Hauptstrasse 13 (Mosbach)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Fachwerkbau

ID: 209384803613  /  Datum: 14.03.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Hirschgasse
Hausnummer: 4
Postleitzahl: 71083
Stadt-Teilort: Herrenberg

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Böblingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8115021008
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Wohnhaus (71083 Herrenberg, Froschgasse 5)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Errichtung des Gebäudes um 1683 (gk, i). Eine Umbauphase lässt sich auf die Zeit um 1800 datieren (gk). Eine Reparationsphase folgte zwischen 1875 und 1925 (gk). Die jüngste Umbaumaßnahme fand 1950 statt (gk).


1. Bauphase:
(1683 - 1684)
Errichtung des Gebäudes um 1683 (gk, i). Das bauzeitliche Fachwerkgefüge ist weitestgehend erhalten. Im Erdgeschoss zählen hierzu die nördliche Außenwand (Querbund 1), die Wand zwischen Tenne und Barn (Querbund 2) und die südliche Außenwand im Bereich des Rücksprungs und die beiden Bundständer (Querbund 3) sowie der südwestliche Eckständer. Im Zwischengeschoss gehören alle Außenwände der ersten Bauphase an ebenso das tragende Gerüst aus Bundständern, Unterzügen und längsspannenden Deckenbalken. Zum originalen Bestand gehört auch die Deckenbalkenlage oberhalb der beiden südlichen Schiffe (unterer Barnbereich).
Im zweiten OG (obere Scheunen-Einheit) gehören alle konstruktiven Holzer zur ältesten Bauphase, einzelne Ausfachungen wurden später ersetzt. Zum originalen Bestand gehört die Zwischendecke oberhalb des nördlichen Barnbereichs. Im Grunde gilt diese Feststellung auch für den Dachstuhl, mit der Ausnahme, dass die westliche Giebelseite ab dem 4. OG in größerem Umfang repariert werden musste und somit auch Fachwerkteile ersetzt wurden. Der so umfangreich überkommen Originalbestand zeichnet die historische Fachwerkscheune Hirschgasse 4 aus.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

2. Bauphase:
(1800)
Eine Umbauphase lässt sich auf die Zeit um 1800 datieren (gk). Zwei gravierende Änderungen sind besonders hervorzuheben.
In die untere Tenne wurde eine Deckenbalkenlage eingelegt und der ursprünglich stockwerkhohe Raum in zwei Ebenen unterteilt. Das Einbringen der neuen Ebene ging einher mit der Zusetzung der Schiebeläden in der Tennenwand (Querbund 2), er Zusetzung der Fenster in der Südwand und der Zusetzung des großen Scheunentors der unteren Tenne. Der zweite substantielle Eingriff war die Verlegung der Deckenbalkenlage über dem südliche Barn der oberen Scheunen-Einheit, wodurch eine größere Raumhöhe über dem Zwischenboden erreicht wurde. Konstruktiv wurde ein Streichbalken als Auflager an die historische Tennenwand angebracht. Teils wurden die alten Deckenbalken wiederverwendet, teils finden sich neue Deckenbalken (dendrochronologisch datiert zwischen 1775 und 1805) gleicher Länge. Die Balkenköpfe ragen somit mittig in die Gefachfelder hinein und wurden bei der Neuausfachung eingemauert. Die Ausfachungen der 2. Bauphase bestehen aus Bruchstein mit Mörtel und charakteristischen großen Steinblöcken im unteren Bereich. Optisch sehen sie den originalen Ausfachungen sehr ähnlich, jedoch unterscheiden sich die Mörtel in der restauratorischen Untersuchung. Im Zuge der Deckenabsenkung wurden auch in der Südwand die Fenster in der Höhe halbiert, die Schiebeläden verblieben im unteren Bereich, oben wurden die Öffnungen zugesetzt.
