Alte Aula (Tübingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Schiefes Haus

ID: 100057605710  /  Datum: 17.03.2015
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Lange Gasse
Hausnummer: 22
Postleitzahl: 71723
Stadt-Teilort: Großbottwar

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Ludwigsburg (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8118021002
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Spätmittelalterlicher Neubau von 1549 (d, i), im 19. und 20. Jh. verändert.

[Ausführlich zur Baugeschichte s. Konstruktion]


1. Bauphase:
(1548 - 1549)
Neuerbauung 1549 (i); ein Wandrähm (OG) datiert 1548/49 (d).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

2. Bauphase:
(1800 - 1999)
Umbaumaßnahmen am Fachwerkgerüst und im Innern, darunter im Bereich der Osthälfte der EG-Südwand, der Deckenbalkenlage über dem EG sowie dem Fachwerkgefüge der OG-Südwand. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ostansicht / Schiefes Haus in 71723 Großbottwar (12.02.2015 - Michael Hermann)
Abbildungsnachweis
Nordansicht / Schiefes Haus in 71723 Großbottwar (12.02.2015 - Michael Hermann)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Dendrochonologische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Eckgebäude befindet sich mitten in der historischen Altstadt von Großbottwar; es steht an der Kreuzung Lange Gasse - Zehntgasse. Das Gebäude zeigt einen nahezu trapezfömigen Grundriss, der lediglich entlang der Nordseite an der Langen Gasse etwas abknickt.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Zweigeschossiger Satteldachbau in Ecklage mit Schopfwalm, Fachwerkobergeschoss und weitgehend massivem Erdgeschoss; der Giebel mit Zierfachwerkformen ist extrem schmal und hoch, das Dachwerk ist zweigeschossig.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die innere Grundrissgliederung war ursprünglich wohl zweischiffig und zweizonig, wurde durch jüngere Umbauten aber weiter unterteilt.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Auf der Nordseite zeigt das Fachwerkgefüge starke Setzungen; die Ursache war nicht eindeutig zu erkennen, vermutlich sind zerstörte Fachwerkschwellen der EG-Nordwand verantwortlich. Aus den Setzungen und der geringen Gebäudebreite resultieren dann auch starke Neigungen, woraus der mündlich kolportierte Name "schiefes Haus" resultiert.
Bestand/Ausstattung:
An historischer Ausstattung hat sich nichts Bemerkenswertes erhalten. Insgesamt ist festzustellen, dass die historische Bausubstanz des Gebäudes durch die bisherigen Sanierungen stark dezimiert ist, und der Aussagewert als Kulturdenkmal mit jeder weiteren Baumaßnahme zunehmend zweifelhaft wird.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst, mehrstöckig
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Verwendete Materialien
    • Holz
    • Stein
  • Dachform
    • Satteldach
  • Gestaltungselemente
    • Zierglieder im Holzbau
Konstruktion/Material:
An der EG-Nordwand zeigt sich im Anschluss an den Kellerhals das Sturzgewände eines rundbogigen Toreingangs; dieses führt ins EG. Mit diesem Türgewände bricht das massive Mauerwerk ab und es folgt ein Abschnitt mit schwach dimensioniertem Fachwerk des 20. Jahrhunderts, gefolgt von der heutigen Haustür. Die westliche Bundzone wird von einer Fachwerkwand aus überwiegend Eichenholz eingenommen. Es war im Vorfeld unklar, ob es sich um eine nachträgliche Fachwerkwand an Stelle einer ursprünglichen massiven EG-Wand handelte. Daher sollte die Zeitstellung dieses Fachwerks durch die vorliegende dendrochronologische