Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohn- und Geschäftshaus

ID: 174497864216  /  Datum: 12.03.2019
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Weitzmannstraße
Hausnummer: 41
Postleitzahl: 89597
Stadt-Teilort: Munderkingen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Alb-Donau-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8425081002
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Kath. Pfarrkirche St. Dionysius (89597 Munderkingen, Kirchhof 1)
Kloster, Klosterhof 1 (89597 Munderkingen)
ehemalige Martinskapelle (89597 Munderkingen, Paradiesgasse 7)
Städt. Krankenhaus (Teilabbruch), Schillerstraße 12 (89597 Munderkingen)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die dendrochronologische Untersuchung am Wohn- und Geschäftshaus in der Weitzmannstraße 41 belegt, dass das Dachwerk des westlichen Gebäudeteils 1539 (d) und das Dachwerk der östlichen Gebäudehälfte 1718 (d) abgezimmert wurde.


1. Bauphase:
(1538 - 1539)
Abzimmerung des Dachwerkes, westlicher Gebäudeteil (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt

2. Bauphase:
(1717 - 1718)
Abzimmerung des Dachwerkes, östlicher Gebäudeteil (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Gesamtansicht von Nordwesten / Wohn- und Geschäftshaus in 89597 Munderkingen (Stefan Uhl)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Wohn- und Geschäftshaus steht an der Ostseite der Weitzmannstraße. Es steht giebelständig zur Straße und ist mit dem Rückgiebel im Osten an die mittelalterliche Stadtmauer angelehnt.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohn- und Geschäftshaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Großes, lang gestrecktes, zweigeschossiges Gebäude.
Unter der Nordostecke kleiner, moderner Kellerraum. Erdgeschoss mit massiven Außenwänden, Innenwände meist aus verputztem Fachwerk, im Westen Wohnteil und Laden, im Osten großer Werkstattraum. Obergeschoss überwiegend aus verputztem Fachwerk, im Westen großzügiger Wohnteil, im Osten ungeteilte Lagerfläche. Zuoberst dreigeschossiges Satteldach mit Wohnungsausbau im westlichen Teil des 1. Dachgeschosses.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Innenwand aus Holz
    • Obergeschoss(e) aus Holz
  • Dachform
    • Satteldach
  • Steinbau Mauerwerk
    • Backstein
    • Bruchstein
  • Decken
    • Balkendecke
  • Verwendete Materialien
    • Beton
Konstruktion/Material:
Kellergeschoss
Unter der Nordostecke des Gebäudes befindet sich ein mäßig großer, rechteckiger Kellerraum. Seine Wände sind betoniert und auch nach oben hin wird er durch eine flache Betondecke abgedeckt. Demnach handelt es sich um einen Kellerraum des 20. Jahrhunderts. Hinweise auf einen eventuellen Vorgängerkeller lassen sich momentan nicht erkennen.

