Schiefes Haus (Großbottwar)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus

ID: 331213359415  /  Datum: 08.09.2005
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Bahnhofstraße
Hausnummer: 6
Postleitzahl: 71287
Stadt-Teilort: Weissach/Württ.

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Böblingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8115052016
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Altes Rathaus (71287 Weissach/Württ., Hauptstraße 11)
Zehntscheuer, Hirschstraße 9 (71287 Weissach/Württ.)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Gebäude Bahnhofstraße 6 steht in dem östlichen Randbereich des Dorfes, der vom großen Ortsbrand 1791 verschont blieb. An Stelle des untersuchten Gebäudes stand vor 1801 ein älteres Wohnhaus, von dem nichts weiter bekannt ist, als dass es mit dem Giebel an das Nachbarhaus angebaut war. Es handelte sich also demnach um eine traufständige Doppelhaushälfte. Diese Gebäudehälfte wurde 1801 abgebrochen. Statt dessen wurde vom damaligen Eigentümer Konrad Kilpper ein freistehendes traufständiges Wohnhaus errichtet, das im Inneren als Doppelhaus mit gemeinsamen Flurbereichen und einer gemeinsamen Küche konzipiert war. Für wen die zweite Wohneinheit des Gebäudes geplant war, ist nicht bekannt. In den archivalischen Quellen ist Konrad Kilpper als alleiniger Eigentümer genannt. Es ist jedoch anzunehmen, dass der Bewohner der zweiten Wohneinheit ein naher Verwandter war, denn während des ganzen 19. Jahrhunderts war das Gebäude immer gemeinsamer Besitz mit den direkten Nachkommen. Auffällig ist, dass auch die Ökonomie von Eltern und Kindern immer getrennt war.
Konrad Kilppers Sohn Michael Kilpper - Bäcker - erhielt 1816 ein Achtel des Gebäudes als Heiratsgut, ein weiteres Achtel kauft er im selben Jahr dazu. Bis 1819 kauft er seinem Vater weitere drei Achtel des Gebäudes ab, 1827 nochmals zwei Achtel. Wann er das letzte Achtel erhielt - vermutlich erbte -, geht aus den aufgefundenen Archivalien nicht hervor. Bereits 1841 gibt Michael Kilpper - zwischenzeitlich wird er als Bauer bezeichnet - wiederum ein Achtel des Gebäudes seiner Tochter Catharine Häcker als Heiratsgut. 1852 kauft die inzwischen verwitwete Frau ein weiteres Achtel von ihrem Vater, 1858 erhielt sie zwei weitere Achtel von ihrem Vater als vorzeitige Vermögensübergabe.
1868 übergibt sie selbst diese Hälfte des Gebäudes an ihren Sohn Jacob Friedrich Häcker. Vermutlich hat sie zwischenzeitlich auch die Hälfte ihres Vaters geerbt. 1898 stirbt Catharine Häcker, geb. Kilpper, und ihre Gebäudehälfte geht an ihrenSohn Jacob Friedrich über. Damit ist das Gebäude wieder in einer Hand vereint. Bereits 1901 erbt der Sohn Friedrich Häcker, lediger Bauer, das ganze Gebäude. Vermutlich geht auf ihn der Umbau des Gebäudes um 1900 zurück, bei dem die ursprüngliche Struktur des Gebäudes als Doppelhaus aufgegeben wurde.
Die Struktur des Gebäudes als Doppelhaus mit zwei gleichberechtigten Haushälften und gemeinsamen Flur- und Küchenbereichen stellt das auffälligste Merkmal des Gebäudes dar und findet sich im Gegensatz zu den üblicheren Leibgedingen äußerst selten: das fängt im Erdgeschoss mit dem mittigen Flur in der nördlichen Längszone an. Der übrige Bereich des EG war von zwei gleich großen Ställen eingenommen, die jeweils vom Flur aus und zudem vermutlich noch durch eine Außentür an den Giebelseiten erschlossen waren. Die Treppe ins OG befand sich bereits bauzeitlich am heutigen Treppenstandort, war allerdings wohl steiler.
Im Obergeschoss befand sich ebenfalls bereits bauzeitlich in der größeren nördlichen Längszone ein mittiger Flur, an den sich die beiden Stuben anschlossen. Südlich schloss sich an den Flur vermutlich die Küche in der Größe der heutigen Räume 1.4 und 1.5 an. Entsprechende Wandbefunde (Befund 47) konnten allerdings nicht gesichert der Bauzeit zugeordnet werden. Daher kann bei der aktuellen Befundlage die Variante einer offenen Flurküche in der ganzen mittleren Querzone nicht völlig ausgeschlossen werden. Fehlende Verrußung im Flur 1.1 und im Gegensatz dazu starke Verrußung im ganzen Raum 1.5 stützen allerdings die Hypothese einer abgetrennten Küche in der südlichen Längszone. Dabei erfolgte die Befeuerung der Stubenöfen wohl durch die Stubensüdwände von der Küche aus. Südlich der beiden Stuben befand sich jeweils eine Kammer. Stuben, Kammern und die Küche waren mit verputzten, aber balkensichtigen Lehmwickeldecken ausgestattet. Lediglich für den OG-Flur ist dies nicht nachgewiesen. Auch die Ställe und der EG-Flur weisen Balkennuten auf, die auf bauzeitliche Lehmwickeldecken hindeuten.
Im Dach hat sich die bauzeitliche Struktur mit mittigem Querflur und daran anschließenden Dachkammern bis heute erhalten.

