Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Kirchturm Heiligkreuz

ID: 134733706016  /  Datum: 18.06.2018
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Lembergstraße
Hausnummer: 8
Postleitzahl: 78559
Stadt-Teilort: Gosheim

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Tuttlingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8327019002
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Zu diesem Objekt gibt es zur Zeit keine bauhistorische Altersbestimmung.

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht / Kirchturm Heiligkreuz in 78559 Gosheim (Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzanalyse

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Der Turm steht heute frei vor dem jüngeren Kirchenbau, direkt an der Lembergerstraße.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Turm (Kirche)
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Weiß verputzter Turm über rechteckigem Grundriss; die unteren Stockwerke sind mit Ausnahme schmaler, übereinander angeordneter Schlitze nahezu geschlossen gehalten; ein Stockwerkgesims trennt diese zum obersten Geschoss, das allseitig durch ein Schallfenster mit Maßwerk geöffnet ist und zweiseitig durch Staffelgiebel bekrönt ist.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Der Turm stand westlich der alten Kirche.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
    • Werkstein
  • Verwendete Materialien
    • Putz
  • Gestaltungselemente
    • Staffelgiebel
Konstruktion/Material:
Konstruktiver Aufbau und Architektur
Die alte Kirche stand östlich des Turms. Auf dieser Seite fällt oberhalb der Zugangstür auf etwa einem Drittel der Höhe ein Absatz auf, der sich von Süd nach Nord stark verbreitert und offenbar dadurch entstanden ist, dass Kirche und Turm leicht verschwenkt zueinanderstanden. Der Zugang setzt sich aus einem rundbogig gewölbten, kurzen Durchgang außen, einer trichterförmigen Nische innen und einer Balkenleibung dazwischen zusammen. Der rundbogige Durchgang ist orthogonal zur verschwenkten Seite ausgerichtet. Es darf daher vermutet werden, dass der Turm nachträglich einem älteren Langhaus angefügt wurde, dabei aber nicht vollständig vor dieses gestellt, sondern dessen Westwand überbaut wurde. Die Stärke der Westwand dürfte der Länge des rundbogig gewölbten Durchgangs entsprechen. Eine solche Situation würde erwarten lassen, dass sie Unebenheiten und Rissbildungen hinterlässt, anhand derer sie ablesbar ist, doch nach der jüngsten Neuverputzung ist nichts erkennbar. Ein weiteres Indiz für eine nachträgliche Anfügung ist das Fehlen weiterer Verbindungen zwischen Turm und Kirche. Obwohl Fotografien des zuletzt bestehenden Kirchenbaus seine Entstehung durch Neu- oder Umbau erst im 18. Jahrhundert belegen, müsste der vermutete Mauerabschnitt gemäß obiger These zeitlich dem Turmbau vorausgegangen sein und somit von einem älteren Kirchenbau herrühren.
Das Innere des Turms misst im Erdgeschoss 170 cm im Quadrat und die Mauerstärke beträgt an den früher freien Seiten ca. 180 cm. Durch wiederholte umlaufende Versätze im Inneren wird der Innenraum nach oben zunehmend weiter und die Mauerstärke geringer. Das Mauerwerk setzt sich aus lokal anstehenden Kalkbruchsteinen unterschiedlicher Formate zusammen, ist sorgfältig aber ohne Lagigkeit und ohne Verwendung von Ziegelbruch aufgesetzt.
Der Sturz der trichterförmigen Türnische bilden Eichenhölzer. Das Äußerste dieser weist eine runde Aussparung auf, die als Drehlager für eine Wendebohlentür diente. Alle Geschosse unterhalb der Glockenstube besitzen nach Westen bzw. Süden eine oder zwei schmale schlitzförmige Öffnungen ohne Werksteingewände, die sich nach innen stark aufweiten. Als oberer Abschluss dienen großformatige Mauersteine, die aber nur in einem Fall die gesamte Öffnung abdecken, ansonsten nur im schmaleren äußeren Bereich zum Einsatz kamen und von Eichenhölzern abgelöst werden.
