Bandhaus (Schloß Presteneck)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus

ID: 341213349489  /  Datum: 07.09.2005
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Schwörhausgasse
Hausnummer: 16
Postleitzahl: 89073
Stadt-Teilort: Ulm

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Ulm (Stadtkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8421000028
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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12345

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die Baugeschichte des heutigen Gebäudes Schwörhausgasse 16 beginnt mit einer Brandkatastrophe. In der Nacht zum 15. Oktober 1785 brannte die an der Blau gelegene Veltensmühle ab, mit ihr zwölf weitere Gebäude, darunter auch das städtische Schwörhaus. Das Feuer hatte sich entlang der Blau und bis zum Weinhof ausgebreitet, begünstigt durch eine größere Anzahl von Scheunen in diesem Bereich. Diese Katastrophe traf die Bewohner in wirtschaftlich schweren Zeiten. Obwohl seitens der Stadt Ulm umgehend eine öffentliche Kollekte zugunsten der Brandopfer in Ulm und benachbarten Städten durchgeführt wurde, konnten sich – abgesehen vom Schwörhaus – lediglich zwei der Brandopfer durchringen, ihre Anwesen wieder aufzubauen. Die übrigen Geschädigten verkauften ihre Brandstätten nach erfolgter Entschädigung. Offenbar war die Nachfrage nach den Brandplätzen eher zurückhaltend, denn auch acht Jahre nach dem Brand war nicht einmal die Hälfte der Parzellen wieder bebaut. Daher sah sich wohl die Stadt veranlasst, die Parzellen aufzukaufen und neu zu ordnen. Ergebnis dieser Neuordnung war einerseits die bauliche Aufwertung der alten Stadtmauer, die in diesem Bereich verlief, andererseits die Anlage einer durchgehenden Gasse entlang der Blau von der Häuselsbrücke bis zum Weinhofberg. Diese Gasse war bis dahin eine Sackgasse gewesen. Auch die bauliche Aufwertung der Stadtmauer sollte wohl die engen und verwinkelten Baustrukturen in diesem Quartier auflockern. Im Lauf der Jahrhunderte war diese innere Stadtmauer vielfach überbaut und wohl auch durchbrochen worden. Durch die Neuordnung wurde die Bebauung in eine schmale Bauzeile unterhalb der Stadtmauer und eine Bauzeile oberhalb der Stadtmauer geteilt. Dabei wurde seitens des Rates ausdrücklich betont, dass eine zusätzliche Erschließung der unteren Häuser durch die Stadtmauer hindurch von oben, also vom Weinhof her, nicht erlaubt ist. Ganz offensichtlich wurde dieser alten Stadtmauer noch im ausgehenden 18. Jahrhundert eine fortifikatorische Bedeutung beigemessen, auch wenn sich diese vielleicht gar nicht so sehr gegen eine Bedrohung von außerhalb der Stadt richtete sondern in diesen revolutionären Zeiten eher an eine Bedrohung durch die eigenen städtischen Unterschichten gedacht wurde. Bis 1794 war in der Bauzeile unterhalb der Stadtmauer lediglich ein kleiner Schafstall neu erbaut worden, der einige Jahrzehnte später durch eine größere Scheune wieder ersetzt wurde. Am Ende dieser Bauzeile zum Weinhofberg hin, hatten die Häuser Nr. 121 und 122 den Brand unbeschadet bzw. leicht beschädigt überstanden. Diese beiden Gebäude waren allerdings bis zum Brand eher als Randbebauung des Weinhofbergs zu verstehen. Auch das direkt an der Blau stehende Haus Nr. 124 hatte den Brand unbeschädigt überstanden. Dazwischen standen aber nach wie vor die Brandruinen. Erst mit dem Kauf der unteren Parzelle (Nr. 123) durch den Zimmergesellen Johann Ulrich Mayer 1794 wurde die städtebauliche Neuordnung des Bereichs verwirklicht. Einerseits war das neu erbaute Haus das erste neue Wohnhaus der Bauzeile, und damit so etwas wie ein Kristalisationspunkt der Neubebauung der Schwörhausgasse nach dem Stadtbrand. Ebenso bedeutend war, aber die gezielte Festlegung einer Bauflucht durch das Bau- und Feuergeschworenenamt und die bauliche Umsetzung durch die Neuanlage eines massiven Sockelgeschosses, auf dem der Neubau des Hauses Nr. A 123 erfolgte und zu beiden Seiten des Hauses terassenartige Gärten angelegt wurden. Erst durch diese Bauflucht wurde der heutige Verlauf der Schwörhausgasse begründet, und die Grundlage für die weitere Bebauung der Bauzeile an der Schwörhausgasse gelegt. Das neuerbaute Gebäude stieß im Osten an die Neubebauung des oberen Brandstattplatzes. Im Erdgeschoss blieb der heutige Gewölbekeller und weitere Mauerzüge von der Vorgängerbebauung erhalten. Die massive Nordwand, an die das Haus angebaut wurde, stammte ebenfalls von der Vorgängerbebauung. In der Ostwand des