Stiftskirche St. Peter und Paul
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Eginostraße |
Hausnummer: | 12 |
Postleitzahl: | 78479 |
Stadt-Teilort: | Reichenau-Niederzell |
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Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Konstanz (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8335066003 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Rebfischerhaus (78479 Reichenau, Niederzellerstraße 15)
Bauphasen
Die Kirche St. Peter und Paul wurde auf den Fundamenten einer im Jahr 799 durch den alamannischen Adlige Egino von Verona (um 730–802) gestifteten Saalkirche erbaut. Durch Umbauten und Brände stark beschädigt, ließ Abt Ekkehard von Nellenburg den Gründungsbau 1080 abtragen und einen Neubau errichten.
Die dendrochronologischen Untersuchungen belegen, dass Dachstuhl und Chor im Jahr 1104, das Langhaus 1125/26 fertiggestellt wurden. 1134 wurde der Bau endgültig vollendet. Die Fertigstellung der beiden Türme erfolgte erst Ende des 15. Jh.
Im 16. Jh. wurde das Langhaus umgestaltet und die ehem. romanischen Malereien in der Apsis durch die Darstellung des Jüngsten Gericht neu ausgemalt.
1756/57 folgte eine tiefgreifende Überformung im Stil des Rokoko. Dabei wurden die Fenster vergrößert und die flache Stuckdecke mit den Stichkappen versehen. Der Reichenauer Dominikus Wurz fertigte die Stuckornamente der Konsolen, Deckenbilder und Kartuschen. Die Wandbilder der nördl. und südl. Chorwand wurden überputzt und die Apsisflächeübertüncht. 1906 erhielten die Kartuschen an der Langhausdecke eine neue Bemalung mit Motiven aus der Abteikirche Neresheim.
(1104)
Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart (Hg.): UNESCO-Welterbe Klosterinsel Reichenau in Baden-Württemberg, Esslingen a.N., 2013 S. 42 ff.
- Erdgeschoss
- Dachgeschoss(e)
- Siedlung
- Dorf
- Sakralbauten
- Pfarrkirche
(1125 - 1126)
(1134)
(1148)
(1323)
(1347)
- Dachgeschoss(e)
- Dachform
- Turmhelm
(1490 - 1499)
(1500 - 1599)
- Ausstattung
- Detail (Ausstattung)
- bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
(1574)
- Ausstattung
(1756 - 1757)
- Ausstattung
(1900)
- Ausstattung
(1906)
- Ausstattung
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
- Restauratorische Untersuchungen
Beschreibung
- Siedlung
- Dorf
- Sakralbauten
- Pfarrkirche
Zonierung:
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Backstein
- Bruchstein
- Quader
- Wacken/Kiesel
- Gewölbe
- Tonnengewölbe
- Dachform
- Turmhelm
- Holzgerüstbau
- allgemein
Der südliche Ostturm, der im Unterbau mit der Südwand des tonnengewölbten Chornebenraumes und mit dem Ostabschluss des Chores eine bauliche Einheit bildet, erhebt sich bis zum Traufgesims des Turmhelms über eine Höhe von ca. 18,70m. Sein quadratischer Grundriss mit einer Seitenlänge von knapp 5,90m wird oberhalb des Unterbaus durch 75- 80cm starke Wände begrenzt. Deren Eckausbildungen sind ab der Höhe der Chordachtraufe mittels Sandsteinquadern gesetzt. Während in der Süd-Ostecke die Quader der ersten fünf Lagen keine Zangenlöcher aufweisen, sind sie bei den folgenden, bis zum Dachgesims ausgeführten Eckquadern deutlich erkennbar.
Das erste Turmgeschoss setzt über dem Gewölbe des Chornebenraumes an. Der Grundriss besitzt die Innenmaße 3,40m in Nord-Südrichtung sowie 3,55m in West- Ostrichtung und ist über eine Öffnung in der Westwand zugänglich. In Anlehnung an die Mittelschiffwand, ist sie etwa 85cm breit und besitzt einen aus Lesesteinen und Wacken gemauerten Rundbogensturz. Nachweislich des einheitlichen, bis an die Laibung durchlaufenden Mauerwerksverbandes und den Schalungsabdrücken des Rundbogens im ursprünglichen Mörtelbett, ist der Zugang als bauzeitlich einzuordnen.
Die Belichtung des ersten Trumgeschosses erfolgt jeweils über eine hohe Rechtecköffnung an der Ost- und an der Südseite. Die sich nach außen hin verjüngenden Laibungen lassen nach einem beidseitigen Anschlag Platz für eine 13cm breite und 65cm hohe Öffnung. Als Begrenzung dient ein Sandsteinsturz und zwei seitlich stehende Wandungssteine, die gleichfalls aus grob zugeschlagenen Sandsteinen hergestellt sind.