Bei den drei Deckenlagen über dem 1., 2. und 3. Obergeschoss fallen eingemauerte Randbalken aus Eichenholz entlang von West- und Ostseite auf. Da keine Spuren eines nachträglichen Einbaus zu erkennen sind, darf davon ausgegangen werden, dass sie aus der Bauzeit herrühren. Sie dienten wohl als Auflager bzw. Anschluss für west-östlich gespannte Deckenbalken, von denen aktuell jedoch keiner mehr aus der Bauzeit herrührt. Interessanterweise stimmen die Eichenbalken in ihrer Höhenlage nicht mit den Rücksprüngen des Mauerwerks überein, sondern liegen im Fall von 1. und 2. Obergeschoss ein beträchtliches Stück darunter und im Fall des 3. Obergeschosses liegt kein Versatz in der Nähe. Die Deckenlage des 4. Obergeschosses wurde in Verbindung mit dem Einbau des stählernen Glockenstuhls ersetzt. Die Glockenstube weist nach allen vier Seiten spitzbogige Öffnungen mit Werksteingewände und Maßwerkfüllung auf. Sie sind alle zweibahnig geteilt und die zumeist genasten Lanzetten schließen jeweils rundbogig ab. Das Maßwerk der Westseite mit genastem Pass kann innerhalb der Gotik als zeitlos gelten. Ungewöhnlicher sind der ungenaste Pass des gleichartig aufgebauten Maßwerks der Nordseite und die schlichte Lösung des bis zum Bogenscheitel fortgeführten Mittelstabs auf der Ostseite. Im Maßwerk der Südseite sind die Lanzetten ungenast und der nach oben verlängerte Mittelstab gabelt sich in zwei gerade Stäbe. Dieses Maßwerk mit der modernsten Formensprache kann für eine stilkritische Datierung ins fortgeschrittene 16. Jahrhundert herangezogen werden. Eine vergleichbare Maßwerkbildung, zusammengesetzt aus geraden Stäben, findet sich in näherer Umgebung beispielsweise an der inschriftlich 1534 datierten südwestlichen Kapelle des Rottweiler Heiligkreuzmünsters. Da sich der Turm vom Grund bis zur Glockenstube einheitlich zeigt, darf diese zeitliche Einordnung wohl auf den Bau des Turms insgesamt übertragen werden.
Das Dachwerk des Turms ist mit einem liegenden Stuhl aus Nadelholz abgebunden. Die beiden Querbundachsen sind knapp vor den Giebelwänden platziert und drei Zwischengespärre liegen dazwischen. Die Schwellen und Stuhlrähme folgen mit polygonalem Querschnitt der Dachneigung, in Querrichtung sind verzapfte Kopfstreben zentralaxial angeordnet und die Längsaussteifung setzt sich aus Kopf- und Fußstreben zusammen. Diese konstruktiven Merkmale lassen eine Abzimmerung im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert vermuten. Die Zapfennägel wurden von der Innenseite eingeschlagen, die Rähme laufen nicht ins Mauerwerk und die Kehlbalkenlage durchschneidet die Fensteröffnungen – alles typische Merkmale für einen nachträglichen Einbau zwischen bestehenden Giebelmauern, doch stützen mehrere Merkmale und das Fehlen von Anschlusspuren eines früheren Dachwerks die Annahme, dass Dachwerk und Giebelmauern zur gleichen Zeit entstanden sind. Ob damit ältere Giebel ersetzt wurden oder ob es anfänglich ein Zeltdach gab, hätte eine Betrachtung der von Putz befreiten Außenflächen erweisen können. Von der Innenseite ist zumindest zu erkennen, dass die Staffeln aus Tuffstein nicht erst nachträglich aufgesetzt worden sind. Unter den vielen Graffiti fiel als das älteste ein 1882 datiertes auf. Beim Ersatz des Glockenstuhls durch eine Stahlkonstruktion sägte man die Dachbalken der drei Zwischengespärre heraus, um zusätzliche Höhe zu gewinnen.

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