Seilerhäuschen
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Kaiserstraße |
Hausnummer: | 47 |
Postleitzahl: | 76131 |
Stadt-Teilort: | Karlsruhe |
|
|
Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Kreis: | Karlsruhe (Stadtkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8212000030 |
Flurstücknummer: | 1669 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Das so genannte Seilerhäuschen von 1723 ist eines der ältesten erhaltenen Wohnhäuser der Stadt Karlsruhe und ein einmaliges Zeugnis für das modellhafte Bauen unmittelbar nach der Stadtgründung. Darüber hinaus sind Um- und Anbauten am Bestand ablesbar, die zum einen durch neue Bauvorschriften bedingt sind und somit ein Zeugnis für die stadtbaugeschichtliche Entwicklung darstellen. Zum anderen folgten sie veränderten Nutzungsansprüchen und sind somit beispielhaft für über zweihundertfünfzig Jahre Wohn- und Arbeiterkultur einer Handwerkerfamilie.
Das Gebäude befand sich vermutlich von Anfang an, nachweisbar jedoch erst seit 1839, in ununterbrochenem Besitz der Seilerfamilie Schönherr. Erster Eigentümer war der Seilermeister Schönherr (1739), das Gebäude blieb bis 1986 im Besitz der Familie Schönherr.
Das Seilerhäuschen wurde 1723 (d), unmittelbar nach Erlass des erweiterten Privilegienbriefes von 1722 (u.a. kostenlose Abgabe eines Bauplatzes und von Bauholz), nach dem vorgeschriebenen Modell als traufständiges eingeschossiges Fachwerkhaus, ursprünglich mit Mansarddach und vier Gauben, errichtet. Die Erschließung erfolgte über die seitliche Torfahrt und einen Vorraum mit Treppe ins Mansarddach. Der Grundriss entsprach dem üblichem Schema, nach dem die Stube zur Straßenseite und Küche bzw. Nebenräume zum Hof hin lagen. Im Obergeschoss befand sich auf der Hofseite ein offener Laubengang. Der Keller unter der Stube wurde vom Hof aus erschlossen.
Ein Umbau erfolgte wohl in Folge der neuen Bauvorschrift von 1752, die eine zweigeschossige Bauweise vorschrieb. Man kam dieser Forderung nur scheinbar nach, indem der Mansarde eine senkrechte Fachwerkwand vorgestellt wurde und so der Eindruck von Zweigeschossigkeit entstand.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die große Stube im Erdgeschoss vollständig neu ausgestattet.
1880 wurde eine Seilenbahn im rückwärtigen Bereich des Gartens errichtet.
Um 1880 wurde im Vorderhaus ein Laden mit einem großen Schaufenster eingebaut und die Küche in den alten Flur verlegt; entsprechend mussten die Türoffnungen verlegt werden. Die alte Türöffnung, vom ursprünglichen Flur zur Stube, wurde vermauert. Die Erschließung über den Flur wurde nach Außen in einen rückwärtigen Anbau verlegt, sodass das Obergeschoss unabhängig vom Erdgeschoss benutzen werden konnte. Die nun verglaste Laube diente als Erschließungsweg des Obergeschosses. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch ein Werkstattgebäude in der südöstlichen Hofecke errichtet.
1881 wurden der zweigeschossige Seitenflügel mit Wohn- und Arbeitsräumen genehmigt.
Das Dachwerk wurde im Krieg zerstört. 1946 wurde ein neues Dachwerk auf das Vorderhaus aufgesetzt. Im Hinterhaus wurde nach dem Krieg ein Notdach angebracht, das eine andere Dachneigung aufweist, als das vorhergehende, zerstörte.
1995 erfolgte der Abbruch der Seilerbahn und eines Lagergebäudes im Hinterhof. Das Haus wurde zum Teil ausgekernt, darunter die Entfernung der Gefache auf der Südseite. Die Arbeiten wurden eingestellt und im Jahr 1999 erfolgt die Sanierung. Das Wohn- und Geschäftshaus wurde zu einer Gaststätte umgenutzt.