Erdgeschoss
Mutmaßlich ältester Bestand des Erdgeschosses sind die gut erhaltenen Reste der mittelalterlichen Stadtmauer, die das Gebäude an seiner östlichen Stirnseite abschließen. Die 1,3-1,4 m starke Mauer ist in Kalkbruchstein errichtet. Zwei im Mauerzug befindliche große Fensteröffnungen sind sicherlich nachträglich angelegt und dürften auf das 19. oder frühe 20. Jahrhundert zurückgehen, als die Stadtmauer ihre Wehrfunktion verloren hatte. Innenseitig ist der Stadtmauer im Erdgeschoss teilweise eine dünne Mauerscheibe vorgeblendet, auf der ein kräftiger Unterzug aufliegt, der als Auflager des Deckengebälkes dienen dürfte. Dieser Bereich ist momentan noch weitgehend verkleidet und entzieht sich damit einer genaueren Beurteilung.
Wie die Betrachtung der Obergeschosse und des Dachraumes zeigen, setzt sich das Gebäude aus einem westlichen und einem östlichen Teilgebäude zusammen. Diese Situation lässt sich im Erdgeschoss momentan nur an einem Mauervorsprung und in einem Wechsel in der Stärke der südlichen Traufwand ablesen sowie darin, dass sich im Grundrissfeld des westlichen Teilgebäudes überwiegend ältere Bausubstanz erhalten hat, während der Erdgeschossbereich des östlichen Teilgebäudes überwiegend von jüngerer Substanz geprägt ist.
In der westlichen Hälfte des Erdgeschosses (westliches Teilgebäude) befinden sich an der nördlichen Traufseite noch Reste einer in Bruchstein gemauerten Außenwand, die dem ältesten Gebäudebestand (im Dachbereich 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts) zuzurechnen ist. Das westliche Ende der Nordwand sowie der nördliche Teil der Westwand zeigen hingegen über einen im Bruchstein und Backstein gemauerten Sockel ein vermutlich dem 19. Jahrhundert angehörendes Backsteinmauer. Der südliche Teil der Westwand sowie die gesamte Südwand sind durch jüngere Fensteröffnungen stark gestört.
Das Deckengebälk über dem nördlichen Drittel des westlichen Hausteiles besteht überwiegend aus starken Nadelholzbalken. Sie gehören in ihrem Kernbestand zum ältesten Gebäudebestand. Gegen Westen ist ein Stichgebälk ausgebildet, während einzelne leere Ständer Zapfenlöcher unmittelbar vor der nördlichen Außenwand darauf hinweisen, dass unter zwei der Deckenbalken einst Fachwerkquerwände verliefen, die im Norden mit einem Endständer direkt vor der gemauerten Außenwand endeten. Unter dem östlichen Deckenbalken (direkt vor der Mittelquerwand des Gebäudes) haben sich im Feldinneren noch ein weiteres Ständerzapfenloch sowie im Anschluss an die Flurwand ein Schwellrest einer derartigen Fachwerkquerwand erhalten und am Schnittpunkt dieser Querwand mit der heutigen Flurwand scheint sich noch ein Bundständer dieser 1. Bauphase erhalten zu haben. Ob das starke Rähm der Flurwand noch zum Ursprungsbestand gehört, muss vorerst dahingestellt bleiben.
Die nördliche Flurwand zeigt meist riegelloses, aber von Nadelholzständern unterteiltes Backsteinmauerwerk und dürfte dem 19. Jahrhundert angehören. Dasselbe gilt für die Querwände nördlich der Flurwand, die jedoch stumpf an die Flurwand anstoßen und damit nochmals jünger sind als diese. Im Westen steht das Backsteinmauerwerk der Flurwand mit dem Backsteinmauerwerk der westlichen Außenwand im Verband und ist damit mit dieser gleichzeitig.
Die südliche Flurwand zeigt in den freiliegenden Bereichen zweiriegeliges Nadelholzfachwerk mit Backsteinausfachung. Am östlichen Wandende befindet sich eine vermauerte Türöffnung mit hochliegendem Sturzriegel. Der Treppenkasten enthält noch heute die Wangen einer jüngeren Wangentreppe sowie eine wesentlich ältere, balkenstarke Treppenwange, die als Schwelle des Treppenkastens und Auflage für die letzte Treppe zweitverwendet worden ist. Das Deckengebälk über dem mittleren und südlichen Gebäudeteil (Flur und Laden) ist momentan nicht einsehbar.
Im Bereich des östlichen Gebäudeteiles treffen wir im östlichen und mittleren Drittel auf eine große Werkstatthalle, die mittig von einem durchgehenden Querunterzug auf einer Nadelholzstütze des späten 19. oder frühen 20. Jahrhunderts geteilt wird. Die Decke über diesen Bereich zeigt in den wenigen eingesehenen Bereichen Deckenbalken aus Schnittholz derselben Zeitstellung. Das heutige Zufahrtstor an der südlichen Traufwand öffnete sich einst in größerer Breite bis in das Obergeschoss hinauf, sodass wir davon ausgehen dürfen, dass der mittlere und der östliche Teil des rückwärtigen Gebäudebereiches einst eine zweigeschosshohe Halle bildete. Das westliche Grundrissdrittel des östlichen Gebäudeteiles ist im südlichen Teil durch eine Backsteinmauerscheibe wohl des späten 19. Jahrhunderts, im nördlichen Teil durch eine Ständerfachwerkwand des 18. oder auch des 19. Jahrhunderts abgetrennt. Das nordwestliche Grundrissfeld zeigt zudem ein Nadelholzdeckengebälk wohl wieder des 19. Jahrhunderts, sodass auch hier zuvor eine zweigeschossige Ausbildung vermutet werden kann.