Gebäudes hat sich ein Mauerwerkszug aus weitgehend unspezifischem Bruchsteinmauerwerk erhalten, der bis etwa zur Mitte des 1. OG hinaufreicht. Hierbei könnte es sich um den Rest der archivalisch für das Gebäude nachgewiesenen ehemaligen Stadtmauer handeln, eine Eingrenzung der Datierung ist allerdings aufgrund der unspezifischen Mauerwerksstruktur nicht möglich. Das 1794 neuerbaute dreigeschossige Gebäude mit einem Mansarddach nur auf der Südseite zeichnet sich durch eine überraschend konservative Baustruktur aus. Zwar gibt es in Ulm ohnehin kaum Vergleichsbeispiele für das stagnierende Bauwesen in den letzten reichstädtischen Jahren. Aber auch im überregionalen Vergleich wäre eher ein breit gelagerter Massivbau mit stuckierten Decken zu erwarten gewesen. Ein Sichtfachwerkbau dagegen, mit einer roten Farbfassung mit grauer Balkenverbreiterung aufs Gefache war in diesen Jahren größten Bauholzmangels durch den Raubbau an den Wäldern geradezu anachronistisch. Und nicht ohne Grund sind die verbauten Hölzer – allesamt übrigens kein Floßholz – ausgesprochen schwach dimensioniert. Ebenso spricht auch die hölzerne Kasettendecke der Stube für eine konservative Bauauffassung des Bauherrn. Die bevorzugte Verwendung von Holz ist wohl auf den Bauherrn – den Zimmergesellen Mayer - zurückzuführen, der die Parzelle möglicherweise gar nicht für sich selbst gekauft hat, sondern den Weiterverkauf des Gebäudes nach erfolgter Fertigstellung von vornherein beabsichtigt hatte. Es hätte sich dabei also um eine Art früher „Bauträger“ gehandelt, der damit gleichzeitig den städtischen Zunftzwang umgangen und das Gebäude in „Eigenleistung“ erstellt hätte. Auch die ursprüngliche Grundrissgliederung im 1. und 2. Obergeschoss ist traditionell, dreizonig und zweischiffig, mit Stuben- und Kammerfach zur Gasse hin, dahinterliegender Küchenzone und im wenig belichteten Binnenbereich liegender östlicher Erschließungszone. Die tatsächliche Küche beschränkt sich in beiden Stockwerken auf das jeweils nördliche oder südliche Schiff der mittleren Zone. Drei Jahre nach Baubeginn wurde das fertige Haus, nachdem es kurzfristig im Besitz des Süßbecken Schmid war, an den Rechenmeister, Privatlehrer, „Diurnisten“ und Fruchtacciser Johann Ulrich Wiedenmann verkauft, der das Haus bis in die 1820er Jahre bewohnte, und hier immerhin zwei mathematische Lehrbücher verfasst und veröffentlicht hat. Dieser Neubau war durchaus erfolgreich konzipiert, denn er blieb fast ein halbes Jahrhundert ohne bauliche Veränderungen. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde an der Südseite ein zweigeschossiger verputzter Fachwerkanbau auf älterem (?) Gewölbekeller angebaut. Ab diesem Moment nahm die Bautätigkeit stetig zu, die bis dahin klar strukturierte Bauanlage wurde immer mehr verdichtet und verwinkelter.1864 wurde die Kaminanlage im Haus umgebaut, worüber keine weiteren Unterlagen mehr vorliegen.1888 wurde das verfüllte Sockelgeschoss unter dem Garten abgegraben und als Geschirrkammer, Kalkkeller (der Bauherr war Maurer!) und Abortgrube ausgebaut. 1912 wurde ein zweiter Abort im 2. Obergeschoss des Anbaus eingebaut, während der Abort im 1. Oberge-schoss des Anbaus durch ein Bad ergänzt wurde. Dabei wurde vor den Anbau ein überdachter Gang vorge-baut. Der bisher letzte gravierende Umbau erfolgte 1924. Dabei wurde südlich an die Stubenzone ein zweigeschossiger Anbau mit Erker im 1. OG angebaut. Die straßenseitige Westfassade wurde dabei entscheidend verändert, indem das bisherige Mansarddach durch eine Abschleppung über dem Anbau zu einem Pultdach umgeformt wurde.
Würdigung: Obwohl das Gebäude auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt, gewinnt es im Kontext seiner Baugeschichte durchaus an Bedeutung. Speziell der Zusammenhang mit dem Stadtbrand 1785 und die Funktion des Baus als Initialprojekt und Kristallisationspunkt der städtebaulichen Neugestaltung der Schwörhausgasse unterhalb der alten Stadtmauer ist hierbei zu betonen. Auch haben sich der Kernbau von 1794 und der Anbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts als zwar durchaus eigenwillig, aber qualitätsvoll herausgestellt, insbesondere, da beide Bauten substanziell noch weitgehend vorhanden sind, und die Umbauten der späteren Jahre sich weitgehend auf Ergänzungen beschränken. Dies schließt auch die Ausstattung mit ein, von der neben der Kassettendecke auch Dielenböden und vor allem im Anbau ein qualitätsvolles Kreuzstockfenster und die beiden Türen zum Anbau erwähnenswert sind.


