Ravensburg
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Mühlbacher Straße |
Hausnummer: | 84-86 |
Postleitzahl: | 75056 |
Stadt-Teilort: | Sulzfeld |
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Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Kreis: | Karlsruhe (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8215082006 |
Flurstücknummer: | 10308 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
keine Angabe | |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
1. Beinhaltet Bauteil: | Bergfried |
Bauphasen
Ab1231 ist die Ravensburg der Stamm- und Wohnsitz der Familie Göler. Der Bergfried der Burg Ravensburg ist der einzige noch aus dem 13. Jahrhundert stammende Bauteil. Alle anderen Gebäude wurden im späten Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit errichtet.
Vermutlich im Auftrag von Kaiser Friedrich II hat der 1190 erwähnte, aus der Familie v. Sulzfeld stammende, bedeutende Reichsministerial Ravan von Wimpfen zusammen mit seinen Söhnen Dieter, Ravan, Heinrich und Conrad die „Ravans Burg“ zwischen 1220 und 1222 erbaut. Sie bestand aus dem heutigen Bergfried sowie Wohn- und Wirtschaftsgebäuden und einer Umfassungsmauer mit einem Tor auf der Ostseite.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert fand unter Martin Göler eine rege Bautätigkeit auf der Ravensburg statt. So entstand im Osten, vermutlich 1467, ein weiteres vorgelagertes Tor samt Fußgängerpforte jeweils mit Zugbrücken. Sehr wahrscheinlich gab es auch eine zweite geschlossene Beringung mit Schalentürmen an den wichtigsten Punkten.
1486 wurde ein Gebäude westlich des Bergfriedes von Georg I. Göler errichtet, wovon heute jedoch nur noch ein begehbarer Keller zeugt.
1502 wurde Albrecht V. Göler von Ravensburg, Sohn von Martin, mit der Ravensburg für sich und seinen Neffen Bernhard I. belehnt. Im Zuge der Reformation, wurde auch Sulzfeld 1522 protestantisch. Den Bauernaufstand 1525 überstand die Ravensburg unbehelligt. Jedoch bildete sich 1531 der protestantische Schmalkaldische Bund, unter deren Hauptleuten der Lehnsherr der Ravensburg, Landgraf Philipp von Hessen, war.
Im Jahr 1546 kam es zum Krieg zwischen Bund und Kaiser. Infolgedessen wurde die Burg eingenommen, geplündert und verwüstet. Danach erfolgte durch Bernhard I. ein umfangreicher Wiederaufbau und Umbau der Ravensburg zu einer neuzeitlichen Festung. Im Nordosten und Südwesten entstanden starke Geschütztürme, wovon einer heute noch erhalten ist und drei Wehrebenen hat. Noch heute führt von dem erhaltenen Wehrturm ein unterirdischer kasemattenähnlicher Gang nach Norden, bzw. später nach Nordosten. Der hierbei angefallene Aushub wurde zur Aufschüttung eines Walls in 15 Meter Abstand zur Außenmauer verwendet. Einst verband der Gang alle wichtigen Verteidigungspunkte, wie Tore, Geschütztürme, Wehrmauern etc. und ermöglichte so auch das schnelle Erreichen der Aussichtsplattform auf dem Bergfried über einen Treppenturm. Auch entstand in jener Zeit die Umfassungsmauer samt Verteidigungseinrichtungen, die deutlich vergrößerte Vorburg und sicher auch Wirtschafts- und evtl. Wohngebäude. Der noch heute zugeschüttete vermutlich einst 30 Meter tiefe Brunnen dürfte ebenfalls zu dieser Zeit entstanden sein. Wenige Jahre nachdem Bernhard I. Göler von Ravensburg die Burg zurückerhalten und mit den Instandsetzungs- und Umbauarbeiten begonnen hatte, verstarb er ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen. Die nachfolgende Generation - ab 1600 - darunter David III., Engelhard I. und Hans Friedrich, ließen einige der vorher errichteten starken Wehrbauten wieder niederreißen, um Platz zu schaffen für das 1607 vollendete mächtige Renaissancepalas (nur in einem Stockwerk erhalten) für Hans Friedrich und seine Gattin Katharina von Menzingen sowie zwei großer Weinkeller und Wirtschaftsgebäude. Die Ravensburg überstand den Dreißigjährigen Krieg wohl ohne nennenswerten Schäden.
1806 und 1822 ließ Benjamin Göler von Ravensburg zwei baufällig gewordene Wohngebäude abreißen. Der letzte Bewohner der Burg war Johann Friedrich III. Göler von Ravensburg. Nach seinem Tod im Jahr 1849 muss die Burg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert als Steinbruch „regelrecht ausgeschlachtet worden sein“, da sie schon 1885 als Ruine bezeichnet wurde. Seit den 1950er Jahren begann die Sicherung der verbliebenen Reste der Burg, in der ein Restaurant eingerichtet wurde.
