Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Hofgebäude

ID: 198934837413  /  Datum: 26.01.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Käppeleshof
Hausnummer: 1
Postleitzahl: 78730
Stadt-Teilort: Lauterbach

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Rottweil (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8325036025
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Der Kernbau des Hofgebäudes besitzt einen auffällig gedrungenen Grundriss, ist also sehr kurz im Verhältnis zu seiner Breite und das Fehlen einer Giebelauskragung ist eher untypisch für die Region. Auffällig ist zudem das fast durchgehend wiederverwendete Bauholz in einer so waldreichen Gegend. Müßig ist die Zuordnung zu einem der von Hermann Schilli postulierten Haustypen, denn wie die Beschäftigung mit der Hauslandschaft des Schwarzwaldes immer wieder erweist, sind die stimmigen Beispiele rar und werden in der Zahl von irgendwelchen Misch- oder Reduktionsformen weit übertroffen – ein Widerspruch in sich. Tatsächlich stellt die Typenzuordnung eher ein Thesengerüst dar, das aber in eher dogmatischer Weise anschaulich und eingängig vermittelt wurde und kaum je hinterfragt worden ist. Im Fall des Käppeleshofs würde die geschossweise Anordnung des Stalls unter den Wohnräumen am ehesten dem „Kinzigtäler Haus“ entsprechen, mit dem es aber sonst kaum etwas ‚typisches‘ verbindet. Die Anordnung der Wohnräume wiederum könnte mit dem „Gutachtäler Haus“ in Verbindung gebracht werden usw.
Bei Betrachtung der dendrochronologischen Ergebnisse ist erstaunlich, in welch kurzem Zeitraum von gerade mal 56 Jahren zuerst ein Hofgebäude an unbekanntem Ort errichtet wurde (um 1742), das nach nur 37 Jahren wieder abgetragen wurde, um aus dessen Holz das heute bestehende Hofgebäude zu bauen (um 1779), es nach weiteren 26 Jahren durch einen Anbau zu erweitern (um 1805) und wiederum nur 3 Jahre später fast das gesamte Obergeschoss zu erneuern (um 1808). Die Ergebnisse der Untersuchung müssen wegen weniger Proben teilweise zwar als unsicher gelten, vor allem die vermutete Errichtung um 1779, aber die kurze Zeitfolge lässt kaum andere Möglichkeiten zu. Nicht ganz auszuschließen ist zudem noch, dass beim Umbau des Obergeschosses ebenfalls Hölzer wiederverwendet worden sein könnten, der Umbau also deutlich nach 1808 erfolgt wäre, wovon aber zumindest keine auffälligen Spuren zu finden sind. Ob damals schon eine Verbindung mit dem Gebäude Käppeleshof 4, dem sog. Weberhäusle, das um 1780 errichtet worden ist, bestanden hat, sei dahingestellt. Dieses Gebäude ist deutlich enger an lokalen Bautraditionen orientiert.
Nach lokaler Überlieferung soll der Vorgängerbau, von dem das Holz herrührt, unten an der Straße gestanden haben, wo in einer Wiese größere Steinbrocken zu finden sind, die mit einem Hofgebäude aber nicht notwendigerweise in Verbindung gebracht werden müssen. Die kurze Zeitfolge schließt aus, dass einfach nur Baufälligkeit der Grund für den Abbau gewesen sein kann. Vielmehr war das Holz damals noch so frisch, dass es sich angeboten haben muss, in einem neuen Gebäude erneut verarbeitet zu werden.
Ein Grund für den Abbau könnte gewesen sein, dass etwa das Gut geteilt wurde und der frühere Standort mit den neuen Verhältnissen nicht mehr vereinbar war. Der gedrungene und in einfacher Form errichtete Kernbau des untersuchten Hofgebäudes lässt aber einen finanziell eher minderbemittelten Bauherrn erkennen, was im Umkehrschluss wiederum ein Grund für die vermutete Hofteilung gewesen sein könnte, sodass beim Bau ohnehin gespart werden musste. Eine wenig solide Bauweise könnte ihrerseits den Anlass gegeben haben, nach nur 29 Jahren, fast das gesamte Obergeschoss auszutauschen, wobei das damals neu eingebaute Fachwerk nur unwesentlich zu höherer Stabilität oder einer Verbesserung des Wohnkomfort beigetragen haben dürfte.
