Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ehem. Gasthof Lamm

ID: 203539262312  /  Datum: 19.08.2013
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Von-Deuring-Str.
Hausnummer: 8
Postleitzahl: 88094
Stadt-Teilort: Unterteuringen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Bodenseekreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8435045016
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 47,7152° nördliche Breite, 9,4594° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Bei dem untersuchten Gebäude handelt es sich sicherlich um die in der Oberamtsbeschreibung Tettnang von1838 erwähnte Schildwirtschaft (a). Als solche hatte der Gasthof besondere Rechte und durfte neben Getränken auch Speisen ausgeben und Gäste beherbergen.

Bauphase I (um 1598, d):
• Errichtung eines zweigeschossigen Fachwerkbau, gegliedert durch eine Mittellängsachse (LA B) in zwei etwa gleich breite Längsschiffe. Die ursprüngliche Länge ist nicht mehr nachweisbar, nur drei Querzonen blieben erhalten.
• Der Unterbau schließt mit einem zweigeschossigen Satteldach ab. Das 2. Dachgeschoss, durch Knaggen unterstützt, ist leicht vorkragend. Das Holzwerk erhielt nach außen einen ziegelroten Anstrich.
• Der Wohnteil war nur in den ersten zwei Querzonen angelegt. Die Stube im südöstlichen Gebäudeeck verfügte über eine rückliegender Küche. Nördlich war ein ca. 3.70 m breiter, gebäudetiefer Querflur angelegt.

Bauphase II (um 1809, d):
• Die heutige äußere Gestalt des Wohnteils geht im Wesentlichen auf diese Umbauphase zurück. Mit großer Wahrscheinlichkeit steht sie in direktem Zusammenhang mit der Nutzung
als Gasthof.
• Der Ursprungsbau wird nach Süden um 1.40 m erweitert, wobei man die ursprünglichen Fachwerkaußenwände vollständig durch massives Ziegelmauerwerk ersetzte.
• Die Innendisposition wird weitgehend beibehalten, allerdings wird der Wohnteil auf die dritte, ursprünglich wohl ökonomisch genutzte Quer-/Stallzone ausgeweitet.
• Im Erdgeschoss: Die vormals im südwestlichen Eckgefach untergebrachte Küche wird in den rückwärtigen Flurbereich verschoben, zeitgleich entsteht der schmale rückwärtige Flur. Die ursprüngliche Nordwand der Küche in der inneren Querachse QA 2 wird entfernt und um ca. 1.45 m südlich aus der inneren Querachse QA 2 versetzt, die heutige massive Südwand der Küche wird aufgemauert. Eine große Feuerungsöffnung in der Südwand der Küche deutet auf einen früheren Backofen in dem südlich angrenzenden Raum.
• Im Obergeschoss: Gehobene Ausstattung im südwestlichen Eckraum, ferner Einbau des Kreuzbodens und der kassettierten Zimmertüren.

Bauphase III (ca. 1850 – 1900, s, gk): Veränderung und Umgestaltung der bauzeitlich 3.70 m breiten Flursituation im Erd- und Obergeschoss.
• Um 1890 Einbau der Wendeltreppe im südöstlichen Flureck (Einordnung anhand einer als Makulatur verwendeten Zeitung vom November 1889). Der ursprüngliche Treppenaufgang konnte nicht ermittelt werden. Charakteristischerweise wäre für die Bauzeit um 1598 eine einläufige Treppe zu erwarten, die sich wahrscheinlich entlang der nördlichen Flurwand ins Obergeschoss zog.
• Einbau des Steinzeugfliesenbodens im Flurbereich, sein dunkler Randfries nimmt Bezug auf die gewendelte Treppe.
•Verschmälerung der östlichen Flurhälfte im Obergeschoss. Die ursprünglich in der zweiten inneren Querachse QA 3 verlaufende Nordwand des Flures wird entfernt. Zur Aufnahme der Vertikallast der darüber liegenden Fachwerkwand im 1. Dachgeschoss wird ein Längsunterzug eingezogen, unterstützt durch die zweitverwendete Stütze in Raum 1.07.
Die Nordwand des bestehenden Flures wird um 1.35 m aus der bauzeitlichen Querachse QA 3 nach Süden versetzt abgezimmert.
• Der Einbau einer Türöffnung in der Westwand des Obergeschossflures ermöglicht einen direkten Zugang in den angrenzenden Tanzsaal.
• Fassade: Einbau der gegenwärtigen Eingangstür mit Jugendstilelementen. Ferner erhalten die Blockrahmen der Erdgeschossfenster Sohlbänke aus Sandstein, während die Blockrahmen der Fenster in Erd -und Obergeschoss mit profilierten Zierleisten eingefasst werden; alle erhalten neue, kassettierte Klappläden.

