Kirchhofmauer
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | keine |
Hausnummer: | keine |
Postleitzahl: | 72348 |
Stadt-Teilort: | Rosenfeld-Leidringen |
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Regierungsbezirk: | Tübingen |
Kreis: | Zollernalbkreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8417054021 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 48,2652° nördliche Breite, 8,7032° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Fachwerkhaus, Rottweiler Straße 33 (72348 Rosenfeld-Leidringen)
Bauphasen
Der nördliche und östliche Verlauf der Kirchhofmauer weisen dieselbe beachtliche Mauerstärke von rund 115 cm auf, die vermuten lässt, dass das Mauerwerk einst deutlich höher war als heute. Im Unterschied dazu ist die Mauer im Süden zumindest im aufgehenden Teil schwächer ausgebildet und das kurze Stück, das zum südlichen Gebäude hin umknickt, hat im Aufgehenden dann nur noch weniger als die halbe Stärke. Zudem fällt auf, dass Nord- und Ostmauer in gerader Linie verlaufen, die südliche sich aber dem gebogenen Straßenverlauf angepasst. Der Zusammenhang des einspringenden südöstlichen Eckbereichs mit der übrigen Kirchhofmauer war leider nicht gesichert zu klären. Doch allein des ungewöhnlichen Verlaufs wegen wird diese Situation wohl mit einem Gebäude an dieser Stelle in Zusammenhang zu bringen sein, entweder mit dem bestehenden oder einem diesem vorausgehenden. Dass die Mauer auffallenderweise nur über die Höhe des Erdgeschosses vorhanden ist, also nur bis zum Niveau des Kirchhofs reicht, es angesichts der schlichten Bauweise des Gebäudes verwunderlich wäre, wenn vorhandenes höherreichendes Mauerwerk eigens abgetragen und durch Fachwerkwände ersetzt worden wäre, spricht dafür, dass diese Situation erst in Verbindung mit dem Bau des bestehenden Gebäudes geschaffen worden ist. Andererseits wäre ein solches Vorgehen verwunderlich, da dabei eine wohl nicht unbeträchtliche Zahl von Bestattungen gestört worden wäre. Da die Innenecke an der Nordwestecke des Gebäudes sauber verzahnt ist, kann zumindest ausgeschlossen werden, dass die Mauer einst in der Flucht der nördlichen Traufwand nach Westen weiterlief und der Kirchhof um den ganzen südlichen Teil erst nachträglich erweitert worden wäre.
Da für eine gesicherte Klärung des einspringenden Eckbereichs die entscheidenden Anschlüsse nicht zugänglich bzw. nicht aussagekräftig sind, könnten im Vorfeld ggf. nur Sondagen unmittelbar vor der nördlichen oder westlichen Außenwand des südlichen Gebäudes weiterhelfen, um die Stärke des Mauerwerks dort zu ermitteln und südlich vor dem südlichen Gebäude, um die mögliche Fortsetzung des südlichen Mauerverlaufs in östliche Richtung zu überprüfen. Am effektivsten wäre aber sicherlich eine Beobachtung der Situation unmittelbar nach erfolgtem Abbruch der beiden Gebäude.
In Zusammenhang mit der Untersuchung der Kirchhofmauer stellt sich auch die Frage nach ihrer einstigen Funktion. Sollte sie der Kirche und den Gräbern nur Schutz im Sinne einer Einzäunung bieten, oder war sie wehrhaft gegen feindliche Übergriffe gesichert? Letzteres könnten das Tor, die Höhe und Stärke der Mauer und das einstige Vorhandensein eines runden Ecktürmchens vermuten lassen. Doch um diese Funktion auch erfüllen zu können, wäre zusätzlich zumindest eine gute Verschließbarkeit des Tores, ein Wehrgang und wohl auch ein Graben vorauszusetzen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass wehrhafte Elemente im Mittelalter gerne auch in symbolischer Weise eingesetzt worden sind, um zumindest den Willen zur Selbstverteidigung deutlich zu machen oder die Ruhe der Toten vor bösen Mächten zu schützen.
