Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus

ID: 117259370717  /  Datum: 16.08.2012
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Kirchheimerstraße
Hausnummer: 20
Postleitzahl: 73235
Stadt-Teilort: Weilheim

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Esslingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8116070012
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Fachwerkhaus (73235 Weilheim an der Teck, Marktstraße 5)
Wohnhaus und Scheune, Scholderstraße 3 (73235 Weilheim an der Teck)

Bauphasen

1. Bauphase:
(1540 - 1541)
Errichtung des Hauptbaus? (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistoriche Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Bauernhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude steht in etwa in Nord-Süd-Richtung, traufständig und etwas zurückgesetzt gegenüber dem Straßenverlauf. Im Südosten schließt rechtwinklig ein kleiner Winkelbau an. Der Haupt- und Nebenbau bilden eine bauliche Einheit und wurden im Jahre 1541 (d) im Anschluss an ein bestehendes Nachbarhaus im Norden errichtet.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Deizoniger und zweischiffiger Grundriss im Hauptbau. Der Anbau ist stockwerksweise abgezimmert und weist auf jeder Etage nur einen Raum auf.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Innerhalb der südlichen Zone ist im Erdgeschoss (zur Straße orientiert) ein kleiner Stall zu vermuten. Danach schließt sich das Treppenhaus, wohl mit giebelseitigem Hauseingang, an. Diesem Erschließungsbereich war ein Lager im Unterstock des Anbaus angegliedert. Die mittige Zone nahm ursprünglich eine Tenne mit straßenseitiger Einfahrt ein. In der nördlichen Zone befand sich der Barn. Unterhalb der nördlichen Zone liegt ein langgestreckter Gewölbekeller. Er reicht über die rückwärtige Traufe des Hausbaus hinaus und ist durch einen quer verlaufenden Kellerhals erschlossen. Der Kellerhals wie auch die freie Lücke bis zum Winkelbau im Süden, waren ursprünglich durch ein abgeschlepptes Pultdach überbaut. Bis auf die Längspfetten des Hauptdaches sind die Hölzer beider Dachkonstruktionen aus Eichenholz. Die Hölzer sind nicht verrußt. Der Schwerpunkt der Rußschwärzung liegt in der Süd-Ost-Ecke des Hauptdaches. In diesem Bereich befindet sich auch die heutige Treppenerschließung. Mit hoher Sicherheit nimmt die Treppe das alte Treppenloch ein, da das vorhandene Dachgebälk keine ältere Auswechslung aufweist.
An den Hauptbau schließt sich im Südosten ein Winkelbau an. Er umfasst die Fläche eines Raumes. Dieser Anbau bildet mit dem Hauptbau eine konstruktive Einheit. Der Ostgiebel besitzt noch weitgehend das alte Fachwerkbild, während die Traufseite (hauptsächlich die Nordtraufe) durch jüngere Umbauten gestört sind. Die Erschließung des Anbaus ist über die gemeinsame Trennwand zu vermuten. In diesem Bereich liegt im Hauptbau die Treppe von unten. Auch hier muss, aufgrund fehlender Deckenöffnungen, die Beibehaltung des alten Treppenloches vermutet werden.
Bemerkenswert sind die Befunde an der Osttraufe. Auf die fehlenden Hinweise für eine Wandfüllung wurde bereits hingewiesen. In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass der Traufständer innerhalb der dritten Querachse eine Blattsasse für ein nach Osten abfallendes Fußband besitzt. Auf einen ursprünglichen Anbau an dieser Traufe deutet auch ein nach Osten ausgerichtetes Zapfloch hin. Im Erdgeschoss ist bis auf ein minimaler Restbesatnd (ostw. Anbau und einzelne Gerüstständer) keine originale Bausubstanz erhalten.
Von Bedeutung sind die Beobachtungen am Deckengebälk: Innerhalb der südlichen Zone ist ein quer zum First verlaufendes Eichengebälk verlegt. Es liegt auf der Höhe des ehemaligen Geschossriegels. In der mittigen Zone lag über dem Erdgeschoss ehemals ein Gebälk. Das erhaltene Gerüst zeigt keine Hinweise für ein Gebälkauflager bzw. für eine Gebälkunterstützung. Noch heute ist diese Zone größtenteils ohne Decken. Bei der vorhandenen Schlafkammer im OG handelt es sich um einen nachträglichen Einbau. Die Umfassungswände weisen keine Altsubstanz auf, die Ostwand liegt außerhalb der Mittellängsachse und der Bodenaufbau ist auf die Querachsen 2 und 3 aufgeständert. Auch innerhalb der nördlichen Zone ist z.T. kein Gebälk vorhanden. Dieser Teil ist größtenteils durch jüngere Umbauten verändert.