Bauphase IV (20. Jh., s, gk)
Im Erdgeschoss:
• Etwa in den 1930ern wird im Eingangsbereich eine Art Windfang durch Einzug einer dünnen Ständerwand aus dem Flur abgeteilt.
• Im nordwestlichen Eckbereich Einbau eines kleinen Abortes und eines Bades.
• Im 1. Dachgeschoss werden zwei Kammern ausgebaut, die jeweils von einer Gaube auf den Traufseiten belichtet werden. Die Kammern werden über einen separaten, erdgeschossigen Eingang auf der Westseite mit anschließendem L-förmigen Treppenaufgang erschlossen.
• Aufmauerung eines neuen Kamins
Im Obergeschoss:
• Abtrennung eines Abortes aus dem nordwestlichen Eckraum.
• Ende des 20. Jh. im südwestlichen Eckbereich Einbau des mit Ziegelwänden eingefassten Treppenhauses für das angrenzende Wohnhaus, das sich bis ins 2. Dachgeschoss emporzieht.


1. Bauphase:
(1597 - 1598)
Errichtung des Gebäudes (d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1808 - 1809)
Umfangreiche Umbauphase (d), wobei man u.a. die heutige äußere Gestalt des Wohnteils schuf (Gebäude wurde zum Gasthof umfunktioniert).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1850 - 1900)
Diverse Umbaumaßnahmen (gk, s).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1900 - 1999)
Weitere diverse Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen (gk, s) im Laufe des 20. Jh.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Südgiebel und östliche Traufseite / Ehem. Gasthof Lamm in 88094 Unterteuringen (21.12.2012 - A. Kuch)
Abbildungsnachweis
Südansicht, nach Westen ehem. Tanzsaalanbau / Ehem. Gasthof Lamm in 88094 Unterteuringen (21.12.2012 - A. Kuch)
Abbildungsnachweis
Nordseite des ehem. Tanzsaalanbau / Ehem. Gasthof Lamm in 88094 Unterteuringen (21.12.2012 - A. Kuch)
Abbildungsnachweis
Baualtersplan, LS B-B, unmaßstäbliche Verkleinerung / Ehem. Gasthof Lamm in 88094 Unterteuringen (01.03.2013 - A. Kuch)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Handel und Wirtschaft
    • Gasthof, -haus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Hofanlage, lang gestreckter, zweigeschossiger Einhof, Fachwerkbau, verputzt, mit Satteldach mit Lukarnen und Halbwalm im Süden, Westtraufe weitgehend abgeschleppt, sowie einer Tordurchfahrt; Tanzsaalanbau, im Winkel von der Südwestecke nach Westen reichendes Gebäude, zweigeschossig, verputzt, mit Vollwalm, 1. OG deutlich erhöht mit Rundbogenfenstern.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
L-förmiger Grundriss
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bruchstein/Wacken
  • Steinbau Mauerwerk
    • Backstein
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
    • Ständer
  • Dachform
    • Satteldach mit einseitigem Vollwalm
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst, mehrstöckig
Konstruktion/Material:
Die Außenwände sind vollständig in massivem Ziegelmauerwerk errichtet. Größtenteils wurden gebrannte großformatige Ziegel (280x140x70 cm) verwendet sowie ein geringer Anteil an ungebrannten Lehmziegeln.
Die wenigen noch zum bauzeitlichen Bestand um 1598 gehörenden Innenwände bestehen aus zweiriegeligem Nadelholzfachwerk mit verzapften Wandstreben, die Gefache sind mit Bruchstein ausgemauert. Das Holzwerk zeigt Reste einer hellgrauen Erstfassung. Vom bauzeitlichen Hausgerüst ist im Unterbau im Wesentlichen noch in den kräftigen, quer gerichteten Deckenbalken erhalten geblieben (Querschnitte bis 30 x 26 cm). Die bauzeitlichen Wandbildungen wurden dagegen in weitem Umfang ersetzt. Ein kurzes zweitverwendetes Wandstück in der Südwand des Raumes 0.04 aus waagrechten, zwischen zwei Ständer geschobenen Bohlen dürfte ebenfalls noch zum bauzeitlichen Bestand zählen, es wurde jedoch innerhalb des Gebäudes versetzt.
Die Innenwände des späten 19. und 20. Jh. sind größtenteils massiv mit Ziegeln errichtet. Einzige Ausnahme bildet die nördliche Flurwand des Obergeschosses aus zweiriegeligem Nadelholzfachwerk mit Ziegelausfachung. Das Holzwerk zeigt keinerlei Hinweise auf eine Fassung. Die Wand war von Anfang an vollflächig verputzt. Die Schichtenfolge von Putz und Anstrichen, eine Putzlage mit nur zwei hellblauen Anstrichen sowie zwei Tapetenschichten mit Jugendstilornamenten, verweisen auf eine Einbauzeit um die Jahrhundertwende.

