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Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus, Am Rathausplatz 3

ID: 168328296314  /  Datum: 05.08.2013
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Am Rathausplatz
Hausnummer: 3
Postleitzahl: 79589
Stadt-Teilort: Binzen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Lörrach (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8336008002
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Im angetroffenen Zustand zeigt sich das Gebäude als Wohnhaus des 19. Jahrhunderts. Einen zeitlichen Anhalt für die Umnutzung bietet die Jahreszahl 1824 am Kellerunterzug. Sie steht im Zusammenhang mit der partiellen Isolierung der Kellerdecke und der Anlage einer beheizbaren Stube im Bereich der beiden platzseitigen Zonen. Spätestens jetzt ist die herrschaftliche Nutzung nicht mehr existent. In die Zeitebene der Umnutzung datiert die Fassadengliederung im 1.Obergeschoss, während die Fenstergestaltung des 2.Obergeschosses, wie auch die Reste der Innenausstattung dem frühen 20.Jahrhundert zuzuschreiben


1. Bauphase:
(1508 - 1509)
Bei dem untersuchten Gebäude handelt es sich um einen Massivbau, der in Anlehnung an die dendrochronologischen Ergebnisse um das Jahr 1509 erbaut wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1824)
Umbau inschriftlich belegt 1824 (i) an einem Unterzug im Keller.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1900 - 1950)
weitere Umbauten und Nachverdichtung im frühen 20.Jahrhundert (gk).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
  • Ausstattung

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Wohnhaus, Am Rathausplatz 3 in 79589 Binzen (15.04.2016)
Abbildungsnachweis
Baualterskartierung / Wohnhaus, Am Rathausplatz 3 in 79589 Binzen (B. Lohrum)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzdokumentation
  • Schadensanalyse und Zustandskartierung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Der untersuchte Massivbau steht südlich der Hauptstraße. Von dieser abgesetzt begrenzt es mit den benachbarten Gebäuden wie der Apotheke im Osten und dem Rathaus im Westen eine durch einen Brunnen aufgewertete Platzsituation. In unmittelbarer Nachbarschaft des Gebäudes befindet sich die Zehntscheune, bergseitig die Kirche.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
keine Angaben
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Bei dem untersuchten Gebäude handelt es sich um einen Massivbau, der in Anlehnung an die dendrochronologischen Ergebnisse um das Jahr 1509 erbaut wurde. Dabei ist es nicht auszuschließen, dass älterer Mauerstrukturen im Kellerbereich übernommen wurden.
Orientiert an seiner exponierten Lage, der belegten Firstbekrönung als weit sichtbares Bausymbol, sowie dem fehlenden Nachweis einer bauzeitlichen Wohnnutzung ist als Erbauer eine herrschaftliche Nutzerschicht anzunehmen.
In diesen Kontext lassen sich dann auch die hohen Geschossebenen,wie auch die in Ansätzen erkennbaren Nutzungsstrukturen einbinden.
So handelt es sich bei der als Erdgeschoss bezeichneten Ebene um den bauzeitlichen Keller.

Mit dem Nordgiebel zur Hauptstraße ausgerichtet steigt das Gelände in Firstrichtung an, so dass die talseitige Erschließung in den Keller führt und der bergseitige zur Kirche ausgerichtete Eingang das Erdgeschoss erschließt. Darüber ist eine weitere Nutzungsebene ausgeführt. Den Abschluss bildet ein Satteldach mit beidseitigem Halbwalm. Im angetroffenen Zustand ist dieser Kernbau nach Norden und Westen durch eingeschossige Flachdachanbauten des 20.Jahrhunderts erweitert. Sie waren nicht Gegenstand der Untersuchung.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Der untersuchte Bau besitzt einen rechteckigen Grundriss von ca 8,10m auf ca 12,90m.
Gegliedert durch zwei repräsentativ gestaltete Eichensäulen war der Grundriss des Erdgeschosses ungeteilt und diente so in erster Linie als Lagerraum, wobei das Lagergut über ein Rundbogenportal am Nordgiebel eingebracht wurde.

