Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus, ehem. Fruchtkasten

ID: 198824096317  /  Datum: 25.02.2019
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Hauptstraße
Hausnummer: 36
Postleitzahl: 89188
Stadt-Teilort: Merklingen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Alb-Donau-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8425079001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Einer Inschrifttafel über der Eingangstür zufolge wurde das Gebäude 1763 als Fruchtkasten des Chorherrenstiftes Wiesensteig wohl auf dem Fundament des ehem. Frühmesshauses erbaut. Entsprechend nach der Auflösung des Stiftes im frühen 19. Jahrhundert und dem Übergang in private Hände erfolgte der Umbau zu Wohn- und Landwirtschaftszwecken.

Die bauhistorische Situation lässt sich auf der Grundlage der momentan bekannten Baubefunde folgendermaßen zusammenfassen:

Phase 1
Eventuell gab es einen vorbarocken Vorgängerbau, von welchem nur noch der kleine Gewölbekeller als Rest eines einst größeren Kellers erhalten ist.

Phase 2 - Neubau von 1763
In den praktisch vollständigen Neubau wurde nur der Keller des Vorgängerbaus einbezogen. Das Erdgeschoss bestand ursprünglich komplett aus massiven Außenwänden. In den Obergeschossen und im Dachbereich ist die westliche Giebelseite gemauert, ansonsten besteht es aus Fachwerk. Die Innengliederung im Erdgeschoss ist unbekannt, in den beiden Obergeschossen befanden sich große Lagerebenen. Der Dachraum verfügt über 2 gänzlich ungeteilte Lagerböden im 1. und 2. Dachgeschoss.

Phase 3
In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte mit dem Wohnungsausbau die Unterteilung der Geschossflächen im Erdgeschoss und in den Obergeschossen durch Fachwerkwände.

Phase 4
Veränderungen im Wohnungsausbau datieren in das weiter fortgeschrittene 19. Jahrhundert in den Obergeschossen und im westlichen Teil des Erdgeschosses, dort auch Erneuerung des westlichen Teiles als Stall.

Phase 5
Wenige Veränderungen an der Binnengliederung und an den Öffnungen sind ab der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu verzeichnen.


1. Bauphase:
(1763)
Neubau des Gebäudes (i)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt

2. Bauphase:
(1800 - 1850)
Wohnungsausbau; Unterteilung der Geschossflächen im Erdgeschoss und in den Obergeschossen durch Fachwerkwände
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Konstruktionsdetail:
  • Holzgerüstbau
    • allgemein

3. Bauphase:
(1850 - 1899)
Veränderungen im Wohnungsausbau in den Obergeschossen und im westlichen Teil des Erdgeschosses, dort auch Erneuerung des westlichen Teiles als Stall.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Stallgebäude

