Haalstraße 5/7 (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Heimatmuseum

ID: 193260478214  /  Datum: 22.10.2014
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Als PDF herunterladen:
Alle Inhalte dieser Seite: /

Objektdaten

Straße: Oberamteistraße
Hausnummer: 22
Postleitzahl: 72764
Stadt-Teilort: Reutlingen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Reutlingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8415061015
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

Durch Ihre Cookie-Auswahl haben Sie die Kartenansicht deaktiviert, die eigentlich hier angezeigt werden würde. Wenn Sie die Kartenansicht nutzen möchten, passen Sie bitte Ihre Cookie-Einstellungen unter Impressum & Datenschutzerklärung an.

Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Heimatmuseum repräsentiert für Reutlingen einen außergewöhnlich geschichtsträchtigen Bau der durch seine erhaltenen Bauperioden das Leben und Arbeiten der Bürger in der Stadt über ca. 680 Jahre hinweg dokumentiert.


1. Bauphase:
(1310 - 1325)
Nach archivalischen Quellen des Stadtarchives erhielt das Kloster Königsbronn im Jahre 1308 (a) die Patronatsrechte für die Errichtung eines Pfleghofes an der Stelle des heutigen Heimatmuseums. Man kann davon ausgehen, dass mit dem Bau unmittelbar danach begonnen wurde. Somit ließe sich die Erbauungszeit der ersten Bauperiode etwa um das Jahr 1310 (a) eingrenzen. Nach der gefügekundlichen sowie der dendrochronologischen Untersuchung besteht der vorhandene Baukörper aus drei zeitlich voneinander unabhängigen Gebäudeteilen.
Der rückwärtige, massive Steinbau mit dem dazugehörenden Gewölbekeller datiert bautechnisch, sowie mit der restlichen Befundlage seiner Ausbauteile ins frühe 14. Jh. (gk) Diese massive Bauweise war zu dieser Zeit nur der weltlichen bzw. geistlichen Herrschaft vorbehalten. Dieser Bauteil lässt sich zweifelsfrei einem Pfleghof zuordnen.
Ein wiederverwendetes Bauholz, welches jedoch nicht mehr in situ angetroffen wurde, datiert dendrochronologisch mit seinem letzten erhaltenen Jahrring ins Jahr 1284 (d). Es besitzt allerdings keine Waldkante. Die Anzahl der fehlenden Jahrringe wird auf ca. 30 Ringe geschätzt. Man kann aber davon ausgehen, dass dieses Holz aus dem Bau stammt. Somit ließe sich das Baudatum ebenfalls um 1310 (d) eingrenzen.
Mit Hilfe der Dendrochronologie lassen sich die Fälldaten der verbauten Hölzer aufs Vierteljahr genau bestimmen. Es besteht eventuell die Möglichkeit, dass im Verlauf der Sanierungsarbeiten doch noch einige ältere verbaute Hölzer im Bereich des rückwärtigen Steinbaus entdeckt werden könnten, welche bei der "Totalsanierung" 1938/39 (d) übrig gelassen wurden. Das Baudatum des Steinbaus könnte dann ev. noch exakt ermittelt werden.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Wirtschaftsbauten

2. Bauphase:
(1537 - 1538)
In der ersten Hälfte des 16. Jh. erfolgte an seiner östlichen Traufe ein Anbau der inschriftlich und dendrochronologisch ins Jahr 1537 (i/d) datiert wird. Mit diesem Neubau erfolgte ein Jahr später, 1538 (i) der Einbau einer Kapelle in der nordwestlichen Ecke des Steinbaus.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Kapelle, allgemein

3. Bauphase:
(1742)
Das heutige Dachwerk (Dachdreieck) reicht über beide Gebäudeteile und datiert dendrochronologisch das Jahr der Abzimmerung 1742 (d).
Eine Reihe weiterer Umbauten lassen sich im Gebäude zeitlich bestimmen.
Der untersuchte Bau besitzt bis auf eine Fachwerkwand im südlichen Giebel einen massiven Unterstock über dem im östlichen Anbau von 1537 (d) ein zweistöckiger Fachwerkbau als Stockwerkbau abgezimmert wurde. An seiner nördlichen Giebel- bzw. der östlichen Traufseite kragt er stockwerkweise aus. Die Erschließung erfolgt vom nördlichen Giebel bzw. der östlichen Traufe aus. Der heutige Gesamtgrundriss ist trapezförmig.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

