Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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„Zum grünen Klee“

ID: 166195985912  /  Datum: 08.08.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Kaiser-Joseph-Straße
Hausnummer: 223
Postleitzahl: 79098
Stadt-Teilort: Freiburg

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Freiburg im Breisgau (Stadtkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8311000001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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123

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Der Kernbau des 12. Jahrhunderts
Im unteren Geschoss des Tiefkellers sind unterhalb der Zwischendecke an allen vier Wänden etwa zehn Lagen Wackenmauerwerk zu erkennen, da hier kein flächiger Verputz vorhanden ist (Wacken sind große Flussgerölle). Die Wackenmauer der straßenseitigen Westwand zieht gegen die Nord- und die Südwand und scheint mit diesen Wänden nicht verzahnt. Auch die Ostwand zieht gegen die Nordwand. Wie sich diese Wand zur Südwand verhält ist wegen des hier liegenden Zugangs zum Tiefkeller
unklar. Das Verhältnis der vier Wände zueinander deutet darauf hin, dass die beiden Nachbarhäuser im Norden und Süden (Kaiser-Joseph-Straße 219/221 und 225) älter sind und der Kernbau Kaiser-Joseph-Straße 223 im Zuge der Bauverdichtung im 12. Jahrhundert zwischen die schon bestehenden Bauten gesetzt wurde.
Die Mauerzüge im heutigen Keller dürften das ehemalige Erdgeschoss darstellen, bevor Ende des 12. Jahrhunderts die Straßen der Altstadt um 2 bis 3 m aufgeschüttet wurden. Ein ehemaliges Erdgeschossfenster hat sich im Untergeschoss des Nachbarhauses Kaiser-Joseph-Straße 221 erhalten.
Lagenhaftes Wackenmauerwerk konnte bei den dendrochronologisch datierten Bauten in der Freiburger Altstadt meist in das 12. Jahrhundert datiert werden (Galioto u. a. 2002). Diese Datierung in die Frühphase der Stadt Freiburg (Marktrecht 1120) wird auch für das Mauerwerk im Keller des Hauses Kaiser-Joseph-Straße 223 angenommen.

Die Hauserweiterung des 13. Jahrhunderts
Im 13. Jahrhundert wurde der straßenseitige Kernbau erweitert, indem unter dem bestehenden Bau ein Keller abgetieft wurde (ehem. Abtiefungshölzer im Bereich der senkrechten Fugen, vgl. Löbbecke 2005). Außerdem wurde der Kernbau hofseitig erweitert und aufgestockt (Befunde Keller und Treppenhaus) und dabei wohl auch die rundbogige Tür eingebaut.
Zumindest die gebeilten, hochkant eingesetzten Deckenbalkenlagen im Keller, möglicherweise auch über dem Erdgeschoss könnten noch aus dieser Zeit stammen. Der hofseitige Keller war vermutlich
ursprünglich ungeteilt und tonnengewölbt. Die Störungszone in der nördlichen Kellerwand könnte dann von einem ausgebrochenen Gewölbeansatz stammen. Ein eingeschossiger, gewölbter Erschließungskeller, der sich in ganzer Höhe und Breite zum Hof öffnete, und ein großer, zweigeschossiger Tiefkeller zur Straße waren in Freiburger Bauten des 13. Jahrhunderts üblich (Löbbecke 2004). Das Haus war im 13. Jahrhundert sicher schon mehrgeschossig. Teilweise erhaltene Dachwerke des 13. Jahrhunderts in der Freiburger Altstadt (Kaiser-Joseph- Straße 219/221, Oberlinden 2, Universitätsstraße 2) sind über dreigeschossigen Häusern aufgeschlagen. Das Gebäude Kaiser-
Joseph-Straße 223 steht wie sein Nachbarhaus in bester Lage an der Hauptstraße und verfügt nur über wenig Grundfläche. Vermutlich besaß das Haus daher schon im 13. Jahrhundert zwei Obergeschosse.

