Hohes Haus (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Pliensauturm

ID: 301317148983  /  Datum: 11.05.2010
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Pliensaustraße
Hausnummer: 73
Postleitzahl: 73728
Stadt-Teilort: Esslingen am Neckar

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Esslingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8116019016
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die Datierung der Steinbrücken wird mit der ersten Erwähnung einer Brücke im Jahre 1259 verknüpft. 1286 wird eine Reparatur eines bestehenden Brückenbauwerks überliefert. Allerdings ist bis heute die Zuweisung der Daten an die Äußere und Innere Brücke nicht sicher. Auch zu bisher immer wieder vermuteten Vorgängerbauten aus Holz gibt es keinen sicheren Hinweis. Für die Errichtung der Steinbrücken wird derzeit die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts angenommen. Das Aussehen der Äußeren Pliensaubrücke ist durch Ansichten und frühere Pläne bis zum Beginn des 19. Jh. recht gut überliefert: Der Bau besaß in seinem Verlauf drei Tortürme. Am Beginn ganz im Süden stand der Äußere Torturm samt einer 1349 erstmals erwähnten Heiligkreuzkapelle. In der Mitte der Brücke gab es einen weiteren Turm, dessen Entstehungszeit nicht gesichert ist. Auf Seiten der Pliensauvorstadt stand der Innere Torturm (Mühlturm). Benachbart war hier die 1297 erstmals erwähnte Pliensaumühle. Im Zuge der verkehrstechnisch bedingten Veränderungen Anf. des 19. Jh. wurde 1814 der Mittlere Turm, 1837 der Äußere Turm samt Heiligkreuzkapelle und 1844 im Vorfeld des ersten Eisenbahnbaus im Königreich Württemberg auch die Pliensaumühle samt noch erhaltener Stadtmauer abgebrochen. Einzig der ehemalige Mühlturm, der heutige Pliensauturm, blieb erhalten. 1926 entstanden Auffahrtsrampen und eine Brücke über die Bahnanlagen. Der Turm wird nördlich vom Verkehr umfahren. Es wurde hierzu von drei Seiten ca. 5 m hoch anplaniert. Schließung der Tordurchfahrt mit einer massiven Betonwand.


1. Bauphase:
(1444)
Erbauung des Pliensauturms als einheitlicher Neubau (Ebene 1-5) auf bzw. gegen die Stadtmauer. Dendrochronologische Datierung der Deckenbalken in Ebene 3 mit Schlussdatum 1444 (d).
Ebene 5: Geschützinventar von 1605 nennt für den oberen Boden des Pliensauturms einen Bestand von vier Doppelhaken- Büchsen (wehrtechnischer Entwicklungsstand um die Mitte des 15. Jh.).
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Turm
  • Gewerbe- und Industriebauten
    • Mühle

2. Bauphase:
(1495)
Hinzufügung der Ebene 6 samt Dachkonstruktion. (Dendrochronologische Datierung der Dachbalken mit Schlussdatum 1495 (d)).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

3. Bauphase:
(1814)
Abbruch des Mittleren Turms.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1837)
Abbruch des Äußeren Turms samt Heiligkreuzkapelle.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1844)
Abbruch der Pliensaumühle samt erhaltener Stadtmauer.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1926)
Auffahrtsrampen und eine Brücke über die Bahnanlagen entstehen. Schließung der Tordurchfahrt mit einer massiven Betonwand. Im Innenraum der Tordurchfahrt wurden zwei Zwischengeschosse zur neuen Erschließung des Turms eingebaut. Die oberen Geschosse dienten nun als Wohnung. Ein neuer Türdurchbruch entstand in der Westwand des dritten Geschosses, alte Zugangsöffnungen wurden damals verschlossen. Deckung des Dachs mit einer einfachen, vermörtelten Nonne- Deckung.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1962 - 1964)
Im Zuge der Neckarkanalisierung wurden drei Bögen vor dem Pliensauturm entfernt und durch eine ca. 50 m lange Stahlbetonkonstruktion ersetzt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1973 - 2007)
Seit 1973 wird mit der Fertigstellung der Vogelsangbrücke und der Einstellung des Straßenbahnverkehrs die Pliensaubrücke nur noch für den Fußgängerverkehr genutzt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(2007)
Entfernung der alten Zugangsrampen und Anplanierungen. Ersetzt durch eine filigrane Stahlbrücke. Diese Abgrabungen wurden hinsichtlich archäologischer und baugeschichtlicher Befunde begleitet. Nähere Untersuchung des Turminneren, brachte neue Erkenntnisse in Bezug auf die Entstehungszeit des Turmes bzw. der Brücke. (siehe Baugeschichte)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Pliensauturm, Südansicht 
(Foto: Karlheinz Woschée, September 2005) / Pliensauturm in 73728 Esslingen am Neckar, Pliensauvorstadt
Pliensauturm und Pliensaubrücke, von Westen 
(Foto Marburg, Foto: Schmidt-Glassner, Helga; Aufnahme-Nr. 1.562.201; Aufn.-Datum: 1930/1960)
 / Pliensauturm in 73728 Esslingen am Neckar, Pliensauvorstadt

Zugeordnete Dokumentationen

  • Dendrochronologische Datierung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Südwestlich des Esslinger Bahnhofs und der Altstadt gelegen; nördlich des eigentlichen Neckarflussbettes.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
keine Angaben
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Ehemaliger Mühlturm / Innerer Torturm der Äußeren Pliensaubrücke
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Turm: quadratisch mit ca. 12 m Seitenlänge, massive Steinfundamente auf drei Seiten.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Von der äußeren Pliensaubrücke mit ihren drei Türmen ist nur noch der Innere Torturm, auch Mühlturm (Pliensauturm) genannt, erhalten.