4. Bauphase:
(1938 - 1939)
In den Jahren 1938/39 (d) erfolgte eine umfassende Sanierung des Hauses. Dabei gingen im EG sowie im 1. OG große Teile des historischen Bestandes verloren.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Nordostansicht / Heimatmuseum in 72764 Reutlingen (19.10.2022 - Christin Aghegian-Rampf)
Abbildungsnachweis
Ansicht von Südosten / Heimatmuseum in 72764 Reutlingen (19.10.2022 - Christin Aghegian-Rampf)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das untersuchte Gebäude liegt im südwestlichen Teil des ehemals ummauerten Stadtgebietes von Reutlingen. Im Gegensatz zur überwiegend giebelständigen Stellung der Häuser steht es als einziger Bau traufständig in der nördlichen Gebäudezeile. Von seinem Nordgiebel erweitert sich der Straßenraum zu einem kleinen Platz. An dieser Stelle krümmt sich die Oberamteistraße stadtauswärts leicht nach Süden, so dass der Hauptgiebel frei sichtbar im Straßenraum erscheint. Das Gebäude ist somit bereits von der oberen Wilhelmstraße aus zu erkennen. Durch die exponierte Stellung ist andererseits von ihm aus nahezu der gesamte Straßenraum der Oberamteistraße einzusehen. Der Personen- und Warenverkehr zwischen Weibermarkt und dem westlichen Stadtausgang führte an diesem Gebäude vorbei.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
keine Angaben
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die heutige Grundrissgliederung des westlichen Kernbaus stammt von der letzten Sanierung in den Jahren 1938/39 (d). Sie ist heute zwei-schiffig und fünf-zonig.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Unterstock und Keller:
Der Grundriss des Unterstocks ist trapezförmig. Die massive Mittelachse mit dem Kellerabgang dokumentiert die ehemalige östliche Traufwand eines massiven Kernbaus. Dieser älteste, erhaltene Gebäudeteil liegt heute in der westlichen Haushälfte. Seine massiven Umfassungswände werden der Erbauungszeit um 1310 zugeordnet. Dieses Datum stützt sich auf archivalische Quellen des Stadtarchivs.
Die heutige Grundrissgliederung des westlichen Kernbaus stammt von der letzten Sanierung in den Jahren 1938/39 (d). Sie ist heute zwei-schiffig und fünf-zonig. Die mittige Stützenreihe samt gedoppeltem Unterzug, sowie die Streichbalken und das Deckengebälk über dem Unterstock stammen ebenfalls aus dieser Sanierung. Für die Blindböden verwendete man Stroh-Lehmwickel. Ihre sichtbare Unterseite erhielt ein Rauten-Kratz-Muster. In der nordwestlichen Ecke der offenen Halle befindet sich eine Kapelle. Sie datiert inschriftlich ins Jahr 1538 (i).
Die ursprüngliche Grundrissgliederung sowie Bauphasen der darauffolgenden Jahrhunderte lassen sich nicht mehr nachweisen, da alle Befunde hierfür verloren gegangen sind. Da der Hauptzugang zu den oberen Stockwerken (Wohnräumen) aber im 1. OG an der östlichen Traufwand liegt, kann man davon ausgehen, dass sich im UG ursprünglich eine Art Wirtschaftsbereich befand, der von der östlichen Traufe bzw. dem nördlichen Giebel aus erschlossen wurde. Es bestand vermutlich keine hausinterne Treppenerschließung zwischen dem UG und dem 1. OG. In einer Hausbeschreibung von 1862 ist ein Grundriss des Unterstocks erhalten, der die Grundrissgliederung im 19. Jh. darstellt. An ihm lässt sich deutlich die verloren gegangene historische Bausubstanz ablesen.
Trotz der großen Verluste an Ausbauteilen des frühen 14. Jh. ist es noch möglich die ursprüngliche Deckenbalkenlage über dem Unterstock des Kernbaus zu rekonstruieren.
An seinen beiden Traufwänden kragen an den Innenseiten Konsolsteine aus. Sie liegen jedoch tiefer als die heutige (neue) Balkenlage. Rekonstruiert man die ursprüngliche Gebälklage mit seinen dazugehörenden Streichbalken auf diesen Kragsteinen, so würde die Sockelschwelle des Spitzbogenportals an der östlichen Traufwand im 1. OG mit dem Fußbodenniveau des 1. OG wieder übereinstimmen. Insofern können die Konsolsteine des UG mit einem geringen "Rest-Vorbehalt" der Erbauungszeit zugeordnet werden.
