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Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Häusleberg (urspr. Hänsleberghof)

ID: 144620658119  /  Datum: 03.08.2017
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Häusleberg
Hausnummer: 1
Postleitzahl: 79254
Stadt-Teilort: Oberried i.B.

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Breisgau-Hochschwarzwald (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8315084030
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 47,9279° nördliche Breite, 7,9254° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Nach Auskunft des Vorbesitzers sei das Hausgerüst von einem andren Standort hierher versetzt worden. Sein früherer Platz befand sich demnach nahe der Klostergebäude in Oberried. Doch als nach der Säkularisation das Klostergut halbiert und verkauft wurde, sei das Haus dort nicht mehr gebraucht worden, weshalb man es abgeschlagen und als Berghäusle eines der neuen Höfe auf dem Häusleberg wieder aufgerichtet habe. In der einschlägigen Literatur haben diese Vorgänge offenbar keinen Niederschlag gefunden. Eine vertiefte Archivrecherche wurde nicht vorgenommen.

Zur Klärung wurden sowohl Proben für eine dendrochronologische Altersbestimmung aus zwei Stuhlständern des Dachwerks und aus dem Eckständer der Stube entnommen als auch von einigen Dachschindeln Abschnitte hergestellt. Die Fällung beider beprobter Hölzer des Dachwerks im Winterhalbjahr 1742/ 43 datiert das Holzwerk ins Jahr 1743, was der Bauinschrift über der Haustür entspricht.

Die dendrochronologisch ermittelten Ergebnisse passen zur geschilderten Überlieferung. In Kombination mit den Gefügemerkmalen lassen sie sich so interpretieren, dass das Gebäude 1743 für seinen ersten Standort abgezimmert worden war und nach knapp acht Jahrzehnten um 1820 auf dem Häusleberg ein zweites Mal aufgerichtet wurde. Der Überlieferung entsprechend geschah die Umsetzung in den Jahren nach der Säkularisation.


1. Bauphase:
(1743)
Errichtung des Heidenhauses (i).
Bauinschrift über der Haustür.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Einzellage
    • allgemein

2. Bauphase:
(1820)
Nach bestätigten Überlieferungen wurde das Hausgerüst um 1820 nahe dem Oberrieder Kloster unten im Kernort der Gemeinde an seinen heutigen Standort versetzt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht / Häusleberg (urspr. Hänsleberghof) in 79254 Oberried i.B. (Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauaufnahme
  • Bauhistorische Analyse