Ehemaliger Zugang:
1926 wurden im Zuge der Umbauten ehemalige Zugänge zu Turm und Stadtmauer zugesetzt. In der Ostwand konnte eine vermauerte Tür festgestellt werden. Sie führt in den östlichen Anbau über dem Stadtmauerstück beim Färbertörle und ist nachweislich aus der Ursprungsbauphase des Torturms. Man konnte also von der Tordurchfahrt in der Mauerstärke auf die Stadtmauer gelangen. Von hier muss eine Holzkonstruktion weiter zu der Tür über der Konsole geführt haben. Von dort betrat man das Eingangsgeschoss Ebene 3 über der Tordurchfahrt.
Nach Westen ist im Zuge der Freilegungen eine weitere Tür aufgetaucht. Diese ist innen derzeit überhaupt nicht sichtbar und war damals außen sehr geschickt mit Buckelquadern zugesetzt worden. Auch dieser Durchgang führte von der Tordurchfahrt auf die hier westlich abgehende Stadtmauer. Damit liegt jetzt die ehemalige Funktionsweise des Pliensauturms klar. Die Tordurchfahrt konnte beidseitig geschlossen werden, zur Brücke hin sicherte zusätzlich das Fallgatter. Damit wurden aber auch die Aufgänge zur Stadtmauer gesperrt und gesichert. Der einzige Aufgang zum Turm erfolgte über eine Holzkonstruktion von der Stadtmauer zu der Tür mit Konsole. Der Turm stellt damit ein wehrtechnisch recht ausgeklügeltes Bollwerk dar, welches über die Schießscharten der Wehrgeschosse recht einfach verteidigt werden konnte.
Die Stadt Esslingen hat sich entschlossen, zukünftig die Zutaten des Umbaus von 1926 zu entfernen. Da dadurch die momentanen Zugänge entfallen, soll der jetzige Befund aufgenommen und die ursprüngliche Erschließung wiederhergestellt und genutzt werden.
Bestand/Ausstattung:
Baubefunde im Inneren des Turmes zu den ehemaligen Toren: eiserne Kloben in der Tordurchfahrt, verschiedene Nuten, weisen auf den früheren Verschlussmechanismus hin. Der Turm konnte beidseitig von Innen her verschlossen werden.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Steinbau mit Gebäudeteilen aus Holz
  • Steinbau Mauerwerk
    • Buckelquader
  • Dachform
    • Satteldach mit beidseitigem Vollwalm
Konstruktion/Material:
Innerer Torturm oder auch Mühlturm genannt, wegen der hier benachbarten 1297 erstmals erwähnten Pliensaumühle. An drei Seiten sind massive Steinmauern mit Buckelquadern aus Stubensandstein. Zur Stadtseite hin ist der Turm offen bzw. mit einer Fachwerkwand geschlossen. Die obere Brüstung mit Wasserspeiern und Zinnen ist modern ersetzt. Das zurückgesetzte oberste Steingeschoss ist mit einem Walmdach geschlossen. Bisher nicht beobachtet wurden drei Buckelreihen unter der Brüstung, mehrere zugesetzte Öffnungen, welche fünf- oder sechsmal auf jeder Seite sichtbar sind. Hier sollten vormals vorkragende Hölzer eingelassen gewesen sein. Was hier aufgesetzt war, muss offenbleiben. Möglicherweise deutet sich hier ein älterer, anderer Dachschluss an.
Die Torbögen der Durchfahrt sind spitzbogig ausgeführt. Markant nach außen, zur Brücke hin, zeigt sich das Stadtwappen und eine Blende, in der ehemals ein Fallgatter lief. Weitgehend ursprünglich sind verschiedene Schießscharten. Die Tür zur dritten Ebene und das Fenster in der vierten Ebene auf der Westseite stammen vom Umbau 1926.
Ostseite: Hier liegt ein vermauerter Zugang, der über eine massiv vorgekragte Steinkonsole zu erreichen ist. Die Tür führt in der Mauerstärke nach oben auf die Ebene 3 über der Tordurchfahrt. Südlich bzw. links der Konsole erkennt man Quadersteine ohne Buckel, aber mit Zangenlöchern. Die Buckel sind nicht nachträglich abgearbeitet, sondern hier sind bewusst Quader ohne Buckel versetzt worden. Diese Zone markiert sicher die ehemalige Holzkonstruktion einer Treppe. Dies sollte also die bauzeitlich geplante Zugangssituation zum Turm sein.