Weitere Ausbauteile (mit Vorbehalt) befinden sich in der östlichen Traufwand des Kernbaus. Es handelt sich dabei um zwei doppelte Spitzboden-Fenster-Gewände, sowie ein Spitzbogen- bzw. Rundbogen-Portal. Nachdem in der EG-Zone ursprünglich mit Sicherheit keine Wohnnutzung stattgefunden hat, diese beiden Doppelfenster-Gewände aber eher Wohnräumen zugeordnet werden können, ist hier eventuell von einer Zweitverwendung auszugehen. Vergleicht man diese Situation mit dem Plan der Hausbeschreibung von 1862, so ist eine Doppelfenster-Gruppe nördlich des Eingangs zur "Holzställe" erkennbar als Bestand eingezeichnet. Die zweite Fenstergruppe südlich vermuteten ursprünglichen Zugangs ist nicht eingezeichnet. Bei ihr dürfte es sich mit ziemlicher Sicherheit um eine Zutat während der Sanierung von 1938/39 (d) handeln. Möglicherweise ist es noch ein originales Gewände, welches man an anderer Stelle des Steinbaus ausbaute um es zur Neugestaltung der Eingangssituation (Symmetrie) zu verwenden. Bei der Mauerwerksanalyse am südlichen Giebel des Steinbaus lassen sich unterhalb der Fenstergruppe des 2. OG im Bereich des 1. OG zwei ursprünglich vorhandene Fensteröffnungen nachweisen die heute zugemauert sind. In ihnen befanden sich steinerne Fenstergewände welche gleich oder ähnlich jenem im 2. OG waren. Hinter diesen zugemauerten Fensteröffnungen liegt die Zunftstube, welche ebenfalls erst in den Jahren 1938/39 (d) eingerichtet wurde. Es besteht nun der Verdacht, dass das neu eingebaute Fenstergewände in der östlichen EG-Traufwand des Steinbaus von dort her stammt. Die beiden Zugänge werden in dieser Traufwand der Erbauungszeit zugeordnet.
Zum Kernbau von 1310 gehören außerdem der Gewölbekeller sowie seine traufseitige Erschließung. Er erstreckt sich über den gesamten trapezförmigen Hausgrundriss des Steinhauses und nimmt ebenfalls diese asymmetrische Grundrissform auf. Sein Gewölbe besteht aus einem sorgfältig gearbeiteten Mauerwerk aus Bruchstein. Es ist sehr flach geneigt. Diese flache Neigung ist bei frühen Gewölbekellern häufig anzutreffen.
Die zweite (westliche) Grundrissfläche wurde 1537 (i) errichtet. Die Jahreszahl ist inschriftlich am Spitzbogen-Portal am nördlichen Giebel eingehauen. Die Dendro-Daten erbringen dasselbe Baudatum. Nach der Befundlage ist davon auszugehen, dass die nördliche und östliche Umfassungsmauer als Massivwand ausgeführt wurde. Die südliche Giebelwand ist als Flechtwerkwand abgezimmert. Über das Spitzbogen-Portal am nördlichen Giebel, sowie einer jüngeren Türfassung an der östlichen traufwand erfolgte die Erschließung der heutigen EG-Zone. Seine Grundrissgliederung ist zwei-schiffig und vier-zonig.
Die Fenstergliederung datiert aus diesem Jahrhundert. Ständer, Unterzug und Deckengebälk sind ebenfalls erst 1938/39 (d) eingebaut worden. Zwischen der Gebälklage liegt derselbe Stroh-Lehm-Blindboden wie im Steinbau nebenan.
Die ursprüngliche Grundrissgliederung zur Erbauungszeit sowie diverse Umbauphasen der folgenden Jahrhunderte können im UG selbst nicht mehr nachvollzogen werden. Man muss aber auch hier davon ausgehen, dass in dieser Ebene eine wirtschaftliche Nutzung stattfand und somit größere Flächen ausgewiesen waren, die lediglich durch ein Stützenraster unterteilt wurden.
Die Treppenerschließung erfolgte ursprünglich nachweislich an der südlichen Fachwerkwand. Das alte Fußboden-Niveau lag ursprünglich tiefer.
Im Plan der Hausbeschreibung von 1862 wird die Grundrisssituation im 19. Jh. dargestellt. Hier wird deutlich, welcher Baubestand 1938/39 verloren ging.
Mit dem Neubau von 1537 (d) erfolgte ein Jahr später der Einbau einer Kapelle (1538) in der nordwestlichen Ecke des Steinbaus. Sie ist inschriftlich datiert. Um einen Eingriff in die Deckenbalkenlage über dem UG zu vermeiden wurde ihr Fußbodenniveau abgetieft.
Trotz der starken Sanierungsmaßnahmen in diesem Jahrhundert sind insbesondere an den massiven Mauern des Kernbaus von 1310 unter dem Putz noch bauhistorische Befunde zu erwarten.

