Ottilienkapelle (Eppingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Gasthaus Hirsch - Post

ID: 117124759511  /  Datum: 05.04.2011
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Hindenburgstraße
Hausnummer: 2
Postleitzahl: 88361
Stadt-Teilort: Altshausen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Ravensburg (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8436005001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Wohnhaus, Bismarkstraße 2 (88361 Althausen)
Wohnhaus, Hauptstraße 27 (88361 Altshausen)
Wohnhaus, Hindenburgstraße 55 (88361 Altshausen)

Bauphasen

1. Bauphase:
(1400 - 1520)
Die Südwand von Raum U.06 konnte als Vorgängerbausubstanz bestätigt werden, das vermutlich spätmittelalterliche Mauerwerk datiert vor 1520 (gk).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1520 - 1521)
Erbauung des Gebäudes 1520/21 (d): Der Grundriss des Gebäudes legt eine ursprüngliche Nutzung als Gasthaus nahe. Das Gasthaus war Lehen des Deutschen Ordens.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Konstruktionsdetail:
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl

3. Bauphase:
(1756 - 1757)
Barockisierung des Gebäudes durch den Deutschordensbaumeister Johann Kaspar Bagnato (d/a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Konstruktionsdetail:
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Mischbau
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Dachform
    • Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm

4. Bauphase:
(1813)
Einrichtung einer Posthalterei (a). Einige kleinere Umbauten werden damit in Verbindung gebracht.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht von SO / Gasthaus Hirsch - Post in 88361 Altshausen (13.09.2006 - Anja Krämer)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauaufnahme, Dendrodatierung, bauhistorische Voruntersuchung
  • Bauaufnahme
  • Baubegleitende Befundnachträge