Bemerkenswert ist auch der Keller: Der Zugang liegt außerhalb des eigentlichen Hausgrundrisses. Ein gewölbter Kellerhals führt in einen langgestreckten und gewölbten Keller unter der nördlichen Zone. In diesem Zusammenhang sei an die oben erwähnten Befunde an der Nordtraufe erinnert. In Verbindung mit dem Kellerabgang ist daher anzunehmen, dass entlang der Nordtraufe ein Schleppdach den Kellerabgang überdachte und den Bewohnern einen trockenen Kellerzugang ermöglichte.
Bestand/Ausstattung:
Soweit erkennbar wurde für die Abzimmerung des Fachwerkhauses (bis auf einzelne Ausnahmen) nur Eichenhölzer verwendet. Die Abzimmerungstechnik des Hauptgebäudes ist für das ermittelte Baudatum eher rückständig. Dies trifft i.Pr. auch auf die verblattet Gefügeausbildung zu. Lediglich die Dachkonstruktion mit liegendem Stuhl und die stockwerksweise Abzimmerung des Winkelbaus entspricht der damals gängigen Holzbautechnik.
Ohne Zweifel spieglte sich hier durch die Beibehaltung älterer Konstruktionselemente wie auch durch die über das Gerüst ermittelte Grundriss- und Nutzungsstruktur das Wohnen und Wirtschaften einer Kleinbauernfamilie wider.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Flechtwerk
  • Decken
    • Balken-Bretter-Decke
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Dachform
    • Schleppdach
Konstruktion/Material:
Das tragende Gerüst bilden in den Giebelachsen stehende Stühle und in den beiden inneren Querachsen liegende Stuhlkonstruktionen. Die Aussteifungen dieser Gerüstbauweise erfolgt in den Querachsen über lange Scherbänder, die zumindest am Südgiebel bis zu den Eckständern des Unterbaus reichten. Innerhalb den inneren Querachsen wird die Winkelsicherung durch Kopfbänder zwischen Kehlbalken und liegendem Stuhlständer erreicht. In der Regel besitzen die einzelnen Sparrendreiecke zusätzlich zu den Kehlbalken noch Hahnbalken.
Die Längsaussteifung übernehmen Kopfbänder zwischen Stuhlpfetten und Giebelständer. Zwischen den beiden liegenden Stühlen ist unter der Dachschräge ein Andreaskreuz mit einem mittigen Riegel eingebaut. Die südliche Giebelscheibe ist zweifach verriegelt und mit Flechtwerk geschlossen. Die Sparren reichen über den Kehlbalken hinaus und enden mit Hinterblattung an einem zweiten Kehlbalken. Bis zu diesem Kehlbalken reichen auch die oben erwähnten Scherbänder. Im Zusammenhang mit dem Kehlbalken bilden sie einen sogenannten Walmbock, auf dem ehemals vier Walmsparren eines Krüppelwalms aufgenagelt waren. Der Krüppelwalm setzt im folgenden Lehrgespärre an. Hier befindet sich 40 cm unterhalb der Firstpfette ein zusätzlicher Hahnbalken zur Aufhängung der Walmsparren. Die zweite Binderquerachse von Süd war ebenfalls als geschlossene Wandscheibe ausgebildet. Im 1. Dachstock ist sie einfach verriegelt und mit Flechtwerk geschlossen. Im Spitzbogenbereich war ursprünglich ebenfalls eine Flechtwerkfüllung vorhanden. Ob das Spitzdreieck über dem Hahnbalken auch geschlossen war (mit Brettern?) ist ungewiss.
Im Rahmen der mittleren Längsachse ist zwischen den beiden südlichen Querachsen ein zweifach verriegelter Wandaufbau mit Flechtwerkfüllung vorhanden. Der obere Riegel dient gleichzeitig als Sturz für eine Türöffnung. Sturzholz und Türständer sind gefasst und besitzen einen Anschlag. Der Zugang führt in eine Dachkammer, die ehemals nur duch ein 59 cm breites Fenster am Giebel belichtet war. Diese Öffnung war durch einen Schiebeladen verschließbar. Der übrige Dachraum im Norden war offen, jedoch vom südlichen Dachbereich nicht zugänglich. Bemerkenswert ist die Lage der Bundseite am Nordgiebel: Sie ist nach Süden gerichtet. Dieser Befund lässt vermuten, dass das Dachwerk gegen einen bestehenden Bau aufgeschlagen wurde. Die in ganzer Länge erhaltenen Sparren belegen, dass hier ursprünglich ein Steilgiebel abgezimmert war. Die einzelnen Dachdreiecke sind von Süd nach Nord mit römischen Zahlen markiert. Dabei wurden jedoch die Bindergespärre ausgelassen. Diese sind eigenständig mit Strichkerben markiert. Die westlichen Hölzer besitzen einen kurzen Zusatzstrich, die ostwärtigen Hölzer sind mit zwei kurzen Zusatzstrichen markiert. Bemerkenswert sind die unterschiedlichen Schriftbreiten. So beträgt die lichte Weite im Osten ca 1,95 m während sie im Westen ca. 2,20 m misst. Im Osten schließt rechtwinklig zum Hauptdach das Dachwerk eines Winkelbaus an. Das tragende Gerüst bildet eine mittige Stuhlkonstruktion. Auf der aufgelegten Pfette lagern die Hahnbalken der insgesamt sechs Sparrenpaare. Das Stuhlgerüst ist kopfzonig und in Firstrichtung ausgesteift. Der ostwärtige Giebel ist einfach verriegelt und mit Flechtwerkfüllung geschlossen. Eine kleine Fensteröffnung belichtet den Dachraum. Dieser Dachraum ist vom Hauptdach durch eine einfach verriegelte Flechtwerkwand mit Türöffnung abgetrennt.