1. Bauphase:
(1300 - 1784)
Älterer Keller, verputzt. Alter unbekannt. Bausubstanz vor dem Schwörhausbrand 1785.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1794)
Neubau auf der neu parzellierten Brandstatt des Schwörhausbrands, unter Einbeziehung des älteren Gewölbekellers.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1820 - 1857)
Anbau quer an die Südseite, 1857a als Bestand belegt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1888)
Abgrabung des verfüllten Sockels unter dem Garten als Geschirrkeller, Kalkgrube und Abortgrube. (Der damalige Eigentümer war Maurer).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1924)
Anbau an die Stubenzone mit Erker. Das einhüftige Mansarddach wurde zu einem einhüftigen Satteldach umgeformt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach, einhüftig/Frackdach

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Ulm, Schwörhausgasse 16 / Wohnhaus in 89073 Ulm
Schwoerhausbrand 1785, Detail. / Wohnhaus in 89073 Ulm

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauaufnahme und Archivalienrecherche

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude liegt zwischen dem Weinhofberg und der Großen Blau, unterhalb des Schwörhauses.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Schmaler dreigeschossiger Baukörper (1794a) mit einhüftigem Mansarddach. Auf der Ostseite stößt das Gebäude an die massive Weinhofmauer an. Im 20. Jahrhundert verbreitert und mit einhüftigem Satteldach versehen. Stößt auf der Nordseite an eine bauzeitliche Brandwand von 1794. An der Südseite schließt ein schmaler Anbau (vor 1857a) mit Pultdach an.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Zweischiffig und dreizoniger Grundriss. Die westliche straßenseitige Zone diente als Stuben- bzw. Kammerzone, die mittlere Zone als Küche. In der östlichen wenig belichteten Zone befand sich die Erschließung. Im EG zweizonig, da hier der ältere Gewölbekeller integriert wurde.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das Gebäude wurde mehrfach überformt, so dass wesentliche Elemente des Kernbaus (z.B. Mansarddach) nicht mehr erkennbar sind. Substanziell sind der Kernbau von 1794a und der Anbau (vor 1857a) jedoch weitgehend erhalten.
Bestand/Ausstattung:
Hervorzuheben ist die ehem. Kasettendecke von 1794, sowie Türen und Fenster am Anbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Decken
    • Kassettendecke
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Dachform
    • Mansardgiebeldach
Konstruktion/Material:
Fachwerkbau auf massivem Sockelgeschoss. Stockwerkweise abgebunden. Einhüftiges Mansarddach mit stehendem Stuhl.

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