Haupthaus, Scheune 1 und 2
ID:
109274518816
/
Datum:
07.01.2020
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Dorfstraße |
Hausnummer: | 52 |
Postleitzahl: | 79597 |
Stadt-Teilort: | Schallbach |
|
|
Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Lörrach (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8336075001 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
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Bauphasen
Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:
Bei dem Haupthaus handelt es sich laut einer Inschrift am nordseitigen Hauptgiebel um ein 1712 (i) errichtetes Vogtshaus. Ebenfalls mit einer Jahreszahl ist das in das Jahr 1752 (i) datierte Eingangsportal an der Rücktraufe versehen.
Dem Gebäude sind im rückwärtigen Hofraum mehrere Nebengebäude zugeordnet. Neben einem Schuppenkonglomerat sind dies zwei Scheunen, die nach der dendrochronologischen Untersuchung in das Jahr 1733 (d) bzw. 1814 (d) datieren.
1. Bauphase:
(1712)
(1712)
Am Nordgiebel, dem Hauptgiebel des Gebäudes, führt ein gewölbter Eingang mit der Jahreszahl 1712 in den halberdigen Balkenkeller. Eine zeitgleiche Inschrift mit dem Hinweis, dass es sich bei dem Gebäude um ein Vogthaus handelt, ist an der straßenseitigen Traufe im Erdgeschoss vermauert.
Beide Datierungen werden durch die dendrochronologische Untersuchung, wonach das Bauholz im Winter 1710/11 gefällt wurde, bestätigt.
Beide Datierungen werden durch die dendrochronologische Untersuchung, wonach das Bauholz im Winter 1710/11 gefällt wurde, bestätigt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
- Siedlung
- Stadt
Bauwerkstyp:
- Wohnbauten
- Vogtei
2. Bauphase:
(1733)
(1733)
Erbauung einer von zwei Scheunen 1733 (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Scheune
3. Bauphase:
(1752)
(1752)
Jahreszahl am Eingangsportal an der Rücktraufe, 1752 (i)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
4. Bauphase:
(1814)
(1814)
Erbauung der zweiten Scheune (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Scheune
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Dokumentationen
Beschreibung
Umgebung, Lage:
Inmitten von Schallbach, traufseitig von der Dorfstraße zurückgesetzt.
Lagedetail:
- Siedlung
- Stadt
Bauwerkstyp:
- Wohnbauten
- Wohnhaus
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Scheune
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Bei dem verputzten Gebäude handelt es sich um einen zweigeschossigen Bau mit massivem Unterbau und aufgesetztem Fachwerkstock, wobei Letzterem entlang der rückwärtigen Erschließungstraufe ein auskragender Laubengang zuzuordnen ist. Den Abschluss bildet ein Satteldach mit beidseitigem Steilgiebel.
Dem Gebäude sind im rückwärtigen Hofraum mehrere Nebengebäude mit zwei Scheunen zugeordnet.
Dem Gebäude sind im rückwärtigen Hofraum mehrere Nebengebäude mit zwei Scheunen zugeordnet.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben
Konstruktionen
Konstruktionsdetail:
- Mischbau
- Innenwand aus Holz
- Steinbau mit Gebäudeteilen aus Holz
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
- Dachgerüst, verstärkende Einbauten
- Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
Konstruktion/Material:
Die zimmerungs- und abbundtechnischen Vorgaben
Wie im historischen Altbau üblich, wurde das Holzgerüst, bestehend aus den tragenden, den aussteifenden und den wandunterteilenden Bauhölzern vor dem eigentlichen Aufrichten am vorgesehenen Standort auf dem Zimmerplatz abgebunden. Waren die einzelnen Bauteile, wie Längs- oder Querbünde bzw. das Deckengebälk oder die Sparrendreiecke aufeinander abgestimmt, wurden die jeweiligen Hölzer in ein das gesamte Holzgerüst umfassendes Markierungssystem eingebunden. In der Praxis erfolgte dies über Abbundzeichen, die noch auf dem Zimmerplatz an bestimmten Holzflächen an den beim Abbund oben liegenden Abbundseiten aufgemalt ausgestochen oder eingeritzt wurden. Nach dem Transport der Bauhölzer zum Bauplatz dienten sie als Aufrichthilfe.