Umbauten im 16. Jahrhundert
Das mittelalterliche Gebäude erhält in der frühen Neuzeit, vermutlich zu Anfang des 17. Jahrhunderts, neue Fassaden. Möglicherweise wurden damals schon die Fenster in der Straßenfassade in drei Achsen angeordnet. In der Hoffassade und im Keller haben sich zeitgenössische Fenster und Türen mit gefasten Türgewänden erhalten.
Der zuvor wohl tonnengewölbte hofseitige Vorkeller wurde damals in zwei Räume unterteilt. Der südliche, nun Balken gedeckte Raum diente weiterhin als Zugang vom Hof mit breiter Treppe in der rundbogigen Öffnung, der nördlich könnte eine innerhäusige Treppe zum Erdgeschoss und den oberen Stockwerken aufgenommen haben.
Die Balken über Erd- und Obergeschoss wurden damals erneuert. Die Ausrichtung wechselt nun nicht mehr geschossweise, wie bei den mittelalterlichen Balken im Keller, sondern sie liegen parallel zu den Giebelwänden und werden durch jeweils zwei quer liegende Unterzüge abgefangen. Die Unterzüge dienten vermutlich auch als Rähm von Innenwänden, so dass sich straßen- und hofseitig zwei Raumbereich von ca. 5,40 m Tiefe ergaben. Damit wich die mittelalterliche Raumaufteilung mit einem sehr tiefen, straßenseitigen Raum (über dem Tiefkeller) einer Binnengliederung, die gleich Tiefe
Räume von der Straße und vom Hof ermöglicht mit einer etwas schmaleren mittleren Zone (4 m). Über die Raumaufteilung im Erdgeschoss lässt sich wenig sagen, da große Teile des Geschosses zur Zeit genutzt und daher bauarchäologisch nicht untersucht werden konnten. Im ersten Obergeschoss dürfte straßenseitig eine Stube in Hausbreite oder mit einer schmalen seitlichen Kammer vorhanden gewesen sein. Die kassettenartig gerahmte Holzdecke spricht für die Lage der Stube im Nordwesten des
Geschosses. In der schmaleren Mittelzone dürfte die Küche gelegen haben, mit dem Kaminzug an der nördlichen Giebelwand und einer Hinterladeröffnung zur Beheizung des Stubenofens. Die kassettenartige Decke im Süden des Mittelbereichs belegt hier einen aufwendiger gestalteten Raum. Im Hof dürfte damals schon ein Laubengang vorhanden gewesen sein.

Umbauten im 18. Jahrhundert
Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Haus modernisiert. Die ältere Straßenfassade erhielt neue, segmentbogige Fenster. Im Inneren wurde der vermutete innerhäusige Kellerzugang aufgegeben. Auf die nun eingebaute Deckenbalkenlage über dem NOKellerraum wurde eine Fachwerkwand als Trennung zwischen Flur/Treppenhaus und südlichem Zimmer eingebaut. Auch im 1. Obergeschoss erhielten die Räume in der Geschossmitte und zum Hof einen neuen Zuschnitt. Die unmodern gewordenen Balkendecken wurden durch Putzdecken verdeckt.
Vermutlich wurde damals auch das rezente, dreistöckige Dachwerk aufgeschlagen mit weit vorspringender, profilierter Traufe. Es weist drei Voll- und fünf Leergespärre über zwei doppelten liegenden Dachstühlen auf. Die Längsaussteifung erfolgt durch einen Riegel je Fach sowie Streben beziehungsweise Andreaskreuze. Abbundzeichen finden sich auf der Nordseite der Gespärre, beginnend am Südgiebel.

Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert
Das Einfamiliehaus mit Ladengeschäft wurde spätestens beim Einbau des heutigen Treppenhauses mit verglasten Leichtbauwänden geschossweise vermietet. Auch das Dach wurde nun als Wohnraum genutzt und erhielt stehende Dachgauben. Der Hoffassade wurde ein Laubengang vorgelegt. Er dient unter anderem zur Erschließung des Aborts in der südwestlichen Hofecke.
Der heutige Kellerzugang und die Wirtschaftsbauten im Hof entstanden erst im 20. Jahrhundert. Zuvor lagen die Hofbauten auf der Nordseite des Hofes und das Hinterhaus ragte weiter in den Hof vor (Kanalakte 1886). Ebenfalls aus dem letzen Jahrhundert stammt die Treppe, die eine ältere, steilere Treppe an gleicher Stelle ersetzte, Wandverkleidungen und die Schaufensterfront zur Straße.