1. Oberstock:
Im rückwärtigen Gebäudeteil von 1310 ist die Befundlage ähnlich wie im UG. Die ältesten Bauteile finden sich nur noch in den massiven Außenwänden. Dabei sind an der südwestlichen, sowie an der südöstlichen Traufwand bereits Wandteile abgegangen. Die heutige Grundrissgliederung stammt aus dem 19. bzw. 20. Jh.
Drei Befunde datieren noch aus der Erbauungszeit: An der östlichen Traufwand liegt das ursprüngliche Eingangsportal. Die heutige Fußbodenhöhe liegt etwa 20 bis 30 cm höher als das ursprüngliche Fußboden-Niveau des 1. OG im Steinbau. Dies dokumentiert u.a. die auslaufende Phase am Sandsteingewände des Portals. Das ursprünglich tiefer liegende Deckengebälk korrespondiert außerdem mit den Konsolsteinen im UG.
Der zweite Befund aus der ersten Bauperiode liegt an der Innenseite der nordwestlichen Traufwand. Hier sind noch zwei Konsolsteine erhalten, die sich eindeutig der Erbauungszeit zuordnen lassen. Mit ihnen lässt sich die ursprüngliche Lage der Deckenbalken über dem 1. OG rekonstruieren. Damit wird auch deutlich, dass selbst kein Restgebälk aus der Erbauungszeit mehr vorhanden sein kann.
Die Konsolsteine des 1. OG unterscheiden sich durch ihre eingearbeitete Doppelwulst deutlich von der einfacheren Ausführung im UG. Dies darf als Hinweis für die unterschiedliche Nutzung von UG und 1. OG gewertet werden. Ist im UG schon eine wirtschaftliche Nutzung anzunehmen, so ist im 1. OG bereits von einer Wohnnutzung auszugehen.
Der dritte Befund liegt in der südlichen Giebelwand des Steinbaus. Hier erkennt man von außen zwei zugemauerte Fensteröffnungen. Sie lassen sich eindeutig der Erbauungszeit um 1310 zuordnen.
Wie bereits im UG beschrieben, wurde zumindest ein Fenstergewänd vermutlich bei der Sanierung in den Jahren 1938/39 (d) dort herausgenommen und in der Traufwand des Kernbaus im UG wieder eingebaut. Dieser Schluss liegt deshalb sehr nahe, weil zur gleichen Zeit die Zunftstube in der südlichen Zone des Kernbaus eingerichtet wurde und diese Fenster nicht mehr genutzt werden konnten.
In der südlichen Haushälfte des Kernbaus datiert das Deckengebälk über dem 1. OG ebenfalls von 1938/39. Dagegen wird im weiteren Verlauf das Deckengebälk in der nördlichen Haushälfte aus der Zeit um 1600 (d) datiert.
Am Nordgiebel des Steinbaus stammt die Fenstergliederung aus diesem Jahrhundert. Dabei wurden die neuen Gewände neben ältere Sandsteingewände gesetzt. Diese älteren Gewände datieren ins 16. Jh. und weisen zum Teil einen relativ guten Erhaltungszustand auf. Eines von ihnen ist vollständig erhalten geblieben. Sie standen dem Bruchstein-Mauerwerk ursprünglich 2 bis 3 cm vor, sodass man davon ausgehen kann, dass der Bau während dieser Periode verputzt war.
Fußbodenbeläge, Putze und Tapeten, sowie Fenster und Türen-Ausstattung stammen aus diesem Jahrhundert. Im 1. OG werden noch bauhistorische Befunde im Bereich der massiven Außenwände des Kernbaus, trotz der umfangreichen Baumaßnahmen aus diesem Jahrhundert, vermutet.
In der östlichen Grundrisshälfte wurde 1537 (d) über dem massiven UG ein Fachwerkstock errichtet, der am nördlichen Giebel, sowie an der östlichen Traufe, auskragt. Sein Grundriss war ursprünglich zwei-schiffig und fünf-zonig gegliedert. Die heutige Grundrissgliederung nimmt bis auf die Zone 5 (fehlt heute) wieder Bezug auf die alte Gliederung von 1537. Die Innenwände stammen jedoch nicht mehr aus der Erbauungszeit sondern von 1938/39. Als die Deckenbalkenlage über dem UG erneuert wurde, waren diese Wände wohl nicht mehr zu halten und wurden bis auf den gedoppelten, mittigen Unterzug herausgenommen.
In der nördlichen Giebelwand sind nur noch die Bundständer erhalten. Die Fachwerkausriegelung dazwischen datiert ins 18./19. Jh. Ebenso ist die ursprüngliche Fachwerkgliederung an der Osttraufe nur noch in Zone 4 und 5 relativ gut erhalten. Im weiteren Verlauf der Zonen 1 bis 3 sind nur noch die Bundständer vorhanden. Dagegen ist die Fachwerkwand am Südgiebel noch ungestört aus der Bauzeit von 1537 (d) erhalten geblieben. Trotz des großen Fehlbestands der ursprünglichen Fachwerkhölzer in Nordgiebel und Osttraufe lässt sich die Fassadengliederung von 1537 anhand der Bund- und Mittelständer sowie dem Rähm und der Schwelle noch rekonstruieren.
Im Gegensatz zum Steinbau sind in der westlichen Haushälfte die gesamte Deckenbalkenlage sowie der mittige, gedoppelte Längsunterzug über dem 1. OG von 1537 erhalten. Als Auflager dienen für das Deckengebälk an der Osttraufe des Steinbaus Konsolsteine, die ins Mauerwerk eingelassen wurden. Auf ihnen liegt ein Streichbalken, der die Deckenbalken aufnimmt. Zur Längsaussteifung des Fachwerkgerüstes und zur Fixierung des westlichen Eckständers ist in Zone 1 vor die östliche Traufwand des Steinbaus eine Fachwerkwand vorgesetzt worden.
Der Raum in Zone 1 war ursprünglich nachweislich durch eine Fachwerkwand gegliedert. Im westlichen Bereich dieser Zone sind die Deckenbalken leicht verrußt. Dies deutet auf eine Küchennutzung hin. Im Grundriss der Hausbeschreibung von 1862 wird diese Trennwand nicht mehr dargestellt. Ebenso fehlt die Zone 5. In ihr lässt sich der ursprüngliche Treppenaufgang nachweisen. Die Zone war zum Flur hin offen. Die übrigen Räume dürften als Kammern genutzt worden sein.

