Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Marstall

ID: 131220389273  /  Datum: 28.02.2007
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Schloss
Hausnummer: 7
Postleitzahl: 87990
Stadt-Teilort: Weikersheim

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Main-Tauber-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8128126017
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Schloss

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Blaukappenturm, Am Graben 15 (97990 Weikersheim)
Schloss (97990 Weikersheim, Schloss 1-14)
Unterer Pavillon (Grottenpavillon) (97990 Weikersheim, Schloss)
Langenburger Bau (97990 Weikersheim, Schloss 8)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

A. Lage und ältester Baubestand.

Das Schloss Weikersheim liegt auf einem leicht erhöhten Terrain am Zusammenfluss des Vorbachs mit der Tauber. Ob es sich dabei um eine natürliche Erhebung oder im Kern um eine Motte handelt ist nicht bekannt. Diese Erhebung war vermutlich schon immer, sicher aber seit dem Spätmittelalter von einem Wassergraben umgeben. Auf der Nordwestseite dürfte der ´Graben´ von Verlauf des heutigen Burggrabens bis zum heutigen Tauberbett gereicht haben. Archivalie 1832-1 spricht vom Schlossgraben und einem See. Der heutige Damm zwischen Graben und Tauber bestand demnach 1832 noch nicht.
Die Burganlage des Hochmittelalters war wesentlich kleiner. Von ihr haben sich neben dem Bergfried und Gebäudefragmenten im heutigen Hausmeisterbau Teile der inneren Burgmauer in der Nordfassade und der Westfassade des Hausmeisterbaus, im zweistöckigen quadratischen Keller mit Wendeltreppe unter dem Küchenbau (ehemaliger Turm?) und in der West(!)fassade des Prinzessinenbaus erhalten. Das dortige alte Burgtor zeigt mit der Innenseite zum Schlosshof hin, der Prinzessinenbau ist demnach nicht in der Kernburg, sondern vor die Kernburg gebaut.
Die Wirtschaftsgebäude der Burg lagen vermutlich im nordöstlichen Bereich der Burg, wo auch der Zugang von der Stadt her lag (allerdings ohne nachweisbaren Torturm). Diese Vorburg war ebenfalls von einer Mauer umgeben, von der sich noch Reste im Bereich der heutigen Schlossbrücke und im Fundamentbereich des Torturms erhalten haben. Diese Mauer lief noch nicht in Nord-Süd-Richtung, sondern knickte leicht nach Westen ab.
Ein weiteres Auftreten dieser älteren Vorburgmauer wird anhand der Archivalien des 19. Jahrhunderts unter Raum 1.22 vermutet, und konnte im Zuge der archäologischen Untersuchung dort im Ansatz noch nachgewieden werden. In diesem Bereich wird traditionell das äußere Tor zur Vorburg vermutet, bei dem es sich aber nicht um einen Torturm handelte. Die Hypothese vom Torturm basiert im Wesentlichen auf einer Fehlinterpretation wesentlich jüngerer Baunähte in der heutigen Ostfassade des Marstalls.