Die dendrochronologische Datierung der Bauzeit des Kernbaus gestaltete sich etwas verzwickt, da fast alle Hölzer erkennbar von einem anderen Gebäude wiederverwendet worden waren. Es mussten auf Verdacht die wenigen Hölzer ausgewählt werden, die keine leeren Holzverbindungsanschlüsse aufwiesen.
Nur ein einziges Holz erfüllte diese Hoffnungen, was zwar für eine gesicherte Datierung nicht genügen kann, doch liegen die Daten in so dichter Zeitfolge und einer Reihenfolge, die ohnehin kaum eine andere Möglichkeit offen lassen. Die Suche danach erklärt somit auch die hohe Zahl ausgewerteter Proben aus wiederverwendeten Hölzern.


1. Bauphase:
(1778 - 1779)
Errichtung des Kernbaus:
Fällung Winter 1778/79 (d) (nur die einzelne Probe 6)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

2. Bauphase:
(1804 - 1805)
Errichtung des rückwärtigen Anbaus:
Fällung Winter 1804/05 (d) (Proben 10, 17)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau

3. Bauphase:
(1807 - 1808)
weitgehende Erneuerung des Obergeschosses:
Fällung Winter 1807/08 (d) (Proben 1, 2, 12)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)

4. Bauphase:
(1900 - 1940)
Die Innenverkleidungen von Stube und hinterem Raum in der ersten Zone aus maschinell hergestellten Nut- und Federbrettern dürfte auf das frühe 20. Jahrhundert zurückgehen. In der Stube wurde sie bereits entfernt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1900 - 1999)
Nach Aussage der Besitzer sei die Stube im 20. Jahrhundert erhöht worden, was mit der Entfernung der Bohlendecke gleichgesetzt werden kann.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Hofgebäude in 78730 Lauterbach (26.01.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Hofgebäude in 78730 Lauterbach (26.01.2016 - Stefan King)
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Hofgebäude in 78730 Lauterbach (26.01.2016 - Stefan King)
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Hofgebäude in 78730 Lauterbach (26.01.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Hofgebäude in 78730 Lauterbach (26.01.2016 - Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Anmerkungen zu Baugeschichte und Baubestand des Hofgebäudes
  • Restauratorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Der Käppeleshof liegt in einem schmalen Seitental des Lauterbachtals.
Um das Gebäude ist eine Hangterrasse ausgebildet. Gegenüber der vorderen Traufseite liegt eine kleine Kapelle, die dem Hof den Namen gab. Eine Inschrift im rundbogigen Türgewände gibt die Bauzeit für das Jahr 1844 an. Hinter der Kapelle liegt ein kleiner umzäunter Garten. Vor der talseitigen Giebelseite liegt unweit ein künstlich angelegter Weiher, der einst eine Mühle speiste, die nicht mehr besteht – lediglich das große Kammrad des Mühlwerks befindet sich noch im Hofgebäude im Heulager des Obergeschosses. Jenseits des Weihers stand ein Backhaus.
Lagedetail:
  • Einzellage
    • allgemein
  • Siedlung
    • Bauernhof
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Bauernhaus
  • Sakralbauten
    • Kapelle, allgemein
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Hofgebäude ist aus zwei Vollgeschossen und einem Satteldach zusammengesetzt und mit der hinteren Schmalseite über die Höhe beider Vollgeschosse in den Hang an der Talflanke geschoben.
An die Rücktraufe ist bündig zum Vordergiebel ein zweigeschossiger Anbau mit quergestelltem Satteldach zu einem L-förmigen Grundriss angefügt. In jüngerer Zeit wurde die Grundfläche durch einen Unterstand für Pferde nach Nordwesten erheblich erweitert.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Im Erdgeschoss liegen Stallräume, die vom nach Westen gerichteten Vordergiebel her erschlossen sind. Im Obergeschoss finden sich die Wohnräume, zugänglich über eine Außentreppe an der südlichen Vordertraufe, sowie ein Teil des Heulagers.
