Firstständerhaus
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Unterdorfstraße |
Hausnummer: | 29 |
Postleitzahl: | 76698 |
Stadt-Teilort: | Ubstadt-Weiher-Zeutern |
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Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Kreis: | Karlsruhe (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8215084005 |
Flurstücknummer: | 157 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Fachwerkhaus, Oberdorfstraße 82 (76698 Ubstadt-Weiher)
Bauphasen
Das Wohnhaus ist das älteste bekannte Gebäude in Zeutern, eines der wichtigen Firstständerhäuser der Region, von diesen ist keines bisher in dieser Vollständigkeit überliefert. Es handelt sich daher um eines der bedeutendsten Baudenkmale der Hauskultur des 15. Jh. in der Region.
Das Wohnhaus (Scheune und Stall der ehemaligen Hofanlage abgängig) wurde 1458 (d) unter Verwendung eines älteren Gewölbekellers errichtet. Es wurde als zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Satteldach in Firstständerbauweise errichte.
Das Erdgeschoss war der eigentliche Wohnbereich des Hauses. Das obere Stockwerk konnte nur sehr eingeschränkt zu Wohnzwecken genutzt werden. Im Obergeschoss wurde vorwiegend Hopfen und Tabak getrocknet. Die Küche umfasste zwei Stockwerke und reichte bis zur Decke des Obergeschosses. Der Kamin nahm ein sechstel des Hauses ein. In der Decke oberhalb des Küchenherdes befand sich eine Schlothaube (offener Rauchfang), die in einem weiteren Kamin mündete. Durch diesen zogen die Rauchgase der Küche und des von hieraus beheizten Ofens in der ehemaligen Stube ab. Von der Decke des Obergeschosses ging der Rauch durch zwei Öffnungen in einen geschlossenen Rauchfang und suchte sich seinen Weg durch Ritze im Strohdach. Um 1900 wurde der jetzige Kamin errichtet.
Um 1600 wurde eine Trennwand in der vorderen Zone des Obergeschosses eingebaut.
Im 17. Jahrhundert brannte der rückwärtige Teil des Hauses ab. Möglicherweise geschah dies während des Dreißigjährigen Krieges. Damals hatten feindliche Truppen eine stattliche Anzahl von Höfen in Zeutern gebrandschatzt. Die anschließende Instandsetzung fand unter Wiederverwendung alter Bauteile statt. Wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Sanierung entstand 1671 eine hochwertig ausgemalte Kammer im 1. Obergeschoss mit roter Fachwerkbemalung und schwarzen Begleitern sowie einem erhaltenen Kalkestrichboden. Die Fenster in der bemalten Stube stammen von 1928.
Nach einem Brand im Jahr 1715 wurde das hintere Hausdrittel weitgehend erneuert. An beiden Giebelspitzen wurde der Vollgiebel durch einen Krüppelwalm ersetzt. Das Freigespärre wurde entfernt und die Bretter-Balkendecke der Stube wurde verkleidet.
Zur Fassade hin wurde zu einem späteren Zeitpunkt ein einfacher Balkenkeller gegraben, der durch einen rundbogigen Zugang von der Unterdorfstraße her betreten werden konnte. Die Bezeichnung des Gewändes „1781 A D. DECK“ weist auf diese damals erfolgte Kellererweiterung hin.
Das Dachwerk wurde im späten 19. oder im 20 Jahrhundert zu einer Pfettenkonstruktion umgebaut, wobei nur der dreifache stehende Stuhl des ersten Bauzustandes erhalten blieb.
Alle Sparren und Kehlbalken, außer den wandflächenbegrenzenden, wurden ohne Berücksichtigung der ursprünglichen Zusammenhänge neu verlegt, teilweise auch durch neue Hölzer ersetzt.
1937 erfolgte eine größere Umbaumaßnahme mit Einziehen einer höheren Decke in der Küche und verlegen der Trennwand zwischen Stube und Kammer zur Mitte hin.
In Jahren 1994 und 2004-20007 wurde das Haus instand gesetzt. Seit 2007 wird das Gebäude bürgerschaftlich genutzt, u.a. als Standesamt und für private Veranstaltungen. Das Dach und zwei Räume im Obergeschoss dienen allein musealen Zwecken.