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Handel und Wirtschaft
    • Gasthof, -haus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Zweigeschossiger, giebelständiger Bau mit Holzziegeldeckung
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Ausführlich unter "Konstruktion"
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
Die Außenwände bestehen im Erdgeschoss aus zwei voreinander gestellten Fachwerkwänden, die eine gemeinsame Ausmauerung, teilweise aber auch in der inneren Fachwerkebene Wandschränke aufweisen. Dies ist das Ergebnis des Umbaues von 1756/57, bei dem die bisher bestehenden stockwerkweisen Auskragungen des bauzeitlichen Fachwerks begradigt wurden und so ein Massivbau vorgetäuscht werdern sollte.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Dachform
    • Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm
  • Verwendete Materialien
    • Holzziegel
Konstruktion/Material:
B. Bauphase 1520/21 (d)
Die Bausubstanz des eigentlichen Kernbaus von 1520/21 (d) ist noch umfangreich vorhanden. Vor allem das Traggerüst der Umfassungswände blieb weitgehend erhalten, wenn auch in allen Fällen zumindest auf der Innenseite stark abgebeilt. Auch die Deckenbalkenlagen sind weitestgehend erhalten. Anhand der erhaltenen Verbindungsdetails an den Außenständern und den Deckenbalken konnte das fehlende bauzeitliche Innengerüst soweit rekonstruiert werden.
Der bauzeitliche Dachstuhl ist einschließlich der Sparren erstaunlich vollständig erhalten; es fehlen lediglich die Bänder an den liegenden Stuhlbindern. Im Untergeschoss ist die bauzeitliche Substanz nur noch in wenigen Wänden und in der Balkendecke über Raum U.01 erhalten geblieben. Hier fand 1755/56 (d) eine gravierende Umgestaltung und zum Teil eine Neuunterkellerung statt. Die ursprünglichen Kellergrundrisse lassen sich nicht mehr rekonstruieren.
Im Erdgeschoss kann dagegen ein Grundriss mit sechs Quer- und drei Längszonen rekonstruiert werden. Alle Ständer standen auf einem eichenen Schwellenkranz, bei dem die Querschwellen durch die Längsschwellen hindurch gezapft und vermutlich mit einem Zapfenschloss gesichert waren.
Die Längsbinder waren mit gedoppelten Rähmen konstruiert, während in den Querbindern die Wandständer direkt in die Deckenbalken gezapft waren. Die Aussteifung erfolgte mittels Schwelle-Rähm-Streben, die kopfzonig angeblattet, in die Schwelle jedoch eingezapft waren.
Durchgehende Fachwerkquerwände befanden sich in den Querbundachsen 5 und 6 sowie natürlich in der West- (Querbund 1) und Ostfassade. In Querbund 3 ist für das nördliche Drittel eine Wand mit Schwelle-Rähm-Strebe nachgewiesen, während im südlichen ein Kopfband eher einen offenen Bereich nahelegt. Dies ist der einzige Hinweis auf eventuelle Längswände westlich des Querbundes 5. Jedenfalls gab es bauzeitlich noch keinen Mittelflur nach Westen. In der Zone zwischen Querbund 5 und 6 befand sich etwa mittig eine zusätzliche Längswand, während das nördliche und südliche Längsrähm hier als Unterzug frei gespannt war. Nördlich dieser Längswand befand sich die Küche, während sich in der südlichen Hälfte der Querzone der Erschließungsflur befand; also an jener Stelle, an der er sich auch heute noch befindet. Unmittelbar vor der Querwand in Bund 5 befand sich in der mittleren Längszone die Treppe ins Obergeschoss. Auch in der östlichsten Zone waren die beiden gedoppelten Rähme als Unterzüge gespannt, während eine zusätzliche Längswand die Zone in zwei Räume unterteilte. Der südliche kleinere Raum war dabei nur von der nördlichen Stube aus erschlossen.
Im Obergeschoss gab es ebenfalls ein Bundachsenraster mit drei Längszonen und sechs Querzonen. Allerdings war hier nur die Querbundebene 6 mit einer Wand mit kopfzonig angeblatteten Schwelle-Rähm-Streben geschlossen. In dieser Wand befand sich auch die Stubentür, die mit einem geraden Sturzbalken versehen war, in den im Flachrelief ein Kielbogen geschnitzt war.
Das Obergeschoss war demnach nur in zwei Räume unterteilt: Eine dreischiffige Halle westlich des Querbundes 6 und eine Stube über die ganze Hausbreite östlich des Querbundes 6.
Die Längsbundebenen wiesen lediglich gedoppelte Unterzüge auf. Für eine Längswand unter einem der beiden Unterzüge in der Stubenzone fehlen zumindest Belege.
Die Halle hatte an jedem Bundknoten einen Freiständer mit eingezapften Kopfstreben nach allen vier Seiten. Auch die Bundständer in der Querbundwand 6 hatten zur Halle hin eingezapfte Kopfstreben, während die Bundständer in der Nord- und Südfassadenwand mit angeblatteten Kopfbändern ausgesteift waren. Die Aussteifung zur Westfassade hin kann nicht mehr rekonstruiert werden.
Die Treppe vom EG her endete mitten in der Halle. Der Standort der Treppe ins DG ist nicht bekannt.
Die offene Halle bedingt, dass bereits bauzeitlich ein Schlot über der Küche im EG bestanden haben muss, der den Rauch von Küche und Stubenofen ins DG, oder über das Dach hinaus ableitete. Jedenfalls sind im OG keine nennenswerte Verrußungen beobachtet worden.
Sowohl im EG als auch im OG konnte in der Stubenzone ein ausgedehnter Fenstererker ermittelt werden.
Die bauzeitliche Konstruktion im 1. DG ist geprägt vom Wechsel zwischen stehendem und liegendem Stuhl.
Neben den Fassaden Querbundzone 1 und 8 waren die Querbundzonen 3, 5 und 6 mit stehendem Stuhl im Wandverband errichtet. Der Wandverband war doppelt verriegelt, die Aussteifung erfolgte durch kopfzonig angeblattete Schwelle-Rähm-Streben. Die Querbundzonen 2, 4 und 7 hatten dagegen einen liegenden Stuhl mit Spannriegel und Kopfbändern. In diesen Querbundzonen gab es keine Querwände.
Die Zone zwischen Querbundebene 5 und 6 diente als Flurzone. Hier gab es keine Längsunterteilung.
Nach Westen hin gab es bauzeitlich einen Stichflur. Die Stichflurwände waren mit eigener Schwelle und mit verkämmten Rähmen ausgebildet. Die Aussteifung erfolgte mittels je zwei Schwelle-Rähm-Streben, die hier ausnahmsweise kopf- und fußzonig angeblattet waren.
Westlich und östlich der Bundständer in Querbundzone 3 befand sich je eine etwa 1 m breite Tür, deren Ständer in Schwelle und Kopfriegel gezapft waren. Dadurch ergab sich eine lichte Türhöhe von lediglich ca. 1,45 m. Die Türöffnungen sind durch Fasen an Türständer und Türsturz betont. Auf der Raumseite lassen sich noch die Nagellöcher für die Türkloben und die Türfalle erkennen. Die westliche Hälfte des DG war demnach in einen Stichflur und vier Kammern unterteilt.
Im Raum 2.02 gab es einen Bodenbelag aus Cottofliesen im Format 20x20 cm. Eine der Fliesen war inschriftlich auf das Jahr 1657 datiert (i). Da die Fliesen zwischenzeitlich ausgebaut wurden, konnte nicht mehr untersucht werden, ob diese Fliesen 1755/56 (d) in Zweitverwendung eingebaut worden waren, oder bereits im ursprünglichen Baujahr. Ablaufspuren im Anschluss an die 1755/56 vermauerte Kammertür und der Anschluss an die damals versetzte Ostwand hätten hier Aufschluss geben können. Weitere Bodenbeläge aus Cottofliesen gab es in den Räumen 2.03, 2.06 und 2.08. Allerdings sind diese Fliesen im rechteckigen Format verlegt, wie es für das späte 18./frühe 19. Jahrhundert typisch ist.
Die Stubenzone östlich der Querbundzone 6 war bauzeitlich in zwei Kammern unterteilt. Eine mittige Längswand endete in der Querbundzone 6 mit einem Bundständer, an den sich nördlich und südlich die Kammertüren anschlossen. Die Türständer waren in den Bundbalken und den Kopfriegel gezapft. Am Türständer und Sturz war die Flurseite gefast. Die Türständer hatten raumseitig einen Anschlagfalz.
Bemerkenswerterweise reichte das Wandrähm dieser Längswand ein Balkenfeld über den Querbund 6 hinaus nach Westen. Vermutlich war an dieses überstehende Wandrähm die Treppe ins 2. DG angelehnt.

