Holz im 2. Obergeschoss kann nicht eindeutig der Bauzeit zugeschrieben werden.
Im Erdgeschoss sind der Flurbereich und die Mehrzahl der Räumlichkeiten mit Tonnen- bzw. Kreuzgratgewölben und die beiden Räume im Untergeschoss mit Tonnengewölben ausgestattet, die wohl alle auf die Bauzeit zurückgehen. Einige Innentüren des Erdgeschosses und alle Türöffnungen im Untergeschoss sind mit Werksteingewänden versehen, die alle breit gefast sind und zumeist einen flachen Sturz besitzen, mit Ausnahme eines Spitzbogens im Erdgeschoss und eines Rundbogens im Untergeschoss.
Die Raumeinteilungen aus gemauerten Innenwänden in Erd- und Obergeschoss stehen in enger Beziehung zu den vorspringenden Eckbereichen und dürften in ihrer Disposition noch auf die Bauzeit zurückgehen.
Aufmaßzeichnungen von 1833 stellen den frühesten dokumentierten Zustand dar und erlauben im Abgleich mit neuerlichen Beobachtungen, Baubefunden und Dendro-Daten weitere Rückschlüsse auf frühere Zustände.
In beiden Geschossen verläuft ein breiter langer Flur entlang der südlichen Längsseite, von dem die Mehrzahl der Räume erschlossen wird bzw. wurde. In der Nordwestecke befand sich jeweils der größte Raum des Geschosses auf quadratischer Grundfläche, der der Größe des Eckturms entspricht. Der Bereich zwischen den Ecktürmen wurde jeweils in zwei Räume gleicher Größe und der östliche Bereich räumlich differenzierter aufgeteilt, wo in beiden Geschossen ein kurzer Stichflur zu einem Raum von rechteckiger Grundfläche über die Länge der Nordseite des Eckturms geführt ist. Südlich davon befindet sich im Erdgeschoss ein Raum, der infolge des Wandversprungs eine L-förmige Grundfläche erhielt, wogegen im Obergeschoss der Längsflur einst bis an die Ostwand reichte und zwischen ihm und dem Nordraum noch ein kleiner Raum eingeschoben wurde. Zumindest im Erdgeschoss war am westlichen Ende des Flurs ein kleiner Raum abgetrennt.
Im Erdgeschoss wurden, mit Ausnahme des nordwestlichen Eckraums, alle Räume eingewölbt. Der Längsflur erhielt eine in Längsrichtung verlaufende Tonnenwölbung und die beiden mittigen Räume Tonnengewölbe in Querrichtung. Die Überschneidung von Haupt- und Stichflur, der Raum in westlicher Verlängerung des Flurs und die Räume im östlichen Bereich wurden mit Kreuzgratwölbungen ausgestattet.
Nur beim nordöstlichen Eckraum entspringt das Gewölbe einfachen Wandvorlagen. Der durch Wandvorlagen ausgezeichnete Nordostraum des Erdgeschosses weist als weiteres besonderes Merkmal eine Spitzbogentür auf. Da gotische Stilformen hauptsächlich am Kirchenbau entwickelt und geprägt worden waren, wurden sie auch in der Folgezeit durch sakrale Bauaufgaben weitergetragen bzw. wieder aufgegriffen. Der Rückgriff auf einen Spitzbogen legt eine Nutzung als Hauskapelle zumindest nahe, was sich anhand weiterer Baubefunde jedoch nicht gesichert belegen ließ.
Über den großen ungewölbten Nordwestraum spannt sich ein Unterzug, der mittig von einer Holzstütze getragen wird, deren Dendro-Datierung ebenfalls auf 1702 fiel. Für eine Einwölbung ist der Raum ohnehin viel zu groß, sodass diese Situation dem Zustand vor dem Brand entsprechen dürfte. Aufgrund seiner Größe kann er wohl als Saal angesprochen werden. Im Grundriss von 1833 ist er mit einem Ofen ausgestattet.
