Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Schlösschen "Hohenstein"

ID: 187903229015  /  Datum: 07.01.2019
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Hohenstein
Hausnummer: 1
Postleitzahl: 89134
Stadt-Teilort: Blaustein-Bermaringen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Alb-Donau-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8425141002
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Weiler Hohenstein (eigentlich Hau(g)enstein) geht vermutlich auf eine hochmittelalterliche Burgsiedlung zurück und war Reichslehen. Ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert sind als Lehensträger Ulmer Patrizier genannt, von 1571-1692 die Reichsstadt Ulm selber. Eine ehemalige Burg wird in jener Zeit öfters genannt, und zwar als Burgstall oder 1541 Burgsaß. 1692 geht das Lehen an die Kraft von Dellmensingen, die auf dem Burgstall das heutige Schlösschen errichteten. Es wird berichtet, dass dieser Bau auf den Grundmauern der alten Burg stehe. Im 19. Jahrhundert ist das Schlösschen in bäuerlichen Besitz übergegangen und diente fortan als Wohnhaus eines landwirtschaftlichen Betriebes.


1. Bauphase:
(1692)
Errichtung des Schlösschens auf dem ehem. Burgstall, die ehem. Grundmaueren der Burg miteinbeziehend.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Burganlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Residenz- und Hofhaltungsbauten
    • Schloss

