Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Bauernhaus

ID: 170142524521  /  Datum: 07.05.2018
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Täbinger Straße
Hausnummer: 15
Postleitzahl: 78661
Stadt-Teilort: Dietingen-Rotenzimmern

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Rottweil (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8325011010
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Bei dem um 1688 errichteten Bauernhaus handelt es sich um eine regional übliche Bauform mit den Hauptwohnräumen im Obergeschoss. Um 1858 wurde es um eine Querzone erweitert und in der Folge der Stall verlagert. Die ursprüngliche Bausubstanz des Erdgeschosses wurde nach und nach weitestgehend ersetzt.
Ursprünglich hatte das Gebäude ein anderes Erscheinungsbild, denn die Außenwände des Kernbaus waren aus ausgemauertem und sichtbarem Fachwerk beschaffen, mit Ausnahme des rückwärtigen Giebeldreiecks mit Bretterschalung. Heute ist es im Erdgeschoss ersetzt und liegt im Obergeschoss und Giebeldreieck unter Putz bzw. unter einer Bretterschalung. Demgegenüber zeigt die spätere Erweiterung ihr Fachwerk in Obergeschoss und Giebel nach außen.
Bemerkenswert ist die qualitätsvolle Ausstattung des Stubenraums aus dem Jahr 1860. Sowohl in ihrem guten Erhaltungszustand als auch in der zu vermutenden mehrfachen Überarbeitung wird die besondere Wertschätzung deutlich, die ihr über die lange Zeit entgegengebracht wurde.

Im Dachraum ist leicht zu erkennen, dass der Kernbau ursprünglich etwas kürzer war und dann um eine zusätzliche Querzone nach hinten verlängert wurde. Aus Kernbau und Erweiterung wurden Proben zur dendrochronologischen Altersbestimmung entnommen. Von den vier Proben des Kernbaus datieren zwei ins Winterhalbjahr 1686/ 87 und zwei ins Winterhalbjahr 1687/ 88, sodass von einer Errichtung des Gebäudes im Jahr 1688 ausgegangen werden kann. Drei weitere Proben aus der Erweiterung erbrachten das einheitliche Fällungsergebnis für das Winterhalbjahr 1857/ 58, wonach dieser Abschnitt 1858 erbaut worden sein dürfte. Darüber hinaus ist die Stubenausstattung gleich mehrfach inschriftlich ins Jahr 1860 datiert.


1. Bauphase:
(1687 - 1688)
Errichtung des Gebäudes (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Bauernhaus

2. Bauphase:
(1857 - 1858)
Erweiterung des Gebäudes (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau
  • Ausstattung

3. Bauphase:
(1860)
Ausstattung des Stubenraumes
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Ausstattung

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht / Bauernhaus in 78661 Dietingen-Rotenzimmern (Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Analyse