Im Dach wurde ebenfalls Heu gelagert und es ist hangseitig von Osten her durch eine Hocheinfahrt befahrbar.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Der Kernbau umfasst etwa Dreiviertel der Gebäudelänge und ist nachträglich um das hintere Viertel verlängert worden. Die bauzeitlichen Hölzer des Kernbaus, die im Wesentlichen nur das Dachwerk umfassen, weisen fast alle Spuren von Wiederverwendung auf.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Dachform
    • Satteldach
    • Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Verwendete Materialien
    • Beton
    • Eisen
    • Stein
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bretter
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • abgesprengte Quer- und Längsbünde
Konstruktion/Material:
Baumaterial für Mauerwerke war lokal anstehender Buntsandstein, sowohl für Werksteine wie für Bruchsteine. Für hölzerne Bauteile kam ausschließlich Nadelholz zur Verwendung. Nach einer statistischen Betrachtung der Ergebnisse der Dendro-Untersuchung war dies zum überwiegenden Teil Kiefernholz, wie es in den Wäldern der Gegend auch heute häufig anzutreffen ist.
Erdgeschoss:
Das Erdgeschoss des Kernbaus wird zum größten Teil von einem großen Stallraum eingenommen, der sich über die gesamte Breite der Grundfläche und beinahe auch seine Länge erstreckt. Er nimmt den Stall auf, wo das Vieh in zwei seitlichen Zeilen längs aufgestallt war, zwischen denen ein breiter Futtergang verlief – was heute noch teilweise zutrifft. Entsprechend sind drei breite, im Laufe der Zeit etwas veränderte Zugänge an der Giebelseite vorhanden, die seitlichen als Zugänge für das Vieh selbst, zum Melken und zum Ausmisten, die mittlere zum Einbringen des Futters. Die Außenwände waren aus gebrochenen und grob zugerichteten Steinen aus Buntsandsteinmaterial gemauert, wovon ein Teilstück der Giebelwand mit einer äußeren Mauerschale aus Werksteinen möglicherweise bauzeitlich ist. Ein weiteres Teilstück wurde später neu aufgesetzt, was überliefert worden ist und wie auch die abweichende Mauertechnik erkennen lässt. Die gesamte vordere Traufwand und etwa ein Drittel der hinteren Traufwand sind in geringerer Stärke im späten 20. Jahrhundert ersetzt worden und ein Stück der hangseitig gelegenen Abschlussmauer wurde neu betoniert.
Über dem Stallraum spannt sich ein Gebälk in auffallend gutem Zustand, durchgehend mit einem Blindboden versehen. Etwa in der Mitte ist eine Auswechslung zu erkennen, wo eine Treppe vom Obergeschoss heruntergeführt hat. Aus der Decke wurden 2 Holzproben zur Datierung entnommen, wonach das Gebälk um 1808 eingezogen worden ist (Proben 1 und 2). Ein Teil des Gebälks wurde durch eine Eisenträgerdecke ausgetauscht. Getragen wird die Decke von zwei längs gespannten Unterzügen, wovon der nördliche von monolithischen Steinpfeilern, der südliche von jungen Stahlstützen getragen wird.
Östlich schließt an den Stallraum ein kleiner Gewölbekeller an, der von der vorderen Traufseite zugänglich ist, nicht über die ganze Gebäudebreite reicht, aber in der Grundfläche ein Stück über den Kernbau hinausreicht, was nicht weiter verwundern mag, da er ohnehin in den Hang gegraben worden ist. Er könnte aber auch erst nachträglich angelegt worden sein.
Der rückwärtige Anbau besteht im Erdgeschoss lediglich aus zwei Mauerzügen, die zusammen mit dem Kernbau einen nach Westen offenen Schopf bzw. Unterstand umschließen. An der östlichen Rückwand zeichnet sich ein Gewölbe ab, das anscheinend bei der Errichtung des Anbaus angeschnitten worden ist und somit schon zuvor bestanden haben dürfte. Wegen zunehmenden Verfalls ist es in jüngerer Zeit zugesetzt worden.