1. Bauphase:
(1100 - 1199)
Im 12. Jahrhundert wurde an der Marktstraße (heute Kaiser-Joseph-Straße) ein Steinbau errichtet, der etwa Zweidrittel der heutigen Grundfläche des Vorderhauses einnimmt (Bereich heutiger Tiefkeller). Dieser Kernbau wurde in einer Baulücke zwischen älteren Nachbarhäusern errichtet (Kaiser-Joseph-Straße 219/221 und 225).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)

2. Bauphase:
(1200 - 1299)
Im 13. Jahrhundert wurde unter das bestehende Steingebäude ein Keller abgetieft und neue Deckenbalken für den nun zweigeschossigen Keller eingefügt. Außerdem wurde das Haus hofseitig erweitert. Vermutlich wurde hier ein einräumiger Keller mit Tonnengewölbe in Ost-West-Richtung eingebaut; darauf deuten die Mauerunregelmäßigkeiten hin.
Zu einem späteren Zeitpunkt wurde das Gewölbe entfernt, der Keller in die heutigen Räume geteilt und die Verbindungstür eingebaut. Nach der Form des Türgewändes kann der Umbau im 17. Jahrhundert stattgefunden haben, wenn nicht älteres Baumaterial wieder verwendet wurde, wie es für das Binnenfenster zum Tiefkeller zu vermuten ist.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)

3. Bauphase:
(1600 - 1699)
Das mittelalterliche Gebäude erhält in der frühen Neuzeit, vermutlich zu Anfang des 17. Jahrhunderts, neue Fassaden. Möglicherweise wurden damals schon die Fenster in der Straßenfassade in drei Achsen angeordnet.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1700 - 1799)
Holzverbindungen, Dachkonstruktion und die Form der Abbundzeichen datieren das Dachwerk in die frühe Neuzeit, vermutlich in das 18. Jahrhundert. Da das Dachwerk weitgehend original erhalten ist, kann es sehr gut dendrochronologisch datiert werden.
Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Haus modernisiert. Die ältere Straßenfassade erhielt neue, segmentbogige Fenster. Im Inneren wurde der vermutete innerhäusige Kellerzugang aufgegeben
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

5. Bauphase:
(1900 - 1999)
Das Einfamiliehaus mit Ladengeschäft wurde spätestens beim Einbau des heutigen Treppenhauses mit verglasten Leichtbauwänden geschossweise vermietet. Auch das Dach wurde nun als Wohnraum genutzt und erhielt stehende Dachgauben. Der Hoffassade wurde ein Laubengang vorgelegt. Er dient unter anderem zur Erschließung des Aborts in der südwestlichen Hofecke. Der heutige Kellerzugang und die Wirtschaftsbauten im Hof entstanden ebenfalls erst im 20. Jahrhundert.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
„Zum grünen Klee“ in 79098 Freiburg, Altstadt (08.08.2016 - Löbbecke Frank)
Abbildungsnachweis
Fassaden der Häuser Kaiser-Joseph-Straße 217-229 / „Zum grünen Klee“ in 79098 Freiburg, Altstadt (08.08.2016 - Löbbecke Frank)
Abbildungsnachweis
Hofansicht des Vorderhauses Nr. 223 / „Zum grünen Klee“ in 79098 Freiburg, Altstadt (08.08.2016 - Frank Löbbecke)
„Zum grünen Klee“ in 79098 Freiburg, Altstadt (08.08.2016)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Voruntersuchung
  • Bauaufnahme

