Ehem. Synagoge
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Dickwaldstraße |
Hausnummer: | 12 |
Postleitzahl: | 74889 |
Stadt-Teilort: | Sinsheim-Steinsfurt |
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Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Kreis: | Rhein-Neckar-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8226085030 |
Flurstücknummer: | 349 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Die Synagoge wurde in den Jahren 1893-1894 im Auftrag der jüdischen Gemeinde von Steinsfurt von dem Bezirksbaukontrolleur Anton Dick aus Hoffenheim bzw. nach den Plänen seines Sohnes Wilhelm Dick errichtet.
Der dreiachsige Ziegelbau wurde in Anlehnung an die romanische Architektursprache im Rundbogenstil gestaltet.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in der Synagoge ein Ehrenmal für die Gefallenen der jüdischen Gemeinde aufgestellt. Aufgrund der nach 1933 sukzessive zurückgehenden Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder wurde die Synagoge an eine Privatperson verkauft. Der Kaufvertrag wurde am 25. Oktober 1938 unterzeichnet.
Vermutlich von 1938 bis 1967 wurde das Gebäude als Lagerraum für landwirtschaftliche Erzeugnisse genutzt. Die ehemalige Synagoge überstand die Kristallnacht 1938 unversehrt.
Im Jahr 1945 wurde das Dach der ehemaligen Synagoge beschädigt und musste neu errichtet werden.
Infolge einer jahrzehntelangen zweckfremden Nutzung, Leerstand und unterlassenen Reparaturen altersbedingter Schäden drohte das Gebäude zu verfallen. Der im Jahr 1992 gegründete Verein Alte Synagoge Steinsfurt e.V. sanierte im Jahre 2007 das Gebäude und richtete dort eine Dokumentations- und Begegnungsstätte ein. 2014/15 wurde der Boden durch eine moderne Betonkonstruktion ersetzt.
(1893 - 1894)
- Sakralbauten
- Synagoge
(1937 - 1967)
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Lagergebäude
(1945)
(1967 - 2007)
(2007)
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Museum/Ausstellungsgebäude
(2014 - 2015)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauaufnahme, Bauzustandsanalyse, Sicherungskonzept, Kostenschätzung
Beschreibung
- Siedlung
- Dorf
- Sakralbauten
- Synagoge
Zonierung:
Es traten massive Schäden durch statische Probleme im Zusammenhang mit dem benachbarten Bachlauf auf. Da sie über längere Zeit keine Beachtung fanden, kam es zu Folgeschäden durch Wassereintrag.
Die heute zugesetzte Toranische wird von einem aufgemauerten roten Vorhang umfasst.
Der Grundstein von 1893 ist erhalten geblieben. Im Innern der Synagoge befindet sich ein Gefallenendenkmal für die jüdischen Opfer des Ersten Weltkriegs.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Backstein
- Verwendete Materialien
- Stein
- Ziegel
- Dachform
- Satteldach
- Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm
- Dachgerüst Grundsystem
- Balkendach mit Rofen und stehendem Stuhl
- Decken
- Balkendecke
- Detail (Ausstattung)
- Wand-, Deckenfassung, Gefachmalerei
Die Wandflächen der Außenfassade bestehen aus sandfarbigen Ziegeln und werden von Lisenen und Gesimse aus roten Ziegeln gegliedert. In die Wandfelder sind Fenster eingelassen, die ebenso wie die Eingangstür rundbogig sind. Die Laibungen und Sohlbänke der Wandöffnungen wurden aus gelbem Sandstein gefertigt. Ebenfalls aus Werkstein besteht ein umlaufendes Sockelprofil, das das Fundament aus hammerechtem Bruchsteinmauerwerk vom Ziegelmauerwerk der aufgehenden Fassaden trennt. Als Schmuck dient ein Diamantfries, der das Gebäude auf Traufhöhe umläuft und zugleich das Giebelfeld rahmt.
Die Innenseiten der Umfassungswände sind verputzt und farbig behandelt. Eine räumliche Gliederung in Form von Vorsprüngen existiert nicht, sodass die Wände nur durch die unprofilierten verputzten Laibungen der Fenster gegliedert werden. Der Boden besteht aus einem alten Zementanstrich. Die Apsis ist durch eine Stufe aus Sandstein vom sonst ebenen Innenboden abgesetzt. Der Saal wird nach wie vor von einem Holzofen beheizt, der zwischen dem mittleren und östlichen Fenster auf der Innenseite der Südwand steht, wobei der Kamin zur Hälfte aus der Wand herausragt.
Die Saaldecke besteht aus einer Holzbalkenlage, die in Längsrichtung gespannt wurde und auf einem Wandrücksprung in der Westwand bzw. auf insgesamt 3 sichtbaren Querträgern aus I-Stahl aufgeliegt. Zwei Stahlträger sind jeweils in der Mitte zwischen den Fenstern in den Längswänden angeordnet, der dritte liegt in der Öffnung zur „Apsis“ in der Achse der Ostwand und trägt neben den Deckenbalken auch den Giebel. Die Stahlträger sind durch Schlaudern zugfest an die Längswände angeschlossen. Bemerkenswert ist, dass die stählernen Deckenträger trotz ihres industriellen Charakters als Gliederungselemente für die Schablonenmalerei an der Unterdecke herangezogen wurden.
Das Gebäude überzieht ein Satteldach, den Anbau ein Walmdach. Das Tragwerk des Hauptdaches ist als stehender Stuhl konstruiert und weist vier Bünde auf, die über die Firstpfette miteinander verbunden sind. Die beiden mittleren Bünde sind in den Achsen der stählernen Deckenträger angeordnet. Die Sparren liegen auf Fußpfetten auf der Mauerkrone der Längswände sowie auf der Firstpfette auf, die Sparrenteilung folgt nicht der Gliederung der Sprengwerksbünde. Interessant ist ein Detail auf der Westseite, wo zwei Scheinpfetten in Sparrenmitte eingefügt wurden. Sie dienen offenbar der Gliederung der Außenseite, die so lebendiger wirkt, denn statisch ist eine Mittelpfette nicht notwendig. Das Dach ist mit Falzziegeln gedeckt.
Der Anbau besitzt ein eigenes Walmdach und ein kleines Fenster über der Toranische, sodass die Sonnenstrahlen morgens in den Raum eindringen.