4. Bauphase:
(1900)
Wenige Veränderungen an der Binnengliederung
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(2016)
Umbau in Mehrfamilienhaus seit 2016
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Wohnhaus befindet sich im Zentrum von Merklingen. Es steht giebelständig an der Westseite der Hauptstraße, gegenüber des Rathauses.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Großes und hohes Gebäude mit drei Geschossen, über länglich rechteckigem Grundriss rechtwinklig zur Straße stehend. Am östlichen (straßenseitigen) Kopfende zwei kleine Kellerräume, teilweise eingewölbt. Erdgeschoss massiv umfangen, ostseitig Wohnräume, rückwärtig (gegen Westen) Stallbereich. Die beiden Obergeschosse weitestgehend zu Wohnzwecken ausgebaut.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Die rückwärtige (westliche) Giebelseite ist bis zum First hinauf gemauert, ansonsten bestehen die Außenwände aus verputztem Fachwerk. Auch das Innere ist durch zumeist verputzte Fachwerkwände unterteilt. Dreigeschossiges Dachwerk ohne feste Einbauten, gegen die Straße (im Osten) verputzte Fachwerkgiebel, rückwärtig (gegen Westen) gemauerte Giebelscheibe. Das Äußere des Baus geschlossen flächig verputzt und teils achsial, teils unregelmäßig befenstert.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Backstein/Lehmziegel
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
    • Quader
  • Verwendete Materialien
    • Backstein
    • Putz
  • Dachform
    • Satteldach
  • Holzgerüstbau
    • allgemein
Konstruktion/Material:
Kellergeschoss
Unter dem östlichen Kopfende des Gebäudes befinden sich 2 kleine, unterschiedlich große Kellerräume. Der größere Raum liegt unter der Südostecke des Gebäudes und nimmt auf dessen Außen Fluchtbezug. Er besitzt im Bruchstein gemauerte Wandungen, die an der Südseite (Vordertraufe) ursprünglich etwa 1 m stark waren und nachträglich innenseitig stark ausgebrochen worden sind. An der östlichen Stirnseite deutet die unruhige Maueroberfläche (verputzt) ebenfalls die Möglichkeit eines nachträglich innenseitigen Ausbruchs an, vielleicht ist hier aber auch momentan nicht näher nachvollziehbare Altsubstanz in das Mauerwerk einbezogen worden. In der Westwand befindet sich mittig eine kleine rechteckige, flachgedeckte Wandnische, die zum Ursprungsbestand des Mauerwerkes gehören dürfte. Der daneben gelegene heutige Treppenabgang, der im Erdgeschoss rechtwinklig unter die Geschosstreppe läuft, scheint hingegen in einer nachträglichen Mauerwerksplombe zu sitzen und damit auf jüngere Veränderungen zurückzugehen. In der Nordwand befindet sich am westlichen Wandende ein steil nach oben steigender und damit im Eingangsflur mündender Schacht. Er sitzt an der Stelle einer älteren, breiteren Nische, bei der es sich um die Einmündung eines ursprünglichen Kellerabgangs handeln könnte.
Der 2. Kellerraum liegt unmittelbar nördlich des 1. Kellerraumes. Es handelt sich um einen sehr kleinen, im Grundriss fast quadratischen Raum, der vom Niveau her deutlich tiefer liegt als der 1. Raum und sich nur im Osten an die Außenflucht des aufgehenden Baues anlehnt, während er im Norden nicht bis zur Rücktraufe des Baues reicht. Der Raum besitzt einen Rundbogen, in Backstein gemauertes Tonnengewölbe. Dieses wird im Süden von der Nordwand des 1. Kellerraumes überschnitten, die im entsprechenden Bereich auch stumpf zwischen die West- und die Ostwand des Gewölberaumes eingestellt ist. Demnach dürfte der Gewölbekeller einst weiter nach Süden gelaufen sein, als dies heute der Fall ist.
Die genannten Befunde weisen vermutlich auf eine 2 Zweiphasigkeit der Kelleranlage hin, bei der der ursprünglich weiter nach Süden laufende Gewölbekeller möglicherweise noch einem Bau aus der Zeit vor 1763 angehört, während der südliche Kellerraum dem Bau von 1763 oder vielleicht auch erst den Ausbauten des 19. Jahrhunderts zuzurechnen ist.

Erdgeschoss
Das Erdgeschoss des Baus wird von zumeist in Bruchstein gemauerten Wandscheiben umfangen. Der ursprüngliche, wohl der Zeit um 1763 angehörende Bestand zeigt eine etwa 1 m starke Mauer aus Kalkbruchstein, die sich in Resten heute noch an der westlichen (rückwärtigen) Giebelseite sowie an der nördlichen (rückseitigen) Traufseite erhalten hat, während die anderen äußeren Wandscheiben später erneuert oder in ihrer Stärke stark reduziert worden sind.
Die westliche (rückwärtige) Giebelseite ist in ihrem ursprünglichen Bestand in Kalkbruchstein gemauert. Im Verband des Kalksteinmauerwerkes stehen im Erdgeschoss wie auch in den höher liegenden Geschossen außenseitige, in Backstein gemauerte Schräggesimse, die mit einiger Wahrscheinlichkeit als Barock zu betrachten sind, sodass wir davon ausgehen dürfen, dass es sich beim ursprünglichen Bruchsteinmauerwerk der Westwand nicht um vorbarocke oder gar mittelalterliche Mauerwerksreste handelt, sondern um barockes Bruchsteinmauerwerk mit Backsteindetails. Das ursprüngliche Mauerwerk hat sich an der Westseite in der nördlichen Wandhälfte mäßig umfangreich erhalten, wobei die Nordwestecke in Tuffquadern ab gemauert zu sein scheint.
Das Innere des Erdgeschosses ist in der östlichen Hälfte zu Wohnzwecken ausgebaut. Die in der Südostecke gelegene, nur mäßig große Stube ist gegen Westen zum Eingangsflur hin durch eine Streben lose Fachwerkwand mit zweifacher Verriegelung und Backsteinausfachung abgeschlossen, die dem 19. Jahrhundert zuzurechnen ist. Die Nordwand wird von einem dünnen Ständerfachwerk mit sehr schwachen Ständern und einer Ausfachung aus Hochkant stehenden Backsteinen gebildet, die dem späten 19. Jahrhundert zuzurechnen ist. Sie steht unter einem starken, verputzten Unterzug und läuft im Osten in eine der dortigen Fensternischen hinein. Demnach öffnete sich der südöstliche Eckraum einst in den nordöstlichen Eckraum hinein.
Der an der Südseite westlich des südöstlichen Eckraumes gelegene Eingangsflur wird gegen Westen von einer Backsteinmauerscheibe wohl der schon weiter fortgeschrittenen 19. Jahrhunderts begrenzt. Die Nordwand des Flures hingegen hat im westlichen Abschnitt noch zweiriegeliges Nadelholzfachwerk das 19. Jahrhundert bewahrt, während sie im östlichen Wandabschnitt zusammen mit der anschließenden Ofensituation des südöstlichen Eckraumes in Backstein erneuert ist.
Der nördlich des Eingangsflures gelegene kleine Küchenraum zeigt gegen Westen in den sondierten Bereichen eine zweiriegelige Fachwerkwand mit Backstein aus.
Die östliche Hälfte des Inneren des Erdgeschosses wird von einem großen Stall eingenommen, aus dessen Grundfläche nachträglich im Nordosten durch eine dünne Backsteinwandscheibe ein kleiner Lagerraum herausgetrennt worden ist. Die Decke des Stallbereiches besteht aus Eichenholzbalken mit seitlichen Nuten, in denen zwischen den Balken gespannte Backsteinbögen sitzen. Unterstützt wird die Decke von längs laufenden Eichenbalken bzw. in der südlichen Tragachse auch von einem Stahlträger.