Möglicherweise haben in den bevorzugten Ecken des Erdgeschosses kirchliche und weltliche Feierlichkeiten ihren Platz gefunden, wobei anzumerken ist, dass diese Räume schmalere, hochrechteckige Fensteröffnungen besessen haben, wie der Nordostraum noch welche besitzt, dargestellt in Grundriss- und Ansichtszeichnung von 1833.
Die beiden Erdgeschossräume im Bereich zwischen den Ecktürmen sind in Grundriss und Ansicht von 1833 nur mit winzigen Fensterchen wiedergegeben, die deutlich machen, dass beide Räume einst für Zwecke der Lagerung oder Archivierung genutzt worden sind. Der westliche davon hatte wegen des darunterliegenden Kellerraums ein erhöhtes Bodenniveau und war mit einer Wendeltreppe nach oben und unten verbunden. Im Obergeschoss besitzt der Nordwestraum dieselbe Größe und hatte früher sicherlich auch eine Mittelstütze. 1833 besaß er ebenfalls einen Ofen und die Wendeltreppe mündete hier. Verbunden war er mit dem östlich anschließenden Raum, der damals durch die Wendeltreppe in seiner Grundfläche noch erheblich reduziert war. In dessen Nordostecke konnte ein vermauerter Durchgang durch die nördliche Außenwand nachgewiesen werden, der wohl als Zugang zu einem außenliegenden Aborterker zu interpretieren ist. Nordwestraum und anschließender Raum dürften zusammen ein Gemach aus Stube und Kammer mit Abort gebildet haben. Im Grundriss von 1833 ist in westlicher Verlängerung des Flurs ein kleiner Raum mit dünner Trennwand abgeteilt, der nur vom Nordwestraum her zugänglich war. Ein weiteres Gemach von deutlich geringerer Grundfläche war im Bereich des Nordostturms untergebracht, bestehend aus einer größeren Stube über dem vermeintlichen Kapellenraum und einer kleineren gefangenen Kammer. Ein Abort konnte nicht nachgewiesen werden. Die Stuben beider Gemächer hätten jeweils die bevorzugte Ecklage eingenommen. Im verbleibenden Raum zwischen den beiden vermuteten Gemächern ist 1833 eine Herdstelle dargestellt, sodass hier eine Küche oder zumindest ein Hauswirtschaftsraum gelegen haben dürfte. In einer Grundrisszeichnung von 1852 ist dieser Raum als „alte Küche“ benannt.
Der Nachweis eines außen vorgelagerten Aborts innerhalb der Nordfassade zwischen den Ecktürmen ist verwunderlich. Eine Erklärung könnte darin bestehen, dass damals lediglich versucht wurde dem Gesamtgebäude eine spiegelbildliche Form zu geben, dem man sich mit funktionalen Einrichtungen nicht unterworfen hat, wozu auch Haupteingang, Treppenturm und eben die Aborterker gehörten. Ein weiterer Aborterker scheint im 2. Obergeschoss in direktem Anschluss an den Nordosteckturm bestanden zu haben, wie er auf der Ansichtszeichnung von 1833 dargestellt ist. Ein ähnlicher Umgang bei der Platzierung und Lage von Durchfahrten und Eingangsportalen lässt sich auch am Meßkircher Schloss beobachten.
Zur Raumteilung und Nutzung des 2.Obergeschoss sind derzeit keine Aussagen möglich, da das gesamte Innenleben auf den Wiederaufbau und die Zeit danach zurückgeht. Es konnte nicht nachgewiesen werden, ob hier zuvor ebenfalls gemauerte Innenwände bestanden hatten. Grundsätzlich kann derzeit auch nicht ausgeschlossen werden, dass das Gebäude anfangs nur zwei Geschosse umfasste, ähnlich dem Meßkircher Schloss, sodass ein Teil der Außenwände des 2.Obergeschosses noch auf die erhöhten Ecktürme zurückgehen könnten – wenn dies auch wenig wahrscheinlich erscheint.
Das Untergeschoss umfasst nur einen kleinen Teil der Grundfläche und ist aus zwei tonnengewölbten Kellerräumen zusammengesetzt, die beide an die dazwischenliegende Wendeltreppe angebunden sind.