2. Oberstock:
Der Grundriss des 2. OG gliedert sich, wie in den beiden darunterliegenden Stockwerken, in den älteren Kernbau von 1310 in der westlichen Haushälfte sowie in den östlichen Gebäudeteil aus dem frühen 16. Jh.
Die Grundrissgliederung datiert im rückwärtigen Steinbau aus dem 19./20. Jh. Das frühe 14. Jh. wird nur noch durch die massiven Außenwände, sowie eine Fenstergruppe (in situ) im südlichen Giebel repräsentiert. Weitere bauhistorische Befunde aus dieser frühen Bauperiode werden noch unter dem Verputz vermutet.
Um 1600 wurde der 2. OG im Kernbau als offener Raum mit vier mittigen, gefasten, freistehenden Stützen ausgeführt. In der nördlichen Längswand stehen noch zwei dieser Ständer. Da sie keine Waldkante besitzen, lassen sie sich dendrochronologisch nur näherungsweise um 1600 (+/- 5 Jahre) datieren.
Im weiteren Verlauf des mittigen Längsunterzuges lassen sich im südlichen Abschnitt noch zwei weitere ehemals vorhandene Stützen nachweisen. Sie wurden vermutlich erst im 19. Jh. ausgebaut. Sie sind bzw. waren nur durch verzapfte und gefaste Kopfstreben mit den Rähmriegeln in Längsrichtung ausgesteift. Im Bereich der beiden vorhandenen Stützen ist die Deckenbalkenlage über dem 1. OG noch erhalten. Sie wird ebenfalls in die Zeit um 1600 datiert. Für die Chronologie der Geschoss-Decken bedeutet dies, dass mit dem Fachwerkbau von 1537 (d) die Balkenlage im Kernbau nicht sofort in Folge auf diese neuen Stockwerkshöhen angeglichen wurden. Man lebte wohl eine geraume Zeit in den beiden Gebäudeteilen auf zwei unterschiedlichen Ebenen. Um 1600 erfolgte zumindest im 2. OG (nachweislich) die Angleichung. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde die Balkenlage von 1310 entfernt. Für den 1. OG (Decke über UG) lassen sich aus der Zeit zwischen dem frühen 14. Jh. und der Sanierung von 1938/39 (d) keine Gebälklagen mehr nachweisen.
Die südliche Grundrisshälfte bildet eine große Halle, die nur durch eine mittige, reichhaltig geschnitzte Säule unterteilt wird. Sie stammt von außerhalb und wurde zur Unterstützung des Unterzuges sowie des darüber liegenden Sprengwerks im 1. DG und aus gestalterischen Gründen hier eingebaut. Ihr Schnitzwerk datiert etwa ins 17. Jh. Da sie nicht aus dem Heimatmuseum stammt, war sie für die Raumhöhe von ca. 3,50m im 2. OG zu kurz. Deshalb musste man einen ca. 30cm hohen Sockel unter die Säule bauen. Dazu wurde ein quadratischer Eichenklotz verwendet, bei dem es sich nach näherer Untersuchung um den Sockelabschnitt eines vierseitig gefasten Ständers handelt. Seine Dimension, sowie seine Bearbeitung datieren diesen Ständerteil ins frühe 14. Jh. Die dendrochronologische Untersuchung ermittelte für den letzten gemessenen Jahrring des Jahres 1284. Da keine Waldkante und kein Splintholz erhalten sind, lässt sich sein Fälldatum nur über seine Jahrringstruktur im Holzquerschnitt annähern. Danach ist von einem Stammsegment mit ca. 20 bis 30 Jahrringen bis zu seiner Waldkante auszugehen. Sein Fälldatum würde somit näherungsweise um 1310 liegen. Dieser Ständerabschnitt liegt in Wiederverwendung unter der Säule. Da er nicht in situ angetroffen wird, kann er somit nicht zur Datierung des Steinbaus herangezogen werden. Er lässt sich aber mit Vorbehalt z.B. einem EG-Ständer zuordnen, der bei der letzten Sanierung im UG ausgebaut wurde und aus dem man u.a. ein Werkstück anfertigte.
Nach Überprüfung der Parterre-Grundrisse aus der Hausbeschreibung von 1862 hätte es durchaus sein können, dass noch ein oder zwei Ständer im mittigen Bereich der südlichen Querwand bzw. der mittleren Längswand gestanden sind.
Das 2. OG des östlichen Gebäudeteils kragt am Nordgiebel sowie an der Osttraufe ca. 20cm gegenüber dem 1. OG aus. Seine vollständig erhaltene Fachwerkwand im Südgiebel kragt dagegen nicht aus.
Der Grundriss gliedert sich im Fachwerkbau von 1537 (d) heute zwei-schiffig und vier-zonig. Die Zone 5 lässt sich zwar noch nachweisen, sie ist aber nicht mehr erhalten. In ihr lag ursprünglich die Treppe. Diese Zone war zum Flur hin offen.
In der Zone 1 wird die ursprüngliche Lage der Stube bzw. der Küche vermutet. Befunde hierfür sind kaum noch erhalten, nachdem die heutige Grundrissgliederung zwar weitgehend jener von 1537 entspricht, die Wände jedoch zum überwiegenden Teil aus dem 18./19. Jh. stammen. So lässt sich die als Sprengwerk ausgebildete Trennwand in Zone 1 zwischen ehemaliger Küche (?) und Stube ins Baujahr 1830 (d) datieren. Sie wird über dem Unterzug von 1537, sowie einem darunter gesetzten Hilfsunterzug von 1830 über ein Hängewerk im 1. DG statisch noch "oben gehängt". Außerdem werden die Deckenbalken über dem 1. OG über Zone 1 mit Schraubenankern einzeln an dieser "Sprengwerkwand" aufgehängt.
Die Deckenbalken der abgehängten Decke über der ehemaligen Küche datieren dendrochronologisch von 1792 (d). Im 1. DG liegen noch die Fußbodendielen aus der Erbauungszeit (1537) auf den Dachbalken. Sie sind an ihrer Unterseite über der Küchenzone farblich gefasst.
Im Bereich der Querwände sowie der mittigen Längswand befinden sich nur noch vereinzelt Ständer oder kleinere Wandteile aus der Erbauungszeit von 1537 (d). Der mittige Unterzug ist nur im Bereich der Zone 2 gedoppelt. In den Zonen 3 bis 5 läuft er als einzelner Balken-Unterzug weiter. An der Außenseite der östlichen Traufwand des Steinbaus wurden wie im darunterliegenden Stockwerk Konsolsteine in die massive Wand eingelassen. Darauf liegt ein Streichbalken, der die Dachbalkenlage (Decke über 2. OG) aufnimmt. Diese Balkenlage liegt unterhalb der Mauerkrone des Steinbaus. Über die ehemaligen Dachabschlüsse sind bei den beiden Bauteilen wegen des alles überdeckenden Dachwerkes von 1742 (d) keine Aussagen möglich. Es ist jedoch denkbar, dass bis ins 18. Jh. hinein zwei Satteldächer bestanden, bei denen jenes von 1537 (d) mit seiner tiefer liegenden Dachbalkenlage unterhalb der Traufe des Steinbaus anschloss.
In der nördlichen Giebelwand dominiert in dem sichtbaren Fachwerk das 18./19. Jh. Aus der Bauzeit von 1537 (d) sind nur noch die Bundständer sowie Rähm und Schwelle erhalten. Ebenso sind in der östlichen Traufe in den Zonen 1 und 2 nur die Bundständer, Schwelle und Rähm aus der Erbauungszeit erhalten. Die Fachwerkfelder dazwischen datieren das 18./19. Jh. Dagegen ist in den Zonen 3 bis 5 das Sichtfachwerk von 1537 (d) bis auf die größeren Fensterdurchbrüche erhalten geblieben. Auch in diesem Stockwerl lässt sich trotz des Fehlbestandes des ursprünglichen Sichtfachwerkes die Fassadengliederung von 1527 (d) rekonstruieren.
Der Grundriss der Hausbeschreibung von 1862 dokumentiert in diesem Stockwerk den Bestand des 19. Jh. sowie im direkten Vergleich mit dem heutigen Bestand die Verluste durch die letzte Sanierung (1938/39 (d)). So ist im östlichen Fachwerkbau so gut wie kein Substanzverlust nachzuweisen.
Im Steinbau fiel ihr dagegen der größte Teil der Raumteilung zum Opfer. Dabei handelte es sich aber ausschließlich um Bauteile aus dem 16./17. Jh. und 18. Jh. Der Substanzverlust der historischen Bausubstanz des 14. Jh. erfolgte bereits im 16. Jh.