Im vorliegenden Fall wandten die damaligen Zimmerleute mehrere, auf die einzelnen Funktionshölzer abgestimmte Einzelsysteme an.
Danach wurden die Querachsen und somit die zugehörigen Hölzer dieser Achsen durch die steigende Folge von Dreieckskerben, den sogenannten Ausstichen, gekennzeichnet. Am untersuchten Gebäude sind dies die Ausstiche eins bis vier, beginnend am Hauptgiebel bzw. Stubengiebel. Innerhalb der Achsen unterschieden die Zimmerleute Holzgruppen mit gleicher Funktion. So die Gruppe der tragenden Ständer, welche durch die aussteifenden Streben, die wandunterteilenden Riegel und die zwischen den Riegeln verbauten Fensterstiele zu ergänzen wären. Die Hölzer dieser Gruppen wurden durch Zusatzzeichen, aufgebaut nach dem römischen Zahlenprinzip, separat gekennzeichnet.
Vergleichbar aber mit einem anderen Grundzeichen wurden die Längsachsen markiert. Zur Anwendung kam die steigende Folge von Schrägkerben, die sogenannten Ruten, wobei im vorliegenden Fall die Aufreihung von ein bis drei Ruten, beginnend an der Stubentraufe, erfasst wurde. Innerhalb der einzelnen Längsachsen unterlagen die verschiedenen Funktionshölzer den gleichen Markierungsaufbauten wie in den Querachsen.
Orientiert an diesen Vorgaben war es möglich, auch nach den vorgefundenen Veränderungen und Umbauten die ursprüngliche Abfolge der jeweiligen Funktionshölzer in eine stimmige Abfolge einzubinden bzw. deren ursprüngliche Lage zeichnerisch zu rekonstruieren.
Zusammen mit den rein zimmerungstechnischen Befunden wie z.B. Zapfenlöcher, Holznagellöcher, Nuten oder Fälzen ergaben sich in der Gesamtschau die unten aufgeführten Wandaufbauten bzw. die daraus resultierende Raumgliederungen.
Grundriss Keller
Die äußere Erschließung der zweiteiligen Kelleranlage erfolgt über ein Rundbogenportal am Hauptgiebel. Es führt in den vorderen Keller, der mit einem firstparallel verlaufenden Eichengebälk eingedeckt ist. Im Norden lagert es in der Giebelwand, während es gegenüber einer massiven Kellertrennwand aufliegt. Das Gebälk wird mittig durch einen quer zum First verlaufenden Unterzug unterstützt, wobei dessen Spannweite durch einen mächtigen Eichenständer annähernd halbiert wird.
Im vorderen Keller wurde im 20. Jahrhundert ein Brenn- und Waschraum abgetrennt. Umfassend verputzt, wird er von zwei Fenstern belichtet. Während das Giebelfenster aus Spolien des 16. Jahrhunderts gesetzt ist, handelt es sich bei der Öffnung an der Langseite wohl um die moderne Aufweitung einer älteren Belichtungsöffnung.
Begrenzt durch die massive, zwischen die Kelleraußenwände gesetzte Trennwand, erreicht man über einen in Holz gefassten Durchgang den rückwärtigen Kellerabschnitt. Auch er ist mit einem, durch einen Querunterzug unterstützten Längsgebälk eingedeckt. Anders als im vorderen Keller steht hier die die den Unterzug tragende Eichensäule deutlich außermittig. Die Belichtung dieses Kellerabschnittes ist wohl bedingt durch das Fehlen eines Portales umfangreicher. Erwähnenswert ist, dass die von zwei Nischen flankierten Belichtungsschlitze in der Giebelwand deutlich von den restlichen Öffnungen abweichen.
Im Gegensatz zum vorderen Kellerabschnitt besitzt der hintere Keller eine interne Erschließung, wobei das Treppenloch wohl als ursprünglich anzusprechen ist.
Zum Teil partiell durch Stahlträger ersetzt oder nachträglich unterstützt und gesichert, ist das Gebälk generell als bauzeitlich einzuordnen.
Eindeutige Hinweise, dass die Kelleranlage einem älteren Vorgängerbau zuzuordnen ist, wurden nicht erkannt. Es sei denn, der Sockel der westlichen Traufwand wäre als dessen baulicher Rest einzuordnen.