Der Treppenabgang vom Erdgeschossflur durch eine breite Rundbogentür dürfte in der Anlage auf die Bauzeit zurückgehen.
Obergeschoss und Dach des Anbaus sind erst im Rahmen des Wiederaufbaus entstanden, doch vom Erdgeschoss könnten Teile noch weiter zurückreichen. Im Erdgeschoss konnte eine stichbogige Wandnische vermutlich einer Tür nachgewiesen werden, die auch im Grundriss von 1833 zu finden ist. Auch die Türöffnung im Obergeschoss könnte auf die Bauzeit zurückgehen, wogegen oberhalb davon im 2.Obergeschoss eine Fensteröffnung bestanden hatte. Obergeschosstür und Fenster passen nur dann zusammen, wenn der Anbau nur eingeschossig war oder nur ein schmaler Übergang zu einem anderen Gebäude bestand. Einzig der südliche Erdgeschossraum des Anbaus ist kreuzgratgewölbt.

Wiederaufbau zu Beginn des 18. Jahrhunderts:
Anders als für die Errichtungszeit liegt für den Wiederaufbau im beginnenden 18. Jahrhundert eine Reihe von Nachweisen vor. In der Chronik wird vom Brand des Schlosses im Jahre 1643 und von dessen Wiederaufbau berichtet, der erst in den Jahren 1702-1706 (a) erfolgte. In Schloss Schlatt unter Krähen, seit 1816 Sitz derer von Reischach, wird ein Gedenkstein für den im Jahre 1704 abgeschlossenen Wiederaufbau aufbewahrt (siehe Schriftquellensammlung).
Die dendrochronologische Untersuchung einer Reihe von Hölzern aus dem Hauptbau hatte deren Fällung im Jahr 1702 (d) zum Ergebnis. Eine Probe wurde aus der rundgedrechselten Mittelstütze des Nordwestraums im Erdgeschoss, eine aus dem Fachwerk im 2. Obergeschoss, eine aus einem Türsturzbalken der internen Wendeltreppe im Erdgeschoss und weitere fünf aus den eichenen Stufen der Wendeltreppe selbst entnommen. Konkrete Brandspuren in Form von verkohltem Holz oder verglühtem Stein sind an keiner Stelle sichtbar geworden. Weitere Proben aus dem Anbau, entnommen von den Außenwänden des Obergeschosses und dem Dachwerk, datierten einheitlich ins Jahr 1707.
Nach Lage der Dinge erfolgte der Wiederaufbau in alter Form, indem einfach alles etwa so wiederhergestellt worden ist, wie es vorher war, sodass selbst die archaische interne Wendeltreppe mit hölzernen Stufen repariert wurde, sodass heute über die Höhe die Stufen aus Werkstein und darüber auch Eichenholz sind. Für die anscheinend neu geschaffene Raumgliederung mit Fachwerkinnenwänden im 2.Obergeschoss wurde der Grundriss der darunterliegenden Geschosse in etwa wiederholt. Anstatt der zu vermutenden differenzierten Dachformen mit betonten Ecktürmen wurde jedoch ein einfaches Satteldach mit Steilgiebel nach Westen und Vollwalm nach Osten aufgesetzt, konstruiert als liegender Stuhl.
Seine Neigung war deutlich steiler als die des heute bestehenden Dachs und die Versprünge auf der Nordseite lagen nicht unter einem weiten Dachüberstand, wie es heute der Fall ist, sondern wurden offenbar mittels Aufschieblingen von unterschiedlicher Länge und Neigung ausgeglichen, wie den 1833 gefertigten Aufmaßzeichnungen entnommen werden kann. Der Treppenturm reichte damals nur bis zum 2. Obergeschoss und endete mit einer Zwiebel, wiedergegeben auf einem Gemälde unbekannter Herkunft und Zeitstellung.