Analog zum Keller war wohl auch das 1.Obergeschoss in drei Zonen gegliedert. Zugänglich über den Südgiebel wäre dann die südliche Zone als Erschließungszone anzusprechen, während die beiden folgenden Zonen, folgt man der erhaltenen Länge des Unterzuges, eine Raumeinheit gebildet hätten. Unterstrichen wird diese Grundrissgliederung durch die isolierenden Deckeneinbauten im Kellergebälk. Als jüngere Baumaßnahme des 19.Jahrhunderts bezieht sich der Blindboden auf eine Raumeinheit, wie sie im angetroffenen Zustand noch ablesbar ist.
Denkbar ist aber auch ein ungeteilter Grundriss mit zwei lastaufnehmenden, über den Kellersäulen angeordneten Innensäulen. In diesem Fall hätte der Unterzug einen die gesamte Grundrissfläche einnehmenden Saal durchzogen.
Grundsätzlich gilt die Aussage, dass sowohl im Keller, wie auch im 1.Obergeschoss keine bauzeitliche Feuerstelle nachweisbar ist.

Ähnlich verhält es sich im 2.Obergeschoss. So lässt der sterile Ausbauzustand keine gesicherten Aussagen über die bauzeitliche Nutzung zu. Allenfalls der die gesamte Hauslänge durchziehende Überzug auf dem Dachboden (Querschnitt) lässt für das 19./20.Jahrhundert eine ungeteilte Raumeinheit vermuten.
Nahezu vollständig aus der Erbauungszeit ist das Dachwerk erhalten. Bis auf eine lokale Rauchschwärzung, die sich mit Sicherheit erst nach dem nachträglichen Einbau eines Kamines bildete, zeigt es keine Rauchspuren die auf eine wohnliche Nutzung des Unterbaus hindeutet.
Wie der Keller, so ist auch das Dach als Lagerraum anzusprechen. Einzelne Details deuten auf die Anlage von Schüttböden hin.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Insgesamt sind zwei Schadensschwerpunkte zu beschreiben.

Der erste Schwerpunkt bezieht sich auf das Gebälk über dem Erdgeschoss. Hierbei handelt es sich um Eichenbalken ohne Einbindung in das Mauerwerk. Einige der Balken sind zu ersetzen, bzw. zu ertüchtigen. Prinzipiell wird die Reparatur des Gebälks angestrebt.
Der genaue Schadensumfang wird durch einen Restaurator im Zimmererhandwerk im Rahmen einer detailgenauen Untersuchung festgelegt. Die Art und Weise der Reparatur, bzw. der handwerkliche Anspruch orientiert sich an der vorgesehenen Nutzung.

Der zweite Schadensschwerpunkt bezieht sich auf das Dachgebälk. Analog zum Gebälk über dem EG führte eine erste Einschätzung zum Ergebnis, dass auch hier der handwerklichen Reparatur der vornehmlich punktuellen Schäden, verursacht durch Wassereintritt, der Vorzug zu geben ist. Eine genaue Bestandsaufnahme wird auch hier Aufschluss über den Reparaturumfang geben.

Zur Untersuchung des Schadensumfanges werden die vor Ort besprochenen Öffnungen seitens der Gemeinde vorgeschaltet. Die statischen Nachweise orientieren sich am Erhalt der Balkendecken.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Der Kernbau

Erdgeschoss (Keller) Grundriss EG

Der untersuchte Bau besitzt einen rechteckigen Grundriss von ca 8,10m auf ca 12,90m. Die Langseiten verlaufen in Nord- Südrichtung und sind mit zunehmender Länge tiefer in das ansteigende Gelände eingebunden.
Der Keller nimmt die gesamte Grundrissfläche ein und ist durch ein quer zum First verbautes, ursprünglich nur mit einer Dielenlage versehenes Deckengebälk eingedeckt. Es handelt sich um Eichenbalken, deren Auflager von Steinkonsolen getragene Streichbalken bilden. Die Streichbalken sind ebenfalls aus Eiche, die vermauerten Steinkonsolen wurden sowohl aus unterschiedlichem Steinmaterial, als auch in unterschiedlichen Formen und Abmessungen hergestellt. Annähernd mittig wird das Gebälk durch einen eichenen Unterzug unterstützt. Offenbar durchläuft er die Kellerlänge ohne Stoß, wobei die Enden in das Giebelmauerwerk einbanden. Getragen wurde der Unterzug von zwei profilierten Eichensäulen mit kopfzonigen Zangen und darin liegenden Sattelhölzern. Eine der beiden Säulen ist noch erhalten, die ehemalige Lage der zweiten Säule ist durch den Abdruck des ehemaligen Sattelholzes an der Unterseite des Unterzuges nachvollziehbar.
Der so in drei Quer- und zwei Längszonen unterteilte Keller war in der östlichen Giebelhälfte durch ein Rundbogenportal erschlossen. Teile des Gewändes sind hinter der Vormauerung erkennbar, wobei die zugehörige Öffnung im angetroffenen Zustand vermauert ist. Ein weiterer bauzeitlicher, in diesem Fall interner Zugang wird parallel zur rückwärtigen Schmalseite vermutet. Ein Indiz dafür ist die Lichtnische, ergänzt durch den in vertikaler Abstimmung zu vermutenden Eingang im Erdgeschoss. Alle heute anzutreffenden Kellerzugänge sind das Ergebnis späterer Umbauten.
Belichtet und belüftet wird der Keller durch schachtartige Öffnungen. Die Schächte sind bauzeitlich, die vergitterten Öffnungen u.a. durch Anhebung des Außenniveaus verändert.
Eine besondere Beachtung verdient die funktionslose Konsole seitlich der Lichtnische. In Verbindung mit der erhöhten Konsole in der Südwestecke deutet sich im Zuge der südlichen Kellerwand ein älterer, mit dem heute vorhandenen Bau übernommener, aber nicht näher zu beschreibender Baubestand an.
Nach der dendrochronologischen Auswertung von drei Eichenproben datiert das Kellergebälk in die Jahre um 1509(d).