Insofern sind die Befunde zur Wehrhaftigkeit nicht aussagekräftig genug, denn das kleine Ecktürmchen lässt im heutigen Zustand keine Schießscharten o.ä. erkennen und die nicht unbeträchtliche Höhe der Mauer im Bereich seitlich des Zugangstors hat sich möglicherweise durch das abschüssige Gelände ergeben.
Eine Brustwehr mit Zinnen o.ä., wie sie im höherliegenden, dünneren Mauerwerk innerhalb des nördlichen Gebäudes erwartet werden könnte, ließ sich innerhalb der Mauerstruktur nicht nachweisen.
******* Nachtrag 2012 *******
Nach den Ergebnissen der Untersuchung 2009 war zu vermuten, dass beim nördlichen der beiden Gebäude, das von außen an die Kirchhofmauer stieß, das Mauerwerk der westlichen Giebelseite bis auf eine Höhe knapp unterhalb des Kehlgebälks des 1. Dachgeschosses von einem älteren Gebäude stammt, zusammengesetzt aus stärkerem Mauerwerk unten und schwächerem Mauerwerk oben, zusammen mit einem abschließenden Mauerholz. Ob eine Zäsur zwischen beiden Mauerwerken bestand oder ob sie gleichzeitig entstanden sind, konnte damals nicht gesichert festgestellt werden. Da das schwächere Mauerwerk auf der Ostseite bündig verlief und auf der Westseite einen starken Rücksprung bildete, dürfte es auf ein Gebäude zurückgehen, das einstmals nicht außer-, sondern innerhalb des Kirchhofs stand. Jenes schwächere Mauerwerk wurde jedoch beim jüngsten Abriss bereits abgeräumt, sodass nur das stärkere Mauerwerk noch Gegenstand der Diskussion war.
Im Anschluss an die Besprechung wurde die Mauer durch den Verfasser nochmals genauer in Augenschein genommen und Sondagen im lückenhaften außenseitigen Wandputz angelegt, um zu überprüfen, ob vielleicht doch eine bisher nicht erkannte Zäsur innerhalb der Mauerstruktur auf Höhe der vormaligen Geschossdecke zu finden sei, wonach eine anfänglich niedrigere Mauer nachträglich erhöht worden wäre. Eine solche Zäsur konnte jedoch nicht festgestellt werden. Der optisch ins Auge tretende Unterschied zwischen unterem und oberem Teil durch unterschiedliche Färbung und Oberflächenerscheinung rührt allein von unterschiedlichen Nutzungen der Geschosse im anstoßenden Gebäude her.
In der nördlichen Flanke der Baugrube, die vom Abriss des südlichen der beiden Häuser verblieben ist, zeigte sich ein west-östlich verlaufender Mauerzug, der dem jüngst abgetragenen Gebäude nördlich vorgelagert war, also nicht von diesem herrührt. Er liegt leicht verschwenkt zum Baugrubenrand, steht dabei aber etwa in Rechtem Winkel zur östlichen Kirchhofmauer. Seine Oberkante liegt nur 15 cm unterhalb des bestehenden Niveaus und seine Unterkante in 90 cm Tiefe. Das Mauerstück trat dadurch deutlich in Erscheinung, weil sich durch die Baggerarbeiten das Erdreich etwas abgesenkt hat, das Mauerwerk aber als stabiler Block bestehen blieb, sodass an dessen Unterkante ein klaffender Spalt entstanden ist (Abb. 3). Aufgrund seiner glatt gemauerten und mit Mörtel abgezogenen Oberfläche könnte es einst aufgehendes Mauerwerk gewesen sein – was bedeuten würde, dass das Niveau in diesem Bereich erhöht wurde, sodass die Mauer einstmals eine noch größere Höhe besaß. Es ist anzunehmen, dass das Mauerwerk Teil jenes Gebäudes war, welches mutmaßlich innenseitig an der Kirchhofmauer gelegen hat. Wenn dem so war und vorausgesetzt der Zugang lag damals an derselben Stelle wie heute, hätte der Zugang zur Kirche durch das Gebäude hindurch geführt. Es könnten aber auch zwei Gebäude zu beiden Seiten des Zugangs gelegen haben, wovon das südliche dann durch das nun abgetragene Haus ersetzt worden wäre.