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Bauernhaus steht im Osten von Rotenzimmern und ist giebelständig zur Täbinger Straße ausgerichtet.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Bauernhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude erhebt sich auf langgezogen rechteckiger Grundfläche und besitzt ein Satteldach mit Steilgiebeln. Es ist mit seiner südlichen Giebelseite zur Straße gerichtet. Als typisches Bauernhaus der Region besitzt es im vorderen, südlichen Teil den Wohn- und im rückwärtigen, nördlichen Teil den Wirtschaftsbereich.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Ursprüngliche Raumgliederung und -nutzung
Der Kernbau weist in beiden Vollgeschossen und im Dachwerk eine übereinstimmende Gliederung in vier Querzonen auf, nach der sich zugleich Raumgliederung und konstruktiver Aufbau in wechselseitiger Abhängigkeit und Abstimmung richten. Die Hauptwohnräume wurden im Obergeschoss innerhalb der ersten beiden Querzonen untergebracht. Davon ist die erste Querzone am Vordergiebel zugleich die breiteste, wo die große Stube den zur Straße und Ortsmitte gerichteten südwestlichen Eckbereich einnimmt. Neben ihr lagen im Anschluss die Küche und neben dieser eine Kammer in der Südostecke, die beide kürzer als die Stube sind und damit Raum für einen Querflur lassen. In der zweiten Querzone lagen Kammern, entweder wie heute vorne eine kleinere und hinten eine größere, oder es waren anfangs drei Räume, von denen der mittlere kein Fenster gehabt hätte. Letzteres lassen der Aufbau der nördlichen Fachwerkwand und der Nachweis einer kleineren Kammer an dieser Stelle in späterer Zeit vermuten.
Im Erdgeschoss liegen heute die Haustür, ein durchlaufender Querflur mit Treppe ins Obergeschoss und eine Raumfolge entlang des Vordergiebels. Die Gliederung und Nutzung der Raumfolge ist für die Bauzeit ungewiss, da nur eingeschränkte Einsicht möglich ist und umfassende Veränderungen nachweisbar sind. Bei den Bauernhäusern im Rottweiler Raum bzw. der Region entlang des Neckars, die ihre Hauptwohnräume in aller Regel im Obergeschoss unterbringen, bildet die giebelseitige Raumfolge im Erdgeschoss eine Art von Multifunktionsbereich, der für den Einbau von Kellerräumen, Kleintierställen, Abstellräumen oder die Einrichtung einer kleinen zusätzlichen Wohneinheit genutzt werden konnte bzw. für eine nachträglich Umnutzung in dieser Form zur Verfügung stand. In vielen Fällen wurde, wie im vorliegenden Fall, eine Wohneinheit geschaffen.
Der Wirtschaftsteil wird von einer Tenne in der dritten Querzone dominiert, die sich in der Höhe über beide Geschosse erstreckt und zugleich als Futtergang für den Stall diente. Der Stall lag bei einem Haus dieses Zuschnitts üblicherweise in der zweiten Querzone gleich neben dem Querflur. Jenseits der Tenne bot die vierte Querzone Raum für einen Schopf zum Unterstellen der Gerätschaften. Denkbar wären auch zwei Stallzeilen in zweiter und vierter Querzone unter Verzicht auf einen Schopf, doch die weitgehende Erneuerung der Bausubstanz in diesem Bereich erlaubte es nicht, dies nachzuvollziehen. Unabhängig von der Nutzung nahm die vierte Querzone im Obergeschoss das Heulager auf, das zum Dach offen war und sich bei Bedarf dorthin ausdehnen konnte.
Im 1. Dachgeschoss ist die erste Querzone vom übrigen Dachraum getrennt und besitzt eine Binnengliederung, die einen Flur ausgrenzt und zwei Dachkammern bildet. In beiden sind Kornschütten eingerichtet und es ist zu vermuten, dass diese Nutzung auch auf die Bauzeit zurückgeführt werden kann.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Dachform
    • Satteldach
Konstruktion/Material:
Konstruktiver Aufbau
Die Gliederung des Kernbaus in vier Querzonen betrifft nicht nur die Raumaufteilung, sondern bestimmt auch den konstruktiven Aufbau, indem sich die Querachsen durch das gesamte Hausgerüst ziehen und sich in allen Ebenen wiederfinden. Einen umfassenden Einblick in die Konstruktionsweise bietet sich jedoch lediglich im Obergeschoss des Wirtschaftsteils. Ein Ständergerüst ist dort im Inneren mit Kopfstreben ausgesteift bzw. mittels Fachwerkfüllungen aus mittigen Zwischenstielen, symmetrisch angeordneten Feldstreben und ausgemauerten Gefachen geschlossen. Innerhalb des Wohnbereichs im Obergeschoss sind nur Teile des Wandaufbaus im Bereich der nach oben führenden Treppe mit mittigem Zwischenstiel sowie ein Bundständer innerhalb der Rücktraufe sichtbar, jeweils mit Nagellöchern für eine zweifache Verriegelung. Dies deutet für die Innenwände des Wohnteils auf einen vergleichbaren Fachwerkaufbau. Die Außenwände könnten hier aber, dem Giebeldreieck entsprechend, als Sichtfachwerk mit Fußstreben und möglicherweise einfachen Zierelementen ausgestattet worden sein.
