Gasthaus zum Lamm
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Wirtsgasse |
Hausnummer: | 1 |
Postleitzahl: | 74532 |
Stadt-Teilort: | Illshofen |
|
|
Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Schwäbisch Hall (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8127043004 |
Flurstücknummer: | 580 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 49,1733° nördliche Breite, 9,9421° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Das denkmalgeschützte Gasthaus zum Lamm ist eine rund 350 Jahre alte Dorfwirtschaft. Das historische Wirtshaus wurde im Jahr 1598 (d) errichtet und während der vergangenen vierhundert Jahre in mindestens drei wesentlichen Aktionen verändert und baulich vergrößert. Im 17. Jahrhundert werden Reparaturen an der Westfassade ausgeführt. Um 1790 wurden im Zuge einer Generalsanierung die östliche Erdgeschosswand einschließlich einer neu platzierten Südwand in Sandstein ersetzt. Außerdem wurde der Baukörper um 1,5 m nach Süden hin verlängert, ein Kriechkeller und eine Stube wurden eingebaut. Um 1850 und 1890 wurden die Grundrisse nochmals verändert und die heute noch vorhandene Innentreppe eingebaut. Um 2012 wurde das Gasthaus durch die neuen Eigentümer über mehrere Jahre hinweg restauriert.
(1598)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Siedlung
- Dorf
- Anlagen für Handel und Wirtschaft
- Gasthof, -haus
(1600 - 1699)
- Erdgeschoss
(1790)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Untergeschoss(e)
- Ausstattung
(1850 - 1890)
- Obergeschoss(e)
(1945)
Als die Zeit der Dorfwirtshäuser als wichtiger Kommunikationstreffpunkt in den ausgehenden 1970er Jahren schleichend zu Ende ging, reagierte auch der damalige Besitzer des Hauses mit einem neuen Außenanstrich, neuer Fenster und einer letzten Innenrenovierung in den Erdgeschoss-Gasträumen. Aber angesichts der dabei verwendeten Materialien und brachialen Methoden hat dieser Eingriff dem Haus mehr geschadet als genutzt. Die dabei ebenfalls teilerneuerte Einrichtung im „Brauereikatalog-Resopal-Charme“ und die kitschig-schmiedeeisernen Gardinenstangen holte die für die heimischen Fernsehempfänger abwandernden Wirtshausgäste nicht zurück.
- Obergeschoss(e)
(2004 - 2008)
2004 wird durch den Bauforscher und Sanierungsplaner Gerd Schäfer nach einer eingehenden Untersuchung des Objektes 2005 vorgeschlagen, das historische Wirtshaus als „museales Dorfwirtshaus“ im Familienbetrieb zu revitalisieren.
Seit 30.10.2008 ist das Gasthaus zum Lamm wieder in Betrieb.
Zugeordnete Dokumentationen
- Fotodokumentation
- Dendrochronologische Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Dorf
- Anlagen für Handel und Wirtschaft
- Gasthof, -haus
Zonierung:
Der Grundriss des Hauses war ursprünglich in drei Zonen gegliedert und in drei Schiffe eingeteilt. In dem quermittig erschlossenen Erdgeschossgrundriss wurden allerdings im Zuge von Umbaumaßnahmen bereits im 18. Jh. Querwandachsen teilweise aufgelöst, respektive verschoben, so dass die Statik des Hauses bereits beeinträchtigt war, noch bevor derselbe Prozess des „Wändeverschiebens“ während Umbauten im 19. Jh. auch das Obergeschoss heimsuchte.
Trotz mehrerer, deutlich im Gefüge erkennbarer Umbauten bewahrt das Gebäude aber noch sehr umfangreiche Dekorationsstratigraphien aus seiner mehr als 400 Jahre alten Baugeschichte, insbesondere in den Räumen des Obergeschosses.
Unter dem steilen Giebel des Hauptgebäudes liegen drei Dachböden auf liegenden Dachstuhlwerken, von welchen insbesondere jener im 1. Dachgeschoss mit einer ursprünglichen Freiüberspannung von rund 12 m Hausbreite ein handwerksgeschichtliches Denkmal für sich darstellt.
Die Nordansicht des Hauses zeigt heute eine schlichte Fassade. Die Fensteröffnungen stammen allesamt aus jüngeren Veränderungen.
Schäden:
Weil der Ortgang bei der letzten Instandsetzung (um 1980?) zu knapp bemessen worden ist, wird die Fassade bereits bei windfreiem Regen nass.
Das deformierte Mauerwerk des Erdgeschosses nimmt dabei besonders viel Wasser auf.
Das Mauerwerk der Westwand zeigt, die von Durchbiegekräften der Decke über dem EG fehlenden Querbindeelementen in beiden Etagen an diesem Bereich und durch die Schubkräfte des Dachwerkes, auf den sich absetzenden Bereich, eine deutliche Deformation. Die Deformation der Westwand über dem Bereich der westlichen Haustür geht bereits nahe an 20 cm Ausbauchung der hier rund 50 cm dicken Wand. Das Erdgeschoss an allen vier Hausseiten ist wohl bereits 1790 mit massivem Muschelkalkblöcken komplett erneuert worden.
Im Rahmen der laufenden Arbeiten kam zu Tage, dass die Fundamente der Flurwände im Erdgeschoss erneuert bzw. überhaupt erst hergestellt werden mussten, weil diese Wände im Rahmen von Umbaumaßnahmen im ausgehenden 18. Jh. lediglich auf – zwischenzeitlich zergangenen - Holzschwellen auf nackter Erde ausgelegt worden waren.
Das mächtige Satteldach verfügt über drei Nutzebenen und ein liegendes Stuhlwerk, dessen ursprünglich frei über 12 Meter Hausbreite gespannten, liegenden Stuhlbinder als die am weitesten gespannten Stuhlbinder auf einem Profanbau vor 1600 im Landkreis und in der Region gelten können.
Im Zuge der Sanierung des Hauses und seiner Konstruktion mussten bis auf eine Bretterkammer alle Holzverschläge und jüngeren Einbauten im 1. DG entfernt werden. Die noch lesbaren Reste wurden vor der Demontage dokumentiert, damit die Spuren der einstigen „Fremdenzimmer“ auf dem Dachboden gesichert sind.
Konstruktionen
- Dachgerüst Grundsystem
- Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
- Verwendete Materialien
- Putz
- Holzgerüstbau
- allgemein
Der dabei aufgeschlagene Dachstuhl stellte sich im Rahmen der Bauuntersuchung als kleine Sensation heraus:
Das vierzonig aufgeteilte Dachwerk wird im 1. DG von drei liegenden Stuhlgebinden getragen, die ursprünglich ohne jede weiter Unterstützung über eine Spannweite von 12 m aufgestellt sind! Die als Langbüge fungierende, in Verwendung als naturwüchsig ausgesuchte Krummhölzer eingesetzten Spannriegel tragen über die gesamte Längsmittelachse des Gebäudes eine eingezapfte Pfette, und damit die Biegekräfte des 1. Kehlbodens in die Außenwände ab.
Nicht nur, dass dieser Dachstuhl jener mit der am weitesten bislang für die Region bekannten Aufstellspannweite ist, er hat auch in seinen Details eine ausnehmend ausgefeilte, um nicht zu sagen, gewagte Statik.
Über den beiden Giebeln des Ursprungbauwerks konnten die für die bäuerlichen Häuser des 17. Jh. in der Region typischen Schopfwalme nachvollzogen werden, von welchen der südliche 1790 mit der Verlängerung des Hauses entfiel und der nördliche wohl erst im 20. Jh. beseitigt worden ist.