B. Umbau des 15. oder frühen 16. Jahrhunderts

Mit der Einführung der Feuerwaffen seit dem 14. Jahrhundert musste auch die Burg Weikersheim an die neue Kampftechnik angepasst werden. So wurde an der Ostseite zur Stadt hin eine neue Vorburgmauer erstellt, die annähernd 100 m lang gerade in Nord-Süd-Richtung verläuft. Im mittleren Teil bindet sie ein Stück der älteren Vorburgmauer ein (s.o.). In diesem mittleren Bereich ragte ein Schalenturm in den Wassergraben vor, von dem aus die Flanken des Grabens beschossen werden konnte. Der Schalenturm war zur Vorburg hin offen, es handelt sich nicht um einen Sechseckturm, wie in der Literatur mehrfach fälschlich genannt. (Die sechseckige Form wurde erst mit der welschen Haube 1680 durch Paul Platz eingeführt.)
Am Schalenturm wie auch an der südlichen Hälfte der östlichen Vorburgmauer kennzeichnen zwischenzeitlich vermauerte Maulscharten den ehemaligen Wehrgangsbereich. Die Maulscharten belegen zudem die Datierung nicht vor dem 15. Jahrhundert, da vor ca. 1440 keine Maulscharten für Handfeuerwaffen bekannt sind (Otto Piper, Burgenkunde, 3. Auflage 1912, Nachdruck Augsburg 1993, S. 353).
Unterhalb des Wehrgangbereichs sind auch an der Ostmauer insgesamt vier Öffnungen festzustellen, die als Kanonenscharten gedeutet werden können.
Die Ostmauer und der Schalenturm sind übrigens nicht als massive Wehrmauer gebaut, sondern alsWandpfeilermauer, bei dem sich regelmäßig 4,20 m lange pfeilerartige Wandpartien mit 2,0 m breiten Nischen mit segmentbogigem Sturz abwechseln. Während die Mauer sonst ca. 1,65 m stark ist, misst sie in den Nischen lediglich ca. 40 cm. Die Nischen zeigen jedoch heute keine Scharten o.ä., sondern die obengenannten Kanonenscharten finden sich immer in der Mitte eines Wandpfeilers. Offenbar war dies eine materialsparende Täuschung des Feindes über die tatsächliche Wehrhaftigkeit der Mauer. (Ähnliche Beispiele von Wandpfeilermauern finden sich z. B. an Teilen der Stadtmauern von Bad Wimpfen oder Rothenburg o.d.T., die weniger gefährdet waren).
Diese mehr auf Repräsentation zielende und die eigentliche Wehrhaftigkeit vernachlässigende Bauweise legt die Vermutung nahe, dass diese neue Ostmauer erst im 16. Jahrhundert angelegt wurde.
Am Nord – und Südende wurde die neue Vorburgmauer durch halbrunde Eckbastionen begrenzt. An den Eckbastionen lassen sich im Bruchsteinmauerwerk noch mehrere Öffnungen mit Sturzbögen aus Bruchstein erkennen, die als Kanonenscharten zu deuten sind. Der Wehrgangbereich ist an den Eckbastionen und an der nördlichen Hälfte der Ostmauer heute abgetragen.
Der weitere Verlauf der Vorburgmauern im Anschluss an die Eckbastionen ist nicht eindeutig. Für die nördliche Bastion scheint die Mauer der heutigen nordwestlichen Grabenmauer beim Rosengarten zu entsprechen, auch wenn durch Umbauten keine Kanonen- oder Maulscharten mehr nachweisbar sind. Der weitere Verlauf der nordwestlichen Vorburgmauer im Bereich von Prinzessinenbau und Hausmeisterbau mit Kasematten und Glacis dürfte dagegen bereits ins spätere 16. Jahrhundert datieren.
Der Anschluss der Südwand an die südöstliche Eckbastion ist durch die Weinterrasse im Südgraben verdeckt. Form und Ausrichtung der Eckbastion deuten allerdings eher auf eine ursprünglich nach Nordwesten verlaufende Mauer, die in etwa auf die Glacis der nordwestlichen Kasematten hin fluchtete.
In jedem Fall muss darauf hingewiesen werden, dass die (Vor)Burg Weikersheim bereits im 15. Jahrhundert eine dreieckige Grundrissform hatte. Der dreieckige Schlossgrundriss Georg Robins aus den 1580er-Jahren ist daher nicht als völliger Neuentwurf zu verstehen, sondern als konsequente Weiterentwicklung des vorgefundenen Baubestands.