Obergeschoss:
Das traufseitig erschlossene Obergeschoss mit den Wohnräumen ist heute in sechs Querzonen und drei Längszonen gegliedert. In der ersten und breitesten Querzone sind die Stube vorne, die Küche mittig und eine weitere Stube bzw. Kammer hinten aufgereiht, alle erschlossen vom Flur in der zweiten schmalen Zone. In der dritten Zone liegen vorne und hinten eine Kammer und in der Mitte ein Raum, der eine Treppe ins Dach aufnimmt und ehemals eine weitere Treppe hinunter in den Futtergang besaß. Seine Wand zum Flur hin ist erkennbar jüngeren Datums und auch nach Aussagen der Besitzer bestand hier vormals keine Wand. In der vierten Zone liegt nur noch vorne eine Kammer, während der hintere Teil zusammen mit der fünften Zone ein großes Heulager bildet. Innerhalb der vorderen Zone liegt hier aufgrund des darunterliegenden Kellergewölbes der Boden etwas erhöht. Die sechste Zone ist nach vorne offen, diente als Schopf oder Abstellbereich und stellt eine spätere Erweiterung dar, wie im Dachwerk beobachtet werden kann.
Auf die Bauzeit gehen das Dachgebälk, die Rähme und ansonsten nur wenige Bundständer und Wandfüllungen zurück und stammen insgesamt oder zum größten Teil von einem anderen Hofgebäude, welches um 1742 errichtet worden war, wie viele leere Verbindungsstellen und ein beprobter Dachbalken deutlich machen (Probe 15). Das Gebälk und die Längsrähme über der Stube zeigen eine starke Verrußung und letztere breite Nuten zur Aufnahme einer etwas tiefergesetzten Bohlendecke. Nach Aussage der Besitzer sei die Stube im 20. Jahrhundert erhöht worden, was mit der Entfernung der Bohlendecke gleichgesetzt werden kann. Aus der Bauzeit stammt die Querwand zwischen fünfter und sechster Querzone, wo zwischen den Bundständern eine kombinierte Wandfüllung aus unten Block- und oben Spundfüllung besteht. Dendro-Proben datieren sie um 1742, wonach sie aus wiederverwendetem Holz aufgebaut ist (Proben 13 und 14). Zwei weitere Bundständer können ebenfalls dem Kernbau zugeordnet werden.
Außer den genannten Teilen gehen alle übrigen Wände auf einen sehr gründlichen Umbau zurück, als die früheren Bundständer und hölzernen Wandfüllungen durch einfaches Fachwerk ersetzt worden sind. Aus zwei Ständern wurden Proben entnommen, die eine Errichtung um 1808 nachweisen (Proben 12 und 18). Die Ausmauerung ist aus Back- und Bimssteinen zusammengesetzt, wovon ein Teil der Backsteine noch auf den Umbau um 1807 zurückgehen dürfte, die Bimssteine aber sicherlich einen späteren Ersatz darstellen. das Fachwerk ist heute an den Vorderseiten verkleidet und nur an der Rücktraufe offen sichtbar, war früher jedoch vollständig freiliegend, wie ein Gemälde Wilhelm Kimmichs zeigt.
Ausstattungen aus der Zeit des Umbaus um 1807 konnten keine erkannt werden. Die Innenverkleidungen von Stube und hinterem Raum in der ersten Zone aus maschinell hergestellten Nut- und Federbrettern dürfte auf das frühe 20. Jahrhundert zurückgehen. In der Stube wurde sie bereits entfernt.
Der Anbau nach Norden wurde im Obergeschoss mit Ständergerüst und hölzernen Wandfüllungen aus der üblichen Kombination aus Block- und Spundfüllung errichtet. Er ist in zwei Räume gegliedert, besitzt hinten einen integrierten offenen Gang mit Abort und besaß nach vorne einen Laubengang auf auskragenden Deckenbalken, die jedoch abgesägt worden sind. Zugänglich war der Anbau direkt vom Hofgebäude von dessen nordwestlichem Eckraum und im Fall des Abortgangs direkt vom Flur her. Die vordere Laube konnte vom hinteren Raum aus betreten werden. Von zwei entnommenen Proben stimmte eine mit einer Probe vom Dachwerk überein, sodass von einer Errichtung um 1805 ausgegangen werden kann (Probe 17).