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Haus „Zum grünen Klee“ (Kaiser-Joseph-Straße 223, Flst. Nr. 1090) liegt im südöstlichen Viertel der Freiburger Altstadt. Es befindet sich nahe dem südlichen Stadttor (Martinstor) an der Nord-Süd ziehenden Kaiser-Joseph-Straße, der ehemaligen Marktstraße und heutigen Fußgängerzone.
Das dreistöckige, verputzte Vorderhaus steht traufenständig in einer geschlossenen, nicht kriegszerstörten Straßenzeile auf der Ostseite der Kaiser-Joseph-Straße. Nördlich stehen zwei ältere, ebenfalls dreistöckige Bauten (Nr. 219-221), das südliche Nachbarhaus (Nr. 225) wurde dagegen in moderner Formensprache neu errichtet. Das ca. 7,75-9,25 x 51,25 m große Grundstück in WNW-OSO-Ausrichtung grenzt mit der Schmalseite an die Kaiser-Joseph-Straße und mit der Rückseite an das Grundstück Grünwälderstraße 4 (Flst. Nr. 1085), die so genannte „Markthalle“.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohn- und Geschäftshaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Die Bebauung auf der Parzelle besteht aus einem traufständigen, steinernen und verputzten dreistöckigen Vorderhaus mit Satteldach und einer eingeschossigen Hofüberbauung. Die dreiachsige Straßenfassade zeigt Obergeschossfenster mit Segmentbogensturz sowie übergiebelte Dachhäuschen im ersten Dachgeschoss. Das Erdgeschoss wird durch eine Schaufensterfront samt Verblendung und eine wegen des Ladenzugangs zurückgenommene gläserne Haustür gebildet. Hofseitig ist dem Vorderhaus ein dreistöckiger, hölzerner und verglaster Laubengang vorgelagert. Er ist oberhalb der Hofüberbauung bzw. des überdachten Hofes sichtbar. Die eigentliche, steinerne
Hoffassade des Vorderhauses ist im Erdgeschoss durch große Durchgänge zum Hof bzw. zum Hofgebäude geprägt, darüber durch jeweils eine schmale, mittige Tür und je ein Fenster zu beiden Seiten.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Vorderhaus weist zwei Unter-, zwei Ober- und drei Dachgeschosse auf.
Das Erdgeschoss des Vorderhauses besteht aus einem Eingangs- und anschließendem Flurbereich entlang der nördlichen Giebelwand samt Treppenhaus in der nordöstlichen Hausecke. Durch zwei Fachwerkwände vom Flur abgetrennt sind die als Laden und Aufenthaltsraum/Lager genutzten Räume.
Das heute von einer Treppe entlang der nördlichen Giebelmauer vom überdachten Hof aus zu betretende Untergeschoss ist zweigeschossig. Das erste Untergeschoss gliedert sich in zwei hofseitige Räume sowie einen großen straßenseitigen Raum, unter dem ein weiterer Raum das zweite Untergeschoss bildet.
Das erste Obergeschoss wird durch die Holztreppe entlang der nördliche Giebelwand erschlossen. Durch eine verglaste Holzwand kann der Flur betreten werden, der vom hofseitigen Laubengang bis zu den beiden straßenseitigen Zimmern durchläuft. Unterhalb der zum zweiten Obergeschoss ansteigenden Haustreppe ist ein weiterer Raum vorhanden, der in den Flur vorspringt. Die Südwand des Flures zieht daher schräg, so dass die beiden südlichen Zimmer einen unregelmäßigen Grundriss aufweisen.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das Untergeschoss gliedert sich in einen zweigeschossigen Tiefkeller zur Straße und zwei Kelleräumen zum Hof. Der obere Bereich des Tiefkellers besteht aus Wackenmauerwerk des 12. Jahrhunderts, das im 13. Jahrhundert unterfangen und mit neuen Balkendecken versehen wurde. Gleichzeitig erweiterte man das Haus bis zur heutigen Hoffassade. Der hofseitige Kellerraum war vermutlich ehemals gewölbt.
Das mittelalterliche Mauerwerk zieht in den Giebelwänden wahrscheinlich bis in den heutigen Dachbereich hinauf. Mittelalterliches Mauerwerk ist im Nordgiebel sicher nachweisbar bis zum 2. Obergeschoss bzw. bis zur Firstpfette des nördlichen Nachbarhauses (Kaiser-Joseph-Straße 219/221,1294d).
Die Balkenlagen über Erd- und Obergeschoss laufen in Ost-West-Richtung und sind vermutlich im 17. Jahrhundert eingebaut worden. Sie werden durch jeweils zwei Unterzüge abgefangen, die wohl auch als Rähm von Querwänden dienten. Somit kann von drei Raumbereichen ausgegangen werden, die ihrerseits unterteilt wurden. Die Bretterdecken zwischen den Balken sind mit profilierten Leisten und Rahmhölzern kassettenartig gefasst worden. Diese aufwendige Deckengestaltung hat sich im Erdund Obergeschoss erhalten.
Die heutige, regelmäßige Fenstergliederung der Straßenfassade mit segmentbogigen Öffnungen stammt wohl aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Auch das dreistöckige Dachwerk mit zwei doppelten liegenden Dachstühlen dürfte damals aufgeschlagen worden sein. Das erd- und Obergeschoss wurde damals mit verputzten Fachwerkwänden neu gegliedert. Weitere Trennwände kamen im 19. Jahrhundert hinzu, als auch der hofseitige Laubengang weinen älteren Vorgänger ersetzte.
Die Treppe entstand in ihrer heutigen Form erst im frühen 20. Jahrhundert. Sie ersetzte aber einen älteren Treppenaufgang an gleicher Stelle. Aus dem 20. Jahrhundert stammen auch die verglasten Leichtbauwände, die die Wohnungen nun geschossweise vom Treppenhaus trennen. Ebenso jung ist die Hofbebauung, die Bauten an der nördlichen Parzellenmauer und ein mehrgeschossiges Hinterhaus ersetzen.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Untergeschoss

