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Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Liebenstein'sches Schlösschen bzw. sog. Storchen

ID: 116511692512  /  Datum: 11.06.2011
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Wühlestraße
Hausnummer: 36
Postleitzahl: 73033
Stadt-Teilort: Göppingen

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Göppingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8117026004
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Gebäude Wühlestraße 36 in Göppingen wurde im Jahr 1536 (d) unter Einbeziehung eines älteren Gebäudes (Stadtmauerturm?) an die vorhandene Stadtmauer gebaut. Als Bauherr des sog. Liebenstein'schen Schlösschens ist Hans von Liebenstein anzusehen. Mit dem Besitzwechsel von der Familie von Liebenstein an den Arzt Dr. Oetinger im Jahr 1781 erfolgten umfangreiche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen, die sich im äußeren Erscheinungsbild vor allem durch die geohrten Öffnungsgewände abzeichnen (s). Seit der Einrichtung einer Weinwirtschaft und der Gründung des Vereins „Storchiana“ wird das Gebäude seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als „Storchen“ bezeichnet. 1938 ging das Gebäude durch Kauf an die Stadt Göppingen über und wurde nach umfangreichen Instandsetzungsmaßnahmen zum städtischen Museum umgenutzt.


1. Bauphase:
(1250 - 1350)
Erbauung der Stadtmauer:
Die südwestliche, massiv gemauerte Außenwand des Gebäudes wird als Rest der ehemaligen Stadtmauer angesehen. An beiden Gebäudegiebelseiten lassen sich noch Unregelmäßigkeiten im
Mauerwerk bzw. Baufugen ablesen, die darauf hindeuten, dass das Wohngebäude erst nachträglich gegen die Stadtmauer gebaut wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Stadtmauer

2. Bauphase:
(1300 - 1450)
Erbauung eines Vorgängergebäudes:
Baufugen an den Traufseiten des Gebäudes sowie die Tatsache, dass der Gewölbekeller die südliche Gebäudeecke ausspart, sprechen dafür, dass der massive, mit einem Tonnengewölbe versehene Raum in der südlichen Ecke des Erdgeschosses einem Vorgängergebäude angehört. Hierbei könnte es sich um einen ehemaligen Stadtmauerturm handeln, der aus strategischen Gründen in einem Knick der Stadtmauer angeordnet wurde. Denkbar wäre auch ein Wohnturm der gehobenen Bürgerschaft, wogegen allerdings die Lage an der Stadtmauer spricht.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Turm
  • Residenz- und Hofhaltungsbauten
    • Palais

3. Bauphase:
(1536)
Erbauung des Liebenstein'schen Schlösschens:
Sowohl eine inschriftliche Datierung am nordwestlichen, rundbogigen Türgewände als auch die dendrochronologische Altersbestimmung belegen eine Erbauung des Gebäudes im Jahr 1536 (d, i). In diese Zeit sind neben dem Fachwerk und dem Dachtragwerk auch der Gewölbekeller sowie die nordwestliche und etwa die Hälfte der nordöstlichen Außenmauer zu datieren. Als Bauherr des Gebäudes ist Hans von Liebenstein anzusehen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Patrizierhaus