1., 2. und 3. Dachstock und Dachwerk:
Über den beiden Baukörpern von 1310 (d) und 1537 (d) wurde 1742 (d) ein neues einheitliches Dachwerk aufgerichtet. Das Abzimmerungsdatum wurde durch die dendrochronologische sowie die gefügekundliche Untersuchung an den verbauten Hölzern der Dachkonstruktion ermittelt.
Nachdem die Mauerkrone des Steinbaus und der Dielenboden des Fachwerkbaus auf unterschiedlichem Niveau liegen, mussten die Zimmerleute zuerst mit den durchlaufenden Dachbalken (Basisbalken) die Konstruktionsebene für das aufgehende Dachwerk herstellen. Im Bereich des östlichen Fachwerkbaus waren noch zwei Längsbalken erforderlich, um den Höhenunterschied auszugleichen. Der eine liegt an der Traufe, der andere ungefähr in der Mitte des Deckenfeldes. Beide Längshölzer liegen auf dem Dielenboden von 1537 (d). Auf der Mauerkrone des Steinbaus sind die Dachbalken mit Bruchsteinen untermauert. Diese Ausgleichungskonstruktion zwischen dem 1. DG und der Dachbalkenlage des Fachwerkbaus von 1537 (d) ist auch äußerlich im Nordgiebel sowie an der östlichen Traufe sichtbar.
Das Dachwerk ist dreistöckig mit Spitzboden aufgerichtet. Es besitzt im 1. DG einen zweifach liegenden, sowie einen zweifach stehenden Stuhl. Das 2. DG weist einen zweifach liegenden - und einen einfach stehenden Stuhl auf. Die Mittelpfetten sind in beiden Dachstockwerken in den Binderachsen mit den Kehlbalken und den Spannriegeln überkämmt. Die Spannriegel werden in diesen Knoten-Punkten von den Ständern unterstützt. Die stehenden Stuhlständer sind in Längs- und Querrichtung mit verzapften Kopfstreben ausgesteift.
Das 3. DG besitzt einen zweifach liegenden Stuhl. Stehen im 1. und 2. DG die liegenden Binder noch in aufgekämmten Schwellen, so sind die Binder im 3. DG in die Kehlbalken eingezapft. In den beiden Giebeln gehen die liegenden Binder in stehende Stühle über.
Im 1. und 2. DG stehen jeweils etwa in Zonenmitte Stützhölzer zwischen Schwelle und Pfette. Sie liegen parallel zur Dachneigung und halbieren die Spannweite der äußeren Pfetten. Im 1. DG ändern die beiden äußeren Pfetten zwischen den beiden Giebeln ihren Querschnitt. So wird der rechteckige Pfettenquerschnitt über dem Stuhlständer des Nord- und Südgiebels aus seiner vertikalen Lage kurz nach Verlassen der Wandscheibe durch Drehung in die Schräglage der Dachneigung gebracht. In den beiden darüber liegenden Stockwerken lagern die Querschnitte der äußeren Pfetten wieder in vertikaler Stellung. Alle Hölzer sind miteinander verzapft. Die Queraussteifung erfolgt in den Binderachsen über verzapfte Kopfstreben der liegenden und stehenden Stühle mit den Spannriegeln. Die Längsaussteifung bewirken die verzapften Kopfstreben zwischen den stehenden Stühlen und den Längspfetten. Die Dachstockwerke kragen am Nordgiebel stockwerkweise über profilierte Schwellhölzer geringfügig aus.
Für die zimmermannstechnische Konzipierung sowie deren Abwicklung wählte der Zimmermann für das Dachwerk des Heimatmuseums als Markierungsfolge das sog. Achsensystem. Am Beispiel des 1. OG soll diese Systematik der Abbundzeichen veranschaulicht werden: Beginnend am Südgiebel mit einer Kerbe (eine Kerbe steht für Achse 1) läuft die Nummerierungsfolge über die Binder bzw. Ständer bis zum Südgiebel durch, wo sie mit 6 Kerben (6 Kerben stehen für 6. Querachse) endet. Die Längsachsen werden analog mit den Ruten bezeichnet. Die Markierungsfolge beginnt in der Binderebene an der östlichen Traufe mit einer Rute (eine Rute steht für die 1. Längsachse) und läuft über die beiden Längsachsen der mittleren Stuhlständerreihen mit den Achsenzeichen 2 Ruten und 3 Ruten (2.+3. Längsachse) an die Westtraufe und markiert die 4. Längsachse mit 4 Ruten).