Im straßenseitigen Tiefkeller ist an allen vier Wänden lagenhaftes Wackenmauerwerk (große Flussgerölle) zu erkennen. Im 1. Untergeschoss hat sich in der Nordwand außerdem eine waagerecht verlegte Mauerlatte erhalten. An der Ostwand findet sich ein Pietra-rasa-Putz mit Fugenritzung, der auf den Holzsturz der Türnische zieht. Die straßen- und hofseitigen Mauern (W-/ OWand) ziehen gegen die Giebelmauern (N-/ S-Wand, SO-Ecke unklar).
Der untere Wandbereich im 2. Kellergeschoss wird durch teilweise vorspringende Bruchsteinmauern gebildet. Dagegen besteht der obere Teil der 0,80 bis 1,10 m dicken Westwand ab dem 1. Untergeschoss weitgehend aus einem Mischmauerwerk. Die hofseitige Wackenmauer des Tiefkellers endet heute auf Niveau der Kellerdecke.
Die Balken über 2. UG (Ost-West verlegt) und 1.UG (Nord-Süd verlegt) sind nachträglich in die Wackenmauern eingebrochen worden, ebenso die Stützkonstruktion der Balkenlagen (zwei Unterzüge und mittiger Ständer).
Hofseitig sind zwei Kellerräume vorhanden. Der nördlichen Raum 0.0.1 wird heute über eine Betontreppe vom Hof her erschlossen. Seine Nordmauer zeigt lagenhaftes Bruchsteinmauerwerk und mittig darin eine horizontalen Störung. In der NW-Ecke springen einige Wacken vor. Ein Binnenfenster mit geschrägtem Sandsteingewände öffnet sich zum Tiefkeller. Die Außenseite liegt zum NO-Keller. Auch die Tür in der 0,4 m dicken Südwand liegt mit der gefasten Außenseite des Sandsteingewändes zum NO-Keller.
Durch diese Tür kann heute der südöstliche Raum 0.0.2 betreten werden. Im Osten führen Steinstufen aufwärts, zunächst in Raumbreite, dann in der Breite eines gemauerten Bogens. Die Stufen enden heute an einer Betondecke. Darüber liegen die Hofbauten. Die verputzte Südwand ist sehr unregelmäßig und springt zur südwestlichen Raumecke zurück. An dieser Ecke liegt das rundbogige Sandsteinportal mit Holzsturz über der rückseitigen Türnische, das über zwei Treppen zu den beiden Geschossen des Tiefkellers führt.