Östlich des Turmes ist noch ein kleines Stück der ehemaligen Stadtmauer erhalten, mit kleinem spitzbogigem Durchgang, dem sogenannten Färbertörle als Zugang zum Wasser des Neckars. Heute ist darüber ein kleines zweigeschossiges Gebäude aufgesetzt, welches 1926 im Zuge der Aufplanierungen entstanden ist und seinerzeit ein eingeschossiges Häuschen ersetzte. Das zeitliche Verhältnis Turm zu Stadtmauer ist nicht ganz eindeutig abzulesen. Eindeutiger Befund auf der westlichen Seite: Pliensauturm ist nachträglich auf bzw. gegen die Stadtmauer gesetzt. Im unteren Bereich beim Sockelsims des Turms sind noch die letzten Fundamentsteine der ehemals durchziehenden Stadtmauer erhalten und mit dem Turm überbaut. Der Pliensauturm wurde also später in den Stadtmauerverlauf eingefügt. Entstehungszeit der Stadtmauer wird im 13. Jh. angenommen. Es wird angenommen, dass der jetzige Turm eine ältere Tor- bzw. Turmkonstruktion ersetzt hat. Relevante Befunde zur Pliensaumühle fanden sich nicht mehr. Allerdings konnten Reste der Brücke vor dem Torturm freigelegt werden. Die Brüstungen existieren nicht mehr, jedoch sind die Brückenwangen noch vorhanden. Eine 1846 angefügte Nebentreppe ist fast vollständig erhalten.
Ebene 1 und 2:
Im Turminneren sind jeweils in den Ecken vier, teilweise abgearbeitete Anfänger für Gewölberippen. Es war offensichtlich eine Einwölbung des Torraums mit einem Kreuzrippengewölbe geplant. Die heutige flache Deckenkonstruktion ruht allerdings auf Mauerlatten, die auf einem Mauerversatz liegen. Offensichtlich ist die beabsichtigte Einwölbung nicht ausgeführt worden, denn weitere Hinweise dafür finden sich nicht.
Ebene 3:
Eingangsgeschoss für den Turm. Von der Tür über der Konsole an der Ostseite erreichte man dieses Geschoss. Es besaß zwei Schießkammern. Auf die dritte Kammer im Westen wurde offensichtlich wegen der hier angebauten Pliensaumühle verzichtet. Interessant sind einige Nuten und eine Streichnut für ein Balkenauflager. Nur hier war ein Zwischenboden eingezogen, der eine ebene Erreichbarkeit der Schießkammern ermöglichte. Für die Deckenbalken über einem Mauerwerksversatz liegen drei dendrochronologische Datierungen mit Schlussdatum 1444 (d) vor.
Ebene 4:
Hier aktuell Wandflächen kaum einsehbar. Dieses Geschoss war 1926 zur Wohnung umgebaut worden und diente bis vor kurzem als Vereinsheim. Das Fenster in der Westwand gehört in diese Zeit. Schießkammer ist willkürlich aus der Achse des Turms gerückt und könnte eine nachträgliche Zutat darstellen.
Ebene 5:
Ähnlich wie Ebene 3 ist auch dieses Geschoss mit reinem Wehrcharakter ausgeführt. Es gibt drei Schießkammern, welche die Stadtmauer bzw. die Pliensaubrücke bestreichen. Die Kammern sind mit Werksteinquadern gefasst, die weiteren Wandflächen sind mit vermehrt auftauchenden Bruchsteinen weniger sorgfältig ausgeführt. Die Schießscharten zeigen in der Laibung quadratische Ausarbeitungen für ehemalige Querhölzer, in denen üblicherweise die Bärte bzw. Haken sogenannter Hakenbüchsen eingehängt wurden. Ein Geschützinventar von 1605 nennt so auch für den oberen Boden des Pliensauturms (Ebene 5), einen Bestand von vier Doppelhaken- Büchsen. Die Deckenbalken liegen jetzt wie auch in Ebene 4 auf vorgekragten Wulstprofilen.
Ebene 6:
Dieses Geschoss ist mit einer dreiseitig umlaufenden Brüstung versehen. Das Mauerwerk dieser Ebene ist aus Werksteinquadern hergestellte worden. Drei Türen vermitteln den Ausgang. Die Brüstungen sind modern ersetzt. Darüber erhebt sich ein Walmdach. Die Dachdeckung entspricht der über dem kleinen Anbau beim Färbertörle und sollte mit einer einfachen vermörtelten Nonne- Deckung um 1926 entstanden sein. Für das Grundgerüst des Dachstuhls liegen drei Datierungen mit Schlussdatum 1495 (d) vor. Es liegt nahe, dass das gesamte Geschoss samt Mauerwerk in dieser Zeit entstand. Ehemals außen vorgekragte Hölzer weisen auf einen älteren, anderen Dachschluss des Turmes hin.

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