Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ehemaliges Rat- und Schulhaus

ID: 141311139079  /  Datum: 27.11.2009
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Kirchstraße
Hausnummer: 25
Postleitzahl: 78647
Stadt-Teilort: Trossingen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Tuttlingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8327049010
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Errichtung des Kernbaus 1522 (d) mit einer Wohnung im EG, dort die Stube als einziger heizbarer Raum im Haus und Sondernutzung im vermutlich separat über einen Außenzugang erreichbaren OG. Schwerpunkt der Umbautätigkeit um 1585 bildete die Überformung der Innenausstattung im Renaissance-Stil. In erster Linie erhielt der Saal eine aufwendige Vertäfelung. Vermutlich sprachen hierfür auch bauliche Gründe (zusätzliche Isolierung), denn die Kachelfunde deuten daraufhin, dass bei diesem Umbau der Saal durch einen Ofen beheizbar gemacht wurde. Das äußere Erscheinungsbild wurde durch den Austausch der Walme gegen vollständige Giebel mit Satteldach modernisiert.
1633 wird Trossingen verwüstet und es deutet vieles daraufhin, dass das Gebäude längere Zeit beschädigt bestand, bevor um 1780 wieder normalere Zustände herrschten und die dringlichsten Schäden behoben werden konnten.
In Bauphase III von 1737-1755 wird der Saal vergrößert. Unklar ist, ob dies nur auf Kosten des Flures ging, oder ob auch die Kammer an der Ostseite verkleinert wurden. Schwerpunkt der Bautätigkeit war aber der Anbau einer Scheune mit Stall im Osten, die als selbstständige Konstruktion dicht vor den Ostgiebel gestellt wurde. Vermutlich war die Ausdehnung der Scheune nach Norden zunächst größer als die des Kernbaus.
In Phase IV wird 1794 der Kernbau unter Verwendung sekundär genutzter Bauteile in Richtung Norden um knapp 5m verbreitert. Da die Dachneigung beibehalten wurde, war eine Firsterhöhung um 3,80 unumgänglich. Das EG wird massiv gemauert, bestehende Wände werden ebenfalls in Bruchstein ersetzt. Im OG werden ebenfalls sämtliche Innen- und Außenwände durch zeitgemäß verzapftes Fachwerk ersetzt. Ebenso wurden nun die einfachen Sichtbodendecken (Ausnahme Stube, diese hatte von Anbeginn an aus Wärmegründen eine Einschubdecke) gegen Einschubdecken ersetzt.
In der fünften Bauphase nach 1812 wird die Scheune zu zwei gleich großen Schulräumen ausgebaut und beheizbar gemacht. Um den Zugang zu ermöglichen gibt es geringe Veränderungen im Flur des OG.
Die sechste Bauphase in der 2. Hälfte des 19. Jh. veränderte vor allem den Saal. Dieser auf die Hälfte verkleinert. Die andere Hälfte wurde in eine Wohnung mit Küche, Stube und winzigem Flur verwandelt. Auch im DG wurde eine weitere Wohnung eingebaut. Gleichzeitig wurde aus unbekannten Gründen auf die Beheizbarkeit des EG verzichtet und der Keller auf den gesamten Bereich unter der Stube ausgedehnt.


1. Bauphase:
(1522)
1522 (d) Erbauung des ersten Trossinger Rathauses
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1585)
1585 (gk?), um: Saalumbau im Obergeschoss
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach

3. Bauphase:
(1697)
1697 (a) Das Rathaus wird als Schule genutzt
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Schule, Kindergarten
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Rathaus

4. Bauphase:
(1750)
1750, um: Anbau einer Scheuer für die Landwirtschaft des Schulmeisters
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune

5. Bauphase:
(1794)
1794 (d) Verbreiterung des Gebäudes nach Norden
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Decken
    • Einschubdecke

6. Bauphase:
(1805)
1805 (a) Renovierung der Lehrerwohnung
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1818)
1818 (a?) Einbau zweier neuer Klassenräume in die bestehenden Scheuer
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1843)
1843 Nachdem 1827 ein neues Rathaus errichtet wurde, wurden 1843 zwei neue Schulräume in den ehemaligen Ratssaal eingebaut
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1873)
1873 Neubau eines Schulhauses auf der Löhr, daher Verkauf an den Mundharmonikafabrikanten Christian Weiss. Nutzung als Wohnung und Fabrikgebäude
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Gewerbe- und Industriebauten
    • Industrieanlage, Fabrik

10. Bauphase:
(1898)
1898 Inbetriebnahme des an der Schulhaus-Südseite angebauten Versand- und Bürogebäudes der Fabrik
Betroffene Gebäudeteile:
keine

11. Bauphase:
(1928)
1928 Verkauf des Hauses an die Hohner AG im Zusammenhang mit deren Übernahme der Harmonikafabrik Weiss
Betroffene Gebäudeteile:
keine