Die Baugrube des nördlichen der beiden jüngst abgetragenen Häuser wird auf Nord- und Ostseite durch dessen Kellermauern begrenzt. An der Nordseite ließ sich erkennen, dass der westliche Keller zuerst bestand und der östliche erst später hinzukam. Ob das abgerissene Haus zusammen mit dem älteren Kellerraum errichtet worden war und dann nachträglich weiter unterkellert wurde oder ob der ältere Keller von einem Vorgängerbau herrührt, ließ sich nicht mehr feststellen.
(1800 - 1899)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Kurzanalyse (2009)Nachuntersuchung zur bauhistorischen Kurzanalyse vom Oktober 2009 (2012)
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Freiflächen- bzw. Gartenelemente
- Mauer
Zu beiden Seiten des Spitzbogentors auf der Ostseite stehen zwei kleinere Wohnhäuser, jeweils zweigeschossig mit Satteldach und traufseitig zum Zugangsweg gerichtet. Sie haben beide eine Wohneinheit und eine kleine Landwirtschaft mit Stall und Tenne aufgenommen und können anhand konstruktiver Merkmale in den Zeitraum vom ausgehenden 17. bis ins beginnende 19. Jahrhunderts datiert werden.
Sie stehen heute leer, sind baufällig und deren Abbruch ist vorgesehen. Sie sind in unterschiedlicher Weise mit der Kirchhofmauer verbunden.
Zonierung:
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
- Verwendete Materialien
- Stein
Nördliches Gebäude:
Das nördliche der beiden Gebäude steht außerhalb des Kirchhofs. Die Kirchhofmauer bildet den unteren Teil seines rückwärtigen, westlichen Giebels, während zumindest im Obergeschoss die übrigen drei Außenwände aus Fachwerk gebildet sind und der Ostgiebel lediglich eine Bretterschalung auf offener Fachwerkunterkonstruktion trägt. Die Mauerkrone der Kirchhofmauer reicht gut erkennbar bis zur Höhe der Dachbasis, wo ein breiter Mauerversprung auf Seiten des Kirchhofs verläuft. Oberhalb davon verläuft weit weniger stark ausgebildetes Bruchsteinmauerwerk bis zur Kehlbalkenlage des liegenden Dachwerks, zum Inneren des Gebäudes mit dem Mauerwerk unterhalb in einer Flucht verlaufend und oben von einem Holzbalken abgeschlossen. Die Struktur des Mauerwerks ist kleinteiliger aufgebaut als im unteren Mauerwerk. Über die Höhe des Spitzbodens nimmt das Mauerwerk in seiner Stärke nochmals stark ab, ist diesmal aber zum Kirchhof hin bündig gesetzt und offenbar erst in jüngerer Zeit aus modernen Bausteinen errichtet worden.
Das aufgesetzte Mauerwerk im 1. Dachgeschoss ist mit seiner Höhenentwicklung und seiner geringen Stärke als Giebelwand anzusprechen, doch wäre sie für das bestehende Gebäude errichtet worden, hätte man sie sicherlich zum Kirchhof bündig oder zumindest mit geringerem Rücksprung aufgesetzt, um die Mauerkrone gar nicht erst aufwändig abdecken zu müssen und Bauschäden von vornherein zu vermeiden. Deshalb kann zumindest vermutet werden, dass sie zu einem Gebäude gehört hat, das innerhalb des Kirchhofs gestanden hat, wozu möglicherweise auch noch der abschließende Holzbalken gehört. Gesichert nachweisen ließ sich dies nicht, da die Putzbefunde nicht eindeutig sind, der Balken nicht zugänglich war und sich keinerlei vermauerte Fensteröffnungen o.ä. finden ließen, die entgegen der bestehenden Situation ausgerichtet hätten sein müssen. Auch das Dachwerk stößt mit einem offenen liegenden Bund in einer Weise an das Mauerwerk an, die ein höheres Alter des Mauerwerks vermuten lässt.