Hinzu kommt die Zusetzung einzelner Gefache am Südende des Gangs anstelle einer historischen
Öffnung.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Ausstattung

3. Bauphase:
(1875 - 1925)
Auffälligstes Merkmal der Reparaturphase aus der Zeit des letzten Viertels des 19. Jh. bzw. frühen 20. Jh. ist die Neuausfachung der Gefachfelder mit kleinformatigen Gasbetonsteinen, die sich an mehrere Stellen im Gebäude auf der Innenseite der Wände abzeichnen, so beispielsweise an der Nordwand (Querbund 1 EG, Längsbund 1 OG) in der 2. Horizontalzone im unteren Stockwerk, 1. und 2. Zone, an der
Westwand im 2. OG und im Giebelfeld ab dem 4. OG, an der Südseite des 2. OG.
In diesem Zuge wurden auch einzelne Fensteröffnungen zugesetzt. Im Fall der westlichen Giebelwand wurde ab dem 4. OG auch das Fachwerk ersetzt.
Auch der massive Fachwerkständer in der Südostecke wurde erneuert. Im Bereich des unteren Barn (heutige Garagen) stammt wohl nur die nördliche Längswand als Trennwand zwischen Tenne und Barn aus der Erbauungszeit im 17. Jh., während die südliche Trennwand zwischen den heutigen Garagen nachträglich geschlossen wurde. Das Mauerwerk der Südwand von Garage wurde erneuert.
Am augenfälligsten ist die Neuverputzung der Außenwände, die sich an Nord-, West- und Südseite bis heute erhalten hat und sich durch die kontrastierende Farbgestaltung aus dunkelbraun gestrichenen Hölzern und hellen, putzsichtigen Gefachfeldern auszeichnet.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)

4. Bauphase:
(1950)
Als späteste Zufügung müssen noch einzelne Ausfachungen mit Hochlochziegeln und Porenbeton-Steinen in der Ostwand (2. OG, Dachgeschosse) sowie in der nördlichen Garage genannt werden. Die östliche Außenwand wurde neu gestaltet. Hier präsentieren sich die Hölzer materialsichtig, die Gefachfelder mit weiß gestrichenem, gebürstetem Putz.
Ais Sicherungsmaßnahmen wurden massive Betonblöcke im Bereich der unteren Scheune und ein neuer Betonsockel an der Nordwand errichtet. Ebenfalls der jüngsten Phase zuzuordnen sind die Garagentore.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht Nord / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (17.08.2015 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Detail Ansicht Nord / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (17.08.2015 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Ansicht Nordwest / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (17.08.2015 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Ansicht Ost / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (13.01.2016 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Ansicht Süd / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (19.01.2016 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Ansicht Süd / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (19.01.2016 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Ansicht Südwest / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (17.08.2015 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Ansicht Südwest / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (17.08.2015 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Detail, Ansicht West / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (19.01.2016 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Ansicht West / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (17.08.2015 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Ansicht West / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (17.08.2015 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
Unterer Teil, Ansicht West / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (19.01.2016 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
1. OG, Hirschgasse 4 / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (13.01.2016 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
1. OG, Hirschgasse 4 / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (24.01.2016 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
2. OG, Hirschgasse 4 / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (13.01.2016 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
2. OG, Hirschgasse 4 / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (24.01.2016 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
DG, Hirschgasse 4 / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (13.01.2016 - strebewerk.)
Abbildungsnachweis
DG, Hirschgasse 4 / Fachwerkbau in 71083 Herrenberg (13.01.2016 - strebewerk.)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Einschätzung der Verträglichkeit der Umplanung mit dem historischen Gebäudebestand, bauhistorische und restauratorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Grundstück Hirschgasse 4 befindet sich unmittelbar im Zentrum des mittelalterlichen Stadtraums, in zweiter Reihe zum Marktplatz. Die Hirschgasse verläuft in einem großen Bogen von Norden nach Süden bergauf und bildet die westliche Grundstücksgrenze.
