Domturm (Rottenburg)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Gutshof Treherz

ID: 171178612513  /  Datum: 19.03.2014
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Treherz
Hausnummer: 5
Postleitzahl: 88319
Stadt-Teilort: Treherz

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Ravensburg (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8436004016
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 47,9355° nördliche Breite, 10,0476° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die bisherige Annahme, dass ein Großteil des einstigen Kameralhofes im August des Jahres 1878 bis auf die Grundmauern abbrannte und nur noch die großen Käsekeller im Originalzustand überliefert wurden, deckt sich nicht mit den jüngsten bauhistorischen Ergebnissen.
Das einstige Wohn- und Wirtschaftsgebäude muss als eines der wenigen Gebäude den Brand von 1878 ohne Schaden überstanden haben. So blieb wider Erwarten ein Baubestand erhalten, der auf eine über fünfhundertjährige Geschichte zurückblicken kann. Tatsächlich finden sich im Kellergeschoss, vor allem unter der ehem. Brennerei, Mauerreste einer mittelalterlichen Vorbebauung, die als Fundament für ein eingeschossiges Wirtschaftsgebäude dienten, das etwa um 1570 erbaut wurde. Das Mauerwerk und die Gewölbe aus dieser Zeit sind im Wesentlichen erhalten geblieben. An einem Rest des östlichen Giebeldreiecks lassen sich Steigung und Höhe eines einst zweigeschossigen Satteldaches mit massiven Giebeldreiecken rekonstruieren.
Im Dreißigjährigen Krieg und der folgenden Zeit wurde der Hof sehr in Mitleidenschaft gezogen. Zu einem allmählichen Wiederaufbau kam es erst im späten 17.Jahrhundert. Um 1708 (d) wurde der Mittelbau um das Fachwerkobergeschoss und den dreigeschossigen Dachstuhl aufgestockt. Er diente von nun an nicht nur ausschließlich ökonomischen Zwecken, sondern wurde aufgrund der Vielzahl der nachweisbaren Kamine und beheizbaren Räume im Obergeschoss eindeutig als Wohnraum und vielleicht auch zur Beherbergung von ganzen Jagdgesellschaften genutzt, da die Wälder um Treherz ein beliebtes Jagdrevier des Hauses Waldburg -Zeil- Wurzach waren.
Noch im 18. Jahrhundert wurde die zum Hof zeigende Südfassade des Mittelbaus verändert.
Das zu Anfang in Fachwerk ausgeführte Obergeschoss wurde durch massives Ziegelmauerwerk ersetzt und vollflächig verputzt. Die Fassaden von Erd- und Obergeschoss erhielten eine einfache Architekturmalerei mit grau hervorgehobenen Ecklisenen und Ocker umrahmten Tür- und Fensteröffnungen auf weißem Grund. Vermutlich liegen der Umbaumaßnahme repräsentative Ansprüche zugrunde. Ein schadhaftes Fachwerk kann auf der Südseite ursächlich eher ausgeschlossen werden.
Im 19. und 20. Jh. wurde der Tür- und Fensterbestand sowie ein Großteil der Böden erneuert und das äußere Erscheinungsbild durch den östlichen Anbau und die Aufstockung der ehem. Brennerei erneut verändert.


1. Bauphase:
(1491 - 1568)
Vor 1491 gehörte Treherz als Meierhof zu den bedeutenden Besitzungen des Klosters Petershausen in Konstanz. 1491 Verkauf des Maierhofes an Truchsess Johann den Jüngeren von Waldburg (* um 1470, † 1510). Der Ort heißt damals Zum Thyn dem Dreher, auch Thynen findet sich in dieser Zeit.
Im 16. Jh. Übergang des gesamten Klosterbesitzes in Privatbesitz..