Untersuchung geklärt werden. Das Ergebnis zeigt, dass es sich überwiegend um eine bauzeitliche Wand von 1548/49 (d) handelt. Dies wird auch durch die Auskragung der Balkenköpfe bestätigt, die bei einer massiven EG-Wand im 16. Jahrhundert unüblich wäre. Die einfach verriegelte Fachwerkkonstruktion war zum Zeitpunkt der Untersuchung von innen mit einer Vorsatzschale aus Heraklithplatten verstellt und von außen mit OSB-Platten beplankt. Es stand daher nur ein schmaler Streifen unterhalb des Rähms für die Untersuchung zur Verfügung. Trotzdem war zu erkennen, dass es sich bei dem großen mittigen Fenster um eine nachträgliche Einfügung in den Wandaufbau handelte. Auf der Rähmunterseite zeigen sich keine Zapflöcher, die auf weitere Veränderungen der Wand hindeuten würden. Lediglich ein flaches Zapfloch östlich des mit der Nr. 3 beprobten Wandständers gibt Hinweise auf eine Veränderung. Allerdings ist auf dem von der Stadt Großbottwar zur Verfügung gestellten Baustellenbild eine Streifnut im Bundständer zu erkennen, die belegt, dass die Strebe, der Fensterständer und die Riegel nachträglich eingefügt wurden. Es hat sich demnach vom ursprünglichen Gefüge wohl nur der Eckständer, der Bundständer, die Schwelle und das Rähm erhalten. Das Fachwerkgefüge im Obergeschoss ist durch eine nachträglich wohl im 19. Jahrhundert eingebaute gereihte Befensterung geprägt. Dabei wurden auch die Wandriegel neu ausgerichtet. Sie nehmen die Setzungen von Schwelle und Rähm nicht auf. Dies zeigt, dass die Setzungen schon vor dem 19. Jahrhundert entstanden sind. An der östlichen Hälfte der OG-Nordwand ist auch das bauzeitliche Wandrähm entfernt und durch ein nivelliertes und tiefer gesetztes neues Rähm ersetzt. In der westlichen Wandhälfte der OG-Nordwand ist das Rähm als Rähmriegel in den Bundständer gezapft. Ob hier ursprünglich noch ein Rähm darüber lag ist unklar. Auf dem Rähmriegel liegen mit Brettchen verkleidete Balkenköpfe auf. Allerdings sind diese Deckenbalken im Innern des Gebäudes herausgesägt. Stattdessen wurden an der Traufe der Nord- und der Südseite im 20. Jahrhundert ein neuer Kniestock und eine neue Dachbalkenlage über dem OG eingebaut. In diesem Zuge wurde auch das komplette Dachwerk mit Ausnahme des Ostgiebels durch eine Neukonstruktion ersetzt. Im Erdgeschoss sind auf der Ostfassade das massiv ausgeführte Kellertor und die Eckquaderung mit ausgeprägten und verzierten Konsolen bemerkenswert. An der Südostecke ist in die Konsolen ein geschraubter, gratkannelierter Dienst eingebunden, dies könnte vielleicht auf eine ehemalige Skulptur an dieser Stelle hindeuten. An den Konsolen der Nordostecke ist ein Wappenschild mit dem Monogramm ES und ein weiteres Wappenschild mit dem Monogramm HS und darüber die Jahreszahl 1549 angebracht. Auf der Südseite des Erdgeschosses ist unlagiges Bruchsteinmauerwerk des 16. Jahrhunderts mit zahlreichen eingebundenen Ziegelstücken zu erkennen. Ein breites Fenstergewände mit 3 cm breitem Falz bindet stimmig ins Mauerwerk ein. Dies zeigt, dass es sich bei dem Bau um einen nachmittelalterlichen Neubau handelt. Ob dies auch für den Keller zutrifft muss hier offen bleiben, da er nicht zugänglich war. Die Osthälfte der EG-Südwand ist im 19. Jahrhundert erneuert worden. Über dem Mauerwerk folgt eine Zone mit Schwemmsteinen hier belegen neue Balkenköpfe, dass auch die Deckenbalkenlage über dem EG im 20. Jahrhundert erneuert wurde. Das Fachwerkgefüge der OG-Südwand ist überwiegend im 19. Jahrhundert erneuert worden.

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