Östlich befindet sich heute ein kleiner Platz, auf dem ehemals ein kleines Haus bzw. ein Rückgebäude
zur Bebauung auf der Westseite des Marktplatzes stand.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Die historische Fachwerkscheune orientiert sich giebelständig zur Hirschgasse und ebenfalls giebelständig zu einem kleinen Platz auf der Ostseite. Ihre Kubatur stellt sich je nach Himmelsrichtung aufgrund der topografischen Situation unterschiedlich dar: Von Westen (Hirschgasse) aus betrachtet lässt sich das Gebäude als hochaufragender, zweigeschossiger Bau mit steilem Satteldach beschreiben. Die Stockwerke weisen eine große Raumhöhe auf und sind im Inneren teils in zwei Ebenen untergliedert. Das südliche Drittel ist um einige Meter zurückversetzt, sodass ein Grundriss mit unregelmäßiger Umrisslinie und eine im vorderen Bereich asymmetrische Dachneigung entstehen. Die Symmetrie des Dachstuhls stellt sich erst ab der Überspannung der vollen Hausbreite ein. Drei Dachgeschossebenen zeichnen sich durch den stockwerkweisen Aufbau ab.
Von Osten erscheint das Gebäude wesentlich kompakter, da nur der obere Scheunenteil sichtbar ist, überdeckt von einem mächtigen Satteldach.
Die glatten Dachflächen des steilen Satteldachs sind mit Biberschwanzdeckung versehen und weisen keine Gauben auf. Aufschieblinge sorgen für leicht geschweifte Dachüberstände. Der Ortgang nimmt die leichten stockwerksweisen Auskragungen auf und ist ebenfalls gestaffelt ausgebildet.

Die traufseitige Nordfassade zeigt sich fachwerksichtig mit verputzten Gefachfüllungen und einem Sockel aus Beton. Die Füllungen aus rauem Spritzputz sind putzsichtig und nicht gestrichen, die Hölzer sind mit einem dunkelbraunen Anstrich versehen. Eine starke horizontale Gliederung bewirkt das Paket aus Rähmriegel, Deckenbalken und Schwellriegel auf halber Höhe. Im unteren Stockwerk sind Erdgeschoss und 1. Obergeschoss aus untere Scheunen-Einheit enthalten, im oberen 2. Obergeschoss und die Zwischenebene als obere Scheunen-Einheit.
Durch den stockwerkweisen Abbund gibt es keine durchlaufenden vertikalen Hölzer. Die Ständer gliedern das untere Stockwerk in sechs, das obere in sieben Felder, die wiederum durch ein kleinteiligeres Fachwerkgefüge aus drei Riegeln, versetzt stehenden, halbhohen Ständern und diagonalen Streben untergliedert werden. Die Stockwerke ähneln sich, sind jedoch trotz weitgehend gleicher Elemente nicht identisch. Insbesondere die Lage der Riegel variiert stark. Während unten gleichmäßige Abstände vorliegen, ergibt die Anordnung im oberen Stockwerk zwei deutliche höhere und zwei sehr niedrige Lagen unterhalb der Traufe. Bei den Streben alternieren Fußstreben und halbhohe Feldstreben. Die Fußstreben füllen jeweils nur das unterste Gefach, die halbhohen Streben die beiden unteren. Durch die variable Anordnung der Riegel sind sie in den beiden Stockwerken nicht gleich lang. Im unteren Stockwerk verlaufen Streben durch beide oberen Gefachzonen, oben nur durch die zweite Gefachzone, die auch die Fenster enthält. Holznägel sichern die Zapfenverbindungen. Abbundzeichen finden sich auf fast allen Hölzern. Die Binnengliederung der Felder lässt im oberen Wandbereich beidseits jedes zweiten Ständers ein rechtwinkliges Feld für ein Fenster zu, sodass drei Doppelfenster entstehen. Einfache Klappläden mit einfacher Bretterung und aufgesetzten schmiedeeisernen Bändern dienen als Verschluss der nicht verglasten Öffnungen. Im Bereich der unteren Scheune sind die Fensteröffnungen zugesetzt.
Die Balkenköpfe der quer zum First verlaufenden Unterzüge der unteren Scheune und die Balkenköpfe der Deckenbalken des oberen nördlich Barns stehen leicht heraus.