12. Bauphase:
(1984)
1984 Im Rahmen der Stadtkernsanierung erwirbt die Stadt Trossingen das Gebäude von der Hohner AG und verkauft es an die Baugenossenschaft DBH weiter
Betroffene Gebäudeteile:
keine

13. Bauphase:
(1989)
1989 Teilabbruch des Gebäudes. Der östliche Teil wird an das zu erweiternde Heimatmuseum transloziert.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

14. Bauphase:
(1990 - 1995)
Sanierung
Betroffene Gebäudeteile:
keine

15. Bauphase:
(1995)
1995 Abschluss der Arbeiten
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Versammlungsstätte

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht von Norden / Ehemaliges Rat- und Schulhaus in 78647 Trossingen (www.heimatschuetzer.de)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Gefügekundliche und bauhistorische Untersuchung
  • Untersuchungsbericht - Innen

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude liegt unmittelbar im Zentrum der Stadt Trossingen neben der Martin-Luther-Kirche weithin sichtbar in exponierter Lage auf dem Kirchberg.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Rathaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
keine Angaben
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Beim Kernbau von 1522 handelte es sich um einen zweischiffigen, dreizonigen Bau. Die mittlere Zone diente im vorderen Teil als Flur, im hinteren wie u.a. Rußspuren belegen als Küche. In der Nordwestecke lag die Stube, im Südwesten die Stubenkammer. Die Dritte Zone wurde von zwei Kammern belegt. Auch im OG folgt die Aufteiltung der Schiffs- und Zonengliederung, jedoch wird die westliche Zone (über der Stube) von einem Saal eingenommen, während wir im Osten analog zum EG zwei Kammern finden. Der Zugang erfolgte wie auch im EG über die Südostkammer, die über eine Aussentreppe erreicht wurde und von dort in den Flur.
Beim Umbau 1794 wurde die Grundrissstruktur komplett aufgelöst und neu gegliedert. Die Stube im EG wurde in den Bereich der ehemaligen Stubenkammer und der Erschließungszone erweitert. Die Küche nahm nun den Raum in der ehemaligen Nordostecke des Gebäudes ein, während der Hauptzugang anstelle der ehemaligen Südostkammer erfolgte. Hier wurde auch eine Treppe in das OG angelegt. Im neu angebauten Teil befanden sich drei Kammern, die durch die Stube, bzw, Küche zu erreichen waren. Das OG wurde nur von einem langen Flur eingenommen an dessennördlichen Ende ein Aborterker angebracht war und dem auf 7,8x12m vergrößerten Saal.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Anhand der Befunde bleiben alle sechs Hauptbauphasen am Gebäudebestand ablesbar. Das Gebäude stellt als provinzielles, profanes Verwaltungsgebäude ein einmaliges Beispiel dar.
Bestand/Ausstattung:
Bemalte Renaissance-Tafeln

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Balkendach mit Rofen und liegendem Stuhl
  • Decken
    • Balken-Bretter-Decke
  • Detail (Ausstattung)
    • Abtritt
    • Wand-, Deckenfassung, Gefachmalerei
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bohlen
  • Dachform
    • Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm
Konstruktion/Material:
Zweigeschossiger Stockwerksbau. Da am Befund keine Spuren von Stakung oder ähnlichem zu erkennen, kann von einer Bruchsteinausfachung ausgegangen werden. Bohlenständerkonstruktion an der Nordtraufe des Kernbaus. Dachwerk: Die Giebelbünde sind als einfach stehender Stuhlausgebildet gewesen, während die beiden inneren Querbinder als frühes Beispiel eines liegenden Stuhls ausgeführt wurden. Hierbei sind die Stuhlsäulen direkt in die Dachbalken gezapft und tragen oben die Pfette auf die Sparren aufgekämmt sind. Der Kehlbalken läuft über den Pfetten durch und zapft in die Sparren. Die Konstruktion wird durch aussteifende Bänder komplettiert, die in Sparren, Stuhlsäule, Spannriegel und Kehlbalken zapfen. Im zweiten Dachstock wurde keine Stuhlkonstruktion errichtet. Die Spuren beidseitiger Halbwalme mit Eulenloch (Rauchabzug) sind ebenfalls noch ersichtlich.
Bei späteren Umbauten Ersetzung der ursprünglich verblatteten Fachwerkwände entweder gegen verzapftes Fachwerk oder im EG gegen Bruchsteinmauerwerk. Bei Erweiterung des Daches wurde ein zweiter liegender Stuhl auf den ursprünglichen aufgesetzt. Die Verlegung der Deckenbalken über der Erweiterung in Firstrichtung brachte als Problem einen fehlenden Zuganker mit sich, weswegen sich der Dachstuhl in der Folge am Fußpunkt auseinander bewegt hat.

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