Kloster Bebenhausen (ehem. Holz- und Chaisenremise)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ehem. Synagoge

ID: 191311139054  /  Datum: 22.11.2009
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Dickwaldstraße
Hausnummer: 12
Postleitzahl: 74889
Stadt-Teilort: Sinsheim-Steinsfurt

Regierungsbezirk: Karlsruhe
Kreis: Rhein-Neckar-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8226085030
Flurstücknummer: 349
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die Synagoge wurde in den Jahren 1893-1894 im Auftrag der jüdischen Gemeinde von Steinsfurt von dem Bezirksbaukontrolleur Anton Dick aus Hoffenheim bzw. nach den Plänen seines Sohnes Wilhelm Dick errichtet.
Der dreiachsige Ziegelbau wurde in Anlehnung an die romanische Architektursprache im Rundbogenstil gestaltet.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in der Synagoge ein Ehrenmal für die Gefallenen der jüdischen Gemeinde aufgestellt. Aufgrund der nach 1933 sukzessive zurückgehenden Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder wurde die Synagoge an eine Privatperson verkauft. Der Kaufvertrag wurde am 25. Oktober 1938 unterzeichnet.
Vermutlich von 1938 bis 1967 wurde das Gebäude als Lagerraum für landwirtschaftliche Erzeugnisse genutzt. Die ehemalige Synagoge überstand die Kristallnacht 1938 unversehrt.
Im Jahr 1945 wurde das Dach der ehemaligen Synagoge beschädigt und musste neu errichtet werden.
Infolge einer jahrzehntelangen zweckfremden Nutzung, Leerstand und unterlassenen Reparaturen altersbedingter Schäden drohte das Gebäude zu verfallen. Der im Jahr 1992 gegründete Verein Alte Synagoge Steinsfurt e.V. sanierte im Jahre 2007 das Gebäude und richtete dort eine Dokumentations- und Begegnungsstätte ein. 2014/15 wurde der Boden durch eine moderne Betonkonstruktion ersetzt.


1. Bauphase:
(1893 - 1894)
Die Synagoge wurde in Jahren 1893-1894 im Auftrag der jüdischen Gemeinde von Steinsfurt von dem Bezirksbaukontrolleur Wilhelm Dick aus Hoffenheim errichtet (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Synagoge

2. Bauphase:
(1937 - 1967)
1937 wurde die Synagoge an eine Privatperson verkauft. Von 1937 bis 1967 wurde das Gebäude als Lagerraum für landwirtschaftliche Erzeugnisse genutzt. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Lagergebäude

3. Bauphase:
(1945)
Im Jahr 1945 wurde das Dach der ehemaligen Synagoge beschädigt und musste neu errichtet werden. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1967 - 2007)
Leerstand und Verfall des Gebäudes. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(2007)
Sanierung das Gebäudes und Errichtung einer Dokumentations- und Begegnungsstätte in der ehemaligen Synagoge. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude

6. Bauphase:
(2014 - 2015)
Bodenerneuerung
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ehem. Synagoge, Ansicht von Südwesten / Ehem. Synagoge in 74889 Sinsheim-Steinsfurt (22.11.2009 - unbekannt)
Abbildungsnachweis
Ehem. Synagoge, Grundriss
 / Ehem. Synagoge in 74889 Sinsheim-Steinsfurt (22.11.2009 - unbekannt)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauaufnahme, Bauzustandsanalyse, Sicherungskonzept, Kostenschätzung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Die ehemalige Synagoge liegt in der Talmündung des Goldbaches unmittelbar in die Talaue der Elsenz im Ortsetter von Steinsfurt. Der Goldbach fließt nur wenige Meter entfernt im Südosten vorbei. Das Umfeldgelände ist eben.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Synagoge
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das freistehende Gebäude ist traditionsgemäß in etwa west-östlich ausgerichtet. Die Hauptfassade zeigt nach Westen zur Dickwaldstraße. Die Synagoge wurde als einfacher eingeschossiger Saalbau mit den Außenmaßen von 10,20 m x ca. 9,20 m errichtet. In der Mitte der Ostseite wurde in der Art einer Apsis ein ca. 5,20 m breiter Anbau angefügt, der ca. 2,10 m aus der Giebelwand vorspringt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das dreiachsige Gebäude besitzt einen rechteckigen Grundriss. Der Eingang befindet sich an der westlichen Giebelseite. Im Anbau befindet sich eine Nische für den Toraschrein. Der Innenraum der ehemaligen Synagoge ist nicht unterteilt.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Die einzigen sichtbaren baulichen Veränderungen bestehen aus einer Vermauerung des nördlichen Fensters des Anbaus sowie aus einem einfachen Schuppen, der in der Nordostecke zwischen Anbau und Saal eingefügt wurde.
Es traten massive Schäden durch statische Probleme im Zusammenhang mit dem benachbarten Bachlauf auf. Da sie über längere Zeit keine Beachtung fanden, kam es zu Folgeschäden durch Wassereintrag.
Bestand/Ausstattung:
Der Innenraum der ehemaligen Synagoge weist, abgesehen von der Kassettierung der Decke, keine plastische Gliederung, sondern nur gemalten Dekor auf. Die blau gestrichenen Wände begrenzt ein Palmettenfries. Die Kassetten der Decke werden von verschiedenen Begleitstrichen und mehrfarbigen Rankenfriesen gerahmt, die im Stil von Ornamentstichen des frühen 16. Jahrhunderts gehalten sind. Alles Zierwerk wurde mit Hilfe der zeittypischen Schablonentechnik ausgeführt.
Die heute zugesetzte Toranische wird von einem aufgemauerten roten Vorhang umfasst.
Der Grundstein von 1893 ist erhalten geblieben. Im Innern der Synagoge befindet sich ein Gefallenendenkmal für die jüdischen Opfer des Ersten Weltkriegs.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Backstein
  • Verwendete Materialien
    • Stein
    • Ziegel
  • Dachform
    • Satteldach
    • Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Balkendach mit Rofen und stehendem Stuhl
  • Decken
    • Balkendecke
  • Detail (Ausstattung)
    • Wand-, Deckenfassung, Gefachmalerei
Konstruktion/Material:
Die Wände der Synagoge sind 54 cm dick und bestehen aus einem sauber gefügten, auf Sicht gearbeiteten Ziegelmauerwerk.
Die Wandflächen der Außenfassade bestehen aus sandfarbigen Ziegeln und werden von Lisenen und Gesimse aus roten Ziegeln gegliedert. In die Wandfelder sind Fenster eingelassen, die ebenso wie die Eingangstür rundbogig sind. Die Laibungen und Sohlbänke der Wandöffnungen wurden aus gelbem Sandstein gefertigt. Ebenfalls aus Werkstein besteht ein umlaufendes Sockelprofil, das das Fundament aus hammerechtem Bruchsteinmauerwerk vom Ziegelmauerwerk der aufgehenden Fassaden trennt. Als Schmuck dient ein Diamantfries, der das Gebäude auf Traufhöhe umläuft und zugleich das Giebelfeld rahmt.
Die Innenseiten der Umfassungswände sind verputzt und farbig behandelt. Eine räumliche Gliederung in Form von Vorsprüngen existiert nicht, sodass die Wände nur durch die unprofilierten verputzten Laibungen der Fenster gegliedert werden. Der Boden besteht aus einem alten Zementanstrich. Die Apsis ist durch eine Stufe aus Sandstein vom sonst ebenen Innenboden abgesetzt. Der Saal wird nach wie vor von einem Holzofen beheizt, der zwischen dem mittleren und östlichen Fenster auf der Innenseite der Südwand steht, wobei der Kamin zur Hälfte aus der Wand herausragt.
Die Saaldecke besteht aus einer Holzbalkenlage, die in Längsrichtung gespannt wurde und auf einem Wandrücksprung in der Westwand bzw. auf insgesamt 3 sichtbaren Querträgern aus I-Stahl aufgeliegt. Zwei Stahlträger sind jeweils in der Mitte zwischen den Fenstern in den Längswänden angeordnet, der dritte liegt in der Öffnung zur „Apsis“ in der Achse der Ostwand und trägt neben den Deckenbalken auch den Giebel. Die Stahlträger sind durch Schlaudern zugfest an die Längswände angeschlossen. Bemerkenswert ist, dass die stählernen Deckenträger trotz ihres industriellen Charakters als Gliederungselemente für die Schablonenmalerei an der Unterdecke herangezogen wurden.
Das Gebäude überzieht ein Satteldach, den Anbau ein Walmdach. Das Tragwerk des Hauptdaches ist als stehender Stuhl konstruiert und weist vier Bünde auf, die über die Firstpfette miteinander verbunden sind. Die beiden mittleren Bünde sind in den Achsen der stählernen Deckenträger angeordnet. Die Sparren liegen auf Fußpfetten auf der Mauerkrone der Längswände sowie auf der Firstpfette auf, die Sparrenteilung folgt nicht der Gliederung der Sprengwerksbünde. Interessant ist ein Detail auf der Westseite, wo zwei Scheinpfetten in Sparrenmitte eingefügt wurden. Sie dienen offenbar der Gliederung der Außenseite, die so lebendiger wirkt, denn statisch ist eine Mittelpfette nicht notwendig. Das Dach ist mit Falzziegeln gedeckt.
Der Anbau besitzt ein eigenes Walmdach und ein kleines Fenster über der Toranische, sodass die Sonnenstrahlen morgens in den Raum eindringen.

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