Dachwerk:
Das Dachwerk ist mit einem liegendem Stuhl konstruiert, der auf Schwellen gesetzt ist, dessen Kopfstreben in den Querbinderachsen verzapft sind und dessen Längsaussteifung in jedem Feld aus jeweils vier sich jeweils mehrfach überkreuzenden Streben zusammengesetzt ist, die von den Stuhlschellen zum Ständer laufen, dort aber nur in einen Versatz greifen. In der hangseitigen Hälfte des Dachwerks ist der liegende Stuhl mit einer Fahr kombiniert worden, deren Seitenwände einen stehenden Stuhl bilden.
Zugunsten eines sinnvollen Aufbaus der Konstruktion, wurde die Fahr aus der Mitte näher an die Vordertraufe gerückt und dadurch eine der beiden stehenden Stuhlachsen direkt unter dem Stuhlrähm platziert. Die Bundseite dieses Stuhlrähms war somit zwangsläufig in eher ungewöhnlicher Weise nach innen gerichtet, dem man aber auch mit der Ausrichtung des rückwärtigen Stuhlrähms gefolgt ist. Die Fahr hatte beidseitig halbhohe Wandfüllungen, damit sie gleichzeitig als Dreschtenne genutzt werden konnte. Aus dem erhaltenen Sturzriegel der südlichen Fahrwand stammt jene Holzprobe, die als einzige abwich und aller Wahrscheinlichkeit nach die Errichtung des Gebäudes um 1779 datiert (Probe 6). Beide Giebelseiten sind und waren – anders als es im Schwarzwald die Regel ist – ohne Vorkragung ausgebildet, vorne als Steilgiebel, hinten mit einem Halbwalm über der Hocheinfahrt. Im zweiten Dachgeschoss liegt eine Firstpfette einer stehenden Stuhlachse auf, deren Ständer in Stellung und Anzahl nicht den liegenden Querbinderachsen darunter entspricht und deren letzter Ständer am Rückgiebel des Walms wegen eingerückt ist. Die Aussteifungshölzer in Längs- und Querrichtung sind verblattet angebracht. An beiden Giebelenden sind im 1. Dachgeschoss keine liegenden sondern nur stehende Stuhlständer angeordnet, die mit einer einfachen Verriegelung versehen und in Querrichtung mit Fußbändern ausgesteift sind. Die zugehörigen Sparren sind ein Stück vorgesetzt und unterseitig genutet, um als oberer Abschluss für eine Bretterschalung dienen zu können, was sie in dieser Form heute nicht mehr tun und wovon auch keine Bretter mehr erhalten sind. Öffnungen sind im Vordergiebel konstruktiv nicht angelegt, doch dürften einfache Löcher aus der Schalung gesägt gewesen sein. Im Rückgiebel öffnete sich ein großes zweiflügliges Hocheinfahrtstor. Möglicherweise war einer der Flügel geteilt und hätte einen Anschluss für einen Zwischenauflagerklotz hinterlassen, was aufgrund der hohen Heubefüllung nicht nachgeprüft werden konnte. Über der Einfahrt war ein Halbwalm ausgebildet, dessen Auskragung von Kopfstreben gestützt war.
Die Stellung der Querbinderachsen lässt keinen Bezug zur Querzonenteilung des Obergeschosses erkennen, sondern hatte offenbar zum Ziel, an beiden Enden Zonen von nur halber Breite zu erzeugen und damit die den Unterbau ungünstiger belastenden stehenden Giebelständer zu entlasten. Die bezugslose Stellung kann nicht etwa auf eine Veränderung der Grundrissgliederung im Obergeschoss zurückgeführt werden, denn in diesem Fall müsste sich der Wohngrundriss im Dach durch unterschiedliche Zonenbreiten und Bundseitenwechsel äußern.