C. Bauliche Veränderungen der Vorburg im 16. und 17. Jahrhundert

Über den baulichen Bestand der Vorburg vor 1678 ist wenig bekannt, da die vorhandene Bausubstanz beim Umbau 1678ff weitestgehend abgetragen wurde.
Festzuhalten ist jedenfalls der Bau des Prinzessinenbaus über bzw. vor dem alten Burgtor in die Kernburg. Das Eingangstor und der Steinerker daneben legen eine Datierung ins frühe 16. Jahrhundert nahe.
Für die Baugeschichte des Marstalls von größerer Bedeutung ist die Erbauung eines dreischiffigen Fachwerkgebäudes an Stelle des südlichen Marstallflügels kurz vor oder nach 1600. Die Nutzung des Gebäudes ist nicht bekannt, jedoch könnte eine Nutzungskontinuität durchaus möglich sein. Die Nennung des Marstallsüdflügels als alter Marstall im Gegensatz zum neuen Stallgebäude des Nordflügels in wäre dann zumindest ein Hinweis darauf.
Von diesem Gebäude haben sich lediglich drei fragmentarische Pfettenköpfe in der Südfassade erhalten. Am östlichen Mittelpfettenkopf konnte noch ein Ständerzapfloch mit Holznagel befundet werden, an der westlichen Mittelpfette ist vom Dachraum aus eine Blattsasse für ein Kopfband zwischen Ständer und Pfette zu sehen.
Der Ständer zur östlichen Pfette stand auf dem ehemaligen Wehrgang, woraus abzuleiten ist, dass der fortifikatorischen Nutzung des Wehrgangs bereits um 1600 keine große Bedeutung mehr beigemessen wurde.
Bereits einige Jahrzehnte später muss dieser Fachwerksüdgiebel schadhaft gewesen sein, denn er wurde durch einen massiven Giebel aus Bruchsteinmauerwerk mit mittigem rundbogigem Tor aus profilierten Sandsteinen ersetzt. Nach Osten sitzt die massive Südwand auf dem Wehrgang auf, der damit völlig abgeschlossen wurde, nach Westen endet die Wand mit einem Endverband, also ohne Eckverband mit der Westwand. Es ist zu vermuten, dass die Westwand vorerst noch als Fachwerkwand beibehalten wurde. Erst in einer dritten Baumaßnahme wurde – noch vor 1678 – auch die Fachwerkwestwand durch eine massive Bruchsteinwand ersetzt, allerdings noch ohne die großen Renaissancefenster.