(1458)
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Bauernhaus
(1600)
(1671)
(1715)
(1781)
(1875 - 1910)
Alle Sparren und Kehlbalken, außer den wandflächenbegrenzenden, wurden ohne Berücksichtigung der ursprünglichen Zusammenhänge neu verlegt, teilweise auch durch neue Hölzer ersetzt. (gk)
- Dachgerüst Grundsystem
- Balkendach mit Rofen und stehendem Stuhl
(1928)
(1937)
(1994 - 2007)
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Museum/Ausstellungsgebäude
- Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
- Amtsgebäude
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Kurzuntersuchung
- Bauhistorische Kurzuntersuchung-Aktualisierung
Beschreibung
Das Gebäude steht giebelständig zur Ortsdurchgangsstraße Unterdorfstraße.
- Siedlung
- Dorf
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Bauernhaus
Zonierung:
Über eine Lücke im Küchenboden kann man in einen tonnengewölbten Keller hinabsteigen, dessen Bodenniveau ursprünglich wohl einen Meter tiefer lag als heute.
Im Grundriss weist das rechteckige Gebäude eine dreizonige Gliederung auf. In der Mitte des Erdgeschosses befanden sich Flur und Küche, zur Straße hin der von der Küche aus beheizte Wohnbereich und rückwärtig eine Zone mit beheizbaren Kammern. Der Hauseingang liegt auf der Traufseite, in der Mitte der drei Querzonen des Gebäudes. Das dreizonige Obergeschoss wird von der Küche aus durch eine Treppe erschlossen. In den Zonen zur Straße hin befanden sich die Wohnbereiche, nordöstlich wurde eine ungeheizte, ausgemalte Sommerstube eingerichtet. In den übrigen Räumen des Obergeschosses wurde vorwiegend Hopfen und Tabak getrocknet. Der Dachstuhl wurde in drei Querzonen aufgeteilt, in der mittleren Zone befindet sich das Treppenhaus.
Seit seiner Bauzeit ist das Zeutner Haus mit Ausnahme des rückwärtigen Teils weitgehend im Originalzustand erhalten.
Die erbauungszeitliche Lehm-Flechtwerkgefache wurde teilweise auf Grund der statistischen Verschiebungen zwischen Balken und Gefachen mit Lehmmörtel und Ziegeln oder Feldsteinen geschlossen.
Das Dachwerk wurde im späten 19. oder im 20 Jahrhundert zu einer Pfettenkonstruktion umgebaut, wobei nur der dreifache stehende Stuhl des ersten Bauzustandes erhalten blieb.
Alle Sparren und Kehlbalken, außer den Wandflächenbegrenzenden, wurden ohne Berücksichtigung der ursprünglichen Zusammenhänge neu verlegt, teilweise auch durch neue Hölzer ersetzt.
Im Erdgeschoss befindet sich getäfelte Stube. Im Obergeschoss finden sich eine Kammer mit Farbfassung von 1671 und eine Diele mit Farbfassung, ein Einbauschrank von 1475, ein Kalkestrich als Fußboden, Schiebeläden der Erbauungszeit und Spuren des alten Mobiliars.
Konstruktionen
- Verwendete Materialien
- Holz
- Stein
- Dachgerüst Grundsystem
- Balkendach mit Rofen und stehendem Stuhl
- Decken
- Balken-Bretter-Decke
- Gewölbe
- Tonnengewölbe
- Holzgerüstbau
- Hochfirstständergerüst
- Mischbau
- Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
- Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
- Flechtwerk
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
- Dachform
- Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm
- Detail (Ausstattung)
- besondere Bodenbeläge
In der Stube befindet sich eine holzverkleidete Decke mit Wärmedämmung, in der Kammer nur gesäumte Balken. Die Stubendecken bestehen aus Bohlenbalken mit Schiffkehle und eingeschobenen Brettern, diese nach 1715 mit Brettern und profilierten Abschlussleisten verkleinert und hellgrau gestrichen wurden. Gekehlte Deckenbalken mit starker Oberflächenverrußung. Später aufgenagelte Deckenverkleidung. Bei dem Boden im Erdgeschoss handelt es sich um Holzdielenboden. Der Dachstuhl hat eine Pfettenkonstruktion mit einem dreifach stehenden Stuhl und einem beidseitig abgewalmten Satteldach.