Der aufgehende Baukörper
Das Erdgeschoss
Über dem Kellersockel ist das massive Erdgeschoss aufgemauert. Zugänglich über den über eine zweiläufige Außentreppe erreichbaren und in das Jahre 1751 (i) datierten Eingang, führt dieser in einen Flur, der seitlich durch zwei bauzeitliche Fachwerkwände begrenzt wird. Während die nördliche Flurwand zur Bauzeit geschlossen war, hat sich innerhalb der südlichen Flurwand eine alte Türöffnung erhalten. Zwischenzeitlich geschlossen, befindet sie sich unmittelbar an der massiven Außenwand und führte in die durch das Stuckprofil abgesteckte Giebelkammer. Sie besitzt im Vergleich zu den Fensteröffnungen der übrigen Räume zwei eingewölbte, zum Teil verzogene Nischenstürze, was in Verbindung mit dem Gewände des traufseitigen Fensters an einen älteren Bestand des 16. Jahrhunderts denken lässt.
Zur Bauzeit endete der Flur an der durch den Mittellängsunterzug vorgegebenen, die gesamte Gebäudelänge durchziehenden Längsachse. Sie unterteilte den Erdgeschossgrundriss in zwei Längszonen. Innerhalb der straßenseitigen Längszone befindet sich im Norden die Stube, der im Westen eine gefangene, nur über die Stube zugängliche Kammer zugeordnet war. Erwähnenswert ist der Befund, dass die Fenstereinfassungen der Stube aus wiederverwendeten Spolien des 16. Jahrhunderts bestehen und dass in der benachbarten Kammer eine vermauerte Fensteröffnung erkennbar ist.
Im Süden der straßenseitigen Zone war in Anlehnung an die Abbundzeichen der Flurwand eine große, die Stubengröße übertreffende Raumeinheit ausgeführt. Ob es sich bei diesem Großraum allein um eine Küche handelte bzw. ob er eventuell noch mit dem Flur in Verbindung stand, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend entschieden werden.
Zu berücksichtigen ist auch die Vermutung, dass es sich bei diesem Großraum um einen ehemals eigenständig erschlossenen, der Vogtsstube vorgelagerten Freiraum handelte.
Ob der in diesem Kontext zu vermutende Eingang seitlich des vermauerten Fensters oder am Giebel lag, wäre zu überprüfen. So besitzt zum Beispiel das traufseitige Fenster als einzige Belichtung eine Brüstungsnische, während sich die giebelseitige Fenstereinfassung sowohl aus modernen Bauteilen als auch aus Spolien des 16. Jahrhunderts zusammensetzt.
Spätestens mit seiner Unterteilung in Küche und Nebenkammer hat der Großraum seine ehemalige Funktion verloren. In diese Zeit fällt dann auch die Verlängerung des Flures, die Auslegung der Steinplatten sowie die Erwärmung der Nebenkammer durch den vorhandenen Kachelofen, während der Kern der Treppenanlage wohl noch in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zu datieren ist.
Der Oberstock
Sind zur bauzeitlichen Grundrissgliederung im Erdgeschoss noch einige Fragen offen, so hat sich diese im Oberstock vollständig erhalten.
Diese Aussage trifft nicht nur auf die Grundrissgliederung zu. Auch der Wand-Boden- und Deckenaufbau entspricht weitgehend dem bauzeitlichen Zustand. Um spätere Veränderungen handelt es sich wohl bei einzelnen Deckenverkleidungen und verschiedenen Wandoberflächen.
Bauzeitlich ist auch die an der Rücktraufe verlaufende Galerie, deren Basis die auskragenden Deckenbalken über dem Erdgeschoss bilden.