Die östliche Giebelwand stellt aufgrund der Topografie die niedrigste Fassade dar. Sichtbar sind nur das 2. OG als Vollgeschoss und das Giebelfeld. Die Fassade ist fachwerksichtig mit verputzten Gefachfeldern. Die Verputzung unterscheidet sich von den restlichen Fassaden, da sie gebürstet und gestrichen ist. Die Oberfläche ist deutlich weniger rau. Die Hölzer sind roh belassen und nicht gestrichen.
Auch hier überwiegt optisch die horizontale Gliederung durch Rähmriegel, Balkenköpfen der Stichbalken der Deckenbalkenlagen und Schwellriegel. Betont wird die Horizontalgliederung durch die stockwerksweise leichte Auskragung. Die Schwellriegel sind jochweise mit einer eselsrückenförmigen Zierfase versehen. Auch hier gibt es keine durchlaufenden vertikalen Ständer. Nicht einmal die Vertikalteilung der jeweiligen Stockwerke nimmt Bezug aufeinander, sondern die Ständer stehen versetzt zueinander. Hauptständer gliedern die Stockwerke in vier bzw. fünf Felder. Weiter unterteilt werden die Felder durch Riegel (unten drei, 1. DG zwei, 2. und 3. DG je einer) sowie untergeordnete Ständer und diagonale Streben. Letztere können als Fuß- oder Feldstreben ausgeführt sein.
Abbundzeichen finden sich an fast allen Hölzern. Ihre Absenz markiert folglich die nachträglich eingesetzten Hölzer. Einzelne Störungen des originalen Gefüges zeichnen sich deutlich ab. Im unteren Bereich dominiert das zentrale Scheunentor und die flankierenden Türen das Bild. Bemerkenswert sind das im Original erhaltene Brettertor und die beiden Brettertüren. Kopfstreben verleihen den Öffnungen ihre charakteristische segmentbogenartige Form (südliche Tür nicht erhalten). Zusätzlich gab es vormals auch noch zwei Fenster in den äußeren Feldern. Die Öffnungen sind zugesetzt. Nördlich wird die oberste Gefachzone durch zwei Andreaskreuze geziert. Im 1. DG finden sich zwei Fenster, die jeweils nur noch eine Hälfte der originalen Öffnung darstellen. Im 2. DG repräsentieren die beiden an den mittleren Ständer angelagerten Öffnungen den Originalbestand, ebenso das eine Fenster im Giebeldreieck. Einfache Bretterläden verschließen die unverglasten Öffnungen.
Die Südansicht teilt sich in zwei Bereiche: westlich die Außenwand des zurück versetzten mittleren Schiffs, östlich die südliche Außenwand. Beide Bereiche weisen einen steinernen Sockel auf. Im Eckquader der vorderen Südwestecke findet sich das Berufszeichen und die Initialen des Metzgers H. C. Hiller. Über dem Sockel setzt sich die Fassade fachwerksichtig mit rau verputzten Gefachfeldern und braun gestrichenen Balken fort. Auffällig ist auch hier starke horizontale Teilung. Im westlichen Bereich ist ein Gefachfeld mit Kreuzgitter zu verzeichnen, in der obersten Zone finden sich auf der gesamten Südseite Andreaskreuze. Im westlichen Teil finden sich nur sehr kleine Fenster mit Klappläden, eine größere Zusetzung im Bereich des Gangs der oberen Scheune wurde zugesetzt.
Der östliche Teil weist noch vereinzelt Öffnungen auf, wobei auch hier die meisten Fensteröffnungen nachträglich verändert wurden.
Die auffälligste Fassade findet sich an der westlichen Giebelseite, die sich zur Hirschgasse hin wendet. Sie setzt sich aus zwei Teilen zusammen: die zwei nördlichen Drittel stehen weiter in den Straßenraum hinein als das südliche, um 4 m zurück springende Drittel. Der asymmetrische Giebel des vorderen Teils ist eine Besonderheit dieser historischen Fachwerkscheune. Ein steinerner Sockel trägt die Fachwerkfassade, deren Farbigkeit des dunkelbraunen Anstrichs der Holzteile mit der hellen, putzsichtigen Verputzung der Gefachfelder kontrastiert. Stark gliedernd wirken die horizontalen Balkenpakte der stockwerkweisen Abzimmerung, die jeweils durch kleine Auskragungen verstärkt werden. Stichbalkenköpfe zeigen die jeweilige Deckenbalkenlage an. Mit dem Schwellriegel darüber beginnt die stockwerkweise Auskragung. Auch der Ortgang folgt dieser Staffelung.