4. Bauphase:
(1781)
Besitzwechsel und Umbau:
Archivalien belegen für das Jahr 1781 einen Besitzwechsel (a). Bis dahin war die Familie von Liebenstein im Besitz des Anwesens, welches nun an den Arzt Dr. Gottlieb Friedrich Oetinger um 2200 Gulden verkauft wurde. Die dendrochronologische Datierung der Innenwand im 2. OG neben dem Treppenhaus belegt nun eine Bauphase für das Jahr 1781 (d). Entsprechend ist davon auszugehen, dass der neue Eigentümer umfangreiche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an dem damals schon fast 250 Jahre alten Gebäude vornahm. Zu diesen „Barockisierungsmaßnahmen“ zählen sehr wahrscheinlich auch die geohrten und profilierten Öffnungsgewände in den beiden massiven Vollgeschossen (s). Außerdem dürfte in dieser Zeit das Treppenhaus in die nördliche Gebäudeecke verlagert worden und die Bohlenstube im 2. OG einer „moderneren“ Stube gewichen sein. Die einer Enfilade nachempfundenen Verbindung der Wohnräume im 2. OG mit den heute noch teilweise vorhandenen profilierten Türrahmungen dürften ebenfalls dieser Umbauphase angehören.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1806)
Besitzwechsel:
Nach dem Tod des Arztes Dr. Oetinger erwarb 1806 der Kommerzienrat Johann Christoph Dunker (Gründer der Firma Schachenmayr in Salach) das Gebäude (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1824)
Besitzwechsel:
Dunker verkaufte das Anwesen 1824 an den Küfer Georg Seitz (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1850)
Besitzwechsel und Einrichtung einer Weinwirtschaft:
1850 erwarb der Gastwirt Georg Bantel infolge der Heirat mit Anna Maria, der ersten Frau von Christian Eberhard Seitz (Sohn des Georg Seitz), das Gebäude. Bantel eröffnete im 1. Obergeschoss eine Weinwirtschaft. Dort wurde von trinkfreudigen Göppinger Bürgern ein geselliger Verein mit dem Namen „Storchiana“ gegründet, welcher dem Gebäude im Volksmund schließlich den Namen „Storchen“ einbrachte.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1882)
Besitzwechsel:
Der Fabrikant Karl Eugen Langbein zog nach dem Tod seines Schwiegervaters Georg Bantel im Jahr 1882 in das Haus, das sich in der Familie Langbein weiter vererbte , bis es 1938 von der Stadt Göppingen erworben wurde (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1938 - 1949)
Besitzwechsel und Sanierung:
1938 wurde das Gebäude von der Stadt Göppingen gekauft und ab 1939 saniert (a). Zunächst wurde das Fachwerk freigelegt. Wie eine Bauaufnahme von 1938 zeigt, war das bauzeitliche Fachwerk von 1536 erheblich durch diverse Umbauphasen gestört. Somit mussten große Teile des Fachwerks rekonstruiert werden, um den heute noch vorhandenen Eindruck eines frühneuzeitlichen Fachwerks zu erwecken.