Über das ursprüngliche Aussehen der Fachwerkaußenwände ist wenig bekannt, sie wurden fast vollständig noch im 19. und frühen 20. Jahrhundert ausgetauscht. Lediglich an den Dachgiebeln und im Bereich der Flure in EG und OG in der Nordwand hat sich das bauzeitliche Fachwerk erhalten.
An größeren Umbauten im 19. Jahrhundert lassen sich nur die erwähnten Erneuerungen der OG-Fassaden sowie einige Deckenbalkenreparaturen über dem EG-Stall nennen.
Um 1900 fand eine größere Umbaumaßnahme statt, bei der die Innenwände der Küche im OG durch gemauerte Wände aus Ziegelsteinen im Meterformat ersetzt wurden. Im Bereich dieser Küche wurde auch die Stalldecke entfernt und durch eine Stahlträgerdecke ersetzt. Im Erdgeschoss wurde der westliche Stall aufgegeben. Ein Teil des westlichen Stalls wurde dem östlichen Stall zugeschlagen. In der westlichen Querzone wurde der Stall zu einer Waschküche umgebaut. Mit diesem Umbau wurde die ursprüngliche Raumkonzeption als Doppelhaus aufgegeben. Es ist daher anzunehmen, dass dieser Umbau erst nach 1898 erfolgte, als das ganze Gebäude nur noch einen Besitzer hatte.
Im 20. Jahrhundert wurde im EG die Waschküche in der westlichen Querzone unterteilt und von der Küche im OG das Bad (Raum 1.4) abgetrennt. Ansonsten beschränken sich die Eingriffe auf neue Bodenbeläge in Flur und Küche und auf Wandverkleidungen mit Nut- und Federbrettern im DG.


1. Bauphase:
(1801)
1800/01 (d): Erbauung des Gebäudes als Doppelhaus
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Wohnstallhaus

2. Bauphase:
(1898 - 1920)
Verschiedene Reparaturen und Umbauten
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(2009)
Abbruch des Gebäudes
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Bahnhofstraße 6, Nordansicht. 2009 abgebrochen. / Wohnhaus in 71287 Weissach/Württ. (25.02.2007 - Michael Hermann)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung und Archivalienauswertung
  • Bauaufnahme

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude Bahnhofstraße 6 in Weissach liegt am östlichen Rand des historischen Dorfkerns an der Straße nach Heimerdingen.
Hinter dem Gebäude steigt der Nordhang des Strudelbachtals steil an. Die ursprünglich zum untersuchten Gebäude gehörige Scheune Nr. 6/1 steht hinter dem Wohnhaus und ist giebelständig in den Hang hineingebaut. Im hangseitigen Teil der Scheuer befanden sich früher die Keller des Anwesens, da eine Unterkellerung des Wohnhauses im Grundwasserbereich des Strudelbachs nicht möglich war.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Wohnstallhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Der zweistöckige Riegelbau mit zweistöckigem Satteldach steht traufständig zur Straße und zum Hang. Die Erschließung erfolgt von der nördlichen Traufseite aus.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Gebäude ist als einstöckiger Fachwerkstock auf einem massiven Sockelgeschoss aus Bruchsteinmauerwerk (Muschelkalk) errichtet. Die Innenwände und die Nordwand der mittleren Flurzone sind ebenfalls als Fachwerkwände ausgeführt.
Das Dachwerk ist als zweifach stehender Stuhl errichtet, wobei die Stuhlständer jeweils in Querbundwände eingebunden sind.
In den Vollgeschossen ist das Gebäude in zwei Längszonen und drei Querzonen gegliedert.
Das Gebäude ist im angetroffenen Zustand als Bauernhaus mit Stall und Waschküche im Erdgeschoss sowie einer Wohnung im Obergeschoss gekennzeichnet. Dies geht jedoch auf eine Umbauphase um 1900 zurück.
Bauzeitlich war das Gebäude als Doppelhaus mit gemeinsamem Flurbereich und gemeinsamer Küche gebaut. In allem Geschossebenen sind die Räume der östlichen und westlichen Querzone jeweils symmetrisch zum Mittelflur angeordnet.
So befanden sich im EG zwei gleich große Ställe, im OG zwei Stuben und zwei Kammern sowie im 1. und 2. DG jeweils zwei Dachkammern.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das Fachwerk der OG-Außenwände wurde im 19. und 20. Jahrhundert weitgehend ausgetauscht. Im Inneren und besonders im DG hat sich dagegen die Bausubstanz von 1801 umfangreich erhalten. Allerdings ist gerade die bauzeitliche Substanz durch erheblichen Hausbockbefall gekennzeichnet.
So dürfte die Sanierung der Dachbalkenlage bei gleichzeitigem Erhalt der Lehmwickeldecken eine zentrale Herausforderung bei einer Sanierung des Gebäudes werden
Bestand/Ausstattung:
Abbruch

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
Konstruktion/Material:
keine Angaben

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