Vom Treppenaufgang her und innerhalb einer Öffnung in der Bodendielung des Dachraums oberhalb der Stube zeigt sich eine dichte Balkenlage. Zwischen den Dachbalken liegen weitere Balken, die lediglich über die Breite der Stube reichen. In seitliche Nuten sind parallellaufende Bretter eingelassen. Es handelt sich um eine Bretterbalkendecke, die als wärmegedämmter oberer Abschluss des Stubenraums diente. Die Balken könnten an der Unterseite Schnitzereien tragen, was jedoch nicht überprüft werden konnte, denn sie ist derzeit an keiner Stelle zugänglich. Angesichts der Deckenbildung könnten für die Stube verbohlte Umfassungswände vermutet werden, dem aber die Ausrichtung der Bundseite der betroffenen inneren Längsachse widerspricht, denn diese ist zur Stube gerichtet, wogegen für eine Verbohlung davon ausgegangen werden kann, dass sie sich von der Stube abwendet.
Im Bereich südlich der Tenne sind die Gerüstständer der beiden Geschosse jeweils stöckig abgebunden worden. Auch die Ständer nördlich der Tenne reichen heute nur über die Höhe des Obergeschosses, doch sie lassen keine Abbundzeichen erkennen, die fußzonig zu erwarten wären. Dies kann daher rühren, dass die bestehende Decke des Stalls ein Stück hochgesetzt worden ist. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass die Ständer einst über beide Geschosse am Stück verlaufen sind, was für den Wirtschaftsteil lokal nicht unüblich wäre.
Die Umfassungswände des Kellerraums in der Südostecke des Erdgeschosses bestehen heute aus Bruchsteinmauerwerk. Trotz dessen horizontaler Schichtung schließt es oben an eine Gebälklage an, die sowohl nach Westen als auch nach Norden ein deutliches Gefälle aufweist. Dies kann nur so interpretiert werden, dass das Mauerwerk nachträglich unter das schiefe Gebälk gemauert wurde und folglich aus jüngerer Zeit herrührt. Zuvor dürften hier Außen- und Innenwände als Holzgerüst mit Fachwerkfüllung beschaffen gewesen sein, deren Schadhaftigkeit zur Schieflage führte, was schließlich Anlass zur Untermauerung gab, um den Setzungen Einhalt zu gebieten. Entsprechende Zapfenlöcher für eine Fachwerkwand weist der dortige, längs gerichtete Unterzug auf. Alle übrigen Wand- und Deckenflächen des Erdgeschosses sind entweder verdeckt oder lassen jüngere Bausubstanz erkennen.
Das Dachwerk setzt sich aus den beiden stehend ausgebildeten Giebeldreiecken und aus drei inneren Binderachsen entsprechend der Querzonenteilung zusammen. Letztere bilden einen liegenden Stuhl auf Stuhlschwellen mit mittiger stehender Längsachse, wovon die Querachse zwischen erster und zweiter Querzone mit einer Fachwerkfüllung kombiniert als Querwand beschaffen ist. Dort dienen Feldstreben der Queraussteifung, während bei den anderen beiden Querachsen am unteren Ende mit Versatz einzapfende Kopfstreben diese Aufgabe übernehmen. Für die Längsaussteifung sorgen ineinander verschränkte Fuß- und Feldstreben, die rautenförmige Felder bilden. Im 2. Dachgeschoss befindet sich ein zweifach stehender Stuhl mit einer Aussteifung aus Blattstreben, die in die Ständer zapfen und in Stuhlrähm bzw. Kehlbalken eingeblattet sind.
Der Vordergiebel ist mit einer Fachwerkfüllung aus zweifacher Verriegelung, Feld- und Fußstreben abgezimmert und die Gefache sind ausgemauert. Im 1. Dachgeschoss ist es im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Dort konnten gepaarte kleine Fensteröffnungen anfänglich mit innenliegenden Schiebeläden geschlossen werden.
Dafür sind Stiele und Streben in gleicher Stärke ausgeführt, um eine ebene Rücklage zu bilden, wogegen Brust- und Kopfriegel stärker dimensioniert sind und nach innen vortreten, um dort Fälze vorsehen zu können, die mit Hilfe angenagelter Bretter als Gleitnuten für die Läden dienten. Die Fachwerkfüllungen des 2. und 3. Dachgeschosses haben später eine weitgehende Erneuerung erfahren. Für das 2. Dachgeschoss ist zumindest das Zapfenloch eines Mittelstiels sichtbar, wonach es hier ebenfalls gepaarte und sicherlich mit Schiebeläden verschließbare Fenster gegeben hatte.
Die Innenwände im Bereich der ersten Querzone weisen Fachwerkfüllungen auf. Sie wären zur Ausmauerung geeignet gewesen, doch stattdessen hat man sie nur einseitig mit vertikal angeordneten Brettern beplankt und diese mit handgeschmiedeten Hammerkopfnägeln befestigt. Auffallend ist, dass die Schalung lediglich im Fall der Längswand auf der Bundseite angebracht ist, bei den beiden querlaufenden Wänden aber auf der Gegenseite, obwohl die Hölzer dort nicht bündig in einer Ebene liegen. Die Nordseite der westlichen Dachkammer wurde später neu verschalt oder sie trug zunächst gar keine Schalung. Die längs gerichtete Innenwand endet mit großem Abstand zur Giebelwand, um dort einem großen offenen Kamin Platz zu lassen. Zapfenlöcher in Dachbalken markieren seine Ausdehnung an der Basis und weitere Befunde machen seine nach oben stark verjüngende Form deutlich, doch ist unklar, ob dies auch der ursprünglichen Ausdehnung entsprach, denn eines der Giebelfenster war dadurch blockiert.
Das rückwärtige Giebeldreieck war ursprünglich ebenfalls mit einer Fachwerkfüllung mit zweifacher Verriegelung, Feld- und Fußstreben versehen, was heute jedoch nur noch anhand der verbliebenen Anschlüsse nachvollzogen werden kann. Die Sparren sind dort vor die Bundseite gezogen und besitzen eine Nut zur Aufnahme einer Brettverschalung. Die vierte Querzone zwischen Tenne und einstigem Rückgiebel ist zum Dachraum offen ausgebildet, indem Wechselbalken parallel zur Traufe verlaufen und eingezapfte Stichdachbalken abfängt.