Die im Inneren größtenteils freiliegenden Mauerwerksstrukturen bestehen aus lagig gesetzten Lesesteinen und Wacken ohne Fugenverstrich. Über die Höhe des ersten Turmgeschosses sind die Öffnungen von zwei Gerüstholzlagen erkennbar. Sie befinden sich in allen vier Turmwänden, wobei sich die untere Lage der Nordwand durch auffallend dünne Löcher auszeichnet. In aller Regel leer, konnten auf dieser Ebene insgesamt 6 Löcher mit Resten der bauzeitlich eingemauerten Gerüstholzstangen erkannt werden. Aus den drei oberen Gerüsthölzer in der Südwand wurden Proben entnommen.
Den Abschluss des ersten Turmgeschosses bilden vier in West- Ostrichtung verlegte Balken. Nachweislich der Ausbruchspuren in ihren Auflagerbereichen sind sie nicht als bauzeitlich einzuordnen. Aus dem Gebälk wurden zwei Proben entnommen.
Die über dem Gebälk anzutreffenden Auflagervertiefungen sind offensichtlich bauzeitlich. An allen vier Turmecken angelegt, verlaufen sie in Nord- Südrichtung und reichten ursprünglich wohl über die gesamte Mauerstärke. Sie dienten als Auflager für zwei parallel zur West- und Ostwand verlegte Balken, von denen sich im Mauermörtel sowohl an den Wänden als auch innerhalb der Auflagerlöcher die Balkenabdrücke erhalten haben. Die Balken selbst dienten entweder als hölzerne Ringanker oder aber, was wahrscheinlicher ist, als Auflagerbalken für ein in West- Ostrichtung verlegtes Deckengebälk.
Etwa 30- 35cm über den sich abzeichnenden Balkenoberkanten endet der lagig gesetzte Wackenverband. In diese Mauerstruktur ist dann auch die letzte bauzeitliche Gerüstholzlage eingebunden. Die im Turminneren fixierte Baufuge ist identisch mit dem sich durch Zangenlöcher abzeichnenden Wechsel bei den äußeren Eckquadern.
Über dem besagten Mauerabschluss aus lagigem Wackenmauerwerk ändert sich die Mauerstruktur deutlich. Bestehend aus einer Mischung aus Wacken, Ziegel sowie Bruch- und Hausteinen ist von nun an keine lagige Steinsetzung mehr eingehalten. Der von der älteren Mauerwerksstruktur abweichende Mauerwerksverband ändert sich im Aufgehenden nicht mehr und ist bis zum Dachgesims eingehalten.
Eingebunden in dieses Mauerwerk, ist eine oberhalb der Baufuge erhaltene Holzstruktur erkennbar. Sie besteht bzw. bestand aus zwei in West- Ostrichtung verlegten Balken, kombiniert mit darauf lagernden Querhölzern in der Mitte. Die waagrecht verlegten Balken dienten offensichtlich als Auflager für ein stehendes, durch Schräghölzer ausgesteiftes Ständergerüst. Dieses setzte sich aus vier Eckständern und zwei mittig, vor der Nord- Südwand stehenden Zwischenständern zusammen. Aus den Auflagerhölzern wurden zwei Proben genommen.
Das zweite Turmgeschoss und auch das dritte Turmgeschoss, das heute nur noch durch Balkenabdrücke an der Nord- Südwand rekonstruierbar ist, wird durch schmale, 21cm breite Spitzbogenöffnungen belichtet. Umlaufend gefast sind die 87 bzw. 95cm hohen Öffnungen aus einem Sandstein hergestellt.
Den Abschluss des dritten Turmgeschosses bildet eine in Nord- Südrichtung verlegte Balkenalge. In Anlehnung an die Ausbruchspuren im Auflagerbereich ist ihr Einbau als eine spätere Baumaßnahme zu werten. Aus den Balken stammen 3 Proben. Im angetroffenen Zustand dienten die Balken als Auflagerebene für den vorhandenen Glockenstuhl.
Dessen tragendes Gerüst besteht aus drei Jochen mit verzapfter Winkelsicherung. Zum Zeitpunkt der Untersuchung fanden im Gründungsbereich des Glockenstuhles Reparaturmaßnahmen mit diversen Ausbauten bauzeitlicher Hölzer statt, so dass auf eine genauere Dokumentation verzichtet wurde. Aus dem Glockenstuhl wurden 3 Proben entnommen.
Über dem Gebälk für die Glockenstube bildet ein umlaufendes Gesims die einzige architektonische Gliederung des vertikalen Turmaufbaus. Parallel dazu dient es als Basis für die an allen vier Turmseiten angelegten Doppelarkaden. Das Gesims ist abgeschrägt und an der Unterseite gekehlt. Die Schallarkaden selbst besitzen Spitzbogenabschlüsse auf einer mittigen, stark abgefasten Säule. Wie die Eckquader weisen die Werksteine Zangenlöcher auf. An einzelnen Arkadenteilen haben sich die Reste einer ehemaligen Farbfassung erhalten.
Über der Glockenstube ist der Kern einer zu späteren Zeiten mehrfach verstärkten Helmkonstruktion erhalten. Das tragende Gerüst der ältesten Holzkonstruktion bilden vier stehende, durch angeblattete Steigbänder ausgesteifte Ständer. Aus dem Traggerüst wurden 5 Proben entnommen.