Das Dachwerk
Zwischen zwei Fachwerkgiebeln ist ein Sparrendach abgezimmert. Einschließlich der Giebelsparren handelt es sich um 11 Sparrendreiecke, deren in die Dachbalken zapfenden Sparren durch eine in die Sparren zapfende Kehlbalkenlage stabilisiert werden. Letztere unterteilt das Dachwerk in zwei Dachgeschosse. Im 1. Dachgeschoss werden die Kehlbalken durch zwei Längshölzer unterstützt. Unter den Kehlbalkenenden angeordnet, besitzen sie stehende Querschnitte und durchlaufen die gesamte Dachlänge. Zu ihrer Entlastung sind einschließlich der Giebelscheiben vier quer zum First verlaufende Tragachsen ausgeführt. In den Giebelscheiben handelt es sich um stehende Querbünde, während innerhalb des Daches zwei abgesprengte Querbünde ausgeführt sind. Zur Aufnahme der Stuhlrähme besitzen deren Bundstreben sich nach oben vergrößernde Querschnitte. Mit ihren Fußpunkten zapfen sie wie die Sparren in die Dachbalken (Bundbalken). Kombiniert mit den unter die Dachschrägen ausgeführten und mit einer Riegelfolge ausgestatteten Längsbünden, bilden sie ein zweifach liegendes Stuhlgerüst aus.
Die Queraussteifung der abgesprengten Querbünde übernehmen kopfzonige, in die Bundstreben und Druckriegel zapfende Streben. Durch Streben sind auch die Längsbünde ausgesteift. Von den Bundstreben kommend, überqueren sie die Riegelfolge und enden an den Stuhlrähmen.
Die stehenden Querbünde sind in das Fachwerk der Giebelscheiben eingebunden. Dieses ist zweifach verriegelt und durch Feldstreben ausgesteift.
Im 2. Dachgeschoss (Dachspitz) ist kein zusätzliches Traggerüst eingebaut.
Beginnend am Stubengiebel sind die Querbünde durch eine steigende Folge von Ausstichen gekennzeichnet, wobei die Traufenunterscheidung durch eine zusätzliche Strichkerbe erfolgt.
Das keine Rauchspuren aufweisende Holzwerk besteht insgesamt aus Eichenholz.
Wie im historischen Altbau üblich, wurde das Holzgerüst, bestehend aus den tragenden, den aussteifenden und den wandunterteilenden Bauhölzern vor dem eigentlichen Aufrichten am vorgesehenen Standort auf dem Zimmerplatz abgebunden. Waren die einzelnen Bauteile, wie Längs- oder Querbünde bzw. das Deckengebälk oder die Sparrendreiecke aufeinander abgestimmt, wurden die jeweiligen Hölzer in ein das gesamte Holzgerüst umfassendes Markierungssystem eingebunden. In der Praxis erfolgte dies über Abbundzeichen, die noch auf dem Zimmerplatz an bestimmten Holzflächen an den beim Abbund oben liegenden Abbundseiten aufgemalt ausgestochen oder eingeritzt wurden. Nach dem Transport der Bauhölzer zum Bauplatz dienten sie als Aufrichthilfe.
Im vorliegenden Fall wandten die damaligen Zimmerleute mehrere, auf die einzelnen Funktionshölzer abgestimmte Einzelsysteme an.
Danach wurden die Querachsen und somit die zugehörigen Hölzer dieser Achsen durch die steigende Folge von Dreieckskerben, den sogenannten Ausstichen, gekennzeichnet. Am untersuchten Gebäude sind dies die Ausstiche eins bis vier, beginnend am Hauptgiebel bzw. Stubengiebel. Innerhalb der Achsen unterschieden die Zimmerleute Holzgruppen mit gleicher Funktion. So die Gruppe der tragenden Ständer, welche durch die aussteifenden Streben, die wandunterteilenden Riegel und die zwischen den Riegeln verbauten Fensterstiele zu ergänzen wären. Die Hölzer dieser Gruppen wurden durch Zusatzzeichen, aufgebaut nach dem römischen Zahlenprinzip, separat gekennzeichnet.
Vergleichbar aber mit einem anderen Grundzeichen wurden die Längsachsen markiert. Zur Anwendung kam die steigende Folge von Schrägkerben, die sogenannten Ruten, wobei im vorliegenden Fall die Aufreihung von ein bis drei Ruten, beginnend an der Stubentraufe, erfasst wurde. Innerhalb der einzelnen Längsachsen unterlagen die verschiedenen Funktionshölzer den gleichen Markierungsaufbauten wie in den Querachsen.
Orientiert an diesen Vorgaben war es möglich, auch nach den vorgefundenen Veränderungen und Umbauten die ursprüngliche Abfolge der jeweiligen Funktionshölzer in eine stimmige Abfolge einzubinden bzw. deren ursprüngliche Lage zeichnerisch zu rekonstruieren.