C. Bauphase spätes 16. Jahrhundert
Die offene Halle im Obergeschoss scheint nicht von langer Dauer gewesen zu sein.
Vermutlich noch im 16. Jahrhundert wurde die Halle in mehrere Räume unterteilt. Dafür wurde unter das nördliche gedoppelte Innenrähm eine zusätzliche Wand eingestellt, die von Querbund 1 (Westfassade) bis Querbund 5 reichte. Diese neue Wand hatte ein zusätzliches Rähm und die Wandständer standen auf einer Schwelle. Über die Aussteifung dieser Längswand ist nichts bekannt. Ob zu diesem Zeitpunkt auch unter das südliche gedoppelte Innenrähm eine Wand gestellt wurde, ist ebenfalls nicht bekannt, aber naheliegend. Vermutlich gleichzeitig wurden in der nördlichen wie südlichen Längszone in der Querbundebene 4 Wände eingezogen. Die Wände hatten einen mittigen Riegel und erhielten jeweils eingezapfte Fußstreben, die zusammen mit den bereits vorhandenen Kopfbändern am nördlichen bzw. südlichen Bundständer das jeweilige Wandfeld aussteiften. Diese Form der Aussteifung ist bezeichnend für das 16. Jahrhundert, spätestens im 17. Jahrhundert wären statt dessen Schwelle-Rähm-Streben zu erwarten. Mit diesem Umbau wurde auch die Treppe ins OG in die südliche Längszone verlegt. Sie kam an den heutigen Treppenstandort, war aber noch schmäler und steiler.

D. Bauphase 1755/56 (d)
Im Jahr 1756 geriet der Inhaber des Wirtshauses zum Hirschen Johann Michael Katzenmaier in Konkurs, woraufhin der Deutsche Orden sein Lehensgut ebd. einzog.
Am 16. Juni 1756 wurde ein "Accord" mit dem Deutschordensbaumeister Johann Kaspar Bagnato geschlossen, der das Gebäude umfassend renovieren sollte. Die Archivalien befinden sich im Archiv des Hauses Württemberg (Bestand Deutschordenskommende, Bd. 133 p .433 und Bd. 132 Beilagen) und wurden von Dr. Eberhard Fritz transkribiert. Über Architekt Mohr kamen die Unterlagen an mich (Hermann).