Von der damaligen Ausstattung ist wenig übrig geblieben. Der Stichflur im 1. Obergeschoss besitzt noch eine Randleiste aus Stuck. Der östlich daneben liegende Raum weist neben einer umlaufenden Randleiste ein großes aufstuckiertes Oval im Deckenspiegel auf. Weitere Randleisten haben sich dreiseitig im südlichen Bereich des Anbaus im 1. Obergeschoss erhalten.
Eine Anzahl von Türen aus der Zeit des Wiederaufbaus ist noch anzutreffen. Im 1. Obergeschoss sind es dreimal Rahmung und Blatt, sowie zweimal nur die Rahmung. Ein weiteres Türblatt findet sich in Zweitverwendung im Dachraum des Anbaus. Die Rahmen besitzen vortretende horizontale Verdachungen mit hohem Stirnbrett, das zwar nur in einem Fall noch ornamentale Dekorationselemente trägt, von denen sich aber Umrisse bei allen anderen im Streiflicht noch erkennen lassen. Teilweise wurden Rumpelleisten für die Verdachung verwendet. Die Türblätter sind aus Rahmen, Füllungsrahmungen und den eigentlichen Füllungen zusammengesetzt. Die Fügung variiert, sodass die genannten Elemente unterschiedlich vor und zurücktreten, was dazu genutzt wurde, Außen- und Innenseite unterschiedlich zu gestalten.
Profilleisten begleiten die Übergänge. Die Ecken von Füllungsrahmung und Füllung sind in unterschiedlicher Weise gestuft eingezogen oder geohrt, sodass die Türblätter in mehreren Gestaltungsvarianten auftreten. Ungewöhnlich sind die Beschläge, die nicht wie üblich auf der Seite der Aufschlagrichtung liegen, sondern mehrfach so geknickt sind, dass sie auf der Seite der Rahmung in Erscheinung treten.
Zumindest in einem Fall sind sie gepunzt. Zudem sind die Blätter nicht einfach eingehängt, sondern die Beschläge als Scharniere mit herausziehbaren Stiften ausgeführt. Im Zentrum der Türblätter sitzen Knäufe in barockzeitlicher Formensprache. Das im Dachraum des Anbaus befindliche Türblatt ist auf der Seite zum Dachraum ohne Anstrich und macht damit deutlich, dass die Türen ursprünglich ungefasst waren.
Im 2. Obergeschoss ist eine Fensteröffnung zugemauert. Auf der Innenseite zeichnet sich der Umriss einer hohen gewölbten Wandnische ab, auf der Außenseite findet sich – derzeit nur erschwert zugänglich – der Ausbruch der Fenstereinfassung, die nach den geraden Kanten und den Abdrücken im Mörtel nach zu urteilen als hölzerne Balkenleibung aufgebaut war. Umrandet war sie mit einem schwarzen Begleitstrich.
Es ließ sich anhand kleiner Sondagen nicht gesichert nachweisen, ob diese Befunde aus der Zeit vor dem Brand oder vom Wiederaufbau um 1702 stammen. Im letzteren Fall wäre die Öffnung nach nur kurzer Zeit schon wieder vom Dach des Anbaus überschnitten und vermauert worden.
Das Obergeschoss des Anbaus weist eine interessante Konstruktionsweise auf. Ein einfaches Fachwerkgerüst wurde ein Stück nach innen versetzt aufgeschlagen und dann eine in die Gefache greifende Vorsatzschale gemauert, sodass im Endeffekt das Mauerwerk durch das Fachwerk stabilisiert wurde und in geringerer Stärke ausgebildet werden konnte. Für die Fensteröffnungen wurden die Ständer so gestellt, dass noch etwas Platz blieb, um die Öffnungen vollständig mit Mauerwerk einzufassen und stichbogig zu wölben, sodass in verputztem Zustand das Holzgerüst nicht zu erahnen war. Heute zeichnet sie sich durch Schmutzablagerungen schemenhaft in der Wandfläche ab und ein Teil liegt offen. Die Innenwände waren aus Fachwerk sicherlich ohne Vorsatzschale gefügt. Die südlichen zwei Drittel des Flügels, drei Fensterachsen umfassend, bildeten einen großen, gut belichteten Raum auf rechteckiger Grundfläche.