(1723)
- Wohnbauten
- Wohnhaus
(1752)
(1800 - 1850)
(1880)
Um 1880 wurde im Vorderhaus ein Laden mit einem großen Schaufenster eingebaut und die Küche in den alten Flur verlegt. Die Erschließung vom Flur nach Außen, wurde in einen rückwärtigen Anbau verlegt, sodass man das Obergeschoss unabhängig vom Erdgeschoss benutzen konnte. Die nun verglaste Laube diente als Erschließungsweg des Obergeschosses.
Errichtung eines Werkstattgebäudes in der südöstlichen Hofecke. (a)
- Wohnbauten
- Wohn- und Geschäftshaus
(1944 - 1946)
(1995)
(1999)
- Anlagen für Handel und Wirtschaft
- Gasthof, -haus
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauaufnahme und Bestandsdokumentation
- Bericht und Bestandspläne mit farbiger Zustandskartierung zur ingenieurtechnischen, statischkonstruktiven Teiluntersuchung
- Gutachten bzgl. Schädlings- und Pilzbefall
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohn- und Geschäftshaus
Zonierung:
Über eine Außentreppe im Hof gelangt man zum offenen Laubengang, der sowohl das 1. Obergeschoss des Hauses als auch des Anbaus erschließt.
Im hinteren Bereich des Hauses befindet sich ein Flur, der die Kammer über der Durchfahrt, eine breite Stube zur Straße hin und eine Küche zum Hof, an die sich seitlich eine Kammer anschließt, erschließt.
Die breite Stube zur Straße hin wird von zwei schmalen Kammern flankiert.
Der Anbau beherbergt im jedem Geschoss eine Wohnung mit je drei Wohnräumen, Flur und Bad. Im Flurbereich des Erdgeschosses befindet sich eine Treppe in den Keller.
Von der Ausstattung sind neben den Dielenböden im Obergeschoss das in situ erhaltene Oberlichtfenster und ein Türrahmen zu nennen. Türblätter und Fensterrahmen sowie Beschläge und Griffe sind aus allen Bauphasen erhalten.
Konstruktionen
- Verwendete Materialien
- Holz
- Stein
- Ziegel
- Dachform
- Pultdach
- Satteldach
- Dachgerüst Grundsystem
- Balkendach mit Rofen und stehendem Stuhl
- Decken
- Balkendecke
- Detail (Ausstattung)
- bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
- besondere Bodenbeläge
- Gewölbe
- Preußische Kappen
- Mischbau
- Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
- Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
- Backstein/Lehmziegel
- Flechtwerk
- Lehmwickel
Das Tragwerk besteht aus einer Fachwerkkonstruktion, die mit Lehmwickeln ausgefacht und mit Kalkputz versehen. wurde. Bei den Decken handelt es sich um Deckenbalken mit Lehmausfachung, die Böden bestehen aus Dielen.
Der Dachstuhl war ursprünglich als Mansarddach konstruiert und wurde im ersten Dachgeschoss mittels vier Einzelgauben von der Straßenseite her belichtet. Auf Brüstungshöhe der Fenster wurde eine durchgehende senkrechte Fachwerkwand vorgestellt. Die Fenster wurden belassen, die Gefache dazwischen wurde mit Flechtwerk und Lehm verschlossen. Das Satteldach wird von einem Pfettendachwerk getragen.
Im Keller des Hinterhauses sind Sandsteinplatten verlegt, das unverputzte Mauerwerk besteht aus Natursteinen (Sandstein, Ziegel, Sandsteinspolien) und ist in Kalkmörtel in unregelmäßigen Lagen gesetzt. Bei der Decke handelt es sich um eine preußische Kappendecke.
Das Hausgerüst des Hinterhauses besteht auf Holzfachwerk auf einem Natursteinsockel, die Ausfachungen sind mit Ziegel gefüllt. Die Decken sind Holzbalkendecken. Der Eingangsbereich ist mit roten Sandsteinplatten ausgelegt, die Böden in den Wohnbereichen bestehen aus Holzbohlen. Die Holzbalkendecken sind im Erdgeschoss mit Gipskartonplatten verkleidet und im Obergeschoss mit Holzbrettern geschlossen.
Das Pultdach wird von einem Pfettendachstuhl getragen.