Südliches Gebäude:
Beim südlichen Gebäude tritt der Ostgiebel nur wenig vor die Außenflucht der östlichen Kirchhofmauer, wogegen die Südwand erheblich hinter die südliche Kirchhofmauer zurückspringt. Im Obergeschoss sind die Außenwände nach allen vier Seiten aus Fachwerk errichtet, im Erdgeschoss sind sie gemauert. Die südliche Kirchhofmauer knickt in der Flucht des westlichen Rückgiebels nach Norden um und setzt sich in gerader Flucht neben dem Tennentor im Erdgeschoss fort. Das Fachwerk des Obergeschosses ist in der Höhe der Innenfläche des Kirchhofs dem Mauerwerk aufgesetzt und wurde danach innenseitig etwa 30 cm hoch hintermauert. An der Nordwestecke des Gebäudes ist das Erdgeschossmauerwerk eindeutig verzahnt und unter der Nordwand fortgeführt. Die östliche Kirchhofmauer läuft stumpf gegen das Fachwerk der nördlichen Traufwand. Seine Verbindung zum Erdgeschossmauerwerk war nicht zu klären, da diese Stelle im Erdgeschoss durch den tiefer liegenden und massiv unterfangenen Treppenvorplatz völlig verdeckt ist und im Aufgehenden stark geschädigt ist (Sondage durch Teilausbruch eines Fachwerkgefachs, Entfernung von Sockelputz und Abnahme von Verkleidungen). Es ergab sich jedoch kein eindeutiger Befund, denn weder Ausbruch noch Abmauerung als Hinweis auf eine weitere Fortsetzung nach Süden, noch ein Eckverband für ein Abwinkeln in die Flucht der Traufwand ließen sich eindeutig erkennen. Der Gewölbekeller springt von besagten Mauerfluchten zurück, liegt aber ohnehin so tief, dass keine glatten Mauerflächen vorhanden gewesen sein dürften, die für dessen Bau hätten genutzt werden können.
Der zu beobachtende Mauerverlauf bildet einen weit einspringenden Eckbereich aus, der vom Gebäude fast vollständig eingenommen wird. Doch eigentlich sollte man hier eine Außenecke in Verlängerung von östlichem und südlichem Mauerverlauf oder eine konvexe Ausrundung erwarten dürfen. Es konnte nicht geklärt werden, ob der einspringende Eckbereich für den Bau des Hauses geschaffen worden ist oder ob damals eine bestehende Situation ausgenutzt wurde, denn die Stärke des Erdgeschossmauerwerks konnte an keiner Stelle festgestellt, dessen Anbindung an den östlichen Kirchhofmauerverlauf konnte nicht nachvollzogen werden und die Situation an der Ecke zum südlichen Mauerverlauf im stark sanierten Zustand war nicht gesichert zu bewerten (Unregelmäßigkeiten unmittelbar vor der Ecke könnten sowohl als unsorgfältig eingebundener Eckverband, wie auch als später angesetzte Ecke in Verbindung mit dem Bau des nach Norden abknickenden Mauerzugs interpretiert werden), ebenso wenig konnte nachgewiesen werden, ob die Mauer einst höher war und ggf. erst im Rahmen des Hausbaus abgetragen wurde. Andererseits konnten keine Hinweise für eine frühere Bebauung in der Form von Innenwandausbrüchen oder -abdrücken erkannt werden. Es ist aber zumindest geklärt, dass innerhalb der Grundfläche des Gebäudes keine weiteren aufgehenden Teile der Kirchhofmauer vorhanden sind, die bei einem Abbruch hätten verloren gehen können.