Alte Aula (Tübingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Gebäudekomplex mit Gastwirtschaft

ID: 150993735315  /  Datum: 22.03.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Als PDF herunterladen:
Alle Inhalte dieser Seite: /

Objektdaten

Straße: Stuttgarter Straße
Hausnummer: 34/36
Postleitzahl: 71263
Stadt-Teilort: Weil der Stadt

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Böblingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8115050021
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 48,7499° nördliche Breite, 8,8738° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

Durch Ihre Cookie-Auswahl haben Sie die Kartenansicht deaktiviert, die eigentlich hier angezeigt werden würde. Wenn Sie die Kartenansicht nutzen möchten, passen Sie bitte Ihre Cookie-Einstellungen unter Impressum & Datenschutzerklärung an.

Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Ehem. Kapuzinerkloster, Dachreiter (71263 Weil der Stadt, Kapuzinerberg 11, 11/1)
Fachwerkhaus, Stuttgarter Straße 54/56 (71263 Weil der Stadt)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Da am besten einsehbar, erschließt sich die Baugeschichte anhand der Anordnung der Dachwerke am deutlichsten. Die beiden Vorderhäuser sind jeweils hälftig aus zwei zu unterschiedlicher Zeit entstandenen Dachwerken zusammengesetzt, an die beim westlichen ein Anbau anschließt und die Hinterhäuser sind wiederum separat entstanden. Hiernach und nach den Hausnummern richten sich die im Folgenden gebrauchten Bezeichnungen: 34-West, 34-Ost, 34-Annex und 34-Süd, 36-West, 36-Ost und 36-Süd.
Von diesen sieben Baukörpern wurden bei den vier Abschnitten der Vorderhäuser sowie 36-Süd dendrochronologische Datierungen durchgeführt. Bei 34-Süd wurde darauf verzichtet, da von seiner Substanz nur wenig übrig geblieben ist und umfangreichere Freilegungen notwendig gewesen wären. Letzteres traf auch für 34-Annex zu. Alle datierten Baukörper sind in einem Zeitraum von etwa sechs Jahrzehnten ab 1749 entstanden. Für die meisten beprobten Bauteile wurde Tannenholz verwendet.
Die Ergebnisse in chronologischer Reihenfolge:
34-Ost: 1748/1749
36-West: 1767/1768
34-West: 1786/1787
36-Ost: 1791/1792
36-Süd: 1811/1812, Datierung unsicher
Im Sturz der Haustür von 36-Ost steht die Jahreszahl 1792 zu lesen, die mit dem Dendro-Datum des zugehörigen Dachwerks übereinstimmt. Es konnten keine Strukturen in den Gebäuden erkannt werden, die zeitlich vor das 18. Jahrhundert einzustufen sind, sodass davon ausgegangen werden muss, dass die Bebauung des Areals erst im 18. Jahrhundert von Grund auf erfolgt ist. Ein Zusammenhang mit dem verheerenden Stadtbrand zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs 1648 scheint wenig wahrscheinlich, da bis zur Wiederbebauung genau ein Jahrhundert vergangen wäre.


1. Bauphase:
(1600 - 1799)
Eine dendrochronologische Datierung wurde nicht vorgenommen, doch da es einst nach Norden frei stand, ist es älter als 34-West. Es kann nach begrenzt einsehbaren Konstruktionsmerkmalen ins 17. oder 18. Jahrhundert (gk) datiert werden, doch angesichts der auch sonst erst im 18. Jahrhundert entstandenen Baulichkeiten des untersuchten Komplexes kommt einer Errichtung im 18. Jahrhundert größere Wahrscheinlich zu.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1748 - 1749)
Das äußerlich einheitlich erscheinende Gebäude erweist sich im Dach als aus zwei Baukörpern zusammengesetzt, wovon die östliche Hälfte den um 1749 (d) errichteten Kernbau umfasst, der offenbar als freistehendes Gebäude errichtet worden war.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

3. Bauphase:
(1749 - 1831)
34-Annex: rückwärtige Erweiterung des Kernbaus (nach 1749, vor 1831)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau

4. Bauphase:
(1767 - 1768)
36-West: Kernbau (1767/68 d)
Wie schon Haus Nr. 34 erscheint auch die Nr. 36 äußerlich einheitlich, erweist sich im Dach aber ebenfalls als aus zwei Baukörpern zusammengesetzt. Davon bildet die westliche Hälfte den Kernbau, der um 1768 errichtet wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1786 - 1787)
Westliche Erweiterung des Kernbaus 1786/87 (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1791 - 1795)
36-Ost: östliche Erweiterung des Kernbaus (1791/92 d)
An den Kernbau wurde um 1792 eine Erweiterung angefügt, die die Grundfläche nach Osten auf doppelte Länge brachte und eine um die Hälfte größere Tiefe besitzt, sodass zusammen mit dem Kernbau eine L-förmige Grundfläche entstand.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1811 - 1812)
36-Süd: Wirtschaftsgebäude (1811/12 ? d)
Vom Hinterhaus 36-Süd wurden ebenfalls Holzproben zur Datierung entnommen, die aber nur ein unsicheres Datum um 1812 erbrachten, doch würde sich dieses Datum gut in die Bauabfolge einfügen, denn das Hinterhaus wurde an 36-Ost angebaut und sein Dachwerk besitzt fast dieselbe Konstruktionsweise.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1923)
Veränderungen in 36-West und -Ost
Baueingabepläne zur Einrichtung eines Saales 1923 (a):
Für die kleinere Saallösung wurden die Innenwände herausgenommen und durch wenige Stützen mit Sattelhölzern ersetzt. Die Decke wurde mit Stuck aus breiten Vouten entlang der Umfassungswände und Unterzüge und parallel dazu geführten erhabenen Bändern verziert. Zugänge zum Saal verliefen über die Innentreppe in 36-Ost, die dafür aber ein Stück nach Süden verschoben wurde, sowie eine schmale Treppe, die aus dem Nebenzimmer der Gaststätte in 34-Annex heraufführte, deren Durchgang heute als Zugang zu den Toiletten dient. Zur Erschließung des 2. Obergeschosses schuf man ein neues Treppenhaus im südöstlichen Eckbereich von 36-Ost. Bescheidene Toiletten wurden im rückwärtigen Bereich von 36-West vorgesehen und zwar im Erdgeschoss zur Gaststätte und im Obergeschoss zum Saal gehörig, erreichbar über die offene Veranda. Im Rahmen der Schaffung des Saals wurde auch die Deckenlage zwischen Erd- und Obergeschoss ein Stück tiefer gelegt, mit der Folge einer recht niedrigen Deckenhöhe im erdgeschossigen Flur und kaum mehr nutzbaren Räumlichkeiten anstelle der kleinen Wohneinheit östlich davon, weshalb diese gezwungenermaßen aufgegeben wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1955)
Veränderungen in 36-West und -Ost
1955 wurde der Saal aufgegeben und Wände für zwei Wohnungen eingezogen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Gebäudekomplex mit Gastwirtschaft in 71263 Weil der Stadt (22.03.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Gebäudekomplex mit Gastwirtschaft in 71263 Weil der Stadt (22.03.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Gebäudekomplex mit Gastwirtschaft in 71263 Weil der Stadt (22.03.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Gebäudekomplex mit Gastwirtschaft in 71263 Weil der Stadt (22.03.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Gebäudekomplex mit Gastwirtschaft in 71263 Weil der Stadt (22.03.2016 - Stefan King)
Abbildungsnachweis
Baualterskartirung DG / Gebäudekomplex mit Gastwirtschaft in 71263 Weil der Stadt (22.03.2016 - Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Dokumentation und dendrochronologische Datierung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Der Baukomplex liegt an der Nahtstelle zwischen der Ummauerung der Kernstadt und der Renninger Vorstadt und somit im einstigen vorgelagerten Grabenbereich der Kernstadt, der möglicherweise noch für einen längeren Zeitraum als Teil der Stadtbefestigung bzw. als Restfläche bestehen blieb.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Anlagen für Handel und Wirtschaft
    • Gasthof, -haus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Der Komplex setzt sich zusammen aus zwei langgezogenen, traufständigen Häusern an der Südseite der Stuttgarter Straße, die unmittelbar aneinander gebaut sind und jeweils einem anschließenden Hinterhaus mit querlaufendem Satteldach, wovon das östliche nach Süden und Osten direkten Anschluss an Nachbargebäude hat. Zwischen den beiden Hinterhäusern befindet sich noch ein freistehendes Gebäude, das von der Untersuchung ausgeschlossen blieb, da sein Abbruch bereits genehmigt war.