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Haus steht in ungewöhnlicher Höhenlage innerhalb einer von Wald umgebenen Freifläche, die offenbar der zugehörigen Flur entspricht, welche möglicherweise einst noch etwas größer war, bevor sie im Nahbereich des Hauses vermutlich mit Wald bepflanzt wurde.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Randlage
Bauwerkstyp:
keine Angaben
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Auf einem gemauerten, in den Hang laufenden Kellersockel erheben sich zwei gezimmerte Vollgeschosse über gedrungen rechteckiger Grundfläche. Das Dach besitzt talseitig einen tief heruntergezogenen und weit vorstehenden Dreiviertelwalm und bergseitig einen Vollwalm. Die Hanglage wurde zur Schaffung einer Hocheinfahrt in den Dachraum genutzt, die über eine gemauerte Rampe führt. Das Tor liegt unter einer Widerkehr mit Vollwalm. An hinterer Längs- und Schmalseite wurde die Grundfläche unter weit heruntergezogenen Dachflächen erweitert.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die Hauptwohnräume liegen im Erdgeschoss, wo die geräumige Stube mit etwa quadratischer Grundfläche die nordöstliche, auf das Dreisamtal gerichtete Ecklage einnimmt. Neben ihr liegt der querlaufende Flur mit der an der Längsseite liegenden Haustür und der nach oben führenden Treppe. An der Schmalseite liegt neben der Stube eine um ein Balkenfeld nach vorne springende Kammer, zugänglich von der Stube. Dahinter liegt die Küche, die einst als hoher Raum über beide Geschosse reichte.
Wie man zur Haustür gelangte, ließ sich am Baubestand selbst nicht ablesen. Ein erhöht liegender, schmaler Gang unter dem Dachvorsprung, eine sog. Bruck, besitzt heute einen betonierten Unterbau, der entweder eine gemauerte oder eine hölzerne Konstruktion ersetzt hat. Von Osten führt eine Treppe dort hinauf, nach Westen trifft der Gang auf das dort höhere Niveau.
Über Stube und Kammer liegt im Obergeschoss jeweils eine Kammer, wovon die hintere als gefangener Raum hinter der vorderen liegt und von dort aus zugänglich ist.
Der Wirtschaftsteil ist im Erdgeschoss in drei Querzonen geteilt. Die schmalere mittige diente als Futtergang zur Bedienung der beidseitig gelegenen Stallzeilen. Im Obergeschoss enthält der Wirtschaftsteil ein ungegliedertes großes Heulager. Daraus ist der nordwestliche Eckbereich als Kammer abgetrennt, welche über den Trippel erreichbar ist.
Über die Hocheinfahrt gelangt man auf die im Dachraum gelegene Fahr, von wo das eingefahrene Heu ins nach unten offene Heulager abgeworfen wurde.
Innerhalb des gemauerten Sockelgeschosses fand an dessen höchster Stelle unter der Stube ein Kellerraum Platz, zugänglich über einen Außenzugang an der vorderen Längsseite. In Rücksicht auf das hohe Gewicht des Stubenofens spart der Keller dessen Standort aus und weist dadurch eine L-Form auf.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das Äußere des Hauses hat seinen originalen Zustand in bemerkenswertem Umfang und offenliegend bewahren können. Im Inneren waren die Wohnräume zunächst noch verkleidet und die Umfassungswände um die Küche im Erdgeschoss sind massiv ersetzt worden.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Dachform
    • Satteldach mit einseitigem Vollwalm
    • Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm
Konstruktion/Material:
Das Gebäude weist Erscheinungsbild und Konstruktionsweise eines Schwarzwaldhauses der Region auf. Grundrissteilung, Konstruktionsweise und zimmerungstechnische Einzelheiten finden sich bei den Häusern des Dreisamtals und seinen Nebentälern in teilweise identischer Form wieder. Nur wenige Merkmale sind eher ungewöhnlich, vor allem das durchgehend auch über dem Wohnteil stehend abgezimmerte Dachwerk. Anders als man zunächst vermuten könnte, handelt es sich jedoch nicht um eine ausgewiesen archaische Bauweise, denn auf Firstständer wurde verzichtet, sondern gewissermaßen um eine Vereinfachung unter Verzicht auf einen liegenden Stuhl. Folge ist eine Durchbiegung des Dachbalkens über der Stubenkammer, doch im Gegenzug wurden die Auskragungen der Dachbalken nicht belastet.
Unter der Voraussetzung, das Gebäude wurde tatsächlich vom Talgrund an den heutigen Standort umgesetzt, sind einige Merkmale nicht vor dem Hintergrund der heutigen Lage auf dem Häusleberg zu interpretieren, sondern wurden für die ursprünglich vorgesehene Nutzung ausgelegt bzw. dem früheren Standort angepasst und bei der Umsetzung in kaum veränderter Form übertragen. Angesichts der steilen Hanglage würde man erwarten, dass das Gebäude gestaffelt in den Hang läuft, doch stattdessen hat man mithilfe eines hohen Sockelgeschosses und Planierung eine ebene Plattform für ein rundum zweigeschossiges Gebäude geschaffen. Dies lässt ein sehr viel geringeres Gefälle am ursprünglichen Standort vermuten.
Dennoch hatte man eine Hocheinfahrt vorgesehen, die eine lange oder steile Rampe notwendig gemacht haben dürfte. Auch die Ausrichtung der Stube auf der rechten Seite der vorderen Schmalseite rührt vom ersten Standort her, sodass man gezwungen war, das Haus am neuen Standort passend zu platzieren und auszurichten.
Ebenso hätte die Dimensionierung des Hauses Bezug auf den ursprünglichen Standort genommen. Für ein eigenständiges Hofgebäude wäre es eher klein bemessen und wohl nicht zur Bewirtschaftung eines ausgedehnten Klosterguts geeignet gewesen. Demgegenüber ist der zweizeilige Stall im Verhältnis zur Hausgröße umfangreich ausgelegt, während man zugleich auf einen Schopf verzichtet hat. Am neuen Standort sind die Größe von Haus und Stall für ein zu einem größeren Hofgut gehörigen Berghäusle eher großzügig bemessen.

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