Die untere Tenne zeichnet sich durch das ehemalige Scheunentor im nördlichen Feld ab, ein niedrigeres Tor befand sich im mittleren Feld. Die charakteristischen Kopfstreben sind noch vorhanden. Heute wird die Erdgeschosszone durch drei unterschiedliche Garagentore bestimmt. Jeweils darüber befinden sich Luken mit Klappläden.
Aus der üblichen Binnengliederung ist eine Reihe von Andreaskreuzen als Feldzier in der obersten Gefachzone der oberen Scheune hervorzuheben. Zwei Fensterpaare mit Klappläden finden sich im oberen Stockwerk des Nordteils, je eins im OG des Südteils (rechte Hälfte zugesetzt), 1. und 2. DG und ein kleines Fenster im Giebeldreieck.
2. DG und Giebeldreieck des Nordteils wurden komplett erneuert. Hier finden sich keine Holznägel und einige Streben sind gerader.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Gebäude weist eine unregelmäßige Kontur auf, da das südliche Drittel auf der Westseite um 4 m zurück versetzt ist. Firstparallel gliedert sich der Grundriss beider Scheunen-Einheiten in drei Schiffe, eine Zonierung quer zum First findet sich ausschließlich in der Mitteltenne der oberen Scheunen-Einheit, da hier auf der Westseite ein schmaler Gang ausgeschieden ist. Im Inneren sind beide Längswände aus Fachwerk mit massiven Gefachfüllungen im 2. Obergeschoss (obere Scheune) bauzeitlich. Im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss (untere Scheune) ist nur die Trennwand zwischen Tenne und Barn (nördliche Längswand) bauzeitlich, während die Barnbereiche nicht mit einer Wand untergliedert waren.
Die mit Dielungen versehenen Dachgeschoss-Ebenen sind nicht durch Wände untergliedert. Die Unterzüge der Dachkonstruktion zeichnen die Längsteilung nach.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Verwendete Materialien
    • Holz
  • Holzgerüstbau
    • Geschossgerüst
Konstruktion/Material:
Fachwerk
Bei der Scheune Hirschgasse 4 in Herrenberg handelt es sich um einen reinen Stockwerksbau, was als sehr fortschrittlich für die Bauzeit um 1683 gilt. Giebelseitig zeichnet sich der stockwerkweise Abbund durch kleine Auskragungen ab. Als Baumaterial wurde hauptsächlich Tannenholz verwendet, das vermutlich aus dem Schwarzwald stammt. Vereinzelt, z. B. für die Eckständer wurde Eichenholz verwendet. Die mächtigen Querschnitte zeugen von der hohen Qualität des Bauwerks. Zwei Stockwerke bilden den aufgehenden Teil, die jeweils in den Barnbereichen mit einer Zwischenebene untergliedert sind.
Die Deckenbalken der Stockwerke verlaufen nicht alle in der gleichen Richtung: im unteren Stockwerk (untere Scheune) liegen sie in Ost-West-Richtung (d. h. längs bzw. firstparallel), im oberen Stockwerk in Nord-Süd-Richtung (d. h. quer zum First). Den seitlichen Abschluss bildet jeweils ein Stichgebälk (unten zwischen Deckenbalken und Nord- bzw. Südwand, oben zu den beiden Giebelwänden hin). Unterzüge auf Ständern tragen die Deckenbalken.