Beinahe alle Hölzer des Dachwerks weisen Spuren von Wiederverwendung in Form unzähliger leerer Ausarbeitungen für Holzverbindungen auf, einschließlich der langen längsgerichteten Stuhlpfetten, für die in solchen Fällen andernorts häufig neu beschafftes Bauholz zum Einsatz kam. Viele Bauteile wurden in genau der vormaligen Funktion neu abgebunden, vor allem die liegenden und stehenden Stuhlständer samt Aussteifungshölzern. Sie bereiten einer Rekonstruktion des Dachwerks des Kernbaus insofern gewisse Schwierigkeiten, als auch stimmig erscheinende Anschlüsse lediglich im Vorgängerbau eine Funktion innehatten. Diese Hölzer tragen dann entsprechend auch zwei Abbundzeichen, eines aus der früheren Verwendung, das in der bestehenden Anordnung keinen Sinn ergibt, und eines vom erneuten Abbund, das sich in eine Gesamtsystematik einfügt. Da die beiden Zeichen meist direkt nebeneinander zu liegen kamen, dürfte das aktuellere jeweils als solches markiert gewesen sein, etwa durch Einfärbung, was jedoch nicht nachgewiesen werden konnte. Anstatt des zweiten Zeichens sind wiederholt auch flache Vertiefungen zu finden, wo ein älteres Zeichen ausradiert worden ist, um Verwirrung zu vermeiden.
Die Hölzer tragen eine zunehmende intensivere Rußschwärzung, je weiter westlich bzw. näher an der Kaminstelle sie liegen. Sie verteilt sich so gleichmäßig und flächendeckend, dass davon ausgegangen werden kann, dass bei der Errichtung des Hofgebäudes an dieser Stelle zunächst noch ein freier, kaminloser Rauchabzug bestanden hat.
Die Bauzeit jenes Gebäudes, von dem die wiederverwendeten Hölzer herstammen, konnte anhand zahlreicher Holzproben um 1742 datiert werden (Proben 3, 4, 5, 7, 8, 13, 14, 15). Dessen Dachwerk besaß ebenfalls einen liegenden Stuhl mit verzapften Kopfstreben in Querrichtung und sich überkreuzenden Streben in Längsrichtung, die wiederum eine Stuhlschwelle voraussetzen. Es gibt Befunde, die vermuten lassen, dass das Dach deutlich breiter ausgebildet war, was erklären würde, warum die Stuhlständer heute einen etwas überdimensionierten Eindruck machen. Ob das Dach des Vorgängerbaus auch länger war, müsste anhand der älteren Abbundzeichen noch nachvollziehbar sein, doch sind zurzeit wegen der hohen Heubefüllung nur wenige einsehbar. Vermutlich wurde zusammen mit dem Umbau um 1807 auch das Gebäude um eine Querzone hangwärts nach Osten verlängert und dafür Stuhlpfetten und Firstpfette angesetzt (hieraus wurden keine Proben genommen). Über der neuen Hocheinfahrt lag wiederum ein Halbwalm. Der zusätzliche Stuhlständer im 2. Dachgeschoss bekam im Unterschied zum Kernbau verzapfte Aussteifungshölzer. Vielleicht wurde damals auch die Fahr im Westen ein Stück verkürzt und damit das Heulager vergrößert, da sie durch die Verlängerung nach Osten ohnehin ein Stück länger geworden war.
Der Anbau besitzt eine Stuhlkonstruktion in Form eines Bocks, d.h. ein Paar liegender Stuhlständer bzw. eigentlich ein liegender Stuhlständer und ein diesen stützendes Holz treffen sich am First und tragen eine Firstpfette. Nur zwei Querbinderachsen dieser Form sind ausgebildet. Nach Süden liegt die Firstpfette im Dach des Kernbaus auf und nach Norden bestand ein Vollwalm. Eine Längsaussteifung besteht im einzigen Joch lediglich in der westlichen Dachschräge in Form zwischen die Stuhlständer eingespannter Streben. Später wurde der Anbau um ein Stück verlängert und das Dach zu einem Satteldach verändert.
In jüngerer Zeit wurde die Verlängerung mit dem vorgelagerten Unterstand verbunden. Zwei Proben wurden daraus entnommen, von denen nur eine ein Ergebnis für eine Errichtung um 1805 erbrachte (Probe 10), was aber mit einer Probe aus dem Obergeschoss übereinstimmt.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war das Dach mit Stroh gedeckt, wie es Wilhelm Kimmich in zumindest zwei Gemälden festgehalten hat. Vermutlich in Verbindung mit einer Neudeckung aus Asbestzementplatten wurde der Walm am Hofgebäude beseitigt und die Dachflächen zur Form eines Satteldachs erweitert.

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