Spätere Veränderungen
Zu den frühesten fassbaren Veränderungen dürfte der Umbau im Bereich der ersten Querzone im Erdgeschoss gehören. Die früheren Umfassungswände, vermutlich aus Fachwerk, wurden durch starkes Bruchsteinmauerwerk ersetzt und in der Südostecke ein Kellerraum angelegt, der mit seiner Grundfläche in die mittige Längszone hineingeschoben wurde.
Nach dendrochronologischer Datierung erfolgte um 1858 eine Verlängerung des Gebäudes um eine Querzone nach Norden. Das Erdgeschoss wurde aus Bruchsteinmauerwerk errichtet, Obergeschoss und Giebeldreieck bestehen aus einer ausgemauerten Fachwerkkonstruktion, dessen hohe Dichte mit sehr steil gestellten Streben eine typische Erscheinung des 19. Jahrhunderts ist. Bei der rückwärtigen Traufwand wurde in diesem Zusammenhang auch gleich das Fachwerk der vierten Querzone erneuert. Aus dem früheren Rückgiebel wurde die Fachwerkfüllung herausgenommen und im Obergeschoss und im 1. Dachgeschoss die meisten Bundständer ersetzt. Das Obergeschoss wurde mittels Wechselbalken zum Dachraum offen gehalten und bildet eine Erweiterung des Heulagers. Die Stube erfuhr 1860 eine mehrfach inschriftlich datierte neue Ausstattung. Vermutlich bilden die
Erweiterung und die Neuausstattung einen gemeinsamen Zusammenhang.

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