Bei dem bauzeitlichen Dachwerk handelt es sich um ein Satteldach, das durch eine Kehlbalkenebene in zwei Geschosse unterteilt ist. Der Südgiebel ist im 1. Dachgeschoss massiv mit Ziegeln errichtet. Das Giebelgespärre ist etwas im Mauerwerk eingelassen.

1. Dachgeschoss: Die drei noch erhaltenen Querbünde (QA 1, 2, 3) des bauzeitlichen Dachwerkes sind im 1. Dachgeschoss mit einem dreifach stehenden Stuhl konstruiert. Als Quer -und Längsaussteifung dienten verblattete Kopfbänder, die allesamt entfernt wurden und nur noch anhand von Blattsassen in den Stuhlständern, Stuhlrähmen und Bundkehlbalken belegt werden können. Eine Längsaussteifung bzw. Windaussteifung unter der Sparrenebene ist nicht angelegt.
Der zweite innere Querbund QA 3 ist mit einem zweiriegeligem Fachwerk geschlossen, das sich aufgrund der dendrochronologischen Untersuchung eindeutig dem bauzeitlichen Bestand um 1598 zuordnen lässt. Die Gefache sind mit Feld -und Bruchsteinen ausgemauert, grob verputzt und getüncht, das Holzwerk blieb ohne Fassung. Die Wandung teilt nach Süden zwei Querzonen ab und diente anfänglich sicherlich als Trennwand zwischen Wohnen und Ökonomie; ein Durchgang ist nicht angelegt.
Demnach ist für die Bauzeit ein zuerst nur zweizoniger Wohnteil anzunehmen, welchem erst im Rahmen der Umbauphase um 1809 die dritte, vorher zum Ökonomieteil gehörende Querzone hinzugefügt wurde.
Das 2. Dachgeschoss ist als einfacher Spitzboden ohne Stuhl konstruiert.
Die bauzeitlichen Gespärre sind im Firstpunkt miteinander verzapft und waren anfänglich, wie an entsprechenden Blattsassen ablesbar, durch kurze verblattete Hahnenbalken miteinander verbunden. Der Südgiebel schließt mit einem Krüppelwalm ab. Die Walmsparren wurden zusammen mit dem Dachstuhl des ehem. Tanzsaalanbaus im 20. Jh. erneuert.

Von dem bauzeitlichen Südgiebel blieb nichts mehr erhalten. Das heutige Giebelfachwerk datiert konstruktiv ins 19. Jh.; es handelt sich um ein relativ schwach dimensioniertes, zweiriegeliges Fachwerk mit Ziegelausfachung, gegenläufigen Wandstreben und kurzen, zu den Sparren aufsteigenden Schräghölzern in der östlichen Abseite. Das Fachwerk zieht sich über die Breite des ursprünglichen Giebeldreiecks hinaus und verbindet das Hauptgebäude mit dem Tanzsaalanbau, mithin stammen Giebelfachwerk und Tanzsaalanbau aus einer einheitlichen Bauphase.
Die Denkmalliste datiert den Anbau des Tanzsaalgebäudes um 1840. In der Zeit von 1809 bis 1840 war im 2. Dachgeschoss vermutlich ein Halbwalm ausgebildet. Indiz dafür ist vor allem die nur bis zum 1. Dachgeschoss massiv mit Ziegeln errichtete Außenwand des Südgiebels.

Befunde zum bauzeitlichen Südgiebel
Im 1. Dachgeschoss ist die um1809 erfolgte Erweiterung am deutlichsten erkennbar, da hier ein wesentlicher Teil des bauzeitlichen Giebelbundes belassen wurde. Das einstige Giebelrähm, der noch erhaltene östliche und mittlere Giebelständer sowie das Giebelgespärre verweisen mit entsprechenden Zapfenlöchern bzw. Blattsassen auf ein zweiriegeliges Giebelfachwerk mit verzapften Wandstreben und mit den Sparren verblatteten Wandriegeln. Die leicht vorkragenden Stuhlrähme sind durch konkave Knaggen unterstützt und belegen ein zur Bauzeit ca. 30 cm vorkragendes 2. Dachgeschoss.
Das Fachwerk war zur Erbauungszeit ziegelrot gestrichen, Reste der Erstfassung sind vor allem auf der Unterseite der Knaggen nachweisbar.

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