Nur hier wurden nachträglich die Stichbogen der Fensternischen in der Höhe etwas reduziert.

Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert:
Bei den Aufmaßzeichnungen von 1833 handelte es sich offenbar nur um eine Bestandsaufnahme, die im Hinblick auf den 1834 getätigten Verkauf an das Haus Fürstenberg angefertigt worden sind. Baumaßnahmen dürften damit nicht in Verbindung gestanden haben. Im Jahr 1840 wurde das fürstliche Rentamt von Geisingen ins Untere Schloss verlegt (vgl. Bauhistorische Dokumentation und Schriftquellensammlung des Gebäudes Geisingen, Mohrengasse 13/15 vom August 2008). Aus dem Jahr 1852 haben sich Grundrisszeichnungen beider Obergeschosse erhalten, die die Raumnutzungen und den Einbau einiger zusätzlicher Innenwände für das Rentamt im 2. Obergeschoss dokumentieren. Die Zeichnungen sind stark vereinfacht, indem die Versprünge der Eckbereiche und die Wendeltreppen nicht zur Darstellung kamen.
Das 2. Obergeschoss wurde wiederholt um 1869 umgebaut, um als Wohnung für den Direktor der Maschinenfabrik zu dienen. Davon liegen gleich zwei Grundrisszeichnungen vor, nämlich die eigenhändige Skizze aus der Hand des Direktors selber und eine Reinzeichnung davon. In den unteren Geschossen waren damals wohl Verwaltungsräume untergebracht.
Für das Jahr 1891 sind ein Brand des Dachs und als Folge die Errichtung eines neuen Dachwerks überliefert, was in Entwurfs- bzw. Aufmaßzeichnungen von 1891 dokumentiert ist. Neu aufgerichtet wurde eine liegende bzw. abgestrebte Konstruktion mit Zangen, bei der es sich um das heute bestehende Dachwerk handelt. Die Dachneigung ist gegenüber dem Vorgängerdach deutlich flacher gehalten. Soweit nachvollziehbar wurde damals auch die Balkenlage über dem Obergeschoss erneuert, die Fachwerkwände aber belassen, was wiederum bedeuten würde, dass die Randleistenprofile aus Stuck mit tiefer Kehle zwischen schmalen Wülsten erst damals eingebracht worden sein müssten. Zusammen mit dem neuen Dachwerk wurden neue Giebeldreiecke an beiden Schmalseiten hochgemauert, in denen mittig jeweils ein Doppelfenster mit Gewände aus Buntsandstein vorgesehen wurde. Am Westgiebel waren in den drei Ecken des Dreiecks kleine Rundfensterchen angelegt, die heute alle zugesetzt sind, während am Ostgiebel nur ein Rundfenster oben und zwei kleine Rechteckfenster unten bestehen. Zugleich wurde der Treppenturm um ein Geschoss erhöht und mit einem spitzen Helm versehen, wobei auch eine zeichnerische Entwurfsvariante mit Zwiebel erhalten ist. Das in den Treppenturm führende Portal mit klassizistischem Giebel hat damals entweder bereits bestanden oder wurde neu geschaffen. In die Zeit der Zugehörigkeit zur Maschinenfabrik fällt sicherlich auch der Einbau eines genieteten Eisenträgers im Nordwestraum des 1. Obergeschosses, durch den eine Mittelstütze entfallen konnte. Außerdem wurden zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt die beiden mittleren Erdgeschossräume mit großen Fenstern versehen und insbesondere der östliche davon mit einem breiten Fensterband, Wandschränken und einem Tresor ausgestattet.
Der Ersatz eines Großteils der Fenstergewände und des Haupteingangs, sowie der Einbau einer Querwand mit einem solchen Gewände im Erdgeschoss ist stilistisch den 1930er Jahren zuzuordnen. Die überwiegende Mehrzahl der Fenstergewände, mit Ausnahme des Treppenturms, einiger Öffnungen auf Nord- und Südseite des Erdgeschosses und der Giebeldreiecke, wurden damals durch Kunststein von hellbeiger Färbung ausgetauscht.

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