Wände und Decken im Erdgeschoss

Außenmauern:
Das im Keller festgestellt Wacken- und Bruchsteinmauerwerk setzt sich in der Nordwand (Giebelwand) mindestens bis zum 2. Obergeschoss fort. Die Westwand (Straßenfassade) wird ab dem 1. Untergeschoss weitgehend durch ein Mischmauerwerk gebildet. Im Erdgeschoss wurde diese Mauer beim Schaufenstereinbau im 20. Jahrhundert ausgebrochen. Die hofseitige Mauer des
Tiefkellers (Ostwand) ist im Erdgeschoss an Hand einer Stufe im Verkaufsraum ablesbar.
Die heutige Hoffassade liegt in der Flucht der Ostmauer der hofseitigen Kellerräume. Sie ist im Erdgeschoss durch den Hofzugang gestört. Südlich davon sind zwei Türen vorhanden, vermutlich der Umbau einer breiten Fensternische (vgl. Entwässerungsplan von 1886). Die Ladenräume werden zur Zeit genutzt und konnten daher nicht bauarchäologisch untersucht werden.

Innenwände:
Das Erdgeschoss des Vorderhauses wird heute durch drei Innenwände geteilt. Neben einer modernen Trennwand, die das Ladenlokal in straßen- und hofseitigen Bereich gliedert, existieren zwei Fachwerkwände, die den Laden vom Treppenhaus bzw. Flur trennen. Die westliche Fachwerkwand ist auf eine Länge von 3 m durch Schaufenster bzw. Ladentür ersetzt worden. Die Fachwerkwände verspringen zueinander - die Flurbreite verringert sich dabei nach Westen um 0,30 m. Außerdem zieht die östlich, hofseitige Wand nicht parallel zur Nordwand (Giebelmauer), sondern zieht leicht schräg nach Süden und weitet so den Raum um 0,30 m.
Auch Aufbau und Struktur der Wände unterscheiden sich: Während die westliche Wand aus vier Ständern (ehemals 6 Ständer, straßenseitig auf 3 m Länge durch Schaufenster ersetzt) mit Backsteinausmauerung besteht, finden sich in der östlichen Wand drei Ständer und vier schräge Streben mit Ausfachungen aus Mischmauerwerk (Wacken, Bruch- und Backsteine). Zwei Streben wurde beim Einbau der Holztür gekappt. Eine zweite Öffnung (Metalltür) wurde in die Fachwerkwand eingebrochen. Ihre geschrägte Türlaibung besteht aus Industriebacksteinen.

Decke:
Die Balken über dem EG laufen in Ost-West-Richtung, parallel zu den Giebelmauern. Im Bereich der Befundöffnung ist erkennbar, dass die Balken an den Unterkanten gekehlt sind. Der Deckenbalken über dem östlichen Teil der Fachwerkwand bildet zugleich das Rähm der Wand. Im Bereich des Versprungs der Flurwand ist die Kehlung unterbrochen. Hier liegen die Balken auf einem
Unterzug auf, der an der Nordwand auf einer Steinkonsole ruht. Auf der gegenüberliegenden Seite lagert der Unterzug auf dem Eckständer der westlichen Fachwerkwand. Mindestens zwei weitere Unterzüge fangen die Balken über dem heutigen Flur und Eingangsbereich ab.
Auf den Balken liegen Deckenbretter, der Zwischenräume zwischen den Brettern wird durch profilierte Leisten kaschiert. Bretter, Leisten und Balken sind gefasst. Die Deckenbretter ziehen über den Unterzug hinweg. 0,32 m unter den Deckenbrettern liegt eine Putzdecke, deren Lattung an die Unterseite der Balken genagelt wurde. Auf der Lattung liegen Lehmwickel, gegen die von unten der Kalkputz angearbeitet wurde. 0,26 m tiefer liegt die heutige, abgehängte Decke. Sie verdeckt die obere Lage der Solnhofener Platten an der Nordwand.

Dachwerk
Das dreistöckige Dachwerk weist zwei doppelte liegende Dachstühle. Das erste Dachgeschoss ist zu Wohnzwecken ausgebaut, so dass die Holzkonstruktion weitgehend verkleidet ist. Im zweiten Dachgeschoss sind dagegen die acht Sparrenpaare sichtbar, drei Voll- und fünf Leergespärre. Die Längsaussteifung erfolgt durch einen Riegel je Fach sowie Streben beziehungsweise Andreaskreuze. Abbundzeichen finden sich auf der Nordseite der Gespärre, beginnend am Südgiebel. Die Hölzer sind verzapft und mit Holzdübeln gesichert.

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