Vgl. Accord mit Johann Kaspar Bagnato über den Bau des Gasthauses zum Hirsch, 16. Juni 1756: "Welcher auf gn[ädi]gsten Befehl Ihro Exc. Hochwürden und Gnaden He[rrn] Land-Commenthur p. mit nachgesezten Bedingungen angemercket, und geschlossen worden:
Alß folg[endes] solle dz Gasthaus zum Hirschen in Conformitaet der hiezu gefertigten Listen: Lit A. zeiget alle drey Eintheilungen, sowohl die Keller samt dem ersten Stock, darauf nebst der oberen Contignation, wie solches alles eingerichtet und dauerhafft gefertigt werden solle. Lit B. präsentirt das aufgestellte Gebäude auswendig.
Hiebey müssen dan alle äußere Fundament=Mauer bis an den einten Giebel ganz neu oder grösten Theils frisch unterfangen werden, wie nicht weniger inwendig der Vor-Keller, als der zur Kuchel auszugraben und mit denen erforderlichen Mauren auszumachen, auch mit Balckhen samt deren Schräg-Böden versehen, damit unter dem ersten Stock-Werckh durch eine Stiegen alle drey Keller können gebraucht werden. Die zwey kleinere Gewölber sollen in eines gebracht sein.
Nach dem zu Folge mus im ersten Stock, so weit die Holz-Wänthen gehen, noch auswendig eine neue Rigel=Wand aufgestellet werden, wodurch die Fenster=Gestell in Ordnung, auch das Gebäu mehrers bevestiget werde, nach welchem auch dz obere Etage folgen mus, mithin alle solche Rigel=Wändt ganz neu ausgemauret werden.
Nicht weniger mus auch unter dem Tach auf etliche kleinere Cammeren vor Bedinte oder geringere Gastzimmer angetragen werden, ober denen Gast=Zimmeren auf der vorderen Seiten aber noch zwey Cammeren vor die Hausdienst einzurichten seyn, damit das übrige vor Früchten als anders zu verwahren diene. Betrefend das Tach, so mus solches auf einer langen Seiten, als beiden Giebelseiten zu einem Blatten-Dach mit Zimmermann= als Maurer=Arbeit eingericht werden, auch dz anderes Theil gegen dem Hof mit Holziegel gelassen und ausgebesseret werden mus.
Wan nun alle solche Maurer samt Handlanger arbeiten, mit Ausgrabung der Keller, Fundamenten, samt Auf=, auch Ausführungen alles Mauerwerckhs bis unter dz Tach, auch solches nach Erfordernus eindeckhen, die samtl[ichen] Camminen für Feuers-Gefahr versicheret ausführen, die Schräg-Böden auffüllen, wo nöthig mit gebrannten Blättel die Böden belegen, auch auswendig das Gebäu verblenden, die Fenster, Gesimser, als Eckhen auf Stein-Art anstreichen.
Solche benante Arbeiten betragen
Arbeitskösten 775 fl.
Die hiebey erforderliche Zimmermanns-Arbeiten belaufen 200 fl.
Alle Zimmer und Gäng mit glatten Gips-Deckhen, als die Nebenwänd zu verblenden, in 450fl.
Beiden Contignationen, als auch 6 Cammer, unter dem Tach solchergestalten auszumachen, beträgt Arbeitskösten
Mithin betragen solche Arbeitskösten zusammen 1425 fl."

