Tabakschuppen
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Ringstraße |
Hausnummer: | 110 |
Postleitzahl: | 76353 |
Stadt-Teilort: | Weingarten |
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Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Kreis: | Karlsruhe (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8215090004 |
Flurstücknummer: | 13367/36 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Während des 19. Jahrhunderts war die Zigarre auf dem Vormarsch; Kau- und Schnupftabak kamen sukzessive aus der Mode, während Zigaretten sich noch nicht richtig durchsetzen konnten.
Ein Zentrum des Tabakanbaus und somit auch ein Zentrum der Produktion von Zigaretten lag in Baden.
1885 wurde im Großherzogtum ca. ein Viertel aller deutschen Zigarren hergestellt. Von 1871 bis 1913 stieg der Anteil der badischen Anbauflächen, gemessen an jener des gesamten Reichsgebietes, von rund 31% auf über 42%.
Durch den Bau von zentralgenossenschaftlichen Trocknungseinrichtungen bekam die Baukultur einen neuen Bautyp, der direkt auf die Bedürfnisse der Tabakerzeuger zugeschnitten wurde.
Drei Merkmale waren bestimmend:
1. Verstellbare Lamellen gewährleisten eine kontrollierbare Belüftung;
2. die innere Offenheit, d.h. ohne feste Böden, ermöglicht den Durchzug;
3. ein offener First, sodass die warme und zugleich feuchte Luft entweichen kann.
Dabei sind nicht nur die Lamellen für diesen Bautypus prägend, auch der für den „Kamineffekt“ notwendige schlanke Baukorpus ist auffallend. Dies hat wiederum Konsequenzen für die Konstruktion.
Der Tabakschuppen in Weingarten wurde in zwei Bauabschnitten erstellt, der westliche Teil im Jahre 1937, der östliche Teil erst im Jahre 1941, also zu Kriegszeiten. Mittlerweile ist der Schuppen abgerissen und an seiner Stelle befindet sich ein Parkplatz.
(1937)
(1941)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bestandsaufnahme (gutachterliche Stellungnahme)
Beschreibung
- Siedlung
- Dorf
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Scheune mit Sondernutzung
Zonierung:
Die beiden Längsseiten waren weitestgehend geschlossen; lediglich die südwestliche Halle besaß auf der Straßenseite unmittelbar neben der Treppe eine kleine Tür. Der Verbindungsbau, der zwischen den beiden Tabakschuppen lag, wurde von den Traufseiten aus über zwei große Tore im Süden und über ein Tor in Norden erschlossen.
Im Inneren waren die Hallen in vier Raumebenen unterteilt. Das Erdgeschoss wurde von breiten Gängen sowie drei Trockenböden eingenommen.
Konstruktionen
- Verwendete Materialien
- Beton
- Holz
- Dachform
- Satteldach
- Holzgerüstbau
- Mehrreihenständergerüst
Durchlaufende Bodenbeläge waren nicht vorhanden.
Der First war auf den beiden Schuppen durch einen zusätzlichen Aufbau aufgedoppelt, sodass die über die Fassadenelemente einströmende Luft hier entweichen konnte.
Die auf betonierten Sockel verankerte Holzkonstruktion bestand, je Halle aus zwei Stirn- und fünf Feld-Bundachsen. Das Erdgeschoss wurde je Feldachse durch zwei freistehende Stützen und durch bis zur dritten Ebene hochreichende Zangen-Binder gegliedert. Die aufgehenden Ebenen wuren dementsprechend von jeweils zwei zur Mitte versetzten Stützenreihen gehalten. Die Tragkonstruktionen der Stirnseiten bestanden hiervon abweichend aus über jeweils zwei Ebenen reichenden Andreaskreuzen. Die anfallenden Lasten wurden über zwei Stützen auf der ersten und vierten Ebene und jeweils einer, der Längsfassade vorgelagerten Stütze in den massiven Sockel des Erdgeschosses geleitet.
Die schlanken Proportionen des Baukörpers schlugen sich auch in der Konstruktion nieder, die wohl als Ingenieurholzbau anzusehen ist. Der Bau knüpfte in seiner Bauweise an den Eisenbahnbrückenbau des späten 19. Jahrhunderts an. Prägend war das fast vollständige Fehlen von zimmermannsmäßigen Verbindungen, die zugunsten von verbolzten Zangenwerken aufgegeben worden waren.