D. Umbau der Vorburg durch Paul Platz 1679 bis 84

Zu der weitreichendsten Baumaßnahme am Schloss Weikersheim seit dem Saal- und Küchenbau 1588-96 kam es unter Graf Siegfried von Hohenlohe. Erste Baumaßnahmen sind bereits 1678 nachweisbar, spätestens 1679 bis zum Tod Graf Siegfrieds 1684 war der Würzburger Baumeister Paul Platz, gebürtig aus Belfort, als Weikersheimer Hofbaumeister für das Bauwesen zuständig. Unter Platz´ Leitung wurde einerseits ab 1683 der Langenburger Bau in Anlehnung an die 90 Jahre alten Schlossbaupläne von Georg Robin gebaut. Gleichzeitig begann Platz nach eigenen Plänen - aber mit stilistischer Anlehnung an den bestehenden Saalbau - mit der vollständigen Umgestaltung des Vorburgbereichs. Ziel dieser Umgestaltung war einerseits die Verlegung des Schlosszugangs vom nördlichen Bereich der Anlage in eine mittige repräsentative Blickachse zwischen dem geplanten Langenburger Bau und der Stadtkirche, die nach einem Stadtbrand frei stand, andererseits sollten die Wirtschaftsgebäude des Schlosses in einheitlicher Gestaltung vor das neue Schlossgebäude gestellt werden.
Im Norden wurde dafür ein 1-1/2 stöckiges Gebäude mit Mansarddach erstellt, das im Hochparterre zwei Wohnungen enthielt (später vom Revierförster und vom Hofküfer bewohnt), während sich im Souterrain vermutlich verschiedene Wasch-, Back-, Dörr- und Schlachtgewölbe befanden. Östlich davon befand sich bis zur nordöstlichen Eckbastion hin die Hofküferei. Von dieser vermuteten Hofküferei hat sich die Südwand im heutigen Marstallgebäude erhalten.
Südlich der Hofküferei befand sich der alte Zugang zum Schloss. Dieser Zugang blieb auch nach 1684 erhalten, allerdings ist ungewiss, ob auch die Brücke weiterbestand.
Der Bau des fast 90 m langen Marstalls war ursprünglich als völliger Neubau geplant worden. Vermutlich aus Kostengründen wurde aber die Südwand und die Westwand des Südflügels in den neuen Baukörper übernommen. Ebenso wurde für den Südflügel auf zweitverwendete Fenstergewände zurückgegriffen.
Die Arbeiten an der Vorburgbebauung wurden weitgehend parallel durchgeführt. Lediglich der Bau der Brücke mit der darunter(?) liegenden Wolfsgrube scheint eine gewisse Priorität gehabt zu haben. Auch der Ausbau des Schalenturms zur Torwärterwohnung scheint mit Vorrang ausgeführt worden zu sein. 1680 ist die Errichtung der welschen Haube belegt.
Der Marstall wurde dagegen offenbar in zwei Bauabschnitten ausgeführt. Der Südflügel wurde durch die Beibehaltung der älteren Mauern offenbar sehr schnell erbaut, bereits 1678 ist das neue Gewölbe erwähnt und 1679i besteht das Eingangstor. Anfang 1681 ist die Nordwand des Südflügels als Auflager für den neuen Torbau erwähnt, der Torbau selbst aber noch nicht begonnen. Über den Bau des Nordflügels gibt es keine archivalischen Hinweise. Es ist davon auszugehen, dass die Maurerarbeiten am Nordflügel bereits vor 1679 ausgeführt waren. Die Abrechnung von Platz Anfang 1681 wird ja bereits als dritte Abrechnung von Platz bezeichnet. Dafür spricht auch die dendrochronologische Datierung der zweitverwendeten eichenen Dachstuhlhölzer auf 1677/78d und 1678/79d. Offensichtlich sollten die neuen Baukörper schnell unter Dach kommen. Der Dachstuhl des Nordflügels muss spätestens im Oktober 1680 fertig gewesen sein, da für dieses Datum die Welsche Haube des Turms belegt ist, die teilweise auf dem Nordflügeldachstuhl aufliegt.
Die Hölzer der EG-Wände im Nordflügel datieren hingegen erst auf 1679/80d, in der Abrechnung für 1680 finden sich keine Hinweise auf Bauarbeiten am Nordflügel.
Daraus ist zu schließen, dass die genaue Nutzung des Nordflügels anfangs noch gar nicht feststand, und erst zwischen 1681 und 1683 festgelegt wurde.
Der Bau der Tordurchfahrt mit den beiden Portalen ist durch den Akkordbrief von 1683 belegt und durch die Bauinschrift von Paul Platz 1684 als abgeschlossen belegt. Ob dieser nachträgliche Torbau bereits ursprünglich geplant war oder ob es sich um eine bauzeitnahe Planänderung handelt ist nicht belegt.
Mit dem Tod Graf Siegfrieds von Hohenlohe – Langenburg 1684 wurde das Weikersheimer Bauwesen eingestellt. Der Marstall war mitsamt der Brücke und dem Turm zu diesem Zeitpunkt bereits fertiggestellt. Lediglich die vermutete alte Burgzufahrt nördlich des Marstalls war noch nicht rückgebaut. Zudem gibt es im Nordflügel einige Stellen, die auf einen nachträglichen Umbau hindeuten, ohne dass mit Sicherheit festgelegt werden kann, ob es sich um bauzeitliche Änderungen handelt oder um nachträgliche Umbauten. Verdächtig ist zumindest, dass es sich weitestgehend um Fachwerk aus Nadelholz handelt, während der Bau 1678 – 1684 weitestgehend aus Eichenholz gebaut ist. Spätestens 1708 müssen diese Umbauten jedoch vorliegen, da sich die archivalischen Quelle von 1708 bereits auf die umgebaute Grundrissgliederung bezieht. In den Baualtersplänen wurde dieser ´Umbau´ der Küche (Raum 0.01 und 0.03) sowie der Wand zwischen Raum 0.11 und 0.14 etwas willkürlich dem 18. Jahrhundert zugeordnet, um sie optisch klar von dem 1684 gesicherten Baubestand zu unterscheiden.

E. Umbauten im 18. Jahrhundert.

Für das Jahr 1705 ist die Überbauung der vermuteten alten Burgzufahrt inschriftlich belegt. Dabei wurde der Marstallnordflügel um die heutige nördlichste Zone verlängert und an die Südwand der Hofküferei angeschlossen. Diese Baumaßnahme ist durch die Baunähte der Ostfassade gut ablesbar. Die gedoppelten Fenster der West- und Ostfassade in diesem Bereich sind an den übrigen Fensterbestand des Nordflügels angeglichen, unterscheiden sich aber signifikant durch eine deutlich kräftigere Scharrierung der Sandsteinflächen, wie dies auch an der inschriftlich datierten Tür zu beobachten ist. Für das Jahr 1722 ist die Erbauung der steinernen Brücke ins Schloss belegt, wobei unklar bleibt, ob damit ein völliger Neubau oder nur der Umbau (Balustraden) der bestehenden Brücke von Paul Platz gemeint ist.