2. Bauphase:
(1800 - 1899)
Das Schlösschen geht in bäuerlichen Besitz über und wird fortan als Wohnhaus eines landwirtschaftlichen Betriebes genutzt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Kleines Schlösschen von etwa 10 auf 14 m Grundfläche über sauber rechteckigem Grundriss, am Rande des Weilers scharf an der Hangkante zum Lautertal gelegen.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Randlage
Bauwerkstyp:
keine Angaben
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Zweigeschossiger Massivbau. Der westliche (talseitige) Teil des Erdgeschosses unterkellert. Kleiner, tonnengewölber Kellerraum. Mäßig steiles Satteldach, zum Untersuchungszeitpunkt bereits abgängig. Das Äußere geschlossen flächig verputzt und unregelmäßig befestigt. An der Südseite kleiner Backofenvorbau.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Ringsum massiver Umfang, das Erdgeschoss ist kleinräumig zu Wohnzwecken unterteilt, Mittelflur mit seitlichen Räumen, nordseitig schönes, rundbogiges Eingangsportal. Das Obergeschoss draufseitig leicht auskragend, ringsum von dünnen Backsteinwänden umfangen, im Inneren durch Fachwerkwände in einen breiten Mittelflur und zeitliche Zimmer untergliedert.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das Gebäude war zum Untersuchungszeitpunkt bereits teilweise eingestürzt. Das Dachwerks fehlte komplett, Teile des Obergeschosses waren abgetragen. Ansonsten war der Bau ungenutzt.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • allgemein
    • Backstein
    • Bruchstein
  • Mischbau
    • Innenwand aus Holz
  • Dachform
    • Satteldach
  • Verwendete Materialien
    • Putz
Konstruktion/Material:
Wie die Darstellung des vorhandenen Baubestandes und der Baubefunde zeigt, besitzt das Schlösschen in Hohenstein eine mehrphasige Baugeschichte. Sicherlich zum ältesten Bestand gehört das Geviert der Außenmauern des Erdgeschosses, das zugleich auch die Umfassung des westseitigen Kellerraumes bildet. Zu seinem Alter liegen keine eindeutigen Hinweise vor. Die gleichmäßigen Mauerstärken und der fast exakt rechteckige Grundriss lassen eine nachmittelalterliche Entstehung vermuten. Wenn die in Backstein abgemauerten und damit ebenfalls sicherlich nicht mittelalterlichen Nischenlaibungen an der Westseite des Erdgeschosses auf nachträgliche Veränderungen zurückgehen und man annimmt, dass auch die Mauerlatten der Deckenbalkenlage nachträglich aufgesetzt worden sind, sollte man zudem in Betracht ziehen, dass die Außenwände des Obergeschosses sich mit ihrem Backsteinmauerwerk in sehr lehmigem Mörtel deutlich vom Mauerwerk der Erdgeschossaußenwände abhebt, dann wird man mit einiger Wahrscheinlichkeit vermuten dürfen, dass das Außenmauerwerk des Erdgeschosses im Kern in die Zeit vor 1692 zurückgeht. Die umfangreiche Zweitverwendung von Baumaterialien im Obergeschossbereich (mittelalterliche Bundständer, Riegel mit Hinweisen auf Flechtwerkausfachung, Dachziegel und eventuell auch Bodenplatten in den Ausfachungen) zeigen, dass beim Bau von 1692 auf Baumaterial eines spätmittelalterlichen Baus (15. oder A. 16. Jahrhundert) zurückgegriffen wurde. Zumindest denkbar ist damit, dass hier 1692 nicht nur Material eines Vorgängerbaus verwendet wurde, sondern auch dessen gemauerte Erdgeschosswände in den Neubau einbezogen wurden. Bislang nicht grundsätzlich auszuschließen ist aber auch die Möglichkeit, dass bei einem vollständigen Neubau des Schlösschens um 1692 zunächst das Erdgeschoss aus zweitverwendeten Bruchsteinen aus den Trümmern der Vorgängeranlage errichtet wurde, und dann das dünnwandige Obergeschoss eigens deshalb in Backstein in einem 2. Bauabschnitt aufgesetzt wurde. Hinweise auf eine hochmittelalterliche Vorgängerbebauung, die in den Bau einbezogen worden ist, fehlen hingegen vollständig.
Dem barocken Bau von 1692 wären dann zumindest der Neuausbau des Erdgeschosses und das Aufsetzen eines neuen, mit Backsteinwandungen umfangenen Obergeschosses zuzurechnen. Vielleicht geht in jene Zeit auch der Ausbau des Kellers als Gewölbekeller zurück. Die barocke Grundrissgliederung des Erdgeschosses lässt sich heute nicht mehr vollständig nachvollziehen. So können wir eine durchgehende Fachwerkquerwand in der Achse der westlichen Flurwand belegen, während momentan nicht zu erkennen ist, inwieweit und ob überhaupt der mittlere und der östliche Bereich des Erdgeschosses damals unterteilt waren. Der mittigen in der Nordwand gelegenen Eingangstür zufolge ist es denkbar, dass ursprünglich ein Mittelquerflur die Grundfläche durchzog, von dem die westliche und östliche Zone durch Fachwerkwände abgetrennt waren. Im Obergeschoss können wir einen zunächst ungeteilten Mittelquerflur rekonstruieren. In der Nordwestecke lag einige getäferte, über eine Hinterladerofen beheizbare Stube als größter Raum des Geschosses, während sich in der Südwestecke, der Nordwest- und der Nordostecke jeweils kleinere, nicht getäferte und nicht heizbare Räume als einfache Kammern befanden. Zur ursprünglichen Lage der Geschosstreppe liegen momentan keine Hinweise vor. Die heutige Treppenanlage muss auf eine frühe Veränderung zurückgehen, da sie eine ursprüngliche Tür in der westlichen Flurwand überschneidet. Auch die aufwendig profilierten Bretterrahmen mancher Türen in Erd- und Obergeschoss scheinen auf frühe, d. h. noch barocke Veränderungen zurückzugehen, da sie ältere Anschlagfalze überdecken.

Mit der Neugliederung des östlichen Teiles des Erdgeschosses und einer fast vollständigen Neubefensterung des Baus hat das Schlösschen dann im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert nochmals eine tiefgreifende Veränderungsphase erlebt, die sich im heutigen Erscheinungsbild noch fast unverändert erhalten hat.

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