Ab 1945 erfolgte die Innenrenovierung des Gebäude, welches schließlich seit 1949 als städtisches Museum genutzt wird.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht des Storchen von Westen / Liebenstein'sches Schlösschen bzw. sog. Storchen in 73033 Göppingen (24.05.2011 - Markus Numberger, Büro für Bauforschung und Denkmalschutz)
Abbildungsnachweis
Ansicht des Storchen von Norden / Liebenstein'sches Schlösschen bzw. sog. Storchen in 73033 Göppingen (03.05.2011 - Markus Numberger, Büro für Bauforschung und Denkmalschutz)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Der Storchen (auch als Liebenstein'sches Schlösschen bezeichnet) befindet sich am südwestlichen Rand der historischen Kernstadt. Es liegt unmittelbar an der ehemaligen Stadtmauer, an die das Gebäude anschließt und die an dieser Stelle einen leichten Knick macht.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Patrizierhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein dreigeschossiges, unverputztes Wohnhaus in straßenbildprägender Ecklage. Über zwei massiv aus Bruchsteinen mit Eckquadern gemauerten Vollgeschossen erhebt sich die fachwerksichtige Konstruktion des 2. Obergeschosses und der Giebeldreiecke. Nach oben schließt das Gebäude mit drei Dachgeschossebenen unter einem Satteldach mit Schleppgauben ab. Die einzelnen Fachwerkgeschosse kragen jeweils leicht vor.
Die südwestliche Massivaußenwand stellt einen Teil der ehemaligen Stadtmauer dar. An der westlichen Gebäudeecke befindet sich ein massiv gemauerter Kellerhals mit rundbogigem Kellertor.
An der nördlichen Gebäudeecke steht ein eingeschossiger, massiv gemauerter Anbau mit Satteldach.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Gebäude ist im westlichen Bereich teilunterkellert.
Das Erdgeschoss zeigt eine zeittypische Erdgeschosshalle, welche durch einen Mittellängsunterzug auf zwei Pfosten in zwei Längszonen unterteilt ist. Bemerkenswert ist der massive Raum mit Tonnengewölbe in der südlichen Ecke, welcher wohl auf ein Vorgängergebäude zurück geht.
Das 1. Obergeschoss zeigt noch gut ablesbar drei Längs- und drei Querzonen, wobei die mittlere Längszone einen Mittellängsflur aufnimmt. Hierbei fällt auf, dass die Grundrisszonierung von den
darüber befindlichen Geschossen abweicht.
Im 2. Obergeschoss lässt sich die ehemalige Grundrissgliederung aufgrund jüngerer Veränderungen nur noch schwer nachvollziehen. Offenbar befanden sich hier ursprünglich nur zwei Längszonen in Analogie zum Dachtragwerk und drei Querzonen. Hier dürfte sich einst die eigentliche Wohnetage befunden haben. In der südlichen Ecke lässt sich die ehemalige Stube nachweisen. In der mittleren Querzone muss das ehemalige Treppenhaus gelegen haben.
Das 1. Dachgeschoss war wohl schon zur Erbauungszeit zu Wohnzwecken ausgebaut, wie die hier vorhandene Bohlenstube belegt. Möglicherweise ist dieser Stubenraum aber auch nur als
eine Art Sommerstube anzusehen. Hier lässt sich ebenfalls eine Grundrissgliederung mit zwei Längs- und drei Querzonen erkennen, wobei insgesamt sechs Querbundachsen durch die
liegende Stuhlkonstruktion vorhanden sind.
Das 2. Dachgeschoss wurde wohl erst für das Museum ausgebaut.
Das gesamte Gebäude (ausgenommen des Gewölbekellers) wird zu musealen Ausstellungszwecken genutzt.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bruchstein/Wacken
  • Decken
    • Balkendecke
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Verwendete Materialien
    • Holz
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Detail (Ausstattung)
    • Bohlenstube
  • Gestaltungselemente
    • Zierglieder im Steinbau
Konstruktion/Material:
Das Gebäude besitzt massiv aus Bruchsteinen gemauerte Außenwände im Erd- und 1. Obergeschoss. Die Innenwände des 1. Obergeschosses bestehen aus Fachwerk, die wohl weitestgehend mit Bruchsteinen ausgefacht wurden. Das 2. Obergeschoss sowie die Giebeldreiecke bestehen aus einer Fachwerkkonstruktion, welche stockwerksweise abgezimmert
wurde. Die Gefache wurden auch hier weitestgehend mit Bruchsteinen ausgefacht; lediglich jüngere Umbauphasen verwendeten hier Backsteine oder Bimsbetonsteine.

Das Dachtragwerk des Sparrendachs besteht im ersten Dachgeschoss aus einer zweifach liegenden Stuhlkonstruktion mit Mittellängsunterzug. Im zweiten Dachgeschoss befindet sich eine zweifach liegende Stuhlkonstruktion. Die gesamte Fachwerkkonstruktion, die weitestgehend aus Eichen- und Tannenholz besteht, wurde nahezu durchgängig mit verzapften Holzverbindungen erstellt. Allein im Bereich der ehemaligen Bohlenstube im 2. OG und der vorhandenen Bohlenstube im 1. DG finden sich verblattete Holzverbindungen, welche Voraussetzung für die Erstellung einer
Bohlenstube sind. Die Querbundachsen sind mit Abbundzeichen in Form von Halbrundkerben versehen, die jedoch keine durchgängige Zählung erkennen lassen. Dennoch kann nach den gefügekundlichen Merkmalen davon ausgegangen werden, dass das gesamte Dachtragwerk des Gebäudes einheitlich und zeitgleich errichtet wurde.

Die vor ein paar Jahren durchgeführte dendrochronologische Datierung des Dachtragwerks erbrachte ein Fälldatum im Winter 1535/36. Die nun durchgeführte dendrochronologische Untersuchung belegt eine Fällung der Bauhölzer der Deckenbalken über dem 2. OG im Winter 1535/36. Somit kann die Erbauung des Fachwerkgefüges für das Jahr 1536 untermauert werden.
Die Bauhölzer der südöstlich neben dem Treppenhaus gelegenen Innenwand im 2. OG konnten dendrochronologisch auf Winter 1780/81 datiert werden. Somit kann davon ausgegangen werden,
dass diese Innenwand erst im Jahr 1781 errichtet wurde.

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