F. Umbauten im 19. Jahrhundert

Die Baumaßnahmen des 19. Jahrhunderts sind durch einen zunehmenden Verfall des Gebäudes gekennzeichnet. Eine der Ursachen dürfte die permanente Feuchtigkeit im Gebäude durch den benachbarten Wassergraben gewesen sein. 1831 wurde der Wassergraben trockengelegt.
Bereits 1840 werden Entwürfe für einen Umbau des stark geschädigten Daches vorgelegt, aber nicht verwirklicht. 1842 wird ein Entwurf für die Erweiterung des Stalles vorgelegt, jedoch ebenfalls nicht verwirklicht. Dieser Plan gibt jedoch einen guten Überblick über die Nutzung der Räume des Nordflügels als fürstlicher Leibstall mit Stallstube und Kammern für die Stallknechte und der Torwärterwohnung.
1857 wird der alte Mansarddachstuhl des Nordflügels abgetragen und durch den heute noch vorhandenen Dachstuhl mit drei steinernen Giebeln ersetzt.
1864 wird auch der Dachstuhl des Südflügels – des ´alten Marstalls´ – abgetragen und erneuert. Der Südflügel diente zu dieser Zeit nicht mehr als Marstall, sondern nur noch als Lagerraum. Für die zwei Steingiebel des Südflügels wurde der mittlere große Giebel am Nordflügel wieder abgetragen und das Material zweitverwendet.

G. Umbauten des 20. Jahrhunderts.

1947 wird ein Baugesuch für den Einbau einer Flüchtlingswohnung in den nördlichen Bereich des Marstalls eingereicht. Das Baugesuch enthält nur wenige Veränderungen, vor allem wird ein neuer Kamin eingebaut. Der Umbauaufwand dürfte sich in Grenzen gehalten haben, da in diesem Bereich ja schon seit 1684 Stallstube, Stallküche und Kammern lagen. Lediglich die nördlichste Zone wurde teilunterkellert (Raum 0.20).
Ein weiteres Baugesuch datiert von 1951 und betrifft den Einbau von vier Wohnungen in den mittleren Bereich des Nordflügels. Dieser Plan beinhaltet die heute vorliegende Unterkellerung der östlichen Räume. Mit Bleistift sind in diesem Plan auch bereits die Umbauten für die Jugendherbergsnutzung eingezeichnet, so dass unklar bleibt, ob die vier Wohnungen noch eingebaut wurden oder gleich in den Umbau zur Jugendherberge mündete.
Die Unterkellerung der Räume 0.14 bis 0.19 ist in den Baugesuchen nicht dokumentiert.
Für den Südflügel sind als Umbauten des 20. Jahrhunderts der Einbau eines Kinos 1952 und der Einbau der Weinkellerei 1961 festzuhalten.
Nach dem Erwerb der Schlossanlage sind in den 1970-er und 80-er-Jahren verschiedene Sanierungsarbeiten am Bruchsteinmauerwerk der Grabenmauer festzustellen.
Seit 1989 ist der nördliche Marstallflügel unbewohnt, 1990 stürzt die Decke über dem Turmuntergeschoss ein. Seither wartet der Marstallbau auf eine umfassende Sanierung.