• Bestand vor 1568/69 (s, gk):
- Mauerreste aus den mittelalterlichen Anfängen.
Dem ältesten Baubestand sind einige Außenwände und Umfassungswände des Kellergeschosses zuzuordnen, die sich vor allem durch stärkeres Mauerwerk und eine andere Mauerstruktur von dem jüngeren Bestand abheben.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)

2. Bauphase:
(1568 - 1569)
Bestand, letztes Drittel 16. Jh. bis frühes 17. Jh. (d, gk):
Dendrodatierung, letzter ausgemessener Jahrring ohne WK, 1565;
- Erbauung eines eingeschossigen Gebäudes unter Nutzung der Vorgängerbebauung.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Untergeschoss(e)

3. Bauphase:
(1648 - 1800)
Bestand zwischen 1648 bis Ende 17. Jh. (gk):
- Einbau von Kellern (Eiskeller) für die Brauerei
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)

4. Bauphase:
(1708)
Bestand frühes 18. Jh. (d):
- Aufstockung des Mittelbaus
- Errichtung des dreigeschossigen Dachwerks über dem Mittelbau, 1708 (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

5. Bauphase:
(1750 - 1790)
Veränderungen ab Mitte bis Ende 18. Jh. (s,gk):
• Bestand – ab Mitte bis Ende 18. Jahrhundert:
- die südliche Außenwand im Obergeschoss des Mittelbaus, vormals Fachwerk, wird in massivem Ziegelmauerwerk erneuert;
- die hofseitige Fassade des Mittelbaus erhält eine repräsentative Architekturbemalung. Gekröpfte Fenstereinfassungen, Türeingang mit Dreiecksgiebel, Sonnenuhr.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)

6. Bauphase:
(1878 - 1900)
• Bestand 19. Jh. (gk):
1878 brannte ein großer Teil der Anlage bis auf die Grundmauern ab. Im August 1878 wurde bereits wieder mit dem Wiederaufbau begonnen.
- Erbauung des zweigeschossigen Anbaus mit Satteldach,
vermutlich unter Verwendung eines eingeschossigen Vorgängeranbaus.
- Errichtung der zweigeschossigen Abortanbauten auf der Nordseite und der Aufzugsgauben im 1. Dachgeschoss des Mittelbaus.
- Erneuerung eines Großteils der Innenausstattung wie Böden, Fenster, Türen.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau

7. Bauphase:
(1900 - 1960)
Veränderungen des 20. Jh. (s,gk), Baugesuch von 1946:
• Besitzergeschichte:
1903 erlosch die Linie Zeil-Wurzach im Mannesstamm und deren gesamter Besitz, einschließlich Treherz, fiel an das fürstliche Haus Waldburg-Zeil-Trauchburg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Treherz - 1949 zur französischen Besatzungszone. In dem einstigen Kameralhof waren französische Soldaten untergebracht.
1946 erfolgte dann der Ausbau von Wohnungen in der ehemaligen Brennerei.

• Bestand des 20. Jh.:
- Aufstockung der ehem. Brennerei.
- Einrichtung einer Käserei im südwestlichen Eckraum des Mittelbaus
- Erneuerung eines Großteils der Fensterflügel.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Südseite des ehem. Wohn-und Wirtschaftsgebäudes / Gutshof Treherz in 88319 Treherz (29.03.2012 - A. Kuch)
Abbildungsnachweis
Gewölbekeller unter dem Mittelbau; Blick nach Süden / Gutshof Treherz in 88319 Treherz (18.07.2012 - A. Kuch)
Abbildungsnachweis
Ausschnitt Fassade Mittelbau; Fassungsreste / Gutshof Treherz in 88319 Treherz (18.07.2012 - A. Kuch)
Abbildungsnachweis
Mittelbau (2. DG) / Gutshof Treherz in 88319 Treherz (29.03.2012 - A. Kuch)
Abbildungsnachweis
Mittelbau (1. DG), 1708 (d) / Gutshof Treherz in 88319 Treherz (29.03.2012 - A. Kuch)
Abbildungsnachweis
Mittelbau (EG), Flur nach Süden / Gutshof Treherz in 88319 Treherz (18.07.2012 - A. Kuch)
Abbildungsnachweis
Nordseite Mittelbau, Fenster im OG / Gutshof Treherz in 88319 Treherz (18.07.2012 - A. Kuch)
Abbildungsnachweis
Mittelbau (EG), südöstl. Eckraum / Gutshof Treherz in 88319 Treherz (29.03.2012 - A. Kuch)
Abbildungsnachweis
Mittelbau (OG), Flur nach Süden, 1708 (d) / Gutshof Treherz in 88319 Treherz (29.03.2012 - A. Kuch)
Abbildungsnachweis
Rückseite Wohn- und Wirtschaftsgebäude (Nordseite), mit Mittelbau und späterem Anbau nach Osten / Gutshof Treherz in 88319 Treherz (18.07.2012 - A. Kuch)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Baudokumentation