1. Obergeschoss
Das 1. Obergeschoss des Gebäudes ist bis auf die westliche (rückwärtige) Giebelseite durchweg in heute meist verputztes Fachwerk errichtet.
Die westliche Giebelwand zeigt wie im Erdgeschoss im Kernbestand Kalkbruchsteinmauerwerk, wobei sich der ursprüngliche Mauerwerksbestand noch praktisch über die ganze Wandlänge hinweg erstreckt.
Die nördliche, die südliche und die östliche Außenwand des 1. Obergeschosses zeigen verputztes Fachwerk, das im westlichen Hausteil teilweise innenseitig freiliegt. Soweit freiliegend bzw. sondiert, handelt es sich um ein Riegel des Fachwerks aus Eichen- und Nadelholz mit Backsteinausfachung und symmetrisch angeordneten wandhohen Streben, das dem Bau von 1763 zuzurechnen ist.
Im Inneren des 1. Obergeschosses lassen sich noch Reste der barocken Tragkonstruktion erkennen. Es handelt sich zum einen um ein in Gebäudequerrichtung verlaufendes Deckengebälk aus Nadelholz sowie zwei in den Drittelspunkten verlaufenden starken Längsunterzügen, die sich heute aber nur noch von der westlichen Giebelscheibe bis zur Mittelquerachse bzw. bis in den Treppenflur hinein nachvollziehen lassen.

2. Obergeschoss
Auch im 2. Obergeschoss des Gebäudes ist die westliche (rückwärtige) Giebelwand gemauert, während alle anderen Wandscheiben in heute zumeist verputztes Fachwerk ausgeführt sind.
Im Inneren des 2. Obergeschosses zeigt das barocke Fachwerkgerüst in seiner ursprünglichen Ausformung einen dreischiffigen, vierzonigen Grundriss. Das Innere des 2. Obergeschosses war im barocken Zustand von zwei in den Drittelspunkten angeordneten starken Längsunterzügen gegliedert, die heute noch über die ganze Hauslänge durchlaufen und unter denen an den Kreuzungspunkten mit den nur durch die Ständerstellung betonten Querbünde kräftige Bundständer stehen (bzw. standen). Diese haben sich noch im westlichen Endbund direkt vor der westlichen Giebelscheibe sowie in den zwei östlich folgenden inneren Querbünden erhalten, während sie im östlichen inneren Querbund verloren gegangen sind. In den westlichen Querbünden sind die Bundständer durch Kopfstrebe in Längs-und in Querrichtung ausgesteift und der Entbund vor der westlichen Giebelscheibe zeigt zudem noch zusätzliche Fußstreben zur Queraussteifung.

Dachwerk
Über dem dreigeschossigen Hausunterbau ist ein dreigeschossiges Dachwerk aufgeschlagen, das in seiner Gänze zum barocken Baubestand gehört. Es handelt sich um ein mäßig steiles Satteldach mit gegen Westen und Osten gerichteten Fachwerkgiebeln. Die westliche Giebelscheibe ist dabei als massive Wandscheibe ausgebildet, die östliche Giebelscheibe hingegen in ihrer ganzen Höhe als Fachwerkscheibe.
In konstruktiver Hinsicht handelt es sich um ein überwiegend in Nadelholz, teils auch in Eichenholz abgebundenes Sparrendach mit zwei eingezahlten Kehlbalkenlagen sowie einer liegenden und einer stehenden Stuhlkonstruktion im 1. Dachgeschoss.

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