1. Bauphase:
(1156 - 1450)
Älterer Vorburgbereich. Die Vorburgmauer ist im Bereich unter der Schlossbrücke und im nördlichsten Marstallbereich noch nachweisbar.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1450 - 1550)
Neubau einer repräsentativen 100 Meter langen geraden Wehrmauer mit mittigem fünfeckigem Schalenturm und runden Eckbastionen. Blendmauerwerk mit vorgetäuschten Kanonenscharten. Wehrgang mit jeweils übereinander angeordneten Maulscharten. Anlage eines steil abfallenden Wassergrabens vor der Wehrmauer.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1550 - 1678)
Vorgängerbau an Stelle des südlichen Marstallflügels.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1679 - 1684)
Neubau des Marstalls durch Paul Platz unter Einbeziehung älterer Bausubstanz im Südflügel.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1705)
Erweiterung des Nordflügels um eine Zone nach Norden. Überbauung der hier vermuteten älteren Zufahrt in die Vorburg.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1831)
Trockenlegung des Wassergrabens.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1857)
Neues Vollwalmdach mit drei Steingiebeln über dem Nordflügel an Stelle des Mansarddachs von 1684.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1864)
Abbruch des großen mittleren Steingiebels am Nordflügel.
Neues Vollwalmdach mit zwei Steingiebeln über dem südlichen Marstallflügel.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1947)
Einbau von Flüchtlingswohnungen im Nordflügel.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

10. Bauphase:
(1951)
Einbau von 4 weiteren Wohnungen im Nordflügel. Später Jugendherbergsnutzung.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

11. Bauphase:
(1952)
Einbau eines Kinos im Südflügel.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Kino, Konzert-, Theaterhaus, Oper

12. Bauphase:
(1961)
Einbau einer Weinkellerei im Südflügel.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Kelter/ Trotte/ Torkel

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Schloss Weikersheim, Marstall mit Torturm und Tordurchfahrt von Osten. / Marstall in 87990 Weikersheim

Zugeordnete Dokumentationen

  • Schloss Weikersheim, Marstall. Vorbereitende Untersuchungen. Verformungsgerechte Bauaufnahme, Bauhistorische Untersuchung, Dendrochronologische Datierung. Punktuelle Archäologische Untersuchungen im Sechseckturm und im nördlichen Bereich des Nordflügels.

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Marstallgebäude liegt östlich vor dem inneren Schlossbau am Schlossgraben.
Lagedetail:
  • Schlossanlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Torhaus
    • Turm
    • Wehrmauer
  • Residenz- und Hofhaltungsbauten
    • Marstall
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Der eingeschossige Riegelbau mit Vollwalmdach erstreckt sich über ca. 94 Meter in Nord-Süd-Richtung. Etwa in der Mitte ist das Gebäude durch eine Tordurchfahrt mit Querdach in einen Nord- und Südflügel getrennt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Der Südflügel ist als einheitlicher Raum ohne Unterteilungen errichtet worden. Heute hier vorhandene Zwischenwände sind in den 1960-er Jahren eingebaut worden. Der Nordflügel ist durch Fachwerkinnenwände in zwei Längsschiffe und 8 Querzonen unterteilt. In den mittleren vier Querzonen befand sich bis Mitte des 20. Jahrhunderts als einheitlicher Raum der kleine Marstall oder Kutschenstall. Südlich schloss sich die Türmerwohnung an, nördlich befanden sich Stuben und Kammer für die Pferdeknechte.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Im Südflügel befindet sich seit 1961 die Fürstliche Hohenlohe-Langenburgische Weinkellerei. Dieser Bereich ist entsprechend in gepflegtem Zustand. Allerdings ist das Dach des Südflügels schadhaft.
Der Nordflügel steht seit 1989 leer. 1990 ist die Decke des Turmuntergeschosses eingestürzt. Auch sonst ist der Nordflügel im Innern baufällig.
Bestand/Ausstattung:
An historischer Ausstattung hat sich wenig erhalten. Lediglich in der ehemaligen Türmerwohnung sind Schüttsteine des 18. Jahrhunderts festzuhalten.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Mischbau
    • Innenwand aus Holz
  • Gewölbe
    • Kreuzgratgewölbe
  • Detail (Ausstattung)
    • Portikus
Konstruktion/Material:
Das Gebäude ist als Massivbau aus Bruchsteinmauerwerk ausgeführt. Der einheitliche Raum des Südflügels und die Tordurchfahrt sind durch Kreuzgratgewölbe überfangen. Im Nordflügel Innenwände aus verputztem Eichenfachwerk.
Im Nordflügel Dachwerk des 19. Jahrhunderts mit liegendem Stuhl und mittig stehendem Stuhl.

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