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Bei dem ehem. Gutshof Treherz handelt es sich um eine Gebäudegruppe, bestehend aus dem Wohn -und Wirtschaftsteil, der sich aus drei zweigeschossigen Baukörpern auf rechteckigem Grundriss zusammensetzt und den westlich anschließenden Stallungen. Eine Besonderheit und zugleich charakteristisches Merkmal ist der Torbogen, der das Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit den Stallungen verbindet. Der Gutshof liegt im Zentrum der Ortschaft Treherz.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
keine Angaben
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Der Wohn- und Wirtschaftsteil misst etwa 50 x 13 m. Die Hofseite ist nach Süden gerichtet. Der westliche Baukörper, die ehem. Brennerei, besitzt einen trapezförmigen, nach Norden breiter werdenden Grundriss und schließt mit einem dreiseitigen Walmdach ab, das an den Westgiebel des etwa 1.75m höheren Mittelbaus angeschleppt ist. Der Mittelbau nimmt als größter Baukörper mit dreigeschossigem Satteldach etwa eine Grundfläche von 37 x 13 m ein. Auf den Mittelbau folgt östlich ein ca. 5 m langer Baukörper; er fällt aufgrund gleichbleibender Firsthöhe und Breite nicht sofort als Anbau ins Auge.
Das Gelände fällt nach Norden stark ab, das Kellergeschoss tritt auf der Nordseite daher etwa zur Hälfte zu Tage. Ein mächtiger Strebepfeiler dient am westlichen Ende als Stütze.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Grundrissgliederung Mittelbau: Der Grundriss des Erdgeschosses ist in sechs Querzonen und zwei Längsschiffe gegliedert. Für die erste Bauphase lässt sich eine Unterteilung in drei etwa gleich große, annähernd quadratische Nutzungseinheiten ableiten.
Jede Nutzungseinheit verfügte ursprünglich über einen östlich gelegenen, gebäudetiefen Querflur mit eigenem Eingang auf der Südseite. Der westliche (0.12, 0.13) und mittlere Querflur (0.17) besitzen ein zweijochiges Kreuzgratgewölbe, der östliche Querflur (0.21, 0.22, 0.23) erhielt später eine flache Deckung. Die anderen Querzonen besitzen jeweils zwei längsgerichtete Tonnengewölbe.
Sowohl die nördliche Außenwand als auch die Innenwände des Obergeschosses sind in einem zweiriegeligen Nadelholzfachwerk abgezimmert (1708 (d)).
Der Grundriss wird durch einen Mittellängsflur bestimmt, an den sich auf Süd- und Nordseite die Räume reihen, wobei sich an den unterschiedlichen Längsflurbreiten und der durchgangslosen Fachwerkwand in der dritten inneren Querachse (QA 4) zwei separierte Bereiche ablesen lassen.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Außenwand aus Stein
    • Obergeschoss(e) aus Holz
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
Konstruktion/Material:
Das Erdgeschoss ist weitgehend massiv, das Obergeschoss des Mittelbaus hingegen vorwiegend in Fachwerk abgezimmert. Die Außenfassade ist vollflächig verputzt, lediglich auf der Nordseite liegt der Großteil des Obergeschossfachwerks frei.

Dachwerk des Mittelbaus: Die Querbünde sind im 1. DG mit einem liegenden Stuhl konstruiert und in der Mittellängsachse durch einen stehenden Stuhlständer unterstützt. Das 2. DG ist ebenfalls mit einem liegenden Stuhl konstruiert. Das 3. DG als Spitzboden ohne Stuhl ausgebildet.

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