Den gravierendsten Eingriff stellte die äußere Barockisierung des Gebäudes dar. Der ursprüngliche Bau von 1520/21 (d) war noch als Sichtfachwerkbau mit stockwerksweiser Auskragung und Steilgiebeln gebaut worden. Durch die Ummantelung des Erdgeschosses mit einer zweiten Fachwerkwand wurde die Auskragung zwischen EG und OG eliminiert. Die Sockelmauern wurden teils erneuert, teils erhielten sie eine Vormauerung. Die auskragenden Giebel wurden abgetragen. Der Ostgiebel wurde bündig mit dem OG als Halbwalm in Fachwerk neu errichtet. Der Westgiebel wurde dagegen von Grund auf als massive Ziegelsteinwandscheibe neu errichtet. Auch hier entstand ein Halbwalm. Da das Gebäude neue Fenster in rhythmisierten Achsen erhielt, wurden die Fachwerkwände in EG und OG völlig entkernt und Riegel und Streben entfernt. Die neuen Fachwerkwände wurden als reines Ständerfachwerk ohne Streben ausgeführt.
Im Inneren wurde der Keller weitgehend umgebaut. Unter der östlichen Stubenzone wurde ein neuer Keller abgegraben, der auf der Ost- und Westseite mit zweischaligen Mauern versehen wurde. Zwischen den beiden Mauerschalen war eine Lehmmörtelverfüllung eingebaut. Der Zweck dieser Konstruktion ist nicht bekannt. Denkbar wäre sie als Isolierung der Wand, vielleicht für eine Nutzung als Eiskeller der ab 1758 im Gebäude belegten Bierbrauerei. Allerdings ist keine vergleichbare Isolierung der Kellerdecke zu beobachten.
Im Erdgeschoss wurde in der östlichen Stubenzone die Längswand nach Norden versetzt, wobei die Stube zudem eine größere Eingangstür erhielt.
Westlich der Querbundzone 5 wurde ein schmaler Stichflur durch zwei Längswände angelegt und die so entstandene nördliche und südliche Längszone durch Fachwerkquerwände, die sich nicht an den Querbundachsen ausrichten, in mehrere Räume unterteilt. In der Flurzone wurde in der südlichen Längszone die Westwand in der Querbundzone 5 über alle Stockwerke nach Westen versetzt. Dadurch entstand ein breiteres Treppenloch. Die Treppe war aber immer noch steiler als heute. Schließlich wurden - wie im Kontrakt angegeben - alle Wände und Decken verputzt.
Im Obergeschoss wurde der nördliche Teil der Querflurzone als Zimmer vom Flur abgetrennt. In diesem Zimmer wurde ein schräg verzogener Kamin eingebaut.
Die Stube in der östlichsten Zone erhielt eine größere Eingangstür. Diese Stube reichte spätestens jetzt über die gesamte Hausbreite. Die Zimmer nördlich des Mittellängsflurs erhielten neue Zwischenwände, die sich nicht mehr an den Querbundachsen orientierten. Die Stube und die Räume auf der Nordseite erhielten reich verzierte Stuckdecken. Die Grundrissgliederung in den Räumen auf der Südseite ist nicht gesichert. Ob sich auch hier und im Flur Stuckdecken befanden, ist durch die Umbauten des 19. Jahrhunderts nicht mehr festzustellen.
Im 1. DG wurde ebenfalls der nördliche Teil der Querflurzone durch eine Wand zwischen Querbund 5 und 6 abgetrennt. Die Kammern nördlich und südlich des Mittellängsflures erhielten neue höhere Türöffnungen. Zudem wurden die westlichsten Kammern durch Querwände im Querbund 2 in jeweils zwei Räume unterteilt. Alle Dachräume erhielten bereits 1755/56 (d) Kniestockwände und ferner wurden Decken und Wände verputzt.
Schließlich erhielten die Räume 2.03, 2.06 und 2.08 Bodenbeläge aus rechteckigen Ziegelplatten. Im Raum 2.02 ist dagegen nicht sicher, ob der auf 1657 datierte Bodenbelag aus quadratischen Ziegelplatten hier möglicherweise 1755/56 (d) in Zweitverwendung eingebaut wurde.

E. Bauphase um 1813
Einige wenige Umbauten am Gebäude datieren vermutlich ins frühe 19. Jahrhundert. Sie werden hier hypothetisch mit der Einrichtung der Posthalterei 1813 in Verbindung gebracht.
Im Untergeschoss wurde an der Nordwand von Raum U.06 ein Wanddurchbruch für eine Toreinfahrt angebracht; vermutlich für eine Remise.
Im Erdgeschoss wurde in der Stubenzone die Längswand vom nördlichen Längsunterzug an die heutige Stelle versetzt. Zudem wurde die Westwand von Raum 0.11 nachträglich an diese Stelle gebaut.
Im Obergeschoss wurde die Südwand des Mittellängsflures um ca. 2 m nach Norden versetzt.
Im 1. DG wurde die Zone östlich des Querbundes 6 umgebaut. Die Mittellängswand von 1520/21 (d) wurde entfernt und statt dessen ein Mittellängsflur angelegt, von dem aus jeweils zwei Kammern auf der Nord- und auf der Südseite erschlossen waren.

F. Umbauten im 19. Jahrhundert
Die Baumaßnahmen im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts beschränken sich auf wenige Umbauten: Im Untergeschoss wurde die Toröffnung in der Nordwand von Raum U.06 wieder zugemauert; im EG vom südwestlichsten Raum ein Abort abgetrennt; im OG in der Nordwand von Raum 1.02 eine Tür verlegt sowie ein Kamin mit Brandwand eingebaut.
Weitere kleinere Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert wurden bereits im Voruntersuchungsbericht erwähnt und müssen hier nicht nochmals aufgezählt werden.

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