Zusammen mit den rein zimmerungstechnischen Befunden wie z.B. Zapfenlöcher, Holznagellöcher, Nuten oder Fälzen ergaben sich in der Gesamtschau die unten aufgeführten Wandaufbauten bzw. die daraus resultierende Raumgliederungen.
Grundriss Keller
Die äußere Erschließung der zweiteiligen Kelleranlage erfolgt über ein Rundbogenportal am Hauptgiebel. Es führt in den vorderen Keller, der mit einem firstparallel verlaufenden Eichengebälk eingedeckt ist. Im Norden lagert es in der Giebelwand, während es gegenüber einer massiven Kellertrennwand aufliegt. Das Gebälk wird mittig durch einen quer zum First verlaufenden Unterzug unterstützt, wobei dessen Spannweite durch einen mächtigen Eichenständer annähernd halbiert wird.
Im vorderen Keller wurde im 20. Jahrhundert ein Brenn- und Waschraum abgetrennt. Umfassend verputzt, wird er von zwei Fenstern belichtet. Während das Giebelfenster aus Spolien des 16. Jahrhunderts gesetzt ist, handelt es sich bei der Öffnung an der Langseite wohl um die moderne Aufweitung einer älteren Belichtungsöffnung.
Begrenzt durch die massive, zwischen die Kelleraußenwände gesetzte Trennwand, erreicht man über einen in Holz gefassten Durchgang den rückwärtigen Kellerabschnitt. Auch er ist mit einem, durch einen Querunterzug unterstützten Längsgebälk eingedeckt. Anders als im vorderen Keller steht hier die die den Unterzug tragende Eichensäule deutlich außermittig. Die Belichtung dieses Kellerabschnittes ist wohl bedingt durch das Fehlen eines Portales umfangreicher. Erwähnenswert ist, dass die von zwei Nischen flankierten Belichtungsschlitze in der Giebelwand deutlich von den restlichen Öffnungen abweichen.
Im Gegensatz zum vorderen Kellerabschnitt besitzt der hintere Keller eine interne Erschließung, wobei das Treppenloch wohl als ursprünglich anzusprechen ist.
Zum Teil partiell durch Stahlträger ersetzt oder nachträglich unterstützt und gesichert, ist das Gebälk generell als bauzeitlich einzuordnen.
Eindeutige Hinweise, dass die Kelleranlage einem älteren Vorgängerbau zuzuordnen ist, wurden nicht erkannt. Es sei denn, der Sockel der westlichen Traufwand wäre als dessen baulicher Rest einzuordnen.
Der aufgehende Baukörper
Das Erdgeschoss
Über dem Kellersockel ist das massive Erdgeschoss aufgemauert. Zugänglich über den über eine zweiläufige Außentreppe erreichbaren und in das Jahre 1751 (i) datierten Eingang, führt dieser in einen Flur, der seitlich durch zwei bauzeitliche Fachwerkwände begrenzt wird. Während die nördliche Flurwand zur Bauzeit geschlossen war, hat sich innerhalb der südlichen Flurwand eine alte Türöffnung erhalten. Zwischenzeitlich geschlossen, befindet sie sich unmittelbar an der massiven Außenwand und führte in die durch das Stuckprofil abgesteckte Giebelkammer. Sie besitzt im Vergleich zu den Fensteröffnungen der übrigen Räume zwei eingewölbte, zum Teil verzogene Nischenstürze, was in Verbindung mit dem Gewände des traufseitigen Fensters an einen älteren Bestand des 16. Jahrhunderts denken lässt.
Zur Bauzeit endete der Flur an der durch den Mittellängsunterzug vorgegebenen, die gesamte Gebäudelänge durchziehenden Längsachse. Sie unterteilte den Erdgeschossgrundriss in zwei Längszonen. Innerhalb der straßenseitigen Längszone befindet sich im Norden die Stube, der im Westen eine gefangene, nur über die Stube zugängliche Kammer zugeordnet war. Erwähnenswert ist der Befund, dass die Fenstereinfassungen der Stube aus wiederverwendeten Spolien des 16. Jahrhunderts bestehen und dass in der benachbarten Kammer eine vermauerte Fensteröffnung erkennbar ist.