Für das Dachwerk und den südlichen Giebel verwendete der Zimmermann ausschließlich Nadelholz (Fichte und Tanne). Im nördlichen Giebeldreieck wurde ausschließlich Eichenholz verbaut. Das gesamte Dachwerk, sowie die beiden Giebeldreiecke weisen einen außergewöhnlich großen Bestand an bauhistorischer Substanz auf. Die drei Spreng- bzw. Hängewerke im 1. DG dienen zur Abfasung von Bauteilen in den darunterliegenden Stockwerken. Das Dachwerk selbst ist in sich kraftschlüssig abgezimmert.
Der Grundriss des 1. DG gliedert sich vier-schiffig und fünf-zonig. Dabei ist dieses gesamte Stockwerk ursprünglich als offener Dachraum angelegt worden. In der Zone 5 datieren jüngere Trennwände ins 18./19. Jh. bzw. die letzte Sanierung von 1938/39 (d). Der Zuschnitt der mittleren Zone 2, 3 und 4 ist rechteckig-parallel angelegt und weist etwa gleich große Achsenabstände auf. Die beiden äußeren Zonen gleichen den trapezförmigen Grundriss mit asymmetrischen Zonenbreiten aus.
Die 2. und 3. DG sind ebenfalls als offene Dachräume konzipiert und ausgeführt worden. Alle drei Ebenen besitzen im Nordgiebel je eine Ladeluke. Sie sind als solche von außen nicht mehr erkennbar. Sie erhielten ein ausgemauertes Brüstungsfeld sowie eine Fensteröffnung. Alle drei Dachstockwerke, einschließlich des Spitzbodens wurden als Lager genutzt.
Im 1. DG treten zwei Sprengwerke sowie ein Hängewerk in Erscheinung. Das größte Sprengwerk liegt im westlichen Schiff in den Zonen 3 bis 5. Es ist doppelt angelegt und fängt den darunterliegenden Unterzug im 2. OG ab. Der Druckpunkt der beiden inneren Druckstäbe liegt genau über der geschnitzten Säule im 2. OG. Dieses Sprengwerk wurde erforderlich, nachdem die beiden südlichen Ständer der ehemals zwei-schiffigen Halle im 2. OG entfernt wurden. Diese Abfangkonstruktion wurde aus wiederverwendeten Hölzern abgezimmert. Deshalb lässt sich ihre Bauzeit nicht eindeutig bestimmen. Die Fälldaten dieser Hölzer streuen sich in die Zeit vor 1742 (d). Nach Auswertung der Baubeschreibung von 1862 ist aber davon auszugehen, dass dieses Doppelsprengwerk möglicherweise ebenfalls um 1862 errichtet wurde.
Im Grundrissplan des 2. OG von 1862 ist im südlichen Abschnitt des Steinbaus ein außergewöhnlich großer Vorraum ohne Stützen ausgewiesen. Der Unterzug, sowie die Dachbalkenlage über dem 2. OG musste somit bereits abgefangen gewesen sein.
Das Sprengwerk von 1828 (d) in Zone 2 fängt einen darunterliegenden Dachbalken von 1537 (d) mit einer Auswechslung sowie vermutlich den Unterzug der Mittellängswand im 2. OG ab. Möglicherweise fanden in dieser Zeit um 1828 umfangreiche Modernisierungsarbeiten in den darunterliegenden Stockwerken statt. Die Hausbeschreibung von 1862 zeugt davon. Verbunden mit auftretenden statischen Problemen hängte man einen Teil der Decken und Wände über das "stabile" Dachwerk ab.
Am weitesten greift das Hängewerk in Zone 1 bzw. Achse 2 nach "unten". An ihm hängen im Bereich der 1. Hauszone der Unterzug im 2. OG sowie die Deckenbalken über dem 1. OG.
Dabei sind die Hängesäulen im 1. DG lediglich mit drei Eisenschrauben am liegenden Binder im 2. DG sowie mit dem Kehlbalken im 1. DG verschraubt. Auf diese Weise leiten sie die Lasten auf die östliche Traufe ab. Ein Stützholz leitet das andere Lastfeld über den Dachbalken auf die massive östliche Traufwand des Steinbaus ab. Die beiden Hängesäulen umklammern ein Schwellholz an welchem mit verschraubten Flacheisen die beiden Unterzüge im 2. OG angehängt sind. Der alte und der neue Unterzug sind mit der darunterliegenden Sprengwerkwand verbunden. Durch sie laufen Schraubenanker an welchen jeder einzelne Deckenbalken über dem 1. OG im Bereich der 1. Zone angehängt ist. Alle Spreng- bzw. Hängewerke sind heute noch statisch voll wirksam. Es ist jedoch zu prüfen, ob sie für die künftige Nutzung noch ausreichend sind.