1.Obergeschoss, Grundriss 1.OG

Die im Erdgeschoss vorgegebenen Wandinnenfluchten ziehen ohne Versprung in das 1.Obergeschoss und bilden dessen Innenschale. Diese zeigt im angetroffenen Zustand keine nennenswerte Befunde, allenfalls einzelne vermauerte Holzdübel deuten auf einen ehemaligen Wandtäfer hin. Ohne bauhistorisch relevante Befunde ist auch das Deckengebälk. Es ist aus Nadelholz, wobei die Balken in das Mauerwerk einbinden. Das Gebälk besitzt keine Oberflächengestaltung, so dass auch hier von einer ehemaligen, mehr oder weniger aufwendigen Brettverkleidung auszugehen ist.
Bauzeitliche Grundrissunterteilungen wurden nicht erkannt. Allenfalls die Querwand im rückwärtigen Grundrissbereich kann als Abgrenzung einer frühestens im 18./19. Jh. zu belegenden Raumgliederung gedeutet werden.
Bauzeitlich ist der die Hauslänge durchziehende Unterzug. Im angetroffenen Zustand ist er verkleidet und ohne historische Unterstützung. Deren ehemalige Ausführung und Lage, wie auch eventuelle Wandeinbindungen wären erst nach der Freilegung des Unterzuges aufnehmbar.

2.Obergeschoss, Grundriss 2.OG

Außer dem Deckengebälk und den Umfassungswänden ist auf dieser Ebene offensichtlich keine historische Innengliederung oder Ausstattung erhalten. Diese Aussage trifft auch auf die anzunehmende Unterstützung des Deckengebälks zu. Sollte es zur Erbauungszeit nicht freigespannt verbaut worden sein, so wurde der alte Unterzug durch einen späteren, auf dem Dachboden liegenden Überzug ersetzt.
Bemerkenswert ist der in der Südwestecke ausgeführte Wandschrank. Welcher bauliche Befund sich hier verbirgt bleibt abzuwarten.

Dachwerk

Zwischen den beiden Massivgiebeln sind elf in die Dachbalken zapfende, durch einen angeblatteten Kehlbalken verstärkte Sparrenpaare abgezimmert. Letztere unterteilen den bis zum First reichenden Dachstock in zwei Dachgeschosse, wobei die obere Ebene als Spitzboden angesprochen werden kann.
Unter den Kehlbalkenenden verlaufen zwei Längshölzer die in vier Querbundachsen unterstützt werden. Getragen von Bundstreben handelt es sich um abgesprengte Querbünde die in der Kombination mit den unter den Dachflächen abgezimmerten Bundstrebenlängsbünden ein liegendes Stuhlgerüst ausbilden.
Sowohl die Queraussteifung, wie auch die Längsaussteifung erfolgt durch angeblattete unter anderem sich überkreuzende Kopfbänder. Bis auf eine Ausnahme ist das gesamte Dachwerk aus Nadelholz. Einzelne Floßkerben belegen den Transport des Bauholzes auf dem Wasser.
Den beiden vorletzten Kehlbalken vor den Giebeln sind eichene Kaiserstiele aufgestellt. Zumindest der platzseitige Ständer reichte ehemals über den Dachfirst hinaus und trug eine Firstbekrönung. Zusätzlich dienen sie als konstruktive Anfallspunkte für die beiden Krüppelwalme.
Zur dendrochronologischen Datierung wurde aus dem Dachwerk eine Bohrprobe entnommen.
Sie datiert gleichfalls in die Jahre um 1509.

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