Bemerkungen zum Obergeschoss: Das tragende Holzgerüst begrenzt ursprünglich einen dreizonigen und zweischiffigen Grundriss. Von den ehemals zwölf Eichenständern sind heute maximal noch achz Hölzer - und dies in der Regel nur in Resten - vorhanden. Soweit zu sehen, reichten die Ständer vom Erdgeschoss bis unters Dach. Das Gerüst ist durch verblattete Gefügehölzer ausgesteift. Durch den straken Substanzverlust ist die Art der Gefügeausbildung nur noch lückenhaft nachvollziehbar. In den Giebelscheiben wurde wohl eine geschossübergreifende Ausführung gewählt, während anasonsten hauptsächlich die kopfzonige Anordnung erkannt wurde. Für den gesamten Hauptbau konnt nur noch an einer Stelle der alte Wandaufbau nachgewiesen werden. Es handelt sich um ein Stück der ehemaligen Trennwand zwischen Haupt- und Anbau. Dieses Wandstück ist einfach verriegelt und mit Flechtwerk geschlossen. Durch die vorhandenen Nuten an den südlichen Ständern der Mittellängsachse sind für die Umfassungswände des Süd-West-Raumes verbohlte Wandaufbauten belegt. Diese Annahme wird verstärkt durch die erhaltene Bohle im Zuge der zweiten Querwand. Unterhalb des Dachbalkens ist hier eine sogenannte "Basisbohle" verbaut. Im Abstand von ca. 27 cm besitzt sie an der Oberkante Aussparungen als Auflager für eine in Nord-Süd-Richtung verlaufende Bretter-Balken-Decke. Die Auflagerrücksprünge an der Bohle liegen alle auf einer Höhe, sodass eine gerade (nicht gewölbte) Decke anzunehmen ist. Entsprechend den Aussparungen waren die Balken konisch zugeschnitten.
Für die restlichen Wandfüllungen liegen nur spärliche Befunde vor: So war die ostwärtige Wandhälfte der zweiten Querachse einfach verriegelt und mit einer Flechtwerkfüllung geschlossen. Für den nördlichen Bereich der ostwärtigen Traufwand konnte weder eine Verriegelung noch ein ehemaliger Flechtwerkaufbau nachgewiesen werden. Dies trifft auch auf den nördlichen Bereich der mittigen Längsachse zu. Die beiden Giebelscheiben wie auch die westliche Straßentrauf sind umfassend erneuert.

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