Obergeschoss
Auch im Obergeschoss begegnet uns als ältester Baubestand die mittelalterliche Stadtmauer, die das Gebäude an seinem östlichen Kopfbänder abschließt. Die Mauer ist hier noch gleich stark wie im Erdgeschoss und öffnunglos. Nach Norden hin setzte sie sich auch außerhalb des Gebäudes noch (in reduzierter Stärke) fort, während sie nach Süden hin mit der Traufwand des Gebäudes abbricht.
In der westlichen Grundrisshälfte (westliches Teilgebäude) treffen wir als ältesten Bestand auf umfangreiche Reste eines Fachwerkbaues, der im Dachbereich auf 1538/ 39 (d) datiert ist und dem mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Erdgeschoss die ältesten Mauerwerksreste und der Kernbestand des dortigen Deckengebälkes zuzurechnen sind. Das heute praktisch vollständig hinter modernen Verkleidungen verborgene, aber sehr umfangreich erhaltene Fachwerkgerüst des Obergeschosses besitzt einen dreischiffigen und zweizonigen Grundriss, bei dem sich seitlich eines mäßig breiten Mittellängsflures (von der Straßenseite im Westen nach Osten durch das Gebäude ziehend) jeweils zwei größere Einzelräume anschließen. Die südliche Flurwand zeigt dabei in den sondierten Bereichen noch gut erhaltenes zweiriegeliges Fachwerk mit kräftigen Bundständern und meist deutlich geschwärmten Holzoberflächen. Die Trennwand zwischen den beiden südseitigen Räumen zeigt noch heute umfangreiche Fachwerkflächen, im Süden mit wandhoher Strebe und in der Außenwand erhalten gebliebenen Bundständer, im Norden ostseitig mit ockerner Fachwerk- und Gefachrandfassung. Die Ostwand des südlichen Raumes ist im südlichen Bereich durch einen dortigen Kamin in ihrer Originalsubstanz gestört, hat aber zumindest noch Reste ihrer originalen Fachwerkkonstruktion bewahrt. Die nördliche Flurwand enthält ebenfalls noch umfangreiche Reste des ursprünglichen Fachwerkes. Die seitlich liegende Türöffnung zum 2. nordseitigen Raum wird durch einen bauzeitlichen Ständer gefasst und geht damit vermutlich auf die ursprüngliche Disposition zurück.

Dachwerk
Westliches Teilgebäude
Über dem westlichen Teilgebäude ist ein dreigeschossiges Satteldach aufgeschlagen. In konstruktiver Hinsicht handelt es sich um ein weitgehend in Nadelholz abgezimmertes Sparrendach mit zwei angezapften Kehlbalkenlagen, die von liegenden und stehenden Stühlen unterstützt werden.
Dendrochronologisch konnte dieses Dachwerks auf 1538/ 39 (d) datiert werden.
Im 1. Dachgeschoss ist die Dachkonstruktion durch einen Wohnungseinbau des 19. und 20. Jahrhunderts teilweise gestört.
Im 2. Dachgeschoss des westlichen Teilgebäudes treffen wir auf einen doppelten stehenden Stuhl, dessen beide inneren Stuhlquerbünde in ihrer Lage den Stuhlquerbünden des 1. Dachgeschosses entsprechen. Längs- und Queraussteifung des Dachstuhles werden über Kopfstreben bewirkt, die mit den Stuhlrähmen bzw. den Kehlbalken verblattet sind (sogenannte Blattstreben). Es ist eine geschlossene Kehlbalkenlage ausgebildet, wobei die Kehlbalken mit den Sparren verzapft sind.
Im 3. Dachgeschoss ist wiederum keine eigene Stuhlkonstruktion vorhanden. Die westliche Giebelscheibe zeigt hier eine dreifache Verriegelung mit einem kleinen Fensterchen, mit Andreaskreuz und 1/3 hohen Streben im Brüstungsfeld sowie einem Andreaskreuz im Dachspitz, während die östliche Giebelscheibe lediglich dreifach verriegelt ist.
Die Dachkonstruktion über dem westlichen Teilgebäude ist teils deutlich verrust. Viele Balken weisen Spuren einer Vorverwendung auf.

Östliches Teilgebäude
Über dem östlichen Teilgebäude ist gleichfalls ein dreigeschossiges Satteldach aufgeschlagen, dass in seinem Umriss jenem des westlichen Teilgebäudes folgt, sodass die unterschiedlichen Hausteile in der Dachansicht nicht ablesbar sind. In konstruktiver Hinsicht handelt es sich um ein weitgehend in Nadelholz abgezimmertes Sparrendach mit zwei eingezapften Kehlbalkenlagen und liegenden und stehenden Stühlen im 1. und 2. Dachgeschoss.
Dendrochronologisch konnte die Konstruktion auf 1717/ 18 (d) datiert werden.

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