(1201 - 1222)
- Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
- Bergfried
- Burg, allgemein
- Wehrmauer
(1450 - 1500)
- Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
- Turm
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Scheune
- Stallgebäude
(1546 - 1607)
Um 1600 wurden die vorher errichteten starken Wehrbauten nieder gerissen um Platz zu schaffen für das 1607 vollendete mächtige Renaissancepalas sowie zweier großer Weinkeller und Wirtschaftsgebäude. (a)
- Bauten für Ver- und Entsorgung
- Brunnen, Brunnenhaus
- Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
- Palas
- Turm
- Wehrmauer
(1806 - 1949)
Nach dem Tod des letzten Bewohners im Jahr 1849 wurde die Burg teilweise abgetragen. (a)
(1951 - 2008)
- Anlagen für Handel und Wirtschaft
- Gasthof, -haus
- Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
- Burg, allgemein
Zugeordnete Dokumentationen
- Gutachten über den Zustand der Ravensburg bei Sulzfeld im Kraichgau für eine teilweise grundlegende Instandsetzung einzelner Bauteile und Bauten.
Beschreibung
- Burganlage
- allgemein
- Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
- Bergfried
- Burg, allgemein
- Palas
- Torhaus
- Turm
- Wehrmauer
Zonierung:
In der Hauptburg liegen am Ende der Brücke das Torhaus, Rechtwinkelig zu diesem liegt der Palas mit einem hohen tonnengewölbten Keller, samt dem ostseitig erbauten Altan.
Das Kellergewölbe hat eine Scheitelhöhe von ca. 7,6 m, eine Weite von ca. 9,3 m und eine Länge, gemessen zwischen den Schildwänden, von ca. 23,8 m.
Im rechten Winkel zum Palas, auf der Zwingersüdseite, befindet sich der Gewölbekeller des Küchenbaues. Fast in der Mitte der Hauptburg erhebt sich, jetzt freistehend, der Bergfried auf einer Grundfläche von ca. 7 x7 m, ca. 30 m über dem Burghof.
Von einem Rondell im Südwesten der Hauptburg führt ein gewölbter Wehrgang (ein geringer Teil ist horizontal abgedeckt) innerhalb der Ringmauer bis kurz hinter den Bergfried an der Nordseite des Grabens.
Mitten im Schlossof befindet sich eine wahrscheinlich 30 m tiefe, verschüttete Zisterne.
Der polygonale Turm mit Brillenscharten an der Südostecke nimmt eine stockwerkverbindende Schneckenstiege auf. An der hofseitigen Nordwestecke führt eine zweite Schneckenstiege in den Keller hinab. In der Bekrönung des mit Beschlagwerk eingefassten Eingangsportals (Hofseite) befindet sich das Göler-Menzingensche Allianzwappen. Der rechtwinklig an den Palas angebaute sog. Küchenbau beschließt den Burghof nach Süden.
Konstruktionen
- Verwendete Materialien
- Stein
- Gewölbe
- Tonnengewölbe
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
Die Brücke ist eine steinerne zweifeldrige Rundbogenbrücke mit zwei Tonnengewölben unterschiedlicher Weiten und einem ca. 1,65 m breiten Mittelpfeiler. Die Außenseiten der Brücke sind als Quadermauerwerk aus Sandstein hergestellt. Der Aufbau der Tonnen zwischen den Steinbögen besteht aus Bruchsteinmauerwerk.
Das Kellertonnengewölbe des Palas erreicht man über eine Spindeltreppe im Treppenturm, der neben dem Portal des Palas liegt. Man betritt den Kellerraum am Nordende des Gewölbes. Der große Raum wird nur spärlich von 3 kleinen mittels Stichkappen die Tonne durchschneidenden Fenstern belichtet. Ein weiteres Fenster liegt in der südlichen Schildwand. In der Südostecke des Kellers liegt ein weiterer, heute vermauerter, Zugang zum polygonalen Eckturm des Palas. Der Keller ist in Bruchsteinmauerwerk ausgeführt. Der Boden ist mit Sandsteinplatten belegt.
Der Bergfried ist aus Buckelquader-Mauerwerk gebaut. Auf der Höhe der östlichen Bergfriedwand wird der vor Wall und Graben liegende Wehrgang über eine steinerne Spindeltreppe erschlossen. An der Westseite der Hauptburgmauer liegt innerhalb eines Rondels ein weiterer Zugang. Der Wehrgang weist ein Gefälle auf.