Fassaden:
Die Fassadenuntersuchung war nicht Bestandteil der Untersuchung. Trotzdem sind einige kurze Anmerkungen zu ihnen erforderlich. In den vier Fassaden des Heimatmuseums spiegeln sich im Wesentlichen die vier wichtigsten Bauperioden dieses Gebäudes wieder. Dazu gehört die früheste Bauphase um 1310. Von ihr dürfte bis 1938/39 (d) wesentlich mehr erhalten gewesen sein als danach. Bei dieser Sanierung wurden insbesondere alle Putze abgeschlagen, um das Bruchsteinmauerwerk, welches nie sichtbar war, freizulegen. Bei dieser Gelegenheit sind wohl auch einige Fensteröffnungen verloren gegangen. Die Buckelquader dürften an den vier Ecken wohl schon bei früheren Sanierungen abgeschlagen worden sein. Im Nordgiebel finden sich noch Fenstergewände aus dem 16. Jh.
Vom Sichtfachwerk des westlichen Anbaus ist aus dieser Zeit von 1537 (d) auch nicht mehr viel übriggeblieben. Lediglich im südlichen Abschnitt der östlichen Traufe sind noch zwei Felder erhalten. Die heutige Fachwerkgliederung stammt dagegen in den Vollgeschossen des Nordgiebels bzw. der Osttraufe aus dem 18./19. Jh. und war verputzt. Es sind aber noch genügend Bauhölzer aus der Bauzeit von 1537 (d) erhalten (Bundständer, Rähme und Schwellen), um die Gliederung von 1537 rekonstruieren zu können. Die Fachwerkwände sind am Südgiebel in den drei Geschossen vollständig erhalten.
Die vierte Bauperiode dokumentieren die beiden Giebeldreiecke. Sie sind ungestört (bis auf die Ladeluken) erhalten und zeichnen sich durch ihre Geschlossenheit aus. Dieser Fassadenteil dokumentiert die Abzimmerungstechnik des 18. Jh.
Das Heimatmuseum repräsentiert für Reutlingen einen außergewöhnlich geschichtsträchtigen Bau der durch seine erhaltenen Bauperioden das Leben und Arbeiten der Bürger in der Stadt über ca. 680 Jahre hinweg dokumentiert.

Quick-Response-Code

qrCode