Beide Vorderhäuser und das östliche Hinterhaus umfassen drei Vollgeschosse, wogegen das westliche Hinterhaus und auch das rückwärtig freistehende Gebäude nur zwei Vollgeschosse umfassen. Ein eigenständiges Untergeschoss besteht nicht, sondern es gibt nur einen einzigen kleinen Kellerraum, der unterhalb des Erdgeschosses liegt, während zwei weitere Kellerräume nur ein Stück eingetieft sind und einen Teil des Erdgeschosses bilden.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Dachform
    • Pultdach
    • Satteldach
  • Verwendete Materialien
    • Backstein
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • Stehende und geneigte Quer- und Längsbünde
  • Steinbau Mauerwerk
    • Quader
Konstruktion/Material:
Die Entstehung des Baukomplexes kann am besten anhand der Dachwerksabschnitte nachvollzogen werden, wonach er sich aus insgesamt acht, nach und nach entstandenen Baukörpern zusammensetzt. Von den beiden vom Erscheinungsbild unterschiedlichen Vorderhäusern an der Straße setzt sich jedes aus einem Kernbau (34-Ost und 36-West) und einer späteren Erweiterung zusammen (34-West und 36-Ost). Das westliche Vorderhaus Nr. 34 besitzt eine Erweiterung (34-Annex), ein anstoßendes Hinterhaus (34-Süd) und ein separat stehendes Hintergebäude, während das östliche Haus Nr. 36 ebenfalls ein anstoßendes Hinterhaus besitzt (36-Süd), welches mit der Nachbarbebauung verwoben ist.
Davon wurden fünf Dachwerkabschnitte mit Hilfe dendrochronologischer Altersbestimmung datiert und weisen eine Entstehung innerhalb weniger Jahrzehnte nach, an dessen Anfang 1749 der Kernbau des Vorderhauses Nr. 34 steht (34-Ost). Das jüngste Datum lieferte das Hinterhaus von Nr. 36 (36-Süd), das gesichert nach 1792 und nach nicht abgesichertem Dendro-Datum um 1812 entstanden ist. Die Errichtung des Hinterhauses von Nr. 34 (34-Süd) lag irgendwann vor 1787. Erweiterung (34-Annex) und Hintergebäude von Nr. 34 sind auf der 1831 erstellten Urkarte bereits dargestellt. Die in kurzer Zeitfolge entstandenen Dachwerke sind alle mit liegendem Stuhl abgezimmert, zeigen dabei aber eine große Variationsbreite bezüglich der Lösung ihrer Längsaussteifung.
Die Baukörper, wie sie sich im Dach darstellen, lassen sich bis ins Erdgeschoss nachverfolgen, sodass Baukörper zu Baukörper sich gesellte und sich keine älteren Strukturen erfassen ließen, sodass zu vermuten ist, dass die bestehenden Gebäude die Erstbebauung an dieser Stelle darstellen.
Der Baukomplex liegt an der Nahtstelle zwischen der Ummauerung der Kernstadt und der Renninger Vorstadt und somit im einstigen vorgelagerten Grabenbereich der Kernstadt, der möglicherweise noch für einen längeren Zeitraum als Teil der Stadtbefestigung bzw. als Restfläche bestehen blieb. Dies könnte der Grund für die späte Bebauung gewesen sein.
Ein früherer Wasserlauf prägte die Struktur des Baukomplexes. Er floss entlang der Rückseite der Vorderhäuser und das Hinterhaus von Nr. 34 (34-Süd) überbrückte ihn offenbar mit einer offenen Querzone.
Die heutige Außenerscheinung der Straßenfront der beiden Häuser täuscht über deren Baugeschichte hinweg. Nicht nur dass sie jeweils aus einem Kernbau und einer späteren Erweiterung entstanden sind, sondern sie haben zeitweise eng zusammengehört, nachdem im Jahr 1923 das Gasthaus ‚Linde‘ im Erdgeschoss von Nr. 34 um einen Saal im 1. Obergeschoss von Nr. 36 erweitert wurde. Damit verbunden war zwar die Absenkung der Deckenlage zwischen Erd- und Obergeschoss und die Reduktion von vormals acht auf nun vier große Fensteröffnungen, doch wurde damals sicherlich eine einheitliche Gestaltung der gesamten Straßenfassade geschaffen. Sie wurde später durch Freilegung des Fachwerks am Giebel und Aufdoppelung eines Fachwerkbildes an der Traufseite an Haus Nr. 34 aufgelöst, sodass die beiden Häuser seither als funktional getrennte Gebäude in Erscheinung treten.
Zwar ist die Raumstruktur in beiden Obergeschossen von Nr. 34 und im 2. Obergeschoss von Nr. 36 aus der Zeit des späten 18. Jahrhunderts noch nachvollziehbar, doch hat sich von der damaligen Ausstattung nur sehr wenig erhalten, beschränkt auf Reste einfacher Stuckrandleisten, hohe Sockelbretter und Brüstungstäfer in wenigen Räumen, ein Türblatt mit Beschlägen, sowie vermutlich das alte Türblatt der Haustür in Wiederverwendung.

Quick-Response-Code

qrCode