Im Süden der straßenseitigen Zone war in Anlehnung an die Abbundzeichen der Flurwand eine große, die Stubengröße übertreffende Raumeinheit ausgeführt. Ob es sich bei diesem Großraum allein um eine Küche handelte bzw. ob er eventuell noch mit dem Flur in Verbindung stand, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend entschieden werden.
Zu berücksichtigen ist auch die Vermutung, dass es sich bei diesem Großraum um einen ehemals eigenständig erschlossenen, der Vogtsstube vorgelagerten Freiraum handelte.
Ob der in diesem Kontext zu vermutende Eingang seitlich des vermauerten Fensters oder am Giebel lag, wäre zu überprüfen. So besitzt zum Beispiel das traufseitige Fenster als einzige Belichtung eine Brüstungsnische, während sich die giebelseitige Fenstereinfassung sowohl aus modernen Bauteilen als auch aus Spolien des 16. Jahrhunderts zusammensetzt.
Spätestens mit seiner Unterteilung in Küche und Nebenkammer hat der Großraum seine ehemalige Funktion verloren. In diese Zeit fällt dann auch die Verlängerung des Flures, die Auslegung der Steinplatten sowie die Erwärmung der Nebenkammer durch den vorhandenen Kachelofen, während der Kern der Treppenanlage wohl noch in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zu datieren ist.
Der Oberstock
Sind zur bauzeitlichen Grundrissgliederung im Erdgeschoss noch einige Fragen offen, so hat sich diese im Oberstock vollständig erhalten.
Diese Aussage trifft nicht nur auf die Grundrissgliederung zu. Auch der Wand-Boden- und Deckenaufbau entspricht weitgehend dem bauzeitlichen Zustand. Um spätere Veränderungen handelt es sich wohl bei einzelnen Deckenverkleidungen und verschiedenen Wandoberflächen.
Bauzeitlich ist auch die an der Rücktraufe verlaufende Galerie, deren Basis die auskragenden Deckenbalken über dem Erdgeschoss bilden.
Das Dachwerk
Zwischen zwei Fachwerkgiebeln ist ein Sparrendach abgezimmert. Einschließlich der Giebelsparren handelt es sich um 11 Sparrendreiecke, deren in die Dachbalken zapfenden Sparren durch eine in die Sparren zapfende Kehlbalkenlage stabilisiert werden. Letztere unterteilt das Dachwerk in zwei Dachgeschosse. Im 1. Dachgeschoss werden die Kehlbalken durch zwei Längshölzer unterstützt. Unter den Kehlbalkenenden angeordnet, besitzen sie stehende Querschnitte und durchlaufen die gesamte Dachlänge. Zu ihrer Entlastung sind einschließlich der Giebelscheiben vier quer zum First verlaufende Tragachsen ausgeführt. In den Giebelscheiben handelt es sich um stehende Querbünde, während innerhalb des Daches zwei abgesprengte Querbünde ausgeführt sind. Zur Aufnahme der Stuhlrähme besitzen deren Bundstreben sich nach oben vergrößernde Querschnitte. Mit ihren Fußpunkten zapfen sie wie die Sparren in die Dachbalken (Bundbalken). Kombiniert mit den unter die Dachschrägen ausgeführten und mit einer Riegelfolge ausgestatteten Längsbünden, bilden sie ein zweifach liegendes Stuhlgerüst aus.
Die Queraussteifung der abgesprengten Querbünde übernehmen kopfzonige, in die Bundstreben und Druckriegel zapfende Streben. Durch Streben sind auch die Längsbünde ausgesteift. Von den Bundstreben kommend, überqueren sie die Riegelfolge und enden an den Stuhlrähmen.
Die stehenden Querbünde sind in das Fachwerk der Giebelscheiben eingebunden. Dieses ist zweifach verriegelt und durch Feldstreben ausgesteift.
Im 2. Dachgeschoss (Dachspitz) ist kein zusätzliches Traggerüst eingebaut.
Beginnend am Stubengiebel sind die Querbünde durch eine steigende Folge von Ausstichen gekennzeichnet, wobei die Traufenunterscheidung durch eine zusätzliche Strichkerbe erfolgt.
Das keine Rauchspuren aufweisende Holzwerk besteht insgesamt aus Eichenholz.