Die Ständer unterscheiden sich in den Ebenen: unten sind sie mit bis zu vier Kopfstreben versehen, im Mittelteil gibt es keine Streben und die Ständer sind in die Binnenwände integriert, im Dachstuhl wurden wieder Streben verwendet. Letztere sind mit einer Fase geziert. Konsolenartige Verdickungen der Ständer im Dachwerksind unten mit einem Karniesprofil abgeschlossen. Diese baulichen Details weisen auf die Hochwertigkeit des historischen Gebäudes hin. Alle Verbindungen sind als Zapfenverbindung ausgeführt und, wo nötig, mit Holznägeln gesichert.

Die Außenwände sind stockwerkweise abgebunden. Die Binnengliederung wurde bereits bei der Beschreibung der Ansichten erfasst. Die Bundseite wechselt. Auch die Binnentrennwände bestehen aus Fachwerkkonstruktionen, horizontal gefasst durch Schwell- und Rähmriegel. Die Gefachfüllungen bestanden ursprünglich aus Bruchstein mit Mörtel. In historischer Zeit wurden bereits Fensteröffnungen mit Bruchsteinmauerwerk zugesetzt. Die Füllungen unterscheiden sich von den ursprünglichen durch einen großen Stein im unteren Bereich und eine andere Zusammensetzung des Mörtels. Im vergangenen Jahrhundert wurden für Reparaturen zunächst Gasbetonsteine, ab dem letzten Drittel des Jahrhunderts auch Hochlochziegel und großformatige Porenbetonsteine verwendet. Somit lassen sich die inwendig sichtbaren Gefachfüllungen in eine relative Chronologie einteilen. Die Bruchsteinfüllungen wurden in den Binnentrennwänden und der südlichen Außenwand als Fensterzusetzungen verwendet. Gasbetonsteine finden sich in erster Linie auf der Nord- und Westseite. Die moderneren Materialien auf der Ostseite. Eine Kartierung der Gefachfüllungen findet sich in den beigelegten Ansichten der Bauphasenpläne im Anhang.
Eine konstruktive Besonderheit ist die Ausscheidung des schmalen Gangs auf der Westseite im Bereich der oberen Tenne. Der Gang war weder Laubengang noch Balkon, sondern ein schmaler abgetrennter Raum im Inneren der Scheune. Die Fachwerkwand (2. Querbund, 2. OG) war ausgefacht und mit einer zentralen Tür versehen. Das Blatt schlug zum Gang hin auf (Türanschlag erhalten). Die Tür flankierten beidseits Fenster zur Tenne. Ein Fenster oder eine größere Öffnung befand sich am Südende des Gangs. Zum nördlichen Barnbereich führte ein Durchgang ohne Tür. Die Zugehörigkeit des Gangs zum ursprünglichen Gefüge ist zweifelsfrei anhand des Ständers am Nordende zu belegen. Dieser gehört sowohl zur Gangwand wie auch zur Tennenwand. Um eine saubere Eckverbindung zu ermöglichen wurde die südöstliche Ecke des an sich quadratischen Querschnitts ausgenommen. So ergibt sich eine asymmetrische Form des Holzes, jedoch eine klare Ecke des Raums.
Ursprünglich lag auf den Binnentrennwänden eine Deckenbalkenlage über jedem Barnbereich, die die Dielung der Zwischenebene trug. In der oberen Scheune wurde die südliche Balkenlage später auf ein tieferes Niveau gelegt, wozu ein Streichbalken an der Südseite der Binnentrennwand befestigt wurde. Die Deckenbalken wurden teils wiederverwendet, teils neu angefertigt und auf den Streichbalken mit Konsolen aufgelegt. Die Balkenköpfe stehen in die Gefachfüllungen aus Bruchsteinmauerwerk (2. Phase) hinein. Die Ausrichtung der Balken ist nicht so regelhaft wie die des restlichen Gefüges. Auch in der Ebene der Dachbalken wurden als Auflager der Dielung kurze Balken auf der Südseite des Barns eingeschoben. Die Ausrichtung verläuft nicht ganz parallel zum ursprünglichen Gefüge. Oberhalb der Tenne und dem südlichen Barn befindet sich die Dielung, der nördliche Barnbereich besteht auf dieser Ebene nur aus den zwei Dachbalken der Bindergespärre und zwei weiteren Dachbalken sowie dem Stichgebälk an der Giebelseiten.

Abbundsystem
Die quantifizierenden Abbundzeichen markieren eine bauteilweise Zählung: Ständer, Streben, Riegel, etc. werden jeweils einzeln gezählt. Beispielsweise beginnt die Zählung im EG der Nordwand an deren Ostende jeweils mit einem Strich am Riegel, an der Strebe und am Ständer. Im zweiten Feld sind alle Bauteile mit zwei Strichen markiert, usw. Die Zählung endet mit VI am Westende. Die östliche Giebelwand lässt sich ebenso gut ablesen: hier beginnt die Zählung im Norden mit einem Strich und setzt sich bis zur südlichen Ecke fort.
Das System aus Längs- und Querbund dreht sich zwischen dem ersten und zweiten OG um 90°: In den unteren beiden Geschossen verläuft der Längsbund in Nord-Süd-Richtung und der Querbund in Ost-West-Richtung. In den Geschossen darüber liegt der Querbund in Ost-West-Richtung, der Längsbund in Nord-Süd-Richtung. Das bedeutet für die westliche Giebelwand zur Hirschgasse, dass sie in den unteren beiden Geschossen zum Längsbund, in den oberen Geschossen und im Dach zum Querbund gehört. Die östliche Giebelwand beginnt aufgrund der Topografie erst im Bereich der Zugehörigkeit zum Querbund.
Hölzer des Längsbundes weisen zu den elementweisen Zahlzeichen aus Strichen schräge Kerben bzw. Beistriche in zunehmender Anzahl von Nord nach Süd auf: Im unteren Bereich ist ein schräger Beistrich an Hölzern der westlichen Giebelwand zu sehen. Ab dem 2. OG finden sich an der nördlichen Längswand ein Beistrich, an den Tennenwänden zwei bzw. drei Beistriche und an der südlichen Außenwand vier Beistriche.
Hölzer des Querbundes weisen zusätzlich zu den Zahlzeichen dreiecksförmige Fähnchen auf: Im unteren Bereich steht ein Fähnchen für die nördliche Längswand, zwei Fähnchen für die Trennwand zwischen Tenne und Barn, drei Fähnchen für die Wand zwischen den Barnbereichen und vier Fähnchen für die südliche Längswand. Ab dem 2. OG folglich ein Fähnchen für die östliche Giebelwand, zwei für die Wand des ausgeschiedenen Gangs und drei für die westliche Giebelwand.
Ein kurzer Strich markiert jeweils das Geschoss, beginnend beim jeweiligen untersten Geschoss der Bundrichtung, d. h. ein kurzer Strich im Norden steht für das unterste Geschoss, nach der Drehung der Bundrichtung steht ein kurzer Strich an der Ostwand für das 2. OG.

Dachwerk
Das Dachwerk besteht aus einem doppelten liegenden Stuhl mit längs gerichteten Unterzügen. Die Unterzüge liegen auf stark dimensionierten Ständern auf, die im 1. OG und im DG mit Kopfstreben versehen sind. Die Dachbalkenlage spannt von Norden nach Süden. Insgesamt gibt es nur vier durchgehende Dachbalken, der Rest sind als Stichbalken ausgebildet. Auf den Dachbalken liegt eine fünfeckige Schwelle als Auflager für die Stuhlsäulen, ebenso auf der ersten Kehlbalkenlage für den oberen liegenden Stuhl. Durchlaufende Rähme verbinden die Stuhlgespärre untereinander und mit den Giebelwänden. Die Sparren sind mit ca. 9cm Vorholz in die Dachbalken eingezapft.
Aufschieblinge sorgen für einen Dachüberstand von ca. 50 cm. Zwei Bindergespärre und die Giebelwände rahmen je vier Leergespärre. Das westliche Bindergespärre steht frei neben der zurückversetzten Außenwand des eingezogenen Drittels. Die Giebelwand steht davor und ist ein eigenständiges Fachwerkgerüst. Im 1. und 2. DG findet sich ein Stuhlstrebenlängsverband